Kapitel 20

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André

Oh nein, hier bin ich raus.
Voller Wut stürmte ich aus der Zeremonie, mit dem wissen, Sierra rannte mir hinterher.
Sie rief mehrmals ich solle stehenbleiben doch ich ignorierte sie.
Bis sie mich einholte.
,,André..", sie sah mich bemitleidend an und gab mir eine Umarmung.
Ich brach zusammen.
,,Es tut mir so leid.. Ich.. Mein Halbbruder war derjenige der dich.. "
Sie erwiderte nichts sondern drückte stattdessen ihre Lippen auf meine.
Zusammen im Regen auf den Knien, küssten wir uns.
Sie brach den Kuss und sah zu mir.
,,Du kannst nichts dafür, André. Du wusstest es nicht."
Ich sah mit Reue zu ihr und wischte meine Tränen weg.
,,Wenn ich es irgendwie gut machen kann, dann.."
,,Bleib an meiner Seite.", sagte sie und strich über meine Wange.
Ich wollte es, doch ich konnte nicht.
Ich hatte so viele Geheimnisse und würde sie auch nur mit mir mitreißen.
,,Sierra, ich weiß nicht ob ich das kann.."

Sierra

Ich möchte ihn nicht gehen lassen, komme was wolle.
,,Lass es uns versuchen.", sagte ich und sah noch einmal tief in seine Kastanienbraunen Augen, die mir so leer erschienen.
Er sagte nichts, sondern nahm mein Gesicht zwischen seine Hände.
,,Sierra.."
Und so küssten wir uns erneut.
Mein Herz pochte, mein Puls stieg, die Schmetterlinge in meinen Bauch flatterten.
Ich wusste, ich war verliebt.

André

Sollen ich und Sierra lieber getrennte Wege gehen?
Niemals.
Ich wollte sie, mehr als alles andere.
Ich will sie lieben, sie küssen, ihr beistehen..
,,André? Was soll das??", hörte ich eine schreiende Stimme und als ich mich umdrehte, sah ich Riley die voller Wut auf uns zustürmte.
,,Du Arschloch!", sagte sie und gab mir eine feste Backpfeife.
Das war mir jedoch egal. Es hätte sowieso so geendet.
,,Wer ist sie und weshalb hattest du sie als Date mitgenommen?", fragte mich Sierra und blickte mit Trauer in meine Seele.
,,Wenn wir wirklich zusammen sein wollen, musst du ehrlich zu mir sein."
Ehrlich sein.. Ich schätze das könnte ich ihr gegenüber nie richtig.
,,Sie war nur eine Hure die ich angaschiert hatte. Ich wollte dich fragen, doch war mir nicht sicher ob du zugesagt hättest."
Sie nickte nur und es war deutlich, dass eine Last von ihrer Schulter fiel.

Sierra

Ich war noch nie so erleichtert gewesen.
Ich dachte schon, er hätte etwas mit ihr gehabt, sie würde ihm etwas bedeuten, doch so schien es nicht.
,,Sollen wir?", fragte André und nahm meine Hand.
,,Ja."
Während des Fluges herrschte Funkstille, und ich würde Lügen, wenn ich sagen würde, es wäre nicht komisch gewesen.
Ich musste erstmal mit allem klar kommen.
Arthur ist wirklich André's Halbbruder und somit ein Teil seiner Familie...
Ich atmete einmal tief durch und merkte wie André seine Hand auf meine Schulter legte.
,,Ich.. Ich weiß nicht was ich sagen soll.."
Er brauchte mich mehr, als ich ihn, in dieser Zeit.
,,Wie fühlst du dich André?"

André

Wie sollte ich mich denn bitte fühlen?
Seine Zeremonie bestätigte nur, dass meine Mutter ihm Gleichgültig war und ich der 'uneheliche' und 'ungewollte' Sohn bin.
Die Stimme meines Vaters hallte immer und immer wieder in meinem Kopf.
'Arthur mein Sohn, ich bitte dich auf die Bühne zu kommen'.
Sie wollte wissen was ich fühlte?
Trauer, Schock, Schuldgefühle, Hass, Verwirrung, Verrat und noch vieles mehr.
Es war so viel aber auch so wenig zugleich.
Ich bin mit dem Mädchen zusammen, das einst von meinem Halbbruder vergewaltigt wurde..
Ich hörte wie der Pilot durch das Mikro sprach, dass wir nun landen würden und so hielt ich Sierra's Hand. Die Hand meiner wunderschönen, intelligenten und bildhübschen Freundin.

Sierra

Der Privatjet landete und zusammen stiegen wir aus. Hand in Hand.
,,André?"
,,Hm?"
,,Was wird aus dir und deinem Vater?"
Er sah zu mir und überlegte.
,,Ich schätze ich muss in einem Hotel unterkommen, denn ich möchte nichts mehr mit ihm zutun haben.", sagte er mit einer gewissen Leere in seiner Stimme.
,,Das musst du nicht."
Nun sah er zu mir.
,,Wieso?"
,,Du kannst bei mir unterkommen, so sparst du dir Geld."
Er lächelte breit und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
,,Danke, ma Chérie."
Wir fuhren zu ihm Nachhause, damit er seinen Koffer packen konnte und verdammt war das Haus riesig.
Dreimal so hoch wie meine Wohnung und fünfmal so breit.
,,Wow..", sagte ich und er merkte wie überwältigt ich war.
,,Wenn du einsam bist, bringt es nicht wirklich etwas, in einem großen Haus zu Leben."
Ich konnte beinahe nicht glauben, er sei einsam, doch als ich zu ihn sah, wusste ich, er log nicht. Die Wahrheit in seinen Augen sprach für sich.
Während er packte, saß ich im Wohnzimmer auf seiner Couch.
Falls man diese Couch nennen konnte.
Sie war riesig und nahm das komplette Wohnzimmer ein.
Im Wohnzimmer standen mehrere Vitrinen, die nicht so groß aufgebaut waren wie die, die es im Büro seines Vaters gab.
,,Bist du fertig, André?"

André

Da stand ich nun. In meinem Zimmer, vor meinem Schreibtisch.
All dies, würde ich nun hinter mir lassen.
Meine Kindheit in diesem Hause, meine Erinnerungen an meine Mutter, aber auch die schlechten Erinnerungen.
Wie meine Mutter mit einer Spritze im Arm am Boden lag, wie sie zitterte wenn ich den Raum betrat, wie mein Vater sie behandelte, sie schlug..
,,Bist du fertig, André?", hörte ich Sierra aus dem Wohnzimmer rufen.
,,Ich komme."
Ich lief mit meinem Koffer die Stufen herab und sah Sierra, wie sie die Bilder in der Vitrine betrachtete.
,,Können wir?", fragte ich, immer noch unsicher, welches Bild sie sich ansah.

Sierra

Bei mir Zuhause angekommen, legte André seinen Koffer auf den Boden ab.
,,Ich kann das Sofa nehmen.", sagte er und strich sich verzweifelt durch die Haare.
,,Niemals. Das Sofa ist viel zu hart un darauf schlafen zu können."
Ich musste an das Sofa von André denken, es sah so flauschig aus, so groß, so weich, darin hingegen wirkte mein Sofa nicht mal annähernd so toll wie seins.
,,Was schlägst du dann vor, ma Chérie?"
Ich sah zu ihm, grübelnd.
,,Ich habe kein Einzelbett, deshalb können wir uns meines teilen."

André

Mit ma Chérie ein Bett teilen?
Ich wusste nicht weshalb, doch irgendetwas in mir schrie, ich solle sofort zusagen.
Doch ich wusste nicht, wie sie sich dabei fühlen würde, wenn ich neben ihr schlief..
,,Dir macht es nichts aus?", fragte ich sie.
,,Naja, wir sind jetzt zusammen. Dennoch will ich dass du deine Finger bei dir behälst."
,,Ich würde sowas nicht ausnutzen, ma Chérie."
,,Ich weiß. Deshalb hatte ich es ja auch vorgeschlagen."
Ihr Lächeln war goldwert.
Sie vertraute mir, und ich wusste, niemals würde ich ihr Vertrauen in jeglicher Art und Weise ausnutzen.
Wenn ich versprach meine Finger bei mir zu behalten, dann würde ich das Versprechen unter keinen Umständen brechen.

Baby Don't hurt meWhere stories live. Discover now