Million Dollars Between Us (Damien & Birdie - Trilogie #1)

Kapitel 7

"Sie können jetzt anfangen! Ich werde noch schnell etwas erledigen müssen!", ruft Hamilton einem Mann im blauen Overall zu, der sich seelenruhig an den Laster gelehnt hat, während der Rauch einer Zigarette aus seinem Mund tritt. Ich hätte wohl auch im Sekundentakt die Autohupe läuten lassen, wenn ich ein Auto, das Geld und einen Führerschein besitzen würde...

"Kann ich helfen?", frage ich und fühle mich wie das fünfte Rad am Wagen, während der Anzugträger Alfie, der meine Laterne fest in seiner Hand hält, über eine Schulter hebt und wir zu seinem Schlitten eilen. Schnell greife ich nach der Decke, die beinahe auf den Boden gefallen wäre, und lege sie über Alfies Beine sobald er auf dem Beifahrersitz der schwarzen Karre niedergelassen wurde. Hamilton möchte mir eine der  Autotüren aufhalten, aber ich hindere ihn daran. Ich werde wohl noch alleine einsteigen können. Außerdem müssen wir ins Krankenhaus, da bleibt keine Zeit für  höfliche Gesten.

"Wir fahren zum Royal Hospital, dort habe ich einen Freund, der wird sich sofort um sie kümmern." Ich sehe Alfie im Rückspiegel nicken und kann meine Augen nicht von ihm lassen, lausche dem Geknister meiner Laterne, während er nervös mit seinen Fingern spielt. Hamilton verzieht sein Gesicht und ich rieche unauffällig an meiner dünnen Jacke. Ich habe seit fast zwei Wochen nicht mehr geduscht.

"D-Die werden sich nicht um mich kümmern...ich habe keinen gültigen Ausweis... und versichert bin ich auch nicht."

  Es ist das erste Mal, dass ich in einem Auto sitze und ich bin ein wenig nervös, sodass Alfies Worte zwar durch meine Gedanken fliegen, ich sie aber im nächsten Moment wieder vergessen habe. Als der Motor anspringt, zucke ich erschrocken zusammen.

"Keine Sorge, ich werde mich darum kümmern. In circa 25 Minuten sind wir da", antwortet Hamilton mit einem Tunnelblick auf die Straße, der mich an die zahlreichen Momente erinnert, in denen er von seinem Büro aus auf mich herab sah. Es lässt sich nicht leugnen, dass Alfie und ich uns gerade in einer Situation befinden, die Menschen wie wir nicht oft, wenn auch gar nicht am eigenem Leibe miterleben dürfen. Ich wette, dass es auch Alfies erstes Mal ist. Das sehe ich an seinen Augen, die weitaufgerissen aus dem Fenster starren und versuchen, sich einen Überblick der verschwommenen Menschenmassen zu verschaffen.

  Ich schließe meine Augen und versuche die Probleme und Sorgen für einen Moment zu vergessen. Die angenehme Wärme, schickt mir eine Gänsehaut den Rücken herunter. Der Geruch von Männerduft und neuem Leder beruhigt mich aus einem unerklärlichen Grund, sodass ich mich sicher fühle. Ich bin aufgeregt, erleichtert,... glücklich. Ich hätte nie gedacht, dass eine Autofahrt diese eigenartige Mischung  in mir hervorrufen könnte. Das Kribbeln in meinem Bauch fühlt sich unglaublich an... Ich habe nie etwas Derartiges zuvor erlebt.

  Plötzlich klingelt es lautstark durch die Lautsprecher links und rechts von mir. Hamilton's Finger drückt auf einen aufleuchtenen Knopf und es ertönt ein leises Rauschen.

"Hamilton. Mit wem spreche ich?" Meine Mutter nannte diesen Gesichtsausdruck immer das "Pokerface der noblen Anzugträger" und ich muss verstohlen schmunzeln, denn meine Mutter kannte die Menschen einfach immer am besten. Dennoch wäre sie von Hamilton begeistert, wenn sie nur wüsste, was er gerade auf sich nimmt, um Alfie zu helfen. Aber sie wäre auch auf mich stolz, dass ich mich für unsere Familie eingesetzt habe und es den arroganten, noblen Anzugträgern mit dem Pokerface gezeigt habe.

  Sein ausdrucksloser Blick findet meinen im blitzblanken Rückspiegel des teuren Autos und plötzlich bilden sich, mit Verwirrung in den klaren, blauen Augen, Falten auf seiner Stirn. Scheiße. Er hat mich erwischt.

"Wir haben nun mit den Bauarbeiten begonnen! Wie viel Zeit geben sie uns?", spricht der Lautsprecher mit ihm und ich hoffe, dass dies seinen Verwunderung lindern würde und er seine Aufmerksamkeit wieder wichtigeren Dingen widmen würde...