Kapitel 37

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   Während ich vorsichtig den Kakao schlürfe, sehe ich Rosa dabei zu, wie sie den Kühlschrank mit neuen Lebensmitteln füllt. "Und hast du Fynn und Leo wiedergetroffen?", frage ich und breche damit das unerträgliche Schweigen. Ich hoffe, dass sie die regnerischen Tage in London gut überstanden haben. Es ist schon drei Wochen her, dass ich sie zuletzt getroffen habe.

   Seitdem unangenehmen Gespräch heute morgen, gab es einige Schwierigkeiten, ein normales Gespräch mit Rosa zu beginnen. Sie nickt und sortiert die Mandelmilch in die Seitenfächer. Mir fällt einer der zwei schweren Steine vom Herzen. "Kann ich dir irgendwie helfen?", lautet meine nächste Frage, aber nun schüttelt sie mit dem Kopf. Sie ist auf gar keinen Fall sauer, das würde ich sonst bereits bemerkt haben -- Rosa wirkt in sich gekehrt und ungewöhnlich still. Ich will nicht, dass sie sich schlecht fühlt, weil ich sie mit Juleya verglichen habe. "Es tut mir leid. Du bist auf gar keinen Fall wie Juleya." Erschrocken schaut mich Rosa an. Das Funkeln in ihren Augen blitzt für einen Moment wieder auf -- Ich habe es vermisst. "Du könntest niemals so sein, wie sie." Ich verrühre mit dem Löffel den Kakao-Teppich wieder mit der Milch. "Aber ich bin trotzdem froh, dass du dich von ihr getrennt hast." Rosas Bewegungen erstarren, bevor wir beide in lautes Gelächter ausbrechen.

  "Ich bin davon überzeugt, dass ich es mit ihr nicht ausgehalten hätte.", schmunzelt sie und knüllt schließlich die leere Papiertüte in eine riesige Kugel, um sie mir an den Kopf zu werfen.
Aber bevor ich etwas zu ihr sagen kann, lauschen wir dem lauten Klingeln des Fahrstuhls.
Sofort wird uns bewusst, wer jeden Moment in das Apartment kommen würde.

  "Mr. Hamilton ist zurück!", sagt Rosa mit einer alarmierenden Stimme und starrt mit weiten Augen auf die dunkelrote Decke, die schützend auf meinen Schultern liegt. Augenblicklich springe ich vom Barhocker auf und eile in das Gästezimmer, um die Decke in meinem Schrank zu verstauen. Wo auch immer Rosa die Decke her hat -- ich hoffe Damien wird das Verschwinden der Decke nicht auffallen.

  Als ich in das Wohnzimmer zurückkomme, sitzt Damien auf dem Barhocker, wo ich vor wenigen Sekunden noch gesessen habe. An seinen Füßen steht der kleine Reisekoffer. Er trägt seinen grauen Anzug. Ich bin mir nicht sicher, wie ich mich fühlen soll. Einerseits freue ich mich, ihn wieder bei mir zu haben, aber wenn ich genauer darüber nachdenke, dann fällt mir wieder ein, dass wir nicht im Guten auseinandergegangen sind.  Mit unsicheren Schritten nähere ich mich der Bar. Rosas Augen erspähen mich und ihr unschlüssiger Blick macht mich noch unsicherer, als ich es sowieso schon bin. In ihren Gesichtszügen lese ich die Worte "Komm keinen Schritt näher", während ihre Augen mir mutig raten, es wenigstens zu versuchen. Also vertraue ich ihren ehrlichen Augen und suche in mir nach meinem Mut, der sich für eine kurze Zeit in der letzten Ecke verkrochen hat.

  In dem Moment, wo sich unsere Blicke treffen, lässt Damien den Brief in seiner Hand auf den Tresen fallen. Das ausdruckslose Starren richtet eine unsichtbare Wand zwischen uns auf. Die blauen Augen wandern zu meiner Schulter und ich folge ihnen mit einem verwirrten Stirnrunzeln. Mist!  Als wäre nichts gewesen und als hätte ich gar nicht gesehen, dass er den roten Fussel auf meiner Bluse bemerkt hat, streiche ich ihn von meiner Kleidung und greife nach meiner Tasse Kakao, die nun nur wenige Zentimeter von seinen Händen entfernt auf dem Tresen steht. Ich muss einfach etwas in der Hand haben, wenn ich vor ihm stehe, sonst wüsste ich nicht, was ich mit mir selbst anfangen sollte. "Und? Wie ist der Trip gewesen?", zwinge ich mich zu fragen und ich sehe ihn angespannt schlucken.

 "Gut.", antwortet er knapp und ich nicke.

  Bis zum letzten Schluck meines Bechers scheint es eine Ewigkeit zu dauern. Doch als der Zeitpunkt gekommen ist, ist Damien bereits im Flur verschwunden. Es ist also wirklich nicht alles gut zwischen uns. Das habe ich mir schon gedacht, auch wenn ich gehofft hatte, dass es nicht so kommen würde. Rosa steht am Waschbecken und traut sich nicht, sich zu mir umzudrehen, also geselle ich mich zu ihr und spüle die Tasse mit Kakaoresten unter dem Wasserhahn ab.

  "Gib ihm Zeit.", beruhigt sie mich, aber ich werde den Gedanken nicht los, dass er mehrere Tage Zeit hatte, um über das, was zwischen uns ist -- oder auch eben nicht ist -- nachzudenken. Ich werde den Gedanken nicht los, dass etwas anderes hinter seiner desinteressiereten Fassade steckt. Mit einem aufgezwungenen Lächeln, lasse ich Rosa an der Spüle zurück und mache mich auf den Weg in das Gästezimmer, bleibe jedoch am Tresen stehen.

  Der geöffnete Brief zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. "Ich glaube, der ist von Mr. Hamiltons Mutter. Sie ist so ziemlich die einzige Geschäftsfrau, die heutzutage noch über Breife kommuniziert." Rosa muss mein plötzliches Verharren aufgefallen sein. Ich schaue zu ihr auf, bevor sie mir sagt, dass ich lieber zweimal darüber nachdenken sollte, den Brief aus dem Umschlag zu holen. Eine Stimme in mir schreit, ob ich lebensmüde bin. Aber die Neugier siegt so gut wie immer im Kampf gegen den Verstand. Das ist definitiv etwas, an dem ich arbeiten muss -- Sobald ich diesen Brief gelesen habe. Ein kleiner Blick kann ja nicht schaden, schließlich werde ich sowieso nur wenige Worte entziffern können, wie zum Beispiel Damiens Namen, der auf dem Umschlag in einer sauberen, geschwungenen Schrift und schwarzer Tinte geschrieben steht. Birdie! Dort steht nicht Birdie als Adressat!  Aber ich überhöre die warnende Stimme in mir, obwohl ich weiß, dass sie am Ende des Tages Recht behalten wird.


 Das neue Kapitel ist da, yay!

  Ich werde versuchen, in den nächsten Tagen die Geschichte öfter zu aktualisieren! (Es sind gar nicht mal mehr so viele Kapitel übrig :o) Ich danke euch so sehr für eure Unterstützung! Das ist wirklich überragend :) Ich freue mich über jeden neuen Follower, also falls ihr Lust auf mehr habt, dann folgt mir einfach .xx

Außerdem gibt es bald eine wichtige Ansage auf dem Profil RedBlanketProject

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Danke,

Nikolina .xx

Million Dollars Between Us (Damien & Birdie - Trilogie #1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt