Weil ich dich finde || Maze R...

By Nisiii2253

27.3K 1.1K 723

Sie haben alles verloren. Ihre Freunde. Ihr richtiges Leben. Und das an ANGST. Doch Liv und die anderen Licht... More

Prolog
|Kapitel 1|- Von wahren Freunden, Tränen und Versprechen
|Kapitel 2| - Armor
|Kapitel 3|- Blaue Augen, quietschende Mädchen und prasselndes Lagerfeuer
|Kapitel 5| - Wieder vereint?
|Kapitel 6| - In guten wie in schlechten Zeiten
|Kapitel 7| - Ich bin bei dir, immer
|Kapitel 8| - Streitereien, Pläne und Schmerzensschreie
|Kapitel 9|- Sie sind meine Familie
Info LESENACHT
Info LESENACHT (Teil 2)
|Kapitel 10| - Mehr als nur ein Traum
|Kapitel 11| - Es geht um alles
|Kapitel 12| - Von Cranks, Gelächter und Tunneln
|Kapitel 13| - Das verspreche ich dir
|Kapitel 14|- Von Nudeln und Simulationen
|Kapitel 15|- Wir stehen das durch
|Kapitel 16|- Ende oder Anfang?
|Kapitel 17| - Die letzte Stadt
|Kapitel 18| - Neue Gesichter und alte Bekanntschaften
|Kapitel 19|- Von Nasen, Deals und Lockvögeln
|Kapitel 20| - Von Gefühlen, Entschuldigungen und Rettungsmissionen
|Kapitel 21| - Alles wird gut
|Kapitel 22| - Ein letztes Mal
|Kapitel 23| - Immer
|Kapitel 24| - Tunnelgespräche und Tränen
|Kapitel 25| - Wir werden es schaffen
|Kapitel 26| - Von verrückten Plänen, Eifersucht und Glücksgefühlen
|Kapitel 27| - Newt
|Kapitel 28| - Rache
|Kapitel 29| - Neuanfang?
|Kapitel 30| - In Liebe, Newt
Epilog
DANKE

|Kapitel 4| - Niemals

1K 46 59
By Nisiii2253

Liv's Sicht:

Ich kann es kaum erwarten.
Wir haben gerade unsere Vorbereitungen abgeschlossen. Jeder weiß genau was er zu tun hat, wenn wir morgen den Zug abfangen und unsere Freunde befreien.
Ich werde Jeremy wieder sehen. Und Aris. Und Sonya und all die anderen.
Und Minho. Morgen Abend werde ich ihn endlich wieder in meinen Armen halten können.
Doch was, wenn etwas schief geht? Was, wenn ANGST den Plan geändert hat und der Zug gar nicht da lang fährt?
Oder er gar nicht fährt?
Was, wenn die Organisation alle so lange gequält hat, dass sie gar nicht mehr leben wollen?
Was, wenn sie bereits tot sind?

Ich wende mich von meinen Freunden ab, die gerade dabei sind alles für ein letztes großes Lagerfeuer herzurichten. Doch diesmal gehe ich nicht zu meinem üblichen Platz am Ufer, sondern beschließe einfach eine Runde um's Gebäude zu laufen.
Ich will jetzt mit niemandem reden, ich möchte einfach allein im Dunkeln sein, damit niemand meine Tränen und meine Zweifel sieht.

"Wieso bist du nicht bei den anderen?"
Ich zucke zusammen, als ich Vince' Stimme nicht unweit von mir entfernt höre.

"Ich muss nachdenken."

"Liv ich weiß was dir durch den Kopf geht."

"Ach ja und was?"
Meine Stimme klingt gereizter als beabsichtigt.

"Hey ganz ruhig. Ich weiß du verurteilst viele Entscheidungen, die ich getroffen habe. Wir müssen keine Freunde werden. Aber ich will, dass du weißt, dass du mit deinen Sorgen nicht allein bist...
Mary war mein Lebensinhalt. Sie hat stets das Gute in allen gesehen und hatte dennoch einen sehr  eigensinnigen Kopf. Du erinnerst mich an sie. Manchmal schmerzt es mich dich zu sehen, deine Art wie du mit anderen umgehst gleicht der ihren fast haargenau. Ich möchte nicht, dass du dasselbe durchmachen musst wie ich. Es gibt Hoffnung, Liv. Auch wenn du sie nicht immer sehen kannst.
Wie wir wissen können, ob ANGST wirklich alles so macht wie sie geplant hatten? Gar nicht.
Aber wir müssen es versuchen, eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Auch ich habe viele Freunde dort, wo dein Minho jetzt ist. Viele meiner Schützlinge wurden mitgenommen. Ich wollte ihnen ein Leben ermöglichen und jetzt das. Aber es ist noch nicht zu spät. Wir werden sie da irgendwie rausholen, okay? Das verspreche ich dir."

Ich bin sprachlos. Wirklich, dass Vince so ehrlich zu mir ist, hätte ich nicht erwartet.

Inzwischen ist er näher gekommen, ich kann nun seine Silhouette sehen, doch noch immer bringe ich keinen Ton heraus.

"Ich gehe dann mal, muss nochmal schauen, ob alles für morgen bereit ist", meint er schließlich, dreht sich um und geht.

Ich kann doch nicht zulassen, dass er einfach so verschwindet jetzt nachdem er sich mir geöffnet hat. Ich muss doch irgendwas erwidern.

"Vince?"

Ich sehe, wie er sich mir wieder zu wendet.
Und da weiß ich plötzlich ganz genau, was ich sagen muss.
"Mary wäre so stolz auf dich. Dass du das alles durchziehst ist nicht selbstverständlich. Das bedeutet mir und den anderen unendlich viel. Und ihr auch. Sie ist niemals weg, sie wird immer bei dir sein. Wie ein Engel, der über dich wacht."

Ganz schwach kann ich erkennen, wie er eine Hand hebt und sich über die Augen wischt. Er ist nicht so hart und ernst, wie er es immer vorgibt zu sein. In ihm schlummert Gutes, auch wenn es oft etwas verborgen scheint.

Wir beide gehen weiter, er in die eine, ich in die andere Richtung.

Ich bin gerade mal etwa zehn Minuten unterwegs, als ich neben mir die Äste eines Baumes rascheln höre.

"Ist da jemand?"
Langsam sehe ich mich um.

Dann muss ich blinzeln, weil mir der Strahl einer Taschenlampe direkt in mein Gesicht gehalten wird.
Kurz darauf höre ich ein Lachen. Ein tiefes, raues und dennoch angenehmes Lachen.

"Lucas, musst du mich blind machen?"
Ich jammere und versuche ihn trotz einer nun schützenden Hand vor meinen Augen ausfindig zu machen.

Nach einer Weile erkenne ich ihn auf einem Ast hockend, die Füße etwa zweieinhalb Meter über dem Boden baumelnd.

Er richtet den Lichtpegel nun auf den Stamm des Baumes.
"Willst du hoch kommen?"

Kurz überlege, dann nicke ich.
"Ja okay."

Der Baumstamm hat viele Einkerbungen und Äste, sodass es nicht lange dauert, bis ich bei Lucas angekommen bin und mich neben ihn setze.

"Wolltest eigentlich allein sein, oder? Weißt du Süße, es ist nicht gut ständig seinen Gedanken nachzuhängen."
Er legt einen Arm um meine Schulter und zieht mich zu sich.

"Ich weiß Lucas, aber das ist nicht so einfach", ich lehne mich an ihn.

"Du denkst einfach viel zu viel nach mit deinem hübschen Kopf. Wir finden deinen Minho schon, ich muss doch herausfinden, ob er wirklich so gut aussieht, wie du ihn beschrieben hast."

Empört gebe ich ihm einen Klaps auf den Arm.
"Finger weg von Minho, verstanden? Er gehört mir!"

"Keine Sorge, ich nehme ihn dir schon nicht weg."
Er beginnt zu lachen und ich lache mit.

Am Anfang habe ich mich unwohl dabei gefühlt, dass er mir so viele Komplimente gemacht und mir ständig irgendwelche Spitznamen gegeben hat.
Doch als ich heraus gefunden habe, dass er lieber Jungs als Mädchen hinterher schaut, war mir das egal.

"Wir finden schon noch jemanden für dich", meine ich und überlege.

"Was ist mit Thomas?"
Fragend sieht er mich an.

Ich verschlucke mich an meiner Spucke und fange an zu husten.
"Schlechte Idee", bringe ich hervor, als ich mich wieder beruhigt habe, "er steht definitiv auf Mädchen. Und außerdem hat Bren ein Auge auf ihn geworfen, ihr würde ich definitiv nicht in die Quere kommen."

Er nickt.
"Newt finde ich süß."

"Auch keine gute Idee", sage ich knapp und hoffe, dass er nicht weiter nachfragt. Eine Liebesgeschichte ist das Letzte, was Newt gerade braucht. Es ist wieder schlimmer geworden. Viel schlimmer.

Ich versuche mich von meinen Gedanken abzulenken.
"Pfanne? Er ist total cool."

Lucas lacht.
"Nicht mein Typ, sorry. Und das liegt nicht an seiner Hautfarbe, wirklich."

Etwas entgeistert sehe ich ihn an.
"Bist du jetzt Rassist oder was?"

"Nein", sagt er schnell, "es liegt wirklich nicht daran, dass er schwarz ist. Okay, das hat's jetzt nicht besser gemacht."

"Definitiv nicht, nein. Außerdem ist Pfannes Haut einfach etwas bräuner als deine oder meine, kein Grund so gemein zu sein, er ist ein Mensch so wie wir auch."

"Okay, nochmal von Anfang. Pfanne ist einfach nicht mein Typ. Das heißt aber nicht, dass ich Schokolade nicht mag."

Diese Aussage finde ich so absurd, dass ich zu lachen beginne.

"Findest du mich eigentlich attraktiv?"

Sofort verstumme ich. Das hat er mich jetzt nicht ernsthaft gefragt.

"Ich meine es ernst", sagt er dann, als könne er meine Gedanken lesen, "keine Sorge ich verrat's auch keinem. Aber ich würde gern wissen, wie ich auf andere wirke."

"Okay", sage ich langsam, "du siehst auf jeden Fall nicht schlecht aus. Zufrieden? Eine andere Antwort bekommst du von mir nämlich nicht."

Er nickt.
"Wie alt bist du eigentlich?"

Diese plötzliche Frage überrascht mich. Haben wir da wirklich noch nie drüber gesprochen?

"Naja, so genau weiß ich das nicht. Als ich auf die Lichtung kam, war ich wahrscheinlich um die 16 Jahre alt, vielleicht auch schon fast 17. Aber das ist jetzt ja bald acht Monate her, also kann es sein, dass ich inzwischen auch schon älter bin. Du?"

"17? Ich hätte dich definitiv für älter gehalten. Ich bin 22. Aber das Alter ist auch nur eine Zahl, nicht wahr? Und dein Minho? Ist wahrscheinlich etwas älter als du, oder?"

Ich nicke.

Dann schweigen wir. Einige Minuten lang sagt keiner ein Wort. Wir beide hängen einfach unseren Gedanken nach.

Dann springt er vom Ast hinunter und streckt mir seine Arme entgegen.
"Komm, wir gehen zu den anderen. Newt macht sich bestimmt schon Sorgen um dich."

Ich reiche ihm meine Hände und lasse mir von ihm hinunter helfen.
"Wieso sollte er sich Sorgen machen?"

Lucas lacht leise.
"Hast du's noch nicht bemerkt? Er macht sich immer Sorgen um dich. Er stellt dein Wohlergehen immer über seins."

"Ja", meine ich abwesend, "das war schon auf der Lichtung so."

Wir gehen also zurück und von weitem können wir schon das altbekannte Knistern des Feuers und die Stimmen der anderen hören.

"Da seid ihr jaaa", meint Clint lachend, als wir uns nähern. Harriet kichert unkontrolliert vor sich hin.

Ich sehe mich in dem Kreis um, sie sind nicht die einzigen, die sich völlig neben der Spur verhalten. Auch Vince, Jim der Spion, einige deren Namen ich nicht kenne und Jorge lachen und grölen durch die Gegend.
Pfanne, Brenda, Thomas und Newt drehen ihre Köpfe zu mir. Sie scheinen noch normal zu sein.

"Ist das ihr ernst?"
Frage ich und merke, wie Wut in mir aufsteigt.

Wir müssen morgen früh los, wir brauchen sie, wie können sie sich da jetzt zulaufen lassen?

"Clint, Harriet, Jorge und Vince haben nicht bemerkt, dass Jim etwas ins Trinken gemischt hat" meint Brenda leicht säuerlich, "jetzt benehmen sie sich wie die größten Deppen, obwohl morgen die Mission ansteht."

"Das gibt's doch nicht", meine ich und schüttele den Kopf, "was läuft bei diesem Jim eigentlich falsch?"
Ich beginne mit einem Bein auf dem Boden auf und ab zu wippen.

"Wir bringen sie ins Bett", meint Lucas und beginnt die Menge aufzuscheuchen, "Newt bleib du bei Liv."

Das war eine deutliche Ansage. Alle stehen auf, nur Newt bleibt sitzen und klopft neben sich auf die Bank, auf die ich mich dann ebenfalls sinken lasse.

"Wo warst du?"
Will er schließlich wissen und sofort habe ich ein schlechtes Gewissen, da ich ihm nicht Bescheid gesagt habe, sondern einfach gegangen bin.

"Ich wollte nachdenken, tut mir leid, dass ich einfach gegangen bin. Ich hätte dir was sagen sollen."

"Hey, du brauchst dich nicht rechtfertigen, okay? Alles gut, jeder braucht mal Zeit für sich. Doch wie ich sehe, warst du nicht lang allein."

Ich nicke.
"Zuerst habe ich Vince getroffen, dann Lucas. Wir haben eine Weile geredet. Auch über dich."

"Über mich?"

"Jep, aber ich hab ihm gesagt er soll's gar nicht erst bei dir versuchen."

Erst nach einem kurzen Moment scheint ihm bewusst zu werden, was ich da gerade gesagt habe. Er weiß, dass Lucas schwul ist.

"Ähm ich also", er kratzt sich am Hinterkopf, "stehe definitiv nicht auf Männer. Hast du ihm das gesagt?"

"Nein, ich hab einfach gemeint, dass er das vergessen kann und gehofft, dass er nicht weiter nachhakt. Ich wollte nur nicht, dass er mehr über dich erfahren möchte. Er hätte gemerkt, dass ich ihm etwas verheimliche... Aber jetzt zu dir, wie geht's dir? Was machen die Stimmen?"

"Ach die... Naja, dafür, dass ich sie erst seit gut einer Woche in meinem Kopf habe, sind sie schon ganz schön laut. Und dann halt das Zittern, das ist auch nicht gerade besser geworden."
Er sieht zur Seite. Irgendetwas stimmt nicht.

"Newt, was ist los?" Bitte vertrau es mir an. Ich kann dir helfen diese Bürde zu tragen."

"Ach ja?"
Er schnaubt und zieht seinen linken Ärmel nach oben.
"Und wie willst du mir dabei helfen?"

Tränen treten in meine Augen.
Das kann nicht sein.
Es darf nicht sein.
Die letzten Monate über hatte ich noch Hoffnung, dass wir das alles in den Griff bekommen oder zumindest so lange ziehen können, bis wir irgendwie an das Heilmittel kommen.
Ich dachte wir hätten Zeit.
Aber die dunklen, fast schwarzen Adern, die sich über seinen Unterarm ziehen, wollen uns diese Zeit nicht geben.

Ich schlage die Hände vor meinen Mund.
Mit aller Kraft versuche ich die Tränen zurückzuhalten.
Wie kann ich es wagen zu weinen, obwohl ich lebe?
Ich lebe und Newt wird sterben, wenn nicht bald ein Wunder geschieht.

"Newt ich wünschte..."
Doch meine Stimme bricht.
Ich kann nicht mehr. Wie soll ich je wieder glücklich werden, wenn Newt für immer fort gehen sollte? Wie?

Er sagt nichts, sondern zieht nur schnell seinen Jackenärmel nach unten und nimmt mich in seine Arme.
Dann legt er seinen Mund an mein Ohr und beginnt zu flüstern.

"Ich werde immer bei dir sein, hörst du? Egal was ist, ich werde nie fort gehen. Du hast doch auf der Lichtung selbst gesagt ich bin dein Engel. Es brennt, aber ich werde kämpfen. Und wenn ich es nicht mehr kann, musst du es für mich tun, okay? Du musst für mich kämpfen. Ich bleibe bei dir. Und auch wenn ich irgendwann nicht mehr da sein werde, bin ich nie wirklich weg. Niemals."

Continue Reading

You'll Also Like

13K 396 12
Lia und ihr Zwilling Griffin leben im Grünwald. Sie liebt es zu Turnen, doch was sie auch kann ist Fussball spielen. Mit ihrem Zwilling teilt sie nur...
10.1K 285 40
Ich bin mit meiner Besten Freundin Aleyna im Urlaub, da ihre zwei Brüder Emre und Bzet einen Rap Contest machen. Ich und Emre haben uns nie sonderlic...
120K 4.1K 106
Angelique Bianchi. Die Schwester des tödlich verunglückten F1-Fahrers Jules Bianchi. Sie ist die beste Freundin von Charles Leclerc und Pierre Gasly...
83K 10.7K 66
Wenn Jisung in seinem Leben eines gelernt hat, dann dass Aufgeben nie eine Option ist. Doch was passiert, wenn er in eine Welt gestoßen wird, die sei...