Kapitel 12

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"Hör auf es ein Date zu nennen!", schreie ich meinem Handy über die Küchenzeile hinweg zu. Ich bin gerade dabei mir etwas zu kochen. Dabei unterhalte ich mich über Facetime mit Roxy. 

"Das ist aber ein Date.", gibt sie zurück.

"Gut. Dann ist es halt eins.", raune ich. 

"Aber nun zu den wichtigen Details.", setzt Roxy an.

"Und zwar?", frage ich über die Schulter.

"Was ziehst du an?", ich weiß nicht, wie ihr Gesicht aussieht während sie das sagt, aber in meinem Kopf bildet sich ein Bild von einem ernsten-Roxy-Gesicht mit zusammengekniffenen Augen. Ich muss lachen.

"Muss ich denn etwas besonderes anziehen?", frage ich.

"Klar doch, so wie du ihn mir beschrieben hast würde ich mir Mühe geben!", sagt Roxy.

"Ich bin hier zum studieren Roxy.", setze ich an. Ich sehe im inneren schon, wie Roxy die Augen verdreht. "Das letzte, was ich brauchen kann ist ein Freund.", beende ich den Satz. Und konzentriere mich voll und ganz auf das schälen der Karotte, als mein Telefon ertönt.

"Da ruft dich wohl jemand an. Vielleicht ist das ja Jud, der dich fragen will was er zu euren Date anziehen soll.", lacht Roxy.

Ich drehe mich zu meinem Handy und sehe, dass es nicht Jud der Anrufer ist (der ja auch echt keinen Grund gehabt hätte!). Nein, am anderen Ende der Leitung sitzt keine andere als Olivia. Ich muss schlucken.

"Roxy, Olivia ruft mich an! Ich gehe dran und rufe dich direkt danach wieder an.", ich höre gerade noch wie Roxy zu einem: "Was will die denn?", ansetzt ehe ich den Anruf annehme.

"Aurora, Darling!", ertönt Olivia.

"Olivia, wie schön von dir zu hören.", flunkere ich.

"Was habe ich da gehört? Du bist in London?", sagt sie.

"Ja, ich wollte euch eigentlich überraschen!", lüge ich munter weiter. Fakt ist, dass ich am liebsten meinen gesamten Studiengang absolvier hätte ohne ihnen über den Weg zu laufen. Zu mindestens die ersten Monate.  Dabei ist Olivia nicht das Problem. Es ist ihr Sohn. 

"Oh nein, da hat Henri dir wohl die Überraschung hinfällig gemacht. Er hat mir von eurem Treffen erzählt. Was ein Zufall, Darling!", im Stillen hoffe ich, dass Henri die Details ausgespart hat. Rose und Olivia ahnen nichts von Henri und meinen romantischen Gedanken und damit bleibt das Wissen über unsere momentane, nennen wir es mal, zwischenmenschliche Lage, überflüssig.

"Ja, wie schade aber auch!", antworte ich - lüge ich. Nennt es wie ihr wollt.

"Dann machen wir jetzt ein offizielles Treffen aus. Dir zu liebe mach ich aber auch ganz überrascht mein Engel!", in ihrer Stimme liegt so viel Freude, dass ich mir schon fast einbilde, dass das ganze nur halb so schlimm ist. Fast.

"Wunderbar.", raune ich.

"Thanksgiving steht schon einmal ein Stuhl am Tisch für unsere Aurora!", sagt Olivia.

Ach du! Das ist nächste Woche Donnerstag. 

"Ich freue mich schon!", das mit dem Flunkern klappt ja erstaunlich gut.


"Das ist jetzt nicht dein Ernst!", kreischt Roxy.

"Doch. Das ist mein voller Ernst. ich bin an Thanksgiving bei Henri. Vermutlich auch noch genau neben ihm am Tisch.", sage ich.

"Das klingt echt schlimm wenn man bedenkt, was für ein Arsch er war.", stellt sie fest.

"Genau mein Gedanke.", gebe ich zurück.

AURORAWhere stories live. Discover now