Hinterhalt

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Die Zeit, die verging, war nicht genug. Noch immer fühlte ich den Schmerz, den du in mir hervorgerufen hast. Dafür, dass du mich so im Stich gelassen hast, werde ich dich bezahlen lassen ...

Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinab, als er den Wagen anhielt. Waren wir da? Wenn ja wo? Die Dunkelheit war immer noch da und schien alles verschluckt zu haben. Knarzend öffnete er die Autotür, stieg aus und blickte mich auffordernd an. Ich öffnete ohne grossen Kraftaufwand die Tür, die zuvor so eisern verschlossen war. Zögernd stieg ich aus. Das Auto wurde sofort von der Finsternis eingenommen. Alleine im Dunkel stand ich da, sah nichts und hörte nur den keuchenden Atem meiner selbst. Ein seltsamer Geruch stieg in meine Nase. Es roch nach verfaultem Fleisch. "Kommst du?", fragte mich mein angeblicher bester Freund. Ein Punkt leuchtet auf. Zuerst ganz klein, dann immer grösser und heller. Das Licht beleuchtet einen schmalen Weg, er stand bereits einige Schritte von mir entfernt darauf und ich stand da und starrte neben mich. Da wo zuvor noch der Wagen gestanden hatte, war jetzt ein leerer Fleck. Unsicher machte ich einen Schritt in seine Richtung. Er sah mich freundlich an und lächelte mir aufmunternd zu. Doch ich blieb stehen und hörte auf meine innere Stimme die mir riet sofort umzukehren, solange ich noch konnte. Er, dessen Augen grün wie das Gras Irlands waren, würde nicht kommen, um mich zu retten. Nur ich alleine konnte mich noch hier raus bringen. Raus aus einem Schlamassel, von dem ich keine Ahnung hatte, was es für eines war. "Hey komm schon ich bin es doch Brian ...", flüsterte der Mann mir zu. Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Brian, die Bestien, der Rächer, mein Bewusstsein wurde überschüttet von Erinnerungen. Meine Nackenhaare stellten sich auf, das Adrenalin brauste in mir auf und ich versuchte mich auf dessen Unterdrückung bereit zu machen. Jetzt gab alles einen Sinn.

Gemächlich lief ich auf Brian zu, blieb kurz vor ihm stehen und bückte mich. Von unten sah ich lächelnd zu ihm Hoch und flüsterte: "Danke, dass du für mich da warst." Während ich das sagte, griff ich in meinen Stiefel und zog einen Dolch daraus hervor. Blitzartig hatte ich mich erhoben und ihm den Dolch in den Magen gestossen. Er sah mir überrascht und Hilfe suchend in die Augen. Ja, ich wusste wieder, wer ich war und zu was ich imstande war zu tun. Mit einem Ruck zog ich das Messer aus seinem Bauch und hob es an seine Kehle. Mir war klar, dass dies keine lebensbedrohliche Verletzung für ihn war. "Du hast einen Fehler begangen", knurrte ich, "dein Name, Brian, hat mich zurückgeholt. Ich weiss, dass du früher mal einer meiner besten Freunde warst, aber nach dem sie dich gewandelt hatte, ist alles von dir in einem Abgrund verschwunden und du wurdest zu einem ihrer Lakaien. Ohne Herz, ohne freies Denken nur zum Gehorchen geschaffen. Der einzige Weg dich zu retten, ist dich zu töten." Sachte hob ich eine Hand an seine Wange. Er stand die ganze Zeit einfach nur da und hielt sich eine Hand auf die Einstichstelle. "Es ist zu spät ...", raunte er.

Das Licht breitet sich plötzlich weiter aus und die Finsternis gab den Blick auf eine Arme der Bestien frei. An ihrer Spitze stand sie, deren Schuld es war, dass seine Familie ausgelöscht wurde, sie an die mein Vater mich verraten hatte. Meine Hand, die den Dolch an Brians Hals umklammerte, zuckte unvernehmlich. Er fing an zu zittern und brach unter einem Schlag meiner freien Hand zusammen.

Alles, was passiert hat einen Grund und für alles, was passiert, sind wir selbst verantwortlich. Ob Himmel oder Hölle wir haben die Wahl. Wir haben immer eine Wahl, wir müssen nur die Richtige treffen.

Des Rächers letztes OpferWo Geschichten leben. Entdecke jetzt