Kapitel 8

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Einen Moment scheint mir die Zeit still zu stehen. Ich schaue Henri an. Würde er nicht blinzeln würde ich denken, die Zeit steht tatsächlich still. Mal wieder bin ich wie in einem Moment gefangen. Was soll ich jetzt machen? Alles auf mich zukommen lassen? Selbst etwas tun? Passiert jetzt überhaupt etwas, wenn ich nichts tue?

"Du scheinst Cindy wirklich zu mögen.", rutscht es mir schließlich raus.

Henris Gesicht rutscht von einer Emotion zur nächsten, bis Verwirrung sich festsetzt.

"Was?", fragt er verdutzt.

Das frage ich mich tatsächlich auch. Das werde ich wohl kaum von mir gegeben haben. Im Kopf gehe ich meine Optionen durch. So tun, als hätte ich mich versprochen? Behaupten, dass Cindy eine bekannte Bekleidungsmarke ist, von der ich meinte, dass er sie wirklich mag? Da mir all das sehr unrealistisch scheint muss ich mich wohl oder übel damit abfinden, dass ich mit der Situation, so wie sie ist klar kommen muss. 

"Ich verstehe überhaupt nicht, wie ihr zwei euch überhaupt kennen gelernt habt.", sage ich.

"Deine Nachbarin Cindy?", fragt er.

"Genau.", antworte ich. Dabei klinge ich erstaunlich cool für mich.

"Sie hat mich angesprochen.", antwortet er.

"War ja klar.", sage ich.

"Was meinst du damit?", fragt Henri.

"Nur so.", antworte ich.

"Das klang nicht wirklich nach nur so. Und die Tatsache, dass du sie jetzt erwähnst klingt auch nicht nach nur so.", sagt er. Wie recht er doch hat. Aber ihm eingestehen, dass er recht hat? So weit wollen wir dann doch nicht gehen.

"Wie gesagt.", antworte ich.

"Nur so.", sagt er.

Dann sitzen wir eine Weile da. Zum Meer gerichtet nebeneinander. Wir sagen kein Wort mehr. Bis es uns beiden zu kalt wird. Ich schaue zu Henri und er reagiert direkt.

"Sollen wir wieder los?", fragt er mich.

"Ja, bitte.", sage ich.

Im Auto reden wir kein Wort, dafür hören wir Musik. Die gesamte Fahrt durch die dunkle Küstenstraße entlang. Wir bringen das Auto nicht zurück zu Lauren, sondern parken es vor dem Ferienhaus. Im Haus angekommen schleichen wir uns beide hoch. Oben im Flur verabschieden wir uns beide für die Nacht.


Am nächsten Morgen weckt Rose uns. Beziehungsweise - sie versucht es. Roxy und ich weigern uns aufzustehen. Naja, also ich denke es mir und Roxy sagt es. Aber Rose möchte unbedingt, dass wir jetzt aufstehen, also fehlt uns plötzlich die Decke. Ich gebe mich als erste geschlagen und laufe ins Bad. Ich putze meine Zähne, bürste meine Haare und ziehe mir einen Morgenmantel an. Dann laufe ich runter in die Küche. Das erste, was ich sehe ist Olivia. Sie sitzt auf einem Hocker am Tresen und liest die neuste Vogue. Das weiß ich, da ich seit zwei Jahren jede Vogue gekauft habe. 

"Guten Morgen Aurora.", grüßt sie mich.

"Guten Morgen.", antworte ich etwas schüchtern. 

Dann widme ich mich ganz der Kaffeemaschine, auf die ich zusteuere. Hinter mir ertönt Maxwell.

"Guten Morgen Menschheit!", brüllt er.

"Guten Morgen.", antwortet Olivia leicht verwirrt.

"Morgen Max.", antworte ich.

Auf Maxwell folgt Roxy und direkt nach ihr Rose. Wahrscheinlich musste Rose Roxy regelrecht aus dem Zimmer scheuchen. Alle begrüßen sich und Maxwell fragt nach seiner Mum. Lizzy sitzt bereits draußen am Pool und die Mums haben schon gefrühstückt. Umso besser denke ich mir. Ich hasse es, beim Essen beobachtet zu werden. Ich stehe mit meinem Kaffee an die Küche gelehnt, als Henri rein kommt. Er trägt die Jogginghose, mit den abgeschnittenen Beinen. Seine Haare sind zerzaust und die Kette hängt ohne Shirt, dass sie verdeckt natürlich nicht an seinem Hals. 

AURORAWhere stories live. Discover now