Kapitel 14

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  Meine Träume jagen mich. Sie jagen mich bis zum Ende meiner dunklen Gedanken, denen ich mich in der Nacht heldenhaft versuche zu stellen. Ich wälze mich hin und her, als mir die stickige Luft unter der Bettdecke zu heiß wird. Noch nie war mir in einer Nacht zu heiß gewesen. Alle meine Probleme versammeln sich auf der Bühne meines Theaterstückes der Fantasie in meinem Kopf. Das ist nicht real!

  Mom ist tot!

  Das riesige Firmengebäude vor meiner Nase bröckelt. Ein Schauer an Marmorsteinen rieselt auf mich herab. Die Schrammen auf meinem Körper werden immer mehr. Aber ich kann mich nicht bewegen. Wie versteinert stehe ich einfach nur da, als das Gebäude mir immer näher kommt, und schließlich einen dunklen Schatten auf mich wirft. Meine Mutter versucht mich zu greifen, mit mir aus dem Chaos zu fliehen, aber es ist schon zu spät. Die Staubwolke versperrt mir die Sicht und nimmt mir die Luft zum Atmen.


  Ich schrecke aus meinem Traum, als ich höre, wie Glas in tausende von Scherben zerspringt. Das Licht aus dem Wohnzimmer scheint durch den Türspalt in mein Zimmer und obwohl ich hellwach bin, reibe ich mit den Handrücken über meine Augenlider. Wie kann Hamilton so spät noch wach sein?, frage ich mich und schaue auf die Uhr, die mir sagt, dass es kurz nach eins ist. Draußen ist es duster. Nur die Straßenlaternen und einige Dächer von Wolkenkratzern erhellen die Stadt.


  Als ich von der weichen Mattratze aufstehe, fällt mir das Satin-Nachthemd bis zu den Knien. Ich bin froh, dass Rosa mir eines mit langen Ärmeln geliehen hat, weil ich nicht möchte, dass man meine Arme sehen kann. Es genügt mir schon, dass von den Knien abwärts alles zu sehen ist.  Jedoch ist es mir viel zu groß.


  Während meine überraschenderweise kühlen Finger an meine kochend heiße Stirn fassen, nähere ich mich dem Licht des Wohnzimmers. Ich brauche unbedingt etwas zu trinken. Der leichte Geschmack von Kräutern liegt mir immer noch auf der Zunge, obwohl ich mir die Zähne geputzt und wahrscheinlich viel zu viel Zahnpasta benutzt habe.  Immerhin ist das "Teekränzchen" mit Hamilton ja auch bereits einige Stunden her. 


  Ich spähe ins Wohnzimmer, kann aber zuerst niemanden entdecken. Als ich dann den Raum betrete, sticht mir der große rote Fleck auf dem Fellteppich sofort ins Auge. Die Flüssigkeit erinnert mich an den Abend, an dem das Chaos an Böllern und kleinen, gefährlichen Funken mich umgeben hatte — an dem mich Hamilton zu sich genommen hat. Meine Nackenhaare sträuben sich bei diesem Anblick, gefolgt von meinen traumatisierenden Gedanken.  


  "So geht das nicht! Das kannst du nicht machen, Jack!", höre ich Hamiltons wütende Stimme aus der Richtung der Bar kommen. Mein Verstand sagt mir, dass ich wieder ins Bett gehen soll, aber mein Körper hat bereits andere Pläne. Vorsichtig spähe ich hinter einer der Säulen hervor und beobachte Hamilton, als er abermals den Namen mit aufbrausender Stimme in sein Handy brüllt. Seine freie Hand fährt wiederholend durch die nun nicht mehr perfekt sitzenden Haare und das weiße Hemd passt nicht zu seiner engen, schwarzen Boxershorts. Entweder ist er gerade, wie ich, aus dem Bett gekommen, oder er ist kurz davor gewesen, ins Bett zu gehen. Der Fleck auf dem Fellteppich müssen die Überreste des 1-Uhr-Weins und seiner Wut sein.

  Plötzlich ist es still. Ich hebe meinen Blick und schaue direkt in seine blauen Augen, die mich mit einem tief sitzendem Zorn durchlöchern.

  "Wollten Sie nicht schon längst schlafen?" Er klingt für meinen Geschmack zu angsteinflößend, und für seine Person zu leise. Irgendetwas stimmt hier nicht.

  "I-Ich wollte mir nur ein Glas Wasser holen.", entschuldige ich mich und trete nun ganz hinter der Säule hervor. "...aber ich wollte Sie nicht bei Ihrem Telefonat stören."

  Hamiltons Nicken lässt mich im Stillen aufatmen, bevor er das Handy auf den Tresen ablegt. Hoffentlich denkt er jetzt nicht, dass ich ihn die ganze Zeit nur beobachten würde.

  Mit unsicheren Schritten nähere ich mich dem Waschbecken. Ein Glas ist schnell gefunden, aber als ich den Wasserhahn aufdrehen möchte, hindert mich Hamiltons Hand daran.

  "Nein.", sagt er und öffnet den Kühlschrank gleich hinter ihm. "Hier, nehmen Sie das." Er reicht mir eine blaue Glasflasche, nachdem er sie für mich geöffnet hat.

  "Danke.", sage ich, aber frage mich, warum ich denn nicht das Leitungswasser trinken kann. Wenn ich kein Geld für eine Wasserflasche habe, dann bin ich bisher immer auf eine öffentliche Toilette gegangen und habe aus dem Waschbecken getrunken.

  Hamilton geht wieder zum Tresen und tippt auf dem Bildschirm seines Handys herum. Seine Daumen bewegen sich so schnell, dass ich ihnen kaum folgen kann. Zu gerne würde ich zu ihm gehen und nachlesen, was er dort gerade in dieses Gerät tippt. Ob es mit diesem Jack zusammenhängt?

  Ich trinke einen erfrischenden Schluck aus meinem Glas und stelle es zurück neben das Waschbecken. Dann gehe ich um die Bar herum, um die Scherben des zersprungenen Glases aufzuheben und muss dabei vorsichtig sein, dass ich mir meinen bloßen Füßen nicht in eine scharfe Scherbe trete.

  "Lassen Sie das liegen! Rosa wird sich morgen darum kümmern."

  "Wollen Sie das hier einfach so liegen lassen?" Ich runzle meine Stirn und will mich zu ihm umdrehen, drehe mich jedoch schnell wieder weg, als ich sehe, dass er sein Hemd ausgezogen und über seine nackte Schulter hängen hat. Ich versuche an etwas anderes zu denken, als daran, dass er gerade nur in Boxershorts hinter mir steht, aber die Hitze in meinen Wangen und das eigenartige Kribbeln, welches bis zu meinen Fingerspitzen reicht, werde ich trotzdem nicht los.

  "Ich bezahle Rosa ja nicht aus Spaß.", antwortet er mit einer Arroganz, die mir gewaltig gegen den Strich geht. "Obwohl ich es natürlich könnte." Da ist er wieder; der Anzugträger aka das Arschloch mit dem eiskalten Blick.

  "Bin ich denn auch nur aus Spaß hier?" Mist! Birdie? Geht es dir noch gut?!

  Meine Frage scheint ihn deutlich zu verwirren, auch wenn er ziemlich gut darin ist, es sich nicht anmerken zu lassen. Das Licht seines Handys, welches er wieder in seinen Händen hat, beleuchtet sein Gesicht, während er meine Frage schließlich ignoriert. "Gute Nacht.", ist das Einzige, was er mir noch zu sagen hat, bevor er sein Hemd über einen Barhocker hängt und in den Flur verschwindet. Ich rolle mit den Augen und gehe in die Hocke, versuche so viele Scherben aufzusammeln, wie ich finden kann und schmeiße sie in einen der drei Mülleimer.


  Das war's, morgen bin ich hier weg!


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Million Dollars Between Us (Damien & Birdie - Trilogie #1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt