"Warte, bleib stehn!" Mein Ruf hallte in den Fluren wieder, genauso wie ihre Schritte und ihr Schluchszen. Mein Herz pochte schmerzhaft. Ich hatte sie verletzt. "Verdammt!", schrie ich verzweifelt. Ich hasste mich gerade selbst dafür. Ich hatte es ihr versprochen, ihr versprochen es ihm zu sagen und ich feiges Huhn hab es abgestritten. Ich stellte sie vor allen anderen als eine Idiotin dar. "Weisst du wieso sie das behauptet hat?" Ich biss auf meine Zähne und spürte, wie ich begann zu zittern. Verdammt, ich hasste ihn gerade mehr als mich selbst. Er war weder ein guter Freund, noch ein guter Bruder und mit seiner verfickten Kontrollsucht, zerstörte er alles und jeden um ihn herum. Ich drehte mich langsam mit geballten Fäusten zu ihm. Auf einmal war mir alles egal. Soll er mich doch hassen. Soll er mich doch verachten und aus dem Schloss schmeissen. Aber ich würde keine Sekunde länger lügen. Er war es nicht Wert, wenn ich sie damit verletzte. "Weil es stimmt." Meine Stimme war rau und leise. Seine Augen weiteten sich erschrocken. Ich wollte ihm aber gar nicht erst die Möglichkeit geben, etwas zu sagen oder zu tun, denn dafür hatte ich keine Zeit. Das einzige was ich im Kopf hatte war sie. So schnell ich konnte, rannte ich los. Es gab nur einen Ort, an dem sie sein konnte. Ich kletterte die letzten Leiterstufen hoch, die zu einem Turm des Schlosses führten. Und da war sie. Sie sass da, die Beine an den Körper gezogen und den Kopf in den Knien vergraben. Ihre roten Haare wirbelten im Wind. Doch kaum hörte sie, wie sich die Luke schloss, sprang sie auf und blickte ertappt zu mir. Ihre Augen waren verweint und geschwollen. "Geh bitte. Geh einfach", flehte sie. Das Zittern in ihrer Stimme tat mir weh und der Hass auf mich selbst wuchs. "Bitte hör mir zu. Gib mir eine Chance mich zu erklären. Bitte."
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