Ryujin
Mit großen Augen sah ich Yeji an, welche mich noch immer auffordernd musterte und nur darauf wartete, dass ich ihr zustimmte. Man konnte ihr anmerken, wie wenig sie wusste, was sie sonst noch tun sollte, würden ihre Worte keine Wirkung erzielen. Sie war nun einmal kein geselliger Mensch, der sich mit dem Umgang anderer Menschen auskannte. Doch zumindest gab sie sich Mühe und das schätzte ich sehr an ihr.
"Okay... dann werde ich es tun", sagte ich nun tatsächlich bestärkter und schenkte ihr ein sanftes Lächeln. Etwas schief versuchte Yeji es zu erwidern und für einen Moment wirkte es so, als wüsste sie nicht ganz, wie das ging. Irgendwie sah das verdammt niedlich aus und ich verkniff mir ein leises Kichern, griff stattdessen nach ihrer Hand und zog sie hinter mir hinein in den Friseursalon.
"Guten Tag, Miss. Was können wir für Sie tun?", fragte mich die Friseurin sofort und lächelte höflich mich an. Einen kurzen Blick warf ich noch einmal auf Yeji, die hinter mir stand und mir wieder ermutigend zunickte, weshalb ich mich wieder an die Frau wandte und ihr erklärte, was ich wollte.
"Meine Haarspitzen müssten wieder gekürzt werden und ich möchte gern meine Haare rosa färben lassen", sagte ich. Sofort nickte sie und fragte mich nach meinem Namen, da sie meinen Termin abchecken musste. Schnell war das erledigt, sodass sie um die Theke herum kommen konnte und mich zu einem freien Sitz führen.
"Bitte haben Sie einen Moment Geduld, ich werde gleich zu Ihnen kommen", lächelte mich die Frau an und huschte dann rasch zu einem anderen Kunden. Bestätigend nickte ich und wartete geduldig ab, wobei sich Yeji neben mich an den Spiegeltisch lehnte.
"So so, du wirst jetzt also zur Kirschblüte", grinste sie und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust. Ihre langen, schlanken Finger zwirbelten dabei eine ihrer dunklen Haarsträhnen und sie betrachtete mich amüsiert aus ihren schmalen Augen, deren Form mich tatsächlich jedes Mal aufs Neue völlig faszinierten. Wie konnte ein Mensch nur so schöne Augen haben?
"Dann werde ich sicher unwiderstehlich sein", erwiderte ich leicht grinsend auf ihre Worte hin und zwinkerte ihr einmal zu. Yejis Augenbraue zuckte hierbei leicht nach oben und ich glaubte für einen kurzen Augenblick, dass sie sich über mich lustig machen würde. Jedoch tat sie es nicht. Nein, im Gegenteil, sie fing sogar selbst an, leicht zu grinsen und ließ sich auf mein kleines Spiel ein.
"Natürlich. Du wirst zum Vernaschen niedlich sein", meinte sie, legte einen möglich ernsten Klang in ihre Stimme, aber das leichte Amüsement war nicht zu überhören. Schon jetzt ahnte ich, dass sie mich mit meiner neuen Haarfarbe liebend gern aufziehen würde und ich anfangs keine Ruhe vor ihr hatte, allerdings war mir das sogar irgendwie egal. Viel mehr... freute ich mich sogar darauf.
"Und dadurch wirst du mich sicher zu deiner Lieblingssüßigkeit ernennen", konterte ich und faltete meine Hände auf meinem Schoß. Frech grinste ich sie an, wagte es sogar, ihr einen Augenblick lang die Zunge herauszustrecken. Wegen dieser Handlung weitete sie nun überrascht ihre Augen, Empörung glänzte in ihrem Blick und direkt verfinsterte sich dieser. Langsam beugte sie sich vor, um sich meinem Gesicht anzunähern und nun war ich diejenige, die ihre Augen groß werden ließ und sie ein klein wenig eingeschüchtert musterte.
Was sollte das jetzt werden?
Erst kurz vor meinem Gesicht stoppte sie und blickte mir tief in die Augen. Ich dachte nicht einmal daran, meinen Blick von dieser brünetten Schönheit und ihren dunklen Augen abzuwenden, die mich förmlich in eine Art Bann zog, so als würde sie mir in meine Seele sehen können. Und dann bildete sich ein kleines, verführerisches Grinsen auf ihren Lippen.
"Werd noch einmal mir gegenüber frech und ich werde dir dieses ungezogene Verhalten austreiben."