Wald

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Ohne Freunde wäre das Leben nicht so schwer. Man müsste niemanden beschützen. Man müsste niemandem glauben. Man könnte sich ganz auf sich konzentrieren. Aber sind nicht gerade Freunde das was das Leben Lebens wert macht?

Grün, die Farbe der Hoffnung. Hatte ich nicht vor kurzem noch Hoffnung empfunden? Grün, ein Wald ohne Grenzen. Bäume so weit das Auge reicht. Als kleines Kind hatte ich immer im Wald gespielt. Damals kam mir die Welt noch vollkommen vor. Ohne Gefahr ohne Angst ... Doch jetzt war nichts mehr so wie damals. Ich sass ganz alleine in einem Wald. Hatte meine besten Freunde verloren. Und trotzdem fühlte ich immer noch dieses kranke Gefühl nicht alleine zu sein. War es nur Paranoia? Ein knacken lies mich auf blicken. Er war wieder da. Nur wieso? "Was machst du noch hier?", seine Stimme klang wie Stacheldraht. Ich konnte es nicht glauben. Er wollte doch das ich Brian nicht mehr Helfe. Er war verschwunden. Wenn es nach mir ginge hätte er mich in diesem dunklen Loch umbringen können. Aber was zählt schon mein Wille? "Wieso bist du noch hier?", fragte er erneut. Ich gab ihm keine Antwort. Alles was ich wollte war sterben. Wieso sollte ich auch Leben. Alles was ich geliebt hatte war weg. Nicht das es mich in dem Moment noch gross gestört hätte ... Ich hatte mit meinem Leben abgeschlossen. der Tod kann also kommen. "Bring mich um!", ich spuckte ihm die Worte förmlich entgegen. "Sag das nie wieder!", donnerte er los. Hatte ich da einen Nerv getroffen? War ich ihm noch wichtig? "Ich will aber nicht mehr Leben ...", schluchzte ich. "Mea dulcis ...", flüsterte er, "wie soll ich dich töten?" Warum nannte er mich immer noch so? Er blickte auf mich herab. Zögernd versuchte ich etwas unter der dunklen Kapuze zu erkennen. Vergebens. Was war es das mich auf stehen liess? Wieso stand ich vor ihm ohne vor Angst zu grippieren? "Zeig mir dein Gesicht ... ein letztes mal bevor ... bevor du mich endlich tötest", ich wollte entschlossen klingen. Aber tat ich das? Ich griff ihm an die Kapuze. Er liess es bis dahin geschehen. Doch als ich begann sie hochzuheben, zuckte er weg als hätte er sich verbrannt. Alles was man unter dem Umhang erkennen konnte war seine Silhouette. "Das willst du nicht", raunte er.  "Bitte. Das letzte was ich sehen will, ist ein Gesicht eines Freundes ... Bitte", flüsterte ich. Er zuckte  mit den Schultern: "Ich meinte nicht das mit das willst du nicht ... ich meinte damit du willst nicht das ICH dich töte. Genauso wenig wie ich will, dass ich dich Umbringe!" Ich erschrak, auf so etwas war ich nicht gefasst gewesen. "Doch das will ich, ich will nicht mehr leben", meine Stimme zitterte leicht. "Wie du willst ... ich hatte dich gewarnt", gab er nach. Er hatte nach gegeben. Ich würde diese verdammte Welt nicht mehr lange ertragen müssen. Ich konnte mich auf Frieden einstellen. Hoffnung flammte in mir auf. Endlich nach all den Qualen, war die Zeit für mich gekommen.  Er trat nah an mich heran und nahm mich in den Arm. Immer noch roch er nach dem Mann den ich früher so gemocht hatte. "Schliess die Augen. Ich werde es so schmerzlos wie möglich machen. Schlaf schön Mea dulcis", flüsterte er mir ins Ohr. Eine Sekunde später nahm ich nichts mehr war. Ich war tot ... Er stand da und schob sich die Kapuze nach hinten und flüsterte: "Schlaf schön meine Süsse."

Ein Leben kann kurz sein. Doch die Länge ist nicht wichtig. Sie ist nicht wichtig um Glücklich zu sein. Ganz und gar nicht die Länge eines Lebens ist vollkommen egal. Wichtig ist nur es in vollen Zügen aus zu kosten.

Des Rächers letztes OpferWo Geschichten leben. Entdecke jetzt