Das Amulett

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Heute war Weihnachten. Als Lucy aufwachte, sprang sie aus dem Bett, um schnell ihre Geschenke zu öffnen.
Wessen Geschenk sollte sie zuerst öffnen?
Harry gab ihr seins gestern. Sie entschied sich sein Geschenk zuerst zu öffnen. Harry schenkte ihr ein Besenpflegeset. Lucy freute sich. Er wusste, dass sie Quidditch nun mindestens genauso liebte wie er.
Nun nahm sie sich das Geschenk von Narcissa Malfoy vor. Darin befand sich eine kleine Handtasche mit Perlen in dunkelgrüner Farbe, zwei Schokofrösche und Perlohrenringe. Dazu eine kleine Notiz:

Liebe Lucy,

Lucius und ich wünschen dir ein frohes Weihnachtsfest. Es würde uns freuen, wenn du uns in den Ferien wieder besuchen kommen würdest.
Wir wünschen dir und Draco fröhliche Weihnachten in Hogwarts. Bitte pass auf, dass er sich nicht in Schwierigkeiten bringt.

Narcissa

Lucy lächelte. Sie hatte Narcissa Malfoy zwar erst kennengelernt, doch sie war wie eine Art Mutterersatz für sie. Dass Narcissa ihr nun sogar etwas zu Weihnachten geschenkt hatte, freute Lucy ungemein.
Sie nahm nun Snapes Päckchen in die Hand. Es war sichtlich nicht so schön eingepackt wie das von Narcissa aber sicherlich steckte viel Mühe dahinter.
Sie öffnete es und traute ihren Augen kaum. In einer kleinen Schachtel lag ein Amulett und darin war ein Bild ihrer Mutter. Es war wunderschön. Was Lucy nur verwunderte war, dass das Bild so aussah, als wäre es nur ein Teil vom Ganzen. Als wäre es abgerissen worden. Trotzdem war Lily wunderschön und Lucy sah ihr tatsächlich ziemlich ähnlich. Sie klappte das Amulett zu und hielt es an ihre Brust an ihr Herz. Sie schloss die Augen und dachte fest an ihre Mutter. Ihr kullerte eine Träne die Wange herunter. Warum mussten ihre Eltern sterben? Warum war Lucy in der Nacht nicht dabei? Sie fand es so ungerecht, dass ihre Eltern so jung aus dem Leben gerissen wurden und zwei kleine Zwillingsbabys in einer Nacht Vollwaisen wurden. Sie wusste, dass er, der ihren Eltern das antat, noch irgendwo da draußen war und sie musste Harry um jeden Preis beschützen. So wie es ihre Eltern taten. Sicherlich wurde ihr deswegen die Gabe der alten Magie geschenkt, um Harry zu schützen. Apropos schützen, egal wie oft Lucy versuchte einen bewussten Schutzzauber auszuführen, er gelang ihr nicht. Snape sagte ihr, dass sie es noch ein Mal in diesem Jahr probieren würden und wenn es immer noch nicht klappt, sie erstmal pausieren müssen. Vielleicht war Lucy noch zu jung, zu unkonzentriert. Sie war ein wenig enttäuscht. Sie wurde von den anderen Mädchen ausquartiert, da sie ihnen durch ihre alte Magie unbewusst schaden könnte, bekam es jedoch nicht hin einen Schutzzauber auszuführen. Einerseits war die Magie stark genug und andererseits aber auch irgendwie nicht. Das letzte Mal handelte Lucy rein aus Emotionen, als die alte Magie ausbrach. Lag es daran? Musste sie vielleicht mehr an ihren Emotionen arbeiten? Wieder ein Mal zerbrach sie sich den Kopf darüber. Solange so etwas nicht wieder vorkommt, muss sie den Zusatzunterricht dann erst mal nicht mehr antreten. Wenn es jedoch noch mal vorkommt, wird Snape sie weiter unterrichten müssen. Egal, ob es ihr gelang oder nicht. Der einzige, der es neben Snape und den anderen Lehrern wusste, war Draco. Lucy vertraute ihm und bisher wurde sie nicht enttäuscht. Sie waren mittlerweile beste Freunde geworden. Sie verbrachten jeden Tag in den Ferien miteinander und unternahmen Dinge zusammen, auch wenn es nur Zauberschnippschnapp war. Sie kannte eine Seite von ihm, wie sie niemand kannte. Sie war froh ihn kennenlernt zu haben und hoffte, dass sie für immer Freunde bleiben werden. Gerade auch, weil er ihr größtes Geheimnis kannte. Sie wusste, dass sie niemandem von der alten Magie erzählen sollte und doch tat sie es. Nicht einmal ihr eigener Bruder wusste davon.
Lucy stand auf und schaute aus dem Fenster. Schnee fiel vom Himmel und ließ die ganze Umgebung weiß erstrahlen. Sie entschied sich spazieren zu gehen. Ganz allein, um nachzudenken. Sie zog sich einen warmen Mantel in einem rosa Farbton an, dicke helle Stiefel sowie eine weiße Mütze und einen weißen Schal. Sie stapfte durch den Schnee und ging in Richtung des Sees. Ihre Hände wärmte sie in ihren Taschen. Plötzlich traf sie ein Schneeball am Kopf. Sie drehte sich um aber sah niemanden.
„Wer ist da?" rief sie. Keine Antwort.
Sie ging weiter und wieder traf sie ein Schneeball. Diesmal am Rücken.
„Komm sofort raus oder kannst was erleben!" rief sie.
Sie hörte jemanden kichern.
„Frohe Weihnachten, Potter. Vor dir bekommt man ja auch richtig Angst."
Draco kam hinter einem Baum hervor und lachte laut.
„Hast du mich verfolgt?" fragte Lucy ihn. Sie ging auf ihn zu und haute ihm aus Spaß gegen den Arm.
„Du spinnst, Draco Malfoy." sagte Lucy und musste dann auch anfangen zu kichern.
„Ich habe dich nicht verfolgt. Ich wollte nur sehen wohin du gehst." antworte Draco unschuldig.
„Genau das ist die Definition von ,Verfolgen'." sagte Lucy und stemmte ihre Hände in die Hüfte.
„Naja, wer weiß was passiert, wenn ein Mädchen alleine spazieren geht."
„Wir sind in Hogwarts, mir passiert schon nichts. Außerdem wollte ich meine Ruhe haben und bin deshalb alleine spazieren gegangen." antwortete Lucy.
„Deine Ruhe haben? Vor wem? Vor deinem Spinner-Bruder?" grinste Draco.
„Ja. Also nein. Doch auch. Vor jedem einfach."
„Wieso?"
„Was ,Wieso'? Darf ich nicht mal alleine irgendwo hingehen?" Lucy nervte die Fragerei.
„Verstehe." antwortete Draco. Er drehte sich um und wollte gehen. Lucy hatte ein schlechtes Gewissen. Auch wenn Draco zu anderen gemein war, hat er ihr noch nie etwas Böses angetan. Sie wollte ihm den Grund zeigen. Sie griff in ihre Tasche und holte ihr Amulett raus. Sie gab es ihm in die Hand. Draco öffnete das Amulett.
„Der Grund ist deine Mutter, habe ich Recht?" fragte er ein wenig besorgt. War Draco Malfoy wirklich besorgt um jemanden?
„Richtig." sagte Lucy. Sie senkte ihren Blick und ihr kullerte eine Träne über die Wange.
„Hey ähm alles wird gut. Wir sind jetzt deine Familie. Du und.. ich... und Pansy... und meine Eltern natürlich auch." Draco versuchte sie irgendwie zu trösten. Er war nicht gut darin aber er schien sich Mühe zu geben.
Sie weinte noch mehr und sagte: „Ich weiß.. danke."
Draco sah sie in ihrem schwächsten Moment und sie fühlte sich trotzdem nicht unwohl.
Er nahm sie in den Arm und drückte sie fest an sich ran. Lucy genoss es, dass sie mit jemanden darüber reden konnte und dass sie weinen konnte. Mit Snape konnte sie nie groß über Gefühle reden und Harry war mit sich beschäftigt. Sie standen einige Minuten stillschweigend Arm in Arm da. Plötzlich hörte sie Fußstapfen im Schnee hinter sich. Jemand räusperte sich. Als sie sich umdrehte stand Snape hinter den beiden.
„Miss Potter, Mister Malfoy, ich hoffe, dass sie bald wieder im Schloss einkehren. Sie wollen doch nicht sich erkälten und beim Quidditch ausfallen." sagte Snape ernst.
Lucy wusste, dass Snape die Umarmung nicht passte. Dabei war es genau das, was Lucy brauchte. Snape wusste überhaupt nichts von ihrem Schmerz.
„Gut." sagte sie und löste sich aus Dracos Armen. Sie ging mit Draco zurück zum Schloss. Es nervte sie, dass Snape genau in dem Moment kam. Sie hatte endlich jemanden, dem sie ihre Gefühle und Ängste offenbaren kann und er musste den Moment zerstören.
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen." sagte Draco und schaute auf den Boden.
„Du bist meine beste Freundin, weißt du. Und ich möchte dich nicht traurig sehen." fügte er hinzu.
„Ich weiß, alles gut. Mir tat die Umarmung sehr gut.. das habe ich gebraucht. Ich kann sonst mit niemandem über solche Dinge reden." antwortete Lucy und lächelte ihn mit Tränen in den Augen an.
„Achso übrigens.. deine Mutter hatte mir echt tolle Sachen geschenkt. Ich weiß gar nicht, womit ich mich revanchieren soll." fügte Lucy hinzu, um vom Thema abzulenken.
„Achso ja, sie scheint dich zu mögen." sagte Draco und lächelte Lucy dabei verlegen an.
„Du hast eine echt tolle Mutter.." sagte Lucy mit einem Schmerz in der Stimme.
„Du solltest in den Ferien wieder zu uns kommen, dann kannst du dich persönlich bei ihr bedanken." sagte Draco zu ihr und Lucy nickte daraufhin.
Sie verbrachten noch ein wenig Zeit miteinander und bald ging schon der Tag zu Ende.
Als Snape Lucy am nächsten Morgen sah, nahm er sie sich zur Seite.
„Lucy, ich wollte mit dir über gestern sprechen." Snape klang wie immer sehr ernst.
„Severus, Malfoy hat mich umarmt, weil ich geweint habe. Mehr nicht." flüsterte Lucy ihm zu.
„Geweint? Weswegen hast du geweint?" fragte er.
„Es... ging um Mom. Ich fand das Geschenk, was du mir gegeben hast so schön. Zu schön. Ich dachte über sie nach und naja dann kamen mir die Tränen." flüsterte sie.
„Und du lügst mich auch nicht an? Lucy, die Malfoys scheinen zwar auf den ersten Eindruck ganz nett zu sein, jedoch sind sie sehr gerissen und verfolgen ihre eigenen Ziele." sagte er und schaute sie ernst an.
„Draco Malfoy hat mich nur getröstet. Sonst nichts. Mach dir bitte keine Gedanken."
„Ich möchte nur nicht.." Snape sprach plötzlich mit zittriger Stimme.
„Was?"
„Ich möchte dich nicht auch noch verlieren." er klang plötzlich nicht mehr ernst sondern eher traurig.
„Das wirst du nicht. Versprochen." sagte Lucy. Sie sah sich um. Da keiner in der Nähe war, umarmte sie ihn und ging davon.

Wochen vergingen. Lucy musste ihren Zusatzunterricht abbrechen. Es gelang ihr immer noch nicht einen Schutzzauber auszuführen. Sie war ein wenig frustriert darüber.
An einem Tag hörte sie, dass wieder eine Schülerin versteinert gefunden wurde.
„Tja, das passiert, wenn man sich einbildet, man habe das Recht zu zaubern." sagte Pansy arrogant.
Lucy antwortete darauf gar nicht mehr.
Das meiste, was die Slytherins von sich gaben, ignorierte sie.
„Schade, dass sie nur versteinert wurde." grinste Goyle. Die anderen kicherten.
Lucy dachte nur daran, wie es wäre, Harry plötzlich versteinert aufzufinden. Sie würde in Tränen ausbrechen.
„Luce, alles okay?" fragte Pansy sie und schüttelte ihren Arm, um sie wieder in die Realität zu holen.
„Oh äh ja, alles gut." lächelte Lucy. Dabei war ihr dabei gar nicht zum Lächeln zumute. Aber es war besser so, als sich zu erklären.
Lucy sah zu Harry rüber. Er unterhielt sich mit Ron und Hermine. Nur plötzlich stand Hermine auf und stürmte aus der großen Halle. Was sie wohl hatte?
Wenige Stunden später hörte sie Pansy kichern.
„Die Granger hat es auch endlich erwischt."
Lucy dachte nicht weiter nach, sondern rannte los, um Harry zu suchen. War mit ihm alles okay?

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt