Kapitel 15

337 10 1
                                    

"Also.", setzt Henri an.

Lauren, Henri und ich sitzen in meinem Wohnzimmer, das gleichzeitig Flur und Küche ist. Ich sitze zusammen mit Lauren auf der Couch. Henri sitzt auf einem Stuhl uns gegenüber, den Couchtisch auf dem unser Kaffee steht zwischen uns.

"Ich weiß nicht, ob Lauren dabei sein sollte.", sagt er nun. Ich bin heilfroh, dass wir uns endlich normal unterhalten können. Es ist 12 Uhr mittags und Henri hat bis gerade eben seinen Rausch ausgeschlafen. Ich greife nach meiner Tasse.

"Egal, was du zu erzählen hast, ich würde es ihr ohnehin sofort erzählen.", antworte ich.

"Ok", sagt er. Ich setze meine Tasse ab, er greift nach seiner. "Ich hab Matthew gesehen."

"Was suchst du denn auf dem Land?", fragt Lauren mit hochgezogenen Augenbrauen.

"Wie bitte?", fragt Henri mit gerümpfter Nase. "Ich hab ihn in Oxford gesehen."

Lauren und ich schauen uns unverzüglich an. Sie denkt genau das selbe wie ich. Oxford ist ganz sicherlich nicht Land Was hat Matthew dort zu suchen?

"Was? Das schockt euch schon?", fragt Henri verwirrt.

Ich bin erst einmal sprachlos. Ein Glück gilt das nicht für Lauren.

"Kommt denn noch mehr?", fragt sie aufgeregt.

"Ich hab ihn mit einer anderen gesehen.", sagt Henri leise.

Das ist natürlich um einiges schockierender. Im Augenwinkel sehe ich, wie Lauren mich anstarrt. Ich schlucke.

"Aurora.", setzt Henri an.

Lauren streckt ihren Arm nach mir aus. Ich weiche aus und bahne mir meine Weg in mein Schlafzimmer.

"Lass sie.", höre ich Lauren hinter mir flüstern. Vermutlich richtet sich das an Henri. Im Zimmer angekommen schließe ich die Tür. Ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis ich die Tür schließlich wieder öffne, aber ich finde Henri schlafend auf meiner Couch und Lauren am Esstisch,über ihre Hausarbeit gebeugt.

"Hey.", sagt Lauren

"Hey.", antworte ich. Dabei schiebe ich einen Stuhl vom Tisch weg und lasse mich darauf fallen.

"Er kam mir ohnehin vor wie ein Arschloch!", sagt Lauren mit ernstem Blick.

"Nicht wahr?", sage ich halbherzig während ich eine Serviette in kleine Stücke reiße.

"Und was machst du jetzt?", fragt Lauren mich leise.

"Ihm seine Sachen schicken und seine Nummer löschen?", antworte ich fragend.

"Wir sollten sie wegschmeißen - mindestens.", sagt Lauren.

Dann ertönt die Klingel. Lauren erklärt mir, dass Nicolas nach den beiden gesucht habe. Da sie mich nicht alleine lassen wollten hat Lauren ihn eingeladen. Ich öffne ihm die Tür.

"Hi.", begrüße ich ihn.

"Hi Aurora.", begrüßt er mich. "Was?! Schläft der immer noch?", fragt Nicolas verdutzt und bahnt sich seinen Weg Richtung Couch, wo er sich auf Henri wirft. Henri wiederum wacht stöhnend auf.

"Was soll das! Ich hab geschlafen.", raunt Henri.

"Ja, das hab ich ja gesehen.",antwortet Nicolas und klatscht Henri auf den Hinterkopf. Ich werde Jungs nie verstehen, denke ich. Jene, die ich mag genau so wenig wie jene, die mir egal sind - das macht keinen Unterschied.

"Will jemand einen Tee?", frage ich in die Runde.

"Kaffee.", sagt Henri.

Nicolas der mittlerweile aufgestanden ist  und zu Lauren rüber läuft nickt zustimmend.

"Hallo Prinzessin.", begrüßt er Lauren mit einem Kuss. Ich laufe in die Küche. Hinter mir taucht Henri plötzlich auf.

"In welchen Fluss schmeißen wir Matthews Sachen?", fragt er leise.

"Ich werde sie ihm nach Hause schicken.", antworte ich.

"Das ist lieb von dir.", antwortet er. "Hat er nicht verdient, aber es ist deine Entscheidung."

Ich nicke.

Ehe ich mich versehe finde ich Henri und mich in einem fast freundschaftlichen Verhältnis. Wir sitzen alle zusammen bei mir im Wohnzimmer und diskutieren, wo wir essen gehen. Dabei ist es zwischen mir und Henri entspannt. Keine Sticheleien, keine dummen Kommentare. Wir sind sogar recht lieb zueinander.

"Also ich bin ja für Pizza.", sage ich.

"Ich doch auch!", antwortet Henri mit ausgestrecktem Arm. "Lauren will ja nicht."

"Ich ess jetzt doch keine fettige Pizza.", sagt Lauren mit gerümpfter Nase.

Ich muss lachen. Vor einem Jahr hätte man mich mit Pizza jagen können aber jetzt wäre das genau das richtige. Vor einer Stunde habe ich Matthews Nummer gelöscht. Davor habe ich ihn angerufen und ihm ruhig erklärt, dass ich es mitbekommen habe. Daraufhin hat er sich natürlich sofort mit mir getroffen. Erst wollte er lügen, aber als ich ihm mehrmals erklärte, dass er es sich sparen kann gab er es schließlich zu. Ich verabschiedete mich von ihm und kam wieder zurück. Und wie ich jetzt gerne eine Pizza essen würde!Nicolas schaffte es Lauren zu überzeugen wodurch wir uns endlich entscheiden konnten. Auf dem Weg zum Italiener um die Ecke laufen Nicolas und Lauren ein Stück vor Henri und mir. Eine ganze Weile laufen wir still nebeneinander bis Henri das Wort ergreift.

"Ich weiß, wie sehr das weh tut.", sagt er.

"Was genau meinst du?", frage ich ihn.

"Wenn man für die Person, die man will nur eine Option ist.", dabei schaut er mich scharf an. Soviel zum Frieden zwischen uns beiden. Sofort überlege ich, was es mit diesem Satz auf sich hat.

AURORAWhere stories live. Discover now