Anwendung der dunklen Künste

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Lucy rannte panisch davon. Doch wohin? Sie rannte in den Keller, direkt in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Sie atmete laut ein und aus. Duncan kam angeflitzt und miaute ganz aufgeregt.
„Mir geht's gut, mir geht's gut." sagte Lucy, um ihn zu beruhigen. Sie setzte sich aufs Bett und Duncan setzte sich auf ihren Schoß. Sie streichelte ihn und fing an zu weinen.
„Was ist nur aus Hogwarts geworden? Harry, wo bist du? Wir brauchen dich." sagte sie mit weinerlicher Stimme. Sie hob Duncan hoch, legte ihn neben sich aufs Bett und stand auf. Sie ging zum Spiegel und betrachtete sich. Ihr Hals hatte blaue Flecken und ihre Wangen waren dunkelrot geschlagen worden. Sie beschloss das Abendessen auszulassen. Ihr war der Appetit vergangen. Lucy setzte sich an ihren Schreibtisch und versuchte ihre Hausaufgaben zu erledigen. Ihr Zimmer wollte sie für den heutigen Abend nicht mehr verlassen. Sie sah schrecklich aus. Den Gemeinschaftsraum der Slytherins wollte sie so oder so meiden. Die Ansichten der anderen Slytherins widerten sie an. Viele hatten Todesser in der Familie, weshalb sie ihre Ansichten teilten. Und die, die sie nicht teilten, hatten einfach nur zu große Angst, sich gegen sie zu stellen.
Lucy musste durchhalten. Bald fand das erste Treffen der Mitglieder von Dumbledores Armee statt und dann würden sie sicherlich Pläne schmieden, wie sie sich gegen diese schwarz-magischen Lehr- und Bestrafungsmethoden wehrten.
Am nächsten Morgen versuchte Lucy sich ihre immer noch geröteten Wangen zu überschminken. Tatsächlich klappte es. Nur ihre Würgemale konnte sie nicht gut verbergen. Sie nahm sich ihren Slytherin-Schal und band ihn sich um. Schon sah man nichts mehr. Sie fütterte Duncan und ging danach in die große Halle. Sie wirkte ein wenig eingeschüchtert von der Anwesenheit der Carrows, die sie sogleich beobachteten, als Lucy die große Halle betrat. Amycus Carrow trug eine Augenklappe, doch selbst mit nur einem Auge konnte er Lucy wütend und verhasst anstarren. Lucy erwiderte seinen Blick grimmig. Sie würde sicher nicht so einfach aufgeben und Schwäche zeigen. Lucy setzte sich an den Tisch der Slytherins und sah, wie sich bereits eine große Gruppe an Slytherins gebildet hatte. Sie bestand hauptsächlich aus Crabbe, Goyle, Pansy, Draco und anderen, die die Todesser gut hießen. In der anderen, kleineren Gruppe, war unter anderem Blaise Zabini. Lucy setzte sich zu ihm. Sie wusste, dass er von Todessern nichts hielt.
„Morgen, Blaise." sagte Lucy.
„Du warst gestern nicht beim Abendessen." erwiderte er.
„Ich musste Nachsitzen, falls du dich erinnerst."
„Ach ja. Stimmt. Deinen Auftritt könnte ich ja eigentlich gar nicht vergessen." lachte er.
„Ich fand das nicht so lustig. Blaise, diese Carrows sind barbarisch. Wieso hast du nicht auch etwas dazu gesagt? Du hältst doch gar nichts von Todessern."
„Nun ja. Ich halte mich einfach gerne heraus. Ich halte nichts von ihnen, das ist dir bewusst. Doch dir sollte ebenso bewusst sein, dass ich keine Aufmerksamkeit von ihnen möchte. Weder positiv, noch negativ." erklärte Blaise.
„Ich bin auch nicht mehr unbedingt scharf drauf aufzufallen. Doch mich widern diese Leute einfach an."
„Genaus wie die?" fragte Blaise und deutete auf die größere Gruppe Slytherins am Tisch. Lucy schwieg. Sie sah Draco an. Er war ein Teil von ihnen, sah jedoch unglücklich aus, während die anderen lachten und sich amüsierten.
„Ich wusste es." lachte Blaise.
„Was?"
„Du liebst ihn immer noch. Obwohl er einer von ihnen ist."
„Er tut es nur für seine Familie, Blaise. Wer würde das nicht tun?"
„Das ist schwach."
„Ist es nicht. Er tut das nur, damit seine Familie nicht getötet wird."
„Seine Familie ist doch selber Schuld. Lucius Malfoy wurde letztes Jahr verurteilt und nach Askaban geschickt. Und das zurecht. Warum gibt man sich überhaupt mit dunklen Zauberern ab? Wenn sie sich ferngehalten hätten, dann wären sie nicht in dieser Situation." erklärte Blaise und sah Draco abwertend an.
„Ich weiß, dass du nicht viel von Draco und seiner Familie hältst, aber jeder macht Fehler und trifft falsche Entscheidungen. Nun kommen sie allerdings nicht mehr heraus. Der dunkle Lord, hat sie in der Hand. Ich weiß aber, dass es bald ein Ende hat."
„Was macht dich da so sicher?"
„Harry. Er ist unsere Hoffnung."
„Natürlich. Harry Potter, der Auserwählte. Wer auch sonst?" Blaise lachte laut.
„Ich meine es ernst. Er kennt einen Weg ihn zu töten und dann hat der Krieg ein Ende."
„Sicher, dass er nicht einfach nur weggelaufen ist, um sich zu verstecken?"
„Harry ist kein Feigling. Er wird uns alle retten. Du wirst sehen." sagte Lucy entschlossen.
„Wenn du das sagst.." sagte Blaise ungläubig. Lucy war egal, ob er ihr glaubte oder nicht. Sie wusste, dass Harry es schaffen würde alle Horkruxe zu finden und zu zerstören. Sie wusste nur nicht, wo er sich gerade befand oder wie viel Zeit er dafür benötigte. Diese Ungewissheit machte sie fertig.
Lucy aß ihr Frühstück auf und begab sich in den Unterricht. Natürlich hatten sie auch heute Verteidigung gegen die dunklen Künste oder wohl eher Anwendung der dunklen Künste. Amycus Carrow sah Lucy voller Hass an, als sie den Unterrichtsraum betrat, sagte jedoch nichts. Mit seiner Augenklappe sah er noch unheimlicher aus, fand sie. Sie setzte sich neben Blaise und verfolgte stillschweigend den Unterricht. Jeder bekam ein Tier vor sich hingesetzt und sollte an diesem Tier den Cruciatus-Fluch üben. Lucy bekam eine Kröte, doch trotzdem tat sie ihr leid. Auch wenn sie Kröten ziemlich hässlich und eklig fand.
Lucy hob den Arm.
„Ja?" fragte Carrow genervt.
„Tut mir leid, Sir, aber ich glaube ich kann das nicht."
„Es ist nur eine hässliche Kröte, Potter. Stell dich nicht so an." antwortete Carrow. Er fing an sie zu duzen, was scheinbar bedeutete, dass er seinen Respekt vor ihr verlor.
„Es geht nicht um das Tier. Mein Zauberstabkern ist für solch dunkle Magie nicht gemacht."
„Dein Zauberstabkern? Aha."
„Einhornschwanzhaar ist nicht für schwarz-magische Zaubersprüche gemacht." erklärte Lucy. Ihr war außerdem bewusst, dass ihre alte Magie sie vermutlich sowieso nicht dunkle Magie anwenden ließ, das wollte sie jedoch nicht laut vor ihm erwähnen. Ihre alte Magie war dafür gemacht worden, um schwarze Magie zu bekämpfen und nicht um sie anzuwenden.
„Tja, dann hast du halt einfach Pech. Es steht auf dem Lehrplan und jeder Schüler muss diese Flüche anwenden. Ansonsten kannst du das Schuljahr Jahr für Jahr wiederholen, bis sich dein Einhornschwanzhaar-Kern vielleicht doch dazu entschließt, einfach diese Flüche anzuwenden." sagte Carrow mit einem sehr genervten Ton.
Lucy verdrehte die Augen. Sie kam nicht drum herum.
Sie hielt ihren Zauberstab auf die Kröte und sagte „Crucio!". Es passierte nichts.
„Schwache Leistung, Potter." lachte Carrow. Andere Schüler lachten ebenfalls. Lucy konnte nicht glauben, wie Crabbe und Goyle bei der Anwendung des Folterfluchs so viel Freude empfinden konnten.
„Kleiner Tipp: Man muss es wirklich wollen. Pass auf. Crucio!" sagte Carrow und zielte mit seinem Zauberstab auf die Kröte, die vor Lucy auf dem Tisch saß. Die Kröte quakte mit einem sich quälendem Laut. Sie krümmte sich vor Schmerzen und fiel vom Tisch.
„Genug! Hören Sie auf! Bitte!" flehte Lucy Amycus Carrow an. Er lachte nur und machte weiter.
„Stopp!" rief Lucy. Sie hielt sich mittlerweile die Ohren zu, da die Laute der Kröte zu furchterregend klangen.
Amycus Carrow hörte auf. Und kam Lucy ganz nahe.
„Du bist genauso schwach wie dein Bruder." sagte er mit einem hassverzerrtem Gesicht.
„Mein Bruder ist nicht schwach. Er wird uns alle retten. Sie werden schon sehen. Ihr dunkler Meister wird bald um Gnade flehen, bis Harry ihn endlich erlöst und ihn tötet!" sagte Lucy entschlossen und sah Carrow grimmig an. Amycus Carrow lachte laut. Er bekam sich nicht mehr ein vor Lachen. Auch einige Schüler lachten mit. Lucy sah zu Draco. Er sah sie mitleidig an, sah dann jedoch ängstlich auf seinen Tisch.
„Der Unterricht ist für heute vorbei. Viel Spaß beim Nachsitzen bei meiner Schwester, Potter. Sie wird nicht so harmlos mit dir umgehen, wie ich." lachte er. Lucy schwieg und verließ den Unterrichtsraum. Wenn er harmlos war, wollte sich Lucy nicht vorstellen, was seine Schwester für Bestrafungsmethoden anwandte.

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt