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Tag 16 v.N.

Schluchzend umklammerte ich meine Knie. Ich wollte nicht mehr. Ich wollte einfach nicht mehr. Seit wann war ich hier überhaupt schon drin?

Ich fragte mich, ob sie geplant hatte, mich hier drinnen zu foltern, aber ich bezweifelte es eher.

Schließlich hatten sie ja nicht wissen können, dass ich so ausrasten würde.

Ich war es einfach nicht gewohnt, alleine zu sein. Ich war nie wirklich alleine gewesen.

Ja.

Und Kane konnte mich tot vermutlich auch nicht gebrauchen.

Das gab mir die Kraft, die ich brauchte, um weiterhin zu essen, mich zu duschen. Um alles zu tun, was notwendig war, um weiterzukämpfen.

Wie jeden Morgen wischte ich mir also die Tränen aus dem Gesicht, setzte mich auf und kleidete mich an.

Ich hatte einen Tagesrhythmus gefunden, mit dem ich zurechtkam.

Erst aufstehen, dann anziehen. Als nächstes würde ich frühstücken.

Geduldig wartete ich darauf, dass das Essen unter der Tür durchgeschoben wurde.

Aber stattdessen hörte ich nur einen dumpfen Laut, dann ... am Schloss der Tür wurde gekratzt und sie schwang auf.

Mit einigem Erstaunen sah ich hoch.

Ich hatte mich auf den Boden gesetzt, um besser lauschen zu können.

Die Person an der Tür kannte ich nicht.

Aber es war auf jeden Fall keine Wache.

„Bist du Lyon?"

Langsam nickte ich.

Daraufhin wurde ich am Arm gepackt und aus dem Zimmer gezogen.

Während wir durch das Schloss huschten und schließlich durch einen Ausgang entkamen, kam mir die Situation wie ein Traum vor.

Es erschien mir einfach nicht die Wirklichkeit zu sein.

"Lyon!" Eine bekannte Stimme ließ mich zusammenzucken.

Kai stand vor mir und sah mich besorgt an.

Ich sagte nichts. Starrte ihn nur an.

Der Junge, den ich bekannt hatte, war fort. Kai sah jetzt viel erwachsener aus. Der Ausdruck in seinen Augen war anders.

Ich wollte seinen Namen sagen, aber es kam dann doch nur ein Husten heraus.

Zu lange Zeit hatte ich nichts mehr gesagt.

"Wir sollten uns beeilen", sagte der Typ, der mich befreit hatte, mit scharfer Stimme.

"Gut, ja." Kai nickte, ließ mich aber nichts aus den Augen.

Die nächsten Stunden zogen an mir vorbei. Ich bemerkte nicht wirklich, wenn jemand mit mir redete.

Ich wusste nur, dass ich mich von Kane entfernte.

Und dass das falsch war.

Immer wieder sagte Kai meinen Namen.

Ich konnte nicht antworten.

Und dann als wir anscheinend unser Ziel erreicht hatten, für das wir irgendwann wohl in ein Auto eingestiegen waren, woran ich mich mich nicht mehr erinnern konnte, entdeckte ich Thor.

Er lehnte an der Tür eines baufälligen Gebäudes und sah absolut schrecklich aus.

"Lyon!" Kai rief meinen Namen wieder. Diesesmal überrascht.

Ich hatte die Tür des Autos aufgerissen und rannte auf Thor zu.

Sobald ich ihn erreicht hatte, umschlossen mich seine Arme. "Lyon, hey."

Und dann brachen alle Dämme. Ich begann hemmungslos zu weinen.

~

Thor hielt mich im Arm, während Kai mir erzählte, dass Kane und Thor ihm geholfen hatte, aus den Fängen des Lights zu fliehen, der sich seiner angenommen hatte.

Er erzählte mir, wie sie ihn zum Widerstand gebracht hatten, dem er sich angeschlossen hatte.

Thor erzählte mir, wie sie ihn und Kane erwischt hatten, als sie zu mir zurückkehren wollten und wie viele Sorgen Kane sich um mich gemacht hatte.

Ich nickte nur. Noch immer hatte ich kein Wort gesagt.

"Kai", sagte Thor irgendwann, "ich glaube, Lyon braucht dringend eine Pause."

Der Junge hatte genickt.

Kaum beim Zimmer angekommen, wollte Thor mich alleine lassen.

"Warte." Meine Stimme klang so rau, dass ich sie kaum wiedererkannte.

Thor drehte sich mit einem fragenden Ausdruck im Gesicht wieder zu mir herum.

"Warum habt ihr nicht Kane geholt?"

Ein seltsamer Ausdruck huschte über Thors Gesicht. "Er wollte es so."

"Wer?" Verständnislos schüttelte ich den Kopf.

"Kane."

~

Nach einer halben Ewigkeit kommt hier auch mal wieder ein Kapitel.

So langsam neigt sich diese Geschichte dem Ende zu.

Zu Anfang dachte ich, alles was ich geplant hatte, würde einfach zu schreiben sein, aber das Problem ist, ich saß vor diesem Kapitel und dachte mir nur, was ich hier für einen Schrott produziert habe und warum ich es mir selbst immer so schwer machen muss. Ich habe Lyons Charaktar irgendwie in meinem Kopf immer noch nicht ganz auf die Reihe bekommen und alles eher nach Gefühl geschrieben. Und ich bin es einfach nicht gewohnt, so ernst zu schreiben.

Meiner Meinung nach ist das Kapitel nicht sehr gut, aber das hier ist jetzt das Endprodukt von dem Besten, was ich auf die Reihe bekommen habe.

Also dann, danke fürs Lesen.

Dark and LightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt