Ocean Eyes [MERMAID!AU]

Par xxFlasher2Nightxx

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"Ich darf doch sehr bitten! Meine Wenigkeit entspringt nicht Eurer blühenden Fantasie, sondern einem traditio... Plus

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Par xxFlasher2Nightxx

„Ach du scheiße...", flüsterte er entsetzt und vergrub das Gesicht tief in seinen Händen, um Fassung ringend und wieder am ganzen Körper zitternd. Allerdings diesmal nicht vor Kälte, sondern vor Angst. Er spürte wie sein Herz immer heftiger anfing in seiner Brust zu hämmern bis er sich sicher war, dass sein Gegenüber es längst hören musste. „Meine Familie und Freunde denken ich sei ertrunken!", stieß er mit Tränen in den Augen aus und holte schwerfällig Luft. Womit hatte er das verdient?

„Sie denken ich sei tot...ich sei...oh Gott, Harvey...", schniefte er verzweifelt und raufte sich durch die noch feuchten Haare. Der Gedanke an seinen besten Freund, der sicherlich krank vor Sorge sein musste, tat ihm fürchterlich weh. Es ging Ezra doch gut, ihm war nichts Schlimmes zugestoßen, aber er konnte es seinen Freunden nicht mitteilen. Sie mussten leiden, obwohl es Ezra gut ging.

Die ozeanblauen Augen füllten sich mit Gram. „Unmittelbar nach Eurer Genesung werde ich Euch persönlich an das nächstgelegene Festland eskortieren. Auf das Ihr zurück in die Arme Eurer Liebsten geschlossen werdet", versuchte es die kümmerliche Seele zu trösten und hätte den verlorengegangenen Sohn gern in den Arm genommen, wenn man dadurch nur die schillernde Flosse nicht gesehen hätte. Deshalb blieb es versteckt in der Brandung und versuchte ihn mithilfe ihrer geübten Worte zu beruhigen. Gerade da blickte Ezra auf und blickte die mitfühlende Gestalt mit Tränen in den braunen Augen an.

„N-nein, völlig ausgeschlossen. Ich kann nicht hier sitzen und mir ausmalen, wie schrecklich meine Familie leidet", bat er mit bebenden Lippen. Die kristallblauen Haare schwanken in der verneinenden Gestik und erdrückten den winzigen Hoffnungsschimmer. „Ich bedauere Euren Wunsch nicht erfüllen zu können, jedoch befindet sich Euer Körper nicht in seetüchtiger Verfassung. Sobald Ihr wieder zu Kräften gekommen seid, verlieren wir keine Zeit. Das verspreche ich Euch"

„Alter, ich hab mein Abi und die Uni in nur 5 Jahren hinter mich gebracht", raunte er bockig und verschränkte trotzig die Arme. „Ich hab mich bis Mitternacht durch tonnenweise Hausaufgaben und komplett schwachsinnigen Prüfungsstoff gequält, mir die Gesundheit durch meine permanente Koffeinabhängigkeit ruiniert und trotzdem noch die Zeit gefunden, um an meinen Büchern zu arbeiten", zählte Ezra die unschönen Erinnerungen auf und rümpfte gereizt die Nase, während er die ozeanblauen Augen herausfordernd anfunkelte. Nein, er hatte viel mehr einstecken müssen als er am Ende dafür bekam und es zeigte, wie unfassbar entschlossen er seine angefangenen Taten zuende brachte. Auch wenn es ihn von Zeit zu Zeit überforderte – was er natürlich niemals zugab.

„Erzähl mir du also nichts von schwacher Verfassung!"

Der Junge hob lediglich eine seiner makellosen Brauen. Abi? Uni? Koffein? Handelte es sich dabei um etwas zum Essen? Vom menschlichen Bildungs- und Schulsystem hatte er nicht den Hauch einer Ahnung. Naja, um ehrlich zu sein traf dies auf alles zu, was mit der Menschenwelt zu tun hatte.

„Wie auch immer. Meine Mutter wird krank vor Sorge sein und mir bis zum Lebensende Hausarrest aufbrummen, wenn ich nicht so bald wie möglich wieder quick lebendig vor ihr stehe", maulte er doch erhielt als Antwort nur ein stummes Kopfschütteln.

Ezra grummelte gereizt.

„Na schön. Dann schwimm ich eben allein. Ist ja nicht so, als wär ich auf deine Hilfe angewiesen", stieß er stur wie ein kleines Kind aus und wollte aufspringen, jedoch gaben seine Knie unter dem Gewicht nach und er sank kraftlos zurück in den Sand. Von dem anderen blieb ein schlauer Kommentar glücklicherweise aus, sonst hätte er ihm bestimmt nicht nur Sand an den Kopf geworfen. Frustriert hielt sich Ezra seine Hände vor das blasse Gesicht und fing verzweifelt an zu weinen, sein Kopf schmerzte immer doller und er fühlte sich einfach nur einsam und verlassen unter dieser endlosen Weite. Er war ja so furchtbar weit weg von Zuhause, und er fühlte sich so schrecklich einsam und verloren. So winzig.

„Ich...ich will zu meiner Familie", war das einzige, was der Meerbewohner zwischen den Schluchzern hören konnte und ihm wurde ganz weh ums Herz. Es wusste wie es war, von seinen Liebsten getrennt zu sein und es würde dem Schwarzhaarigen so so gerne helfen...doch wenn es ihn in seinem momentanem Zustand wieder ins Meer lassen würde, hätte es ihn auch gleich ertrinken lassen können. Niedergeschlagen sah Ezra jedoch langsam ein, dass der Blauhaarige nicht nachgeben und sein herzzerreißendes Flehen ihn auch nicht umstimmen würde. Sein Herz stach. Und alleine würde er es nicht schaffen, das hinterfragte er nicht. Er besaß einen sehr ausgeprägten starken Willen, doch allein gegen das Meer? Keine Chance. Erstens wusste er nicht wo zum Geier er sich hier befand und konnte so nicht den Weg zurück zu dem Schiff finden. Und zweitens war er sich sicher, dass er nicht genug Kraft besaß lange Zeit über zu schwimmen - hinzu kamen die Gefahren wie Haie oder sonstige gefährliche Tiere, über die er lieber nicht so genau nachdenken wollte. Der unendliche Ozean vor seinen Augen ängstigte ihn schon genug.

„Meinetwegen", seufzte er niedergeschlagen und wischte sich über die geröteten Augen. „Ich bleib hier. A-aber geh nicht weg. Bitte. Ich will nicht alleine sein", bat er niedergeschlagen und das Meerwesen schüttelte mit Nachdruck den Kopf. Wie könnte er denn glauben, er würde hier allein gelassen werden? Mitten in der Nacht, noch dazu in einem Reich das ohne die Anwesenheit des Königsblutes seinen sicheren Tod bedeutete? Der Blauhaarige nickte zur Beruhigung und beobachtete mit Erleichterung, wie die Müdigkeit den Menschen allmählich übermannte. Endlich. Seiner Aufmüpfigkeit beraubt bettete er sich möglichst schmerzfrei in den Sand und zog die trockene Jacke über seinen Körper. Seine blinzelnden Augen zeigten Schläfrigkeit und auch der andere spürte, wie Erschöpfung in seine Glieder kroch und die brennenden, überanstrengten Muskeln betäubte. Beide rückten unbewusst näher aneinander, solange bis sie ihre Köpfe wenige handbreit voneinander innehielten und es war Ezra, der sich durch ein zaghaftes Räuspern die Aufmerksamkeit des anderen sicherte.

Aufmerksam hob der Blauhaarige das Kinn.

Ozeanblau traf auf korallbraun.

Und dabei setzte Ezra's Herz aus.

Diese ozeanblauen Augen...sie strahlten unbeschreibliches Wohlempfinden aus. Neugierig und gleichermaßen abwartend starrten sie in die braunen Murmeln zurück, drängten den Menschen nicht sich zu äußern. Der tat es irgendwann, als er sich weitere Male in dieser vertrauten Atmosphäre verlor. „Warum tust du das alles für mich? Du kennst mich doch gar nicht. Außerdem war ich nicht gerade...nett. Das war nicht in Ordnung von mir, wollt ich noch sagen...ähm, sorry, das ich so ein Arsch war"

„Plagt Euch nicht mit Kummer über Ausgesprochenes. Es kann nicht mehr verändert werden", erwiderte das Wesen mit seiner unendlichen Weisheit, deren wahres Ausmaß sich der Mensch nicht im Entferntesten bewusst war, und hob seine Mundwinkel. „Ich verzeihe Euch"

Zur Antwort und gleichmaßener Kenntnisnahme nickte Ezra kaum merklich. Dankbar. „Wär echt blöd, wenn wir weiter streiten. Dann würd ich vielleicht sogar ein schlechtes Gewissen bekommen. Außerdem...", seine Stimme brach und er räusperte sich scharf, bevor er viel leiser den Satz fortsetzte und mit dem Aussprechen merklich röter an den Wangen anlief: „...ist es wirklich schwer, sich mit jemand hübschen zu streiten. Man knickt ein und verliert, um den anderen glücklich zu sehen. Ist ein ungeschriebenes Gesetz"

Der Blauhaarige, der nicht einschätzen konnte, ob es sich bei diesem Geständnis tatsächlich um die Bezeugung seines ansprechendes Äußeren handelte, oder ob sich der Mensch einen Scherz auf sehr niedrigem Niveau erlaubte, neigte den Kopf ein kleines Stück und runzelte die Stirn. „Meint Ihr damit etwa-"

„Ich sag's kein zweites Mal", fiel Ezra ihm mit einem störischen Kopfschütteln in den Satz und brummte unzufrieden mit dem Gefühl der Nacktheit, das sich über seine Haut spannte. Er hatte gehofft, die Bemerkung beiläufig fallen lassen zu können ohne großes Aufsehen zu erregen. Tja, mitnichten. Ezra lief das Blut in die Wangen und er errötete peinlich berührt. „Kann sein...d-das du...naja, ähm...ein bisschen hübscher als Quasimodo bist. Aber nur ein kleines bisschen", druckste er seltsam eingeschüchtert.

Das Meerwesen, was keinen blassen Schimmer hatte was es denn mit einem Quasimodo auf sich hätte, lächelte trotzdem verlegen bei diesen lieben Worten und bei Gott – Ezra hatte sich in seinem ganzen Leben noch nie zuvor so unbeschreiblich stark in dem Bann einer anderen Person wiedergefunden. Das Kribbeln in seinem Magen machte ihn süchtig. Süchtig nach diesen ozeanblauen Augen. Süchtig nach diesem hinreißenden Lächeln, dem absolut famosesten Kunstwerk der Epoche, das in diesem Augenblick einzig und allein Ezra galt. Das sollte es öfter, wie er sich feststellte zu wünschen. Dieses engelsgleiche Antlitz machte ihn süchtiger als die härteste Drogenmischung. Süchtig nach dieser geheimnisvollen Erscheinung, die ihn anblickte als bestünde er aus purstem Sonnenschein. Ezra war bei Gott kein Heiliger und hatte schon viel Mist gebaut. Eine ausgeartete Hausparty bei Clayton war noch das geringste Übel. Sich mit Harvey allerdings des Nachts wegzuschleichen, um mit der öffentlichen Bahn die dreistündige Fahrt zur Konzerthalle einer ihrer Lieblingsbands zu unternehmen, ausgestattet mit nichts mehr als Tickets, Handy und etwas Geld für den Notfall...diese Aktionen hatten Ezra's Mutter schon des öfteren einen halben Herzinfarkt verpasst. Natürlich, welche Mutter würde nicht Himmel und Hölle in Bewegung setzen, wenn das Kind sich trotz Hausarrest – wegen Clayton's Hausparty – davonstahl?

Nein, Ezra wäre eine miserable Charakterisierung eines guten, wohl erzogenen jungen Mannes.

Aber jetzt gerade, in der Zweisamkeit dieser majestätischen Schönheit, fühlte er sich...wertgeschätzt. Akzeptiert. Er wurde nicht für seine Vergangenheit verurteilt, sein Charakter wurde nicht anhand der ausgerichteten Taten eingeschätzt und er war nicht weniger wert, nur weil er keine handvoll Freunde um sich wusste. Ezra war Ezra. Und selbst ohne den Namen seines Gegenübers zu kennen wusste er, dass ihm diese Person ein verdammt gutes Gefühl bereitete. Selbstliebe.

„Warum tust du das alles für mich?", wiederholte er fasziniert.

„Wisst Ihr, man sollte keine Gegenleistung erwarten um bereit sein, jemandem zu helfen. Man hilft einander weil man helfen kann und irgendwann, wenn man selbst Hilfe braucht, wird einem die gute Tat verdankt", antwortete der Blauhaarige in Gedanken versunken und biss sich auf die Lippe, kämpfend seine Wangen nicht erröten zu lassen. Der Blick des Menschen bohrte sich durch seine Augen tiefer, tiefer in sein Herz und der Abschied würde grausam sein, wenn diese Anziehung noch weiter mit dem Verstand der beiden spielte. „Schlaft nun beruhigt ein, ich wache hier an Eurer Seite", versprach die Gestalt und lächelte. Und Ezra traf dieses unscheinbare Schmunzeln wie ein Himmel voller Blitze ins Herz. Donnernd, krachend und ohne Rücksicht auf Verluste. Denn die Liebe war nicht sanft, nicht verspielt wie ein Maikäfer an einem Sommertag. Die Liebe wütete nach Lust und Laune, brauste durch die Herzen der Seelen und wirbelte die Vergangenheit auf, hievte die altbekannte Welt aus den Angeln und erschuf inmitten dieses zerstörerischen Chaos eine Liebe, wie sie die kühnsten Geschichtenschreiber nicht besser ertüffteln könnten.

Eine Liebe für die Ewigkeit.

Der junge Mann wusste beim besten Willen nicht wie es sein konnte, doch auf irgendeine Weise war er fasziniert von dem Jungen mit den ozeanblauen Augen, obwohl er ihn nicht kannte. Er hatte ihn gerettet, einfach so aus heiterem Himmel und hatte ihn in Sicherheit gebracht ohne etwas im Gegenzug dafür zu verlangen. Zwar brannten Ezra noch viele unbeantwortete Fragen auf der Zunge, aber fürs erste fühlte er sich wohl, dass diese Gestalt bei ihm war und er nicht alleine auf dieser Insel aufwachen musste. Getrieben von seinem unterbewussten Drang streckte er langsam seine Hand aus und tanzte mit seinen Fingerspitzen zärtlich und vorsichtig über die makellose Handinnenfläche des anderen. Der zog sich nicht wie erwartet zurück bei dem intimen Kontakt, sondern schloss blinzelnd die Augen und schien diese Berührung...zu genießen. Sehr sogar. Zutraulich bewegte er seine Finger und hielt überflutet von den warmen Empfindungen in seinem kribbelnden Bauch den Atem an. Es war so neu, so unbekannt...so magisch. Ezra verflocht ihre Hände und wusste gar nicht, wie sehr er durch diese simple Geste die Zuneigung zwischen beider Herzen kräftigte. Wie ungemein heiß dem Meerkind wurde als er sanfte Muster auf dessen Haut zeichnete. Wie rasant sein Herzlein trommelte. Wie sehr der Palast, die königlichen Sitten, die an ihn gestellten Erwartungen und Forderungen eines Thronfolgers aus seinem Verstand verblassten. Ezra hatte ja nicht den Hauch einer Ahnung, was für eine enorme Wirkung er auf den Jungen mit den ozeanblauen Augen ausübte. Er stahl ihm die Sorgen, entriss ihm die Zukunftsängste und besänftigte die aufgestauten Klagelaute mit einer winzigen Berührung. Da war kein Platz mehr für den Gram über machtbesessene Edeldamen, kein Aufruhr über erzwungene Begattungen und Kinder, die kein heiles Elternhaus erhalten würden. Alles was den Jungen mit den ozeanblauen Augen auszumachen schien, verschwand. Was unter all diesen auferlegten Masken zurückblieb war ein freies Herz. Ein Junge auf dessen Schultern nicht die Verantwortung für ein Volk lastete.

Ein Junge mit ozeanblauen Augen.

Das war alles, was er war. Und ein Mensch, dessen Namen er nicht einmal kannte, erinnerte ihn an die wahren Werte des Lebens. Glücklich sein. Freiheit. Freundschaft. Doch könnte er das Menschlein als einen Freund sehen, wo sein Herz mehr wollte? Sich mehr erhoffte? Eins stand schon jetzt fest: der Junge mit den ozeanblauen Augen würde den Menschen mit den korallbraunen Augen niemals vergessen können.

„Kann ich dich noch was fragen?", nuschelte Ezra mit geschlossenen Augen und seufzte im Anschluss wohlig. Es fühlte sich unbeschreiblich gut an, die Hand des anderen in seiner zu halten. Kein Mensch hatte diese intensive Nähe je in ihm ausgelöst. Würde es vermutlich nie. Diese Nacht existierte einzig und allein, um den Beginn einer unvergesslichen Liebesromanze zu schreiben.

Einer Liebesromanze, die geächtet von beiden Welten in unheilvoll großer Gefahr schwebte. Risiko, alles zu verlieren was einem lieb und kostbar war. Doch war das wirklich so viel? Für den Jungen mit den ozeanblauen Augen beispielsweise war es ein Opfer, welches er in Kauf nehmen könnte. Sollte er doch von den seinen verstoßen werden – dann wäre er somit immerhin die lästigen arrangierten Vermählungsversuche und strikten Regelungen los. Er wäre frei. Und mit einem kleinen bisschen Freiheit ließe sich so einiges anstellen.

Ezra nahm die Stille als stumme Aufforderung auf und rückte ein winziges Stückchen näher an den anderen heran, seufzte erneut und ihm war nicht mehr kalt. Schon lange nicht mehr. Dass seine Lederjacke aber einige Meter hinter ihm im Sand lag, zerknuddelt und unbeachtet, entglitt ihm. Die Wärme rührte von seinem Inneren her. Sie war das Resultat einer Bindung, die man ein Leben lang suchte und letztendlich durch einen glücklichen Wink des Schicksals fand. Und dies war der erste Augenblick, in dem Ezra es nicht bereute um ein Haar ertrunken zu sein.

„Wie heißt du?"

Denn sonst hätte er diese ozeanblauen Augen niemals erblicken dürfen.

Und darauf folgte Schweigen eben jenes Angesprochenen. Sein Blick, erschöpft und gleichzeitig viel zu aufgedreht, war auf den Himmel gerichtet, an dem sich ein Stern blicken ließ und dem einsamen Mond Gesellschaft leistete.

„Wozu die Sterne da oben belästigen, wenn der schönste von ihnen hier bei mir ist?"

Der Blauhaarige errötete verlegen und kam nicht umhin, glücklich die Augen zu schließen und die Hand des Menschen ein klein wenig fester zu halten. Der Druck wurde rasch erwidert. Und es löste eine unbeschreibliche Welle der Geborgenheit aus. In beiden. Der junge Mann schluckte und senkte den Blick vom Ozean zurück auf das friedliche Gesicht seines Gegenübers. Die filigranen dunklen Wimpern, unter denen die betörendsten Augenperlen schlummerten. Der hinreißende Rotschimmer auf den ebenmäßigen Wangen. Rosige Lippen, die nur so zu sündigen Küssen und sinnlichem Liebessäuseln einluden. Ezra atmete leise ein und weil ihm das Händchenhalten nicht reichte, führte er seine freie Hand an die schutzlos daliegende Gesichtshälfte und liebkoste sie mit nichts als seinen bloßen Fingerspitzen. Sein Herzschlag erhöhte sich.

Er hatte sich seinen Urlaub definitiv anders vorgestellt.

Aber er log nicht wenn er behauptete, dass er jederzeit wieder in die Fluten springen würde. Selbst wenn er seiner Mutter damit einen Herzinfarkt bereiten würde. Oder wenn Harvey ihm Hals über Kopf nachspringen würde, womit wohl auch Clayton folgen würde und Ezra anschließend so kräftig in den Arsch treten würde, dass er eine Woche nicht sitzen könnte. Wenn diese Rangelei zwischen brausenden Wellen und seinen schwächlichen Lungen mit einem Treffen der ozeanblauen Augen resultierte, dann wusste Ezra die Antwort. Er würde es riskieren. Und wenn dieses bildschöne Geschöpf, wer auch immer es war, seinen Namen nicht preisgeben wollte, dann sollte es eben so sein. Ezra akzeptierte die unsichtbare Grenze. Schließlich waren es ja nur Buchstaben. Buchstaben, die ein Wort zusammensetzten und bildeten, nicht aber den Charakter beschrieben oder gar das Wesen, zu welchem diese Buchstaben gehörten.

„Danke, dass du mir den Arsch gerettet hast", flüsterte er bereits auf dem Weg ins Land der Träume und streichelte ein letztes Mal die warme Wange, kuschelte sich dann halbwegs auf seinen angewinkelten Arm und stellte sicher, dass er die Hand des Blauhaarigen nicht loslassen musste. „Du bist es...du wirst es immer sein, Ocean Eyes..."

Bevor er ganz wegdriftete, hörte er am Rande seines Bewusstseins eine leise Stimme die letzten Worte der Nacht flüstern: „Trügt mich nicht mit bedeutungslosen Lügen, Menschlein. Sonst wird unser Abschied mein Herz ein Leben lang mit Kummer füllen..."

„Dann verabschieden wir uns halt einfach nicht...", säuselte der Schwarzhaarige lapidar und fasste in seinem weggetretenen Zustand den nötigen Mut, um zu scherzen: „...sonst muss ich wohl öfter von Bord eines Schiffes springen"

„Verträumter Narr", erwiderte die andere Gestalt, konnte aber ein belustigtes Schmunzeln nicht unterdrücken. Es war falsch. So verdammt falsch, was er da gerade tat. Ein Königskind, das sich auf das Niveau eines engstirnigen Menschen herabließ und ihm diese Nähe gewährte. So falsch.

„Schlaft jetzt endlich"

Aber diese Untersagung, die schriftlichen Verbote sich den Wesen der anderen Welt zu nähern, übten einen unwiderstehlichen Reiz aus. Auf beide. Für Ezra stellte dieses Aufeinandertreffen eine simple außergewöhnliche Tatsache dar. Für den anderen allerdings symbolisierte das Herzklopfen, ausgelöst durch den Schwarzhaarigen, den wohl schmerzlichsten Verstoß gegen die Jahrtausende alten Gesetze dar. Er half dem Feind. Er fühlte sich angezogen von einem einfachen Paar brauner Augen. Er verriet sein Volk.

Und trotzdem hatte sich der Blauhaarige noch nie lebendiger gefühlt, aktiver in seiner eigenen Lebenslage. Er lebte. Und das zur gleichen Zeit wie dieser Zweibeiner, der seine Runen zum Leuchten brachte. Das konnte nicht einfach durch einen ungeschickten Zufall entstanden sein. Irgendetwas, oder irgendwer, hatte zur richtigen Zeit die richtigen Fäden gezogen um diese beiden Seelen in einem stürmischen Chaos aus Farbe, Realität und Gefühle zu vereinen. Die zwei Fremden mussten lediglich noch herausfinden, aus welchem Grund sich ihre Seelen bereits kannten, sich begrüßten als hätten sich langjährige Freunde wieder getroffen.

Da lag noch eine lange Reise vor den beiden Kindern aus den verschiedenen Welten.

„Unter einer Bedingung...", raunte der Mensch und ein unnatürlich wohliger Schauer lief dem anderen über den Rücken, als sich die Stimme näher an seinem Ohr befand und säuselte: „...ich erfahre deinen Namen...deinen echten Namen"

Stille.

Und Ezra, der nach kurzer Weile fast gänzlich in seine wirre Traumwelt gezogen wurde, wurde dabei von einem sinnlichen Jungen mit kristallblauem Haar begleitet. Und dieser hörte auf den Namen...

„...Cassian..."

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