Der Blitz hat eingeschlagen

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Lucy und Draco hörten nicht mehr auf sich zu küssen. Draco knöpfte die oberen Knöpfe von Lucys Hemd auf und Lucy legte sich mit dem Rücken auf das Bett. Draco beugte sich über sie und küsste sie weiter.
Das Radio lief währenddessen weiter.
„Der Blitz hat eingeschlagen! Der Blitz hat eingeschlagen!" ertönte es laut aus dem Radio.
„Warte, ich mach das Radio leiser." sagte Draco und holte seinen Zauberstab heraus. Lucy sah, dass es Narzissas Zauberstab war. Doch dann fiel ihr ein, dass Draco im Anwesen ja von Harry entwaffnet wurde. Das heißt, dass Harry Dracos Zauberstab haben musste. Dann hörte sie darauf, was im Radio gesagt wurde.
„Nein, warte!" sagte Lucy und dachte nach.
„Der Blitz hat eingeschlagen.." wiederholte sie leise. Dann sprang sie auf und knöpfte ihr Hemd wieder zu. Sie ging zum Schrank, wo ihr Umhang hing und zog ihn an.
„Was ist denn los? Wo willst du plötzlich hin?" fragte Draco verwirrt.
„Harry ist da!" sagte sie voller Freude.
„Was? Wie kommst du darauf?" fragte er. Offensichtlich hatte er nicht zugehört, was im Radio gesagt wurde.
„Der Blitz hat eingeschlagen. Ich bin sicher, dass damit Harry gemeint ist. Falls Snape davon erfährt, wird er umgehend alle Schüler in der großen Halle versammeln lassen. Ich suche in der Zeit das Schloss nach Harry ab. Falls du ihn siehst, lass es mich sofort wissen!" Lucy stürmte aus ihrem Zimmer. Duncan lief ihr miauend entgegen.
„Duncan, es ist an der Zeit. Finde ihn!" sagte sie zu ihrem Kniesel.
Duncan miaute und rannte in die entgegengesetzte Richtung von Lucy.
Lucy bemerkte, wie die Carrows die Schüler zusammentrommelten.
Alle liefen zur großen Halle. Lucy sah sich alle Gesichter genau an. Doch es wäre unwahrscheinlich, dass Harry einfach so mitlaufen würde. Wo sollte sie zuerst suchen? Im Raum der Wünsche? Bei den Gryffindors?
Sie entschied sich zuerst zum Raum der Wünsche zu gehen, doch niemand war mehr da. Lucy hatte die Vermutung, dass alle mit Harry irgendwo hingegangen sein würden. Wenn sie nur von Harrys Gedankengängen und Plänen wüsste.
Vielleicht waren sie ja im Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Als Schulsprecherin kannte sie von allen Häusern die Passwörter für den Fall der Fälle.
Bevor sie jedoch eintrat, nutzte sie den Desillusionierungszauber. Bei den Gryffindors war sie gerade nicht sehr beliebt.
Sie suchte den Gemeinschaftsraum und sogar die Jungenschlafsäle ab.
„Harry, wo bist du nur?" flüsterte sie leise vor sich her. Es war kein einziger Schüler mehr im Gryffindorhaus. Sie mussten alle bereits in der großen Halle versammelt sein. Sie suchte die anderen Gemeinschaftsräume und Schlafsäle ab. Doch keine Spur. Als letztes suchte sie im Slytherinhaus, doch es war unwahrscheinlich, dass Harry sich dort aufhielt. Jedoch musste sie auf Nummer sicher gehen. Von Duncan war auch keine Spur.
Lucy beschloss zur großen Halle zu gehen. Unterwegs sah sie sich immer wieder um, doch sie fand keine Spur von Harry.
Bevor sie die große Halle betrat, sah sie Duncan. Er schnüffelte auf dem Boden und lief ebenfalls zur großen Halle.
„Duncan, hast du eine Spur?" fragte Lucy ihn. Er miaute. Doch wie sollte Harry in der großen Halle sein? Er würde doch auffallen.
Lucy vertraute trotzdem auf Duncans Geruchssinn und betrat gemeinsam mit ihrem Kniesel die große Halle.
Die Schüler standen alle nach Häusern eingeteilt streng in einer Reihe. Vorne stand Snape als Schulleiter und hinter ihm die Carrows. Die anderen Lehrer standen an der Seite.
Lucy sah sich um, während sie nach vorne lief. Duncan lief zu den Gryffindors. Lucy sah, dass die Carrows das mitbekamen. Auf keinen Fall durfte Harry hier vor den Carrows entdeckt werden.
„Duncan. Komm her." sagte sie zu ihrem Kniesel. Er miaute, sah Lucy an, wandte sich dann aber doch noch von den Gryffindors ab.
Lucy spürte, dass Harry hier war. Er musste unter den Gryffindors sein. Doch wieder einmal war es der falsche Zeitpunkt. Die Schüler beobachteten Lucy, während sie nach vorne zum Schulleiter lief. Lucy schien unter ihnen keinen guten Ruf mehr zu haben.
„Bericht?" fragte Snape sie. Lucy stand vor ihm, sah zu Duncan und sah dann wieder zu Snape.
„Keine Spur von ihm. Wir haben das ganze Schloss durchsucht." sagte Lucy. Sie hoffte, dass Snape Duncan mitbekam, wie er zu den Gryffindors ging.
„Verstehe." sagte Snape zu ihr.
Sie blieb neben ihm stehen, während er zu den anderen Schülern in der großen Halle sprach. Lucy sah stetig zu den Gryffindors. Sie erhoffte, Harrys Gesicht irgendwo erblicken zu können. Doch es waren zu viele und sie standen zu weit weg.
„Sie fragen sich bestimmt, wieso ich Sie um diese Uhrzeit hier antreten lasse. Es wurde mir zugetragen, dass heute Abend Harry Potter in Hogsmeade gesehen wurde." fing Snape an zu erzählen.
Die Schüler fingen an zu tuscheln.
„Sollte irgendjemand, egal ob Schüler oder Lehrkraft, einen Versuch unternehmen, Potter beizustehen, hat er eine Strafe zu erwarten, welche der Schwere seines Vergehens angemessen ist. Darüber hinaus wird jede Person, die Kenntnis davon hat, die es aber unterlassen hat, von selbst vorzutreten, selbstverständlich als genauso schuldig angesehen."
Snape lief durch die Schülerreihen. Lucy folgte ihm und sah sich Schüler für Schüler genausten an. Duncan lief ihr hinterher. Duncan merkte, dass er sich zurückhalten musste und Lucy ahnte bereits, dass Harry zwischen all den Gryffindors stehen würde.
„Nun denn. Wenn irgendjemand hier, auch nur im Entferntesten, von Potters heutiger Aktivitäten weiß, dann möchte ich ihm geraten haben, jetzt vorzutreten." sagte Snape und sah sich ebenfalls Schüler für Schüler an.
„Also?" fragte er die Schüler. Alle Schüler in der großen Halle schwiegen und sahen auf den Boden.
Plötzlich trat ein Schüler aus der Masse hervor. Lucys Augen fingen an zu strahlen. Es war Harry. Er lebte und es ging ihm gut. Er war endlich hier. Alle Schüler quatschten aufgeregt durcheinander. Lucy stellte sich neben Snape und sah Harry hoffnungsvoll an.
„Es scheint mir, als gäbe es trotz ihrer erschöpfenden Verteidigungsvorkehrungen immer noch ein Sicherheitsproblem in ihrem Haus." sagte Harry laut zu Snape. Die Türen der großen Halle öffneten sich und der Orden des Phönix trat herein. Lucy staunte nicht schlecht. Nicht nur Harry war endlich hier, sondern auch der Orden. Nun wird sich endlich alles zum Guten wenden.
„Dass Sie es wagen, dort zu stehen, wo er stand! Erzählen Sie ihnen, was in jener Nacht passiert ist! Erzählen Sie ihnen, wie Sie diesem Mann in die Augen sahen! Ihm, der Ihnen vertraut hat und ihn getötet haben! Erzählen Sie es ihnen!" sagte Harry auffordernd zu Snape.
Lucy ging einen Schritt nach vorne. Sie wollte zu Harry. Snape breitete seinen Arm vor ihr aus, sodass sie stoppte.
„Geh zur Seite." sagte er ganz leise zu ihr.
Lucy war verwirrt.
„Wie bitte?" fragte sie ihn. In dem Moment schubste Snape sie zur Seite. Lucy fiel auf den Boden. Danach zog Snape seinen Zauberstab heraus und richtete ihn auf Harry.
Alle Schüler rannten panisch an die Seite.
„Warte, was machst du?!" fragte Lucy Snape. Lucy rappelte sich auf, doch Duncan zog sie an ihrem Umhang zu den Slytherins in Sicherheit. Lucy konnte nur zusehen.
Professor McGonnagall stellte sich schützend vor Harry. Snape senkte erst seinen Zauberstab, richtete ihn schlussendlich dann doch auf sie. Aus Professor McGonnagalls Zauberstab schossen Flammen. Snape kämpfte nicht gegen sie, er wehrte ihre Flüche und Zaubersprüche nur ab. Lucy sah, wie er die Flüche zu den Carrows hinter sich umlenkte, welche daraufhin bewusstlos zu Boden fielen. Snape wurde in die Ecke gedrängt und entschied sich daher zur Flucht. Bevor er jedoch durch das Fenster fliehen konnte, nahm er den Carrows die Zauberstäbe ab.
„Feigling!" rief Professor McGonnagall Snape hinterher. Die Schüler jubelten laut.
Lucy und die anderen Slytherins jubelten jedoch nicht.
Lucy stellte sich vor das Loch im Fenster und starrte es an.
Snape war weg. Das war alles andere als gut. Lucy bekam scheinbar als einzige mit, dass er die Carrows unauffällig bekämpfte und ihnen die Zauberstäbe wegnahm.
Incarcerus!" sagte Lucy, als sie über den bewusstlosen Carrows stand.
Seile, die mit dem Zauberspruch von Lucy heraufbeschwört wurden, fesselten die Carrows.
Sie sollten somit nicht mehr in der Lage sein zu fliehen, wenn sie aufwachten. Lucy drehte sich wieder um und ging zu Harry. Duncan folgte ihr.
„Du bist zurück." sagte sie und ging auf ihn zu.
Er richtete seinen Zauberstab auf sie.
„Was soll das? Ich bin deine Schwester!" sagte Lucy.
„Ach ja? Da bin ich mir nicht mehr so sicher." sagte er skeptisch.
Lucy richtete ebenfalls ihren Zauberstab auf ihn. Dort standen sich nun die Zwillinge, mitten in der großen Halle, die Zauberstäbe aufeinander gerichtet gegenüber. Lucys Hand zitterte und ihr lief eine Träne über die Wange.
Nein, niemals würde sie ihren Zauberstab gegen ihren Bruder erheben. Sie warf ihren Zauberstab einige Meter weit weg und sah Harry an.
„Niemals würde ich meinen eigenen Zwillingsbruder bekämpfen. Lass mich dir alles erklären, Harry! Bitte! Ich habe das nur für dich getan!" weinte sie.
Harry senkte seinen Zauberstab.
Lucy rannte auf ihn zu und fiel in seine Arme. Sie weinte bitterlich vor Freude, ihn wieder in die Arme schließen zu können.

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt