Kapitel 17

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Sierra

Als ich meine Augen öffnete, spürte ich, wie ich im Arm von jemanden lag.
Ich drehte meinen Kopf nach links und erschrak mich, als ich André sah, der eingeschlafen war. Mit mir in seinen Armen! Unsere Lippen waren nicht weit voneinander entfernt. Normalerweise mochte ich Nähe nicht mehr besonders oder reagierte sensibel gegenüber berührungen.. Doch mit André war es anders. Ich will das er mir nahe steht, sein Duft, seine Haare, seine Augen, sein Lächeln... Ich will alles von ihm und das bereitet mir Angst. Ich habe noch nie zuvor so etwas verspürt.
Ich beobachtete ihn noch für eine Weile, wie er so friedlich schlief, wie er so ruhig seinen Brustkorb auf und ab senkte, einfach alles. Er ist wunderschön wenn er schläft.
Plötzlich öffnete er seine Augen und ich könnte schwören, in seinen Augen flackerte etwas.
,,Ma Chérie.", verdammt seine Stimme war so tief und kratzig.. Man konnte definitiv erkennen, dass er soeben erwacht ist.
,,Du bist wach.. Wie fühlst du dich ma Chérie?"
Keiner von uns bewegte sich ein Stück.
Er hielt mich immer noch in seinen Armen, unser Gesicht nur ein paar Zentimeter entfernt.
,,Mir geht es gut.. Schätze ich..",
er sah mir tief in die Augen und ich wusste, er hatte die Wahrheit erfahren.
,,Wieso hast du mir nicht erzählt das Arthur etwas mit der Vergewaltigung zutun hatte?"
Seine Augen blitzten vor Wut und ich wusste, das bedeutete nichts Gutes.
,,Hör mal André.. Ich weiß du bist sauer aber ich konnte es dir einfach nicht erzählen.. Ich.. Ich hatte Angst, du würdest ihm etwas antun."
,,Jetzt schützt du ihn auch noch oder wie?"
Er setzte sich auf und löste seine Arme von mir.
,,Du schützt den Jungen, der dich vergewaltigt hat und keine Reue zeigt?"
Nun blickte ich zu Boden. Er wusste nicht, dass das Video existiert. Er wusste nicht, dass Arthur mich damit erpresst, er wusste nicht, dass Arthur mich zwingt auf die Zeremonie zu gehen..
,,Es hat seine Gründe.", sagte ich voller Selbstbewusstsein in der Hoffnung, er würde mir nicht anmerken, wie ängstlich ich war.
,,Ma Chérie. Lüg mich nicht an. Was verheimlichst du mir?", versuchte er es ruhig, seine Hand an meiner Wange.
,,Ich..", ich wusste nicht ob ich es ihm sagen sollte, ich wusste nicht wie er es aufnehmen würde, ich wusste nicht, was er Arthur antun würde.
Er hatte schon schlimmere Dinge in seinem alten College getan, vielleicht jemanden sehr geschadet..
,,Sag mir was los ist. Ich.. Ich mache mir sorgen."
Seine Augen funkelten mich mit Hoffnung an und wanderten zu meinen Lippen.
,,Ich kann nicht.."
,,Was machst du bloß mir..?", knirschte er und drückte keine Millisekunde später seine Lippen auf die meiner.
Dieser Kuss...
Am Anfang wollte ich zurückzucken, wollte ihn wegschubsen.. Alles in mir Zitterte, alles erinnerte mich an Arthur..
Doch als langsam seine Zunge in meinen Mund eindrang und mit die meiner Spielte, wusste ich, es gibt kein zurück mehr.
Wir küssten uns, als gäbe es kein Morgengrauen, während des kusses, streichelte er mit seinem Daumen meine Wange, was dafür sorgte, dass ich mich geborgen fühlte, mich sicher fühlte. Verdammt.
Er wusste eindeutig wie man küsst.
Plötzlich schreckte er zurück und sah mir ängstlich in die Augen.
,,Es tut mir so leid, Sierra."
Er benutzte meinen Namen. Das hatte er fast nie getan, was bedeutete das, was meinte er?
,,André ich.."
,,Verdammt, das war ein Fehler, es tut mir leid."
Und ohne sich zu verabschieden, packte er sich seine Jacke und stürmte aus der Wohnung.

André

Verdammt was hatte ich mir bloß dabei gedacht, Sierra zu küssen? Sie ist viel zu gut für mich, zu unschuldig.
Ich würde so eine wie sie nicht verdienen und alleine die Tatsache, dass sie mir nicht Vertrauen konnte, ließ mich eine immense Last mit mir tragen.
Seit wann küsste ich überhaupt Mädchen mit.. So viel Gefühl? Das ist nicht gut, gar nicht gut.. Wenn sie wissen würde, was ich alles getan hatte in meiner Vergangenheit, würde sie ohne zu zögern auf Abstand gehen. Sie würde sich nicht mit jemanden wie mir blicken lassen.
Zurecht. Ich bin nicht der richtige für sie, werde es nie sein. Mein Vater verabscheut mich, meine Mutter starb an einer Überdosis und ich? Ich habe keine Geschwister, keine restliche Familie, wie soll ich also, der nicht geliebt wird, jemand anderen lieben können?
Oh Gott. Jetzt denke ich auch noch über liebe nach.
Wie tief war ich bitte gesunken?
Alles hat mit Sierra angefangen.. Am besten ich beende das, was noch nicht beginnen konnte.
Der Weg zu unserer Beziehung.

Sierra

Was bitte geschah gerade?
Er kuschelte sich an mich während er geschlafen hatte, dann diskutierte er mit mir und sagte, er mache sich Sorgen, dann küsst er mich aus dem nichts und sagt es sei ein Fehler gewesen?
Er hat mich einfach im Stich gelassen.
Wollte er nur wissen wie ich küssen konnte oder was bitte war seine Absicht?
Ich schätze ich vergaß immer wieder, was für eine Art Mensch er war.
Ein Arrogantes Arschloch.
Was ich aber nicht verstand war..
Er hatte das Bild nicht angesprochen.
Ich dachte eher er würde lachen oder sich vielleicht sogar über mich lustig machen. Das hat er aber nicht..

André

Es ist der nächste Morgen und ich habe mir vorgenommen, auf Distanz zu gehen. Desto weniger sie etwas mit mir zu tun hat, desto besser.
Gerade wollte ich meine Tasche packen, bevor ich zum College fuhr, da flog mir ein Blatt entgegen.
Sierra's Bild. Mein Gesicht.
Wieso ging sie mir bloß nicht aus dem Kopf? Und wenn ich es einmal schaffte meine Gedanken von ihr zu lösen, da trifft erneut etwas hartes auf mich ein.
,,Wer hat das gemalt?", ertönte die Stimme meines Vaters und ich merkte, wie er seine Hand auf meiner Schulter niederließ, die ich sofort abschüttelte.
,,Geht dich nichts an."
Er grinste breit und setzte sich neben mich auf den Boden.
,,Sie ist dein Date, nicht wahr?"
Shit. Er durfte nicht wissen, dass ich eine Hure angaschiert hatte.
,,Vielleicht, Vielleicht auch nicht."
Er sah mich stolz an und lächelte breit.
,,Ich kann es kaum erwarten, deine begabte Künstlerin am Mittwoch zu treffen." Mit diesen Worten stand er auf und ging in richtung Haustüre.
Nun hatte ich ein Problem mehr.

Sierra

André spielte noch nicht einmal mehr meinen Bodyguard. Er war distanziert, flirtete mit den Cheerleadern, lachte mit ihnen.
Ich war nur ein Spiel gewesen.
Aber was denn auch? Hatte ich ernsthaft erwartet er könnte mich, Sierra Rufford, das einfache Mädchen, mögen?
Nicht mal in meinen Träumen.
,,Sierra, ist alles in Ordnung? Du bist seit heute morgen total komisch."
Warum wohl? Ein Junge hatte mich geküsst und kurz darauf sitzen gelassen.
,,Nein. Alles gut. Lass uns einfach gehen."
Ich konnte es mir einfach nicht länger ansehen, wie er mit den Mädchen flirtete, mit ihnen lachte. Ich wünschte ich hätte mich nicht zu dem Statement mit André geäußert, dann wäre er nun immer noch die Schande der Schule.
Oh Gott. Was dachte ich mir bitte?
Das wäre André gegenüber nicht fair gewesen. Er hatte nichts damit zutun.
,,Sierra? Hallo??"
Schnell drehte ich mich zu Rosie und grinste Nervös.
,,Ja?"
,,Du hörst mir gar nicht zu."
Um ehrlich zu sein war ich eine schlechte Freundin gewesen in diesen Monaten. Rosie war immer für mich da gewesen und ich? Ich hatte sie völlig ignoriert, vernachlässigt.
,,Es tut mir so leid Rosie."
Sie lächelte nur und nahm mich in den Arm.
,,Das ist nicht so schlimm. Du hattest sehr viel um die Ohren, ich kann das verstehen. Außerdem musst du die Dinge positiv sehen, zum Beispiel zuckst du gar nicht mehr wenn ich dich berühre.", gab sie lachend von sich.
Seit dem Kuss mit André, war ich nicht mehr so empfindlich gegenüber Berührungen. Er gab mir während dem Kuss das Gefühl, keine Angst mehr vor Berührungen zu haben. Und dafür bin ich Dankbar, auch wenn der Kuss ein Spiel gewesen war.

Baby Don't hurt meWhere stories live. Discover now