Shadowsoul - Pfad der Schatte...

By EvangelinePandima

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„Du musst wissen, ich kenne dich fast dein ganzes Leben lang, ich war in jener Nacht bei dir, als die Dämonen... More

Shadowsoul - Pfad der Schatten - A Book by Madl
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Prolog
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 1
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 2
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 3
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 4
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 5
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 6
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 8
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 9
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 10
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 11
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 12

Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 7

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By EvangelinePandima

Kapitel 7 – Die Gabe der Schatten

Die Nacht hatte begonnen. Cassy saß neben Sarah auf dem Boden. Scarlett hatte sich im hinteren Teil des Schuppens eingerichtet. Zane lehnte an der Wand, er war immer noch in der Schattenwelt. Sarah hatte also keine Ahnung wo er war. Das Schweigen zog sich in die Länge bis sie es nicht mehr aushielt. Wütend stand sie auf und lief in dem wenigen Raum, der ihr zur Verfügung stand, im Kreis.

Sarah stand ebenfalls auf und hielt sie fest.

„Es hat keinen Sinn jetzt sinnlos im Kreis zu laufen, du verschwendest nur Energie. Du solltest dich setzten. Klarwar das ein verrückter Tag, aber wir sollten noch mal in aller Ruhe darüber nachdenken, findest du nicht auch?“

Cassy sah zu ihrer Freundin auf, zum ersten Mal seit sie Sarah kannte wirkten ihre Augen wirklich ernst. Sie war ruhig, gefasst und ließ sich von ihr nicht beirren.

Sie nickte. „Du hast Recht, wir sollten jetzt besser unser weiteres Vorgehen planen. Zane du bist so still, ist irgendetwas?“ Dieser schien sie nicht zu beachten, er blickte noch nicht einmal zu ihr auf.

„Zane!“ Diesmal schaute er auf. „Alles klar bei dir?“

Stumm nickte er. „Ja, doch ich habe euch noch nicht alles erzählt. Es wird Zeit euch die vollständige Wahrheit zu sagen. Es wäre vielleicht besser ihr setzt euch erst einmal.“ Ein flaues Gefühl machte sich in ihrem Magen breit. Sowohl Sarah als auch Cassy setzten sich, Zane kniete sich ebenfalls hin.

„Okay, diese Neuigkeit trifft vor allen Dingen dich Sarah.“ Sie gab es an ihre Freundin weiter.

„Oh nein! Ich ahne Schlimmes. Hat es irgendwas mit der Schule zu tun? Bitte sag nein!“

Cassy schüttelte den Kopf. „Wie kannst du in so einer Situation an Schule denken?“

Sarah wollte zu einer Erwiderung ansetzten, doch Zane unterbrach sie beide, bevor alles in einen Streit ausartete.

„Nein, es geht nicht um die Schule, zumindest nicht direkt. Es geht um deinen Freund John und um Jared.“

Cassy erstarrte gab es aber trotzdem an Sarah weiter, diese keuchte entsetzt auf.

„Was hat unsere Situation mit den beiden zu tun?“

„Sie sind keine Menschen. Sie und ihre drei weiteren Brüder sind Angehörige des Volkes der Nachtmahre. Sie sind ebenso ein Volk der Dunkelheit und sie haben das gleiche Ziel wie die Dämonen, wenn sie dabei auch wesentlich geschickter vorgehen. Deswegen sind sie an eure Schule gekommen, um nach Cassidy zu suchen. Sie wollten nur mit euch flirten, wie ihr es nennt, um herauszufinden, ob ihr die Gesuchte seid. Mit Liebe hat das wenig zu tun, glaubt mir.“ Zane sah zu Sarah, die mit einem Schrei aufgesprungen war. Sie selbst konnte sich einfach nicht rühren, kein Wunder, dass sie bei ihm von Anfang an so ein schlechtes Gefühl hatte.

„Nein! Du lügst! John liebt mich! Das kann nicht sein, das ist unmöglich!“

„Dennoch ist es so. Ich weiß, dass dir das nicht gefällt Sarah, aber es ist nun mal so. Ich wollte es euch nur sagen, damit ihr in Bezug auf sie vorsichtig seid. Es wäre besser ihr haltet euch von ihnen fern, ich kann mir denken, dass sie die Wahrheit bereits wissen.“

Sarah brach auf dem Boden zusammen. „Das ist so unfair! Endlich dachte ich, ich hab den perfekten Traummann gefunden, doch dann muss er…ein was auch immer sein! Das ist mir jetzt auch egal, wenn er mich belogen hat, soll er zur Hölle fahren! Ich jedenfalls werde ihm nie wieder vertrauen, geschweige denn ein Wort mit ihm wechseln! Der Typ kann mir gestohlen bleiben! Ich komm auch ohne ihn zurecht!“

Cassy legte den Arm um ihre Freundin, Tränen liefen zwar über ihre Wangen, aber aus ihren Augen sprach Entschlossenheit und nicht das kleinste Zittern erschütterte ihre Stimme.

„Ich werde dir dabei helfen! Gemeinsam jagen wir die beiden und ihre Brüder in ihre Welt zurück!“

Sarah lachte. „Ja so machen wir‘s! Die sollten sich warm anziehen! Sobald ich John sehe zerkratze ich ihm die Augen!“

„Gut, aber für heute hast du genug getan, wir sollten uns ausruhen und Kräfte für morgen sammeln. Versuch ein wenig zu schlafen.“

Sarah nickte. „Okay, ich leg mich ein wenig hin. Sie lief nach hinten zu Scarlett und legte sich in einigem Abstand und mit einem Ausdruck des Grauens auf den Boden, welcher nicht besonders sauber war. Bereits nach ein paar Minuten des Schweigens war sie eingeschlafen. Cassy sah von ihr zu Zane, er hatte sich nach wie vor nicht bewegt und schien in Gedanken versunken. Dann hob er den Kopf und sah sie an.

Du solltest dich auch hinlegen, es war ein langer Tag.“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin überhaupt nicht müde.“ sie kuschelte sich enger in ihre Jacke, draußen im Wald war der Schrei einer Eule zu hören.

„Könntest du mir vielleicht mehr über Aegäien und seine Bewohner erzählen? Ich möchte gern mehr über die Welt erfahren zu der ich jetzt mehr oder weniger gehöre.“

Zane zuckte die Schultern, offenbar ein beliebte Geste seinerseits.

„Wie du wünschst. Du weißt, dass es in Aegäien acht Völker gibt. Vier des Lichts und vier der Dunkelheit, jedes dieser Völker hat seine eigene Magieart. Zu den Völkern des Lichts gehören die silbernen Drachen, welche die Eismagie beherrschen. Man sagt ihr Land sei so kalt, dass man dort auf der Stelle erfriert. Jedoch wir können Schatten weder Hitze noch Kälte spüren, also weiß ich nicht, ob es wahr ist. Doch ich glaube schon, da ihr Land einer einzigen Wüste aus Eis gleicht. Ebenfalls dazu gehören die Elfen. Ihr Reich ist ein gigantischer Dschungel mit allen möglichen Pflanzenarten. Da die Elfen die Naturmagie beherrschen und in der Heilkunst ausgebildet sind, ist dies natürlich der ideale Ort für sie. Es gibt keine Wunde, die sie nicht mit ihrer Magie oder ihren Salben heilen können. Dann gibt es noch die Formwandlenden, sie haben die Fähigkeit die Gestalt zu wechseln. Allerdings ist ihnen nur eine zweite Gestalt gegeben, aber es gibt so viele unterschiedliche Familien beziehungsweise Spezies, dass fast alle Tiere beider Welten irgendwo vertreten sind. Sie sind die einzigen Wesen, wo Fleisch- und Pflanzenfresser friedlich nebeneinander wohnen können. Und damit sich jede Art wohlfühlt, ist auch jeder Lebensraum vertreten. Ihr kennt die Legende der Werwölfe nur, weil ein paar Wolfskinder ein Schlupfloch in den versiegelten Portalen entdeckt haben. Ihre gesamte Familie, eine der größten der Formwandlenden, ist losgezogen, um sie zurückzuholen. Dabei haben sie unter den Menschen für Angst und Schrecken gesorgt. Das vierte Volk des Lichts sind die Elceyden, ihr würdet sie Engel nennen. Doch sie sehen nicht ganz so aus, wie ihr sie euch ausmalt. Sie haben zwar Schwingen, aber auf keinen Fall einen Heiligenschein. Außerdem scheinen sie nur aus Licht zu bestehen. Sie sehen so ähnlich aus wie Schatten, doch sie leuchten unglaublich hell und sind nicht schwarz wie wir. Um die anderen mit ihrem Licht nicht zu blenden, tragen sie meist dunkle Umhänge, die ihre Körper fast vollständig bedecken. Das einzige was frei bleibt sind ihre enormen, adlerähnlichen Schwingen. Ihre Magie ist logischerweise die des Lichtes, sie sind es auch, die am meisten der Zugang zu eurer Welt gestattet wird. So helfen sie manchmal Wanderern mit ihrem Licht oder streifen als Irrlichter umher. Früher kam es sogar vor, dass sie sich einigen wenigen enthüllt haben und sie auf einen anderen Lebensweg führten. Elceyden haben ein gutes Herz und sind sehr sanftmütige Wesen, sie werden eigentlich von allen, die sie kennen gemocht. Ihr Menschen habt sie Engel genannt und sie für Botschafter Gottes gehalten. Für euch wurden sie zu Recht die Inkarnation des Guten. Die anderen vier Völker haben keinen so guten Ruf. Das Volk der Dämonen ist das brutalste und rauflustigste, es besteht eigentlich nur aus Kriegern, die aber mit ihrer Feuermagie umzugehen wissen. Und so entsanden eure Vorstellung von der Hölle mit Satan und seinen Dämonen. Doch unter Skarrs Herrschaft entwickeln sie sich immer mehr zu einer Bedrohung. Skarr will unbedingt die Herrschaft über beide Dimensionen erlangen. Und mit genügend Kämpfern könnte ihm das auch gelingen. Die Völker des Lichts versuchen verzweifelt ihn daran zu hindern, aber auch zwischen ihnen herrscht Unstimmigkeit. Es ist also mehr ein Krieg aller gegen alle. Das zweite Volk wie gesagt sind die Nachtmahre, sie beherrschen die schwarze Magie. Damit können sie ihrem Opfer unheimliche Qualen verursachen. Doch sie sind disziplinierter als die Dämonen. Nachtmahre sind von Natur aus listig, klug, und allen in Sachen Taktik weit überlegen. Sie besitzen ebenfalls Schwingen, doch diese sehen keinesfalls wie die eines Adlers aus, sondern eher wie die einer Fledermaus. In etwa so wie ihr euch einen geflügelten Dämon vorstellt. Diese Schwingen können sie allerdings einziehen, dann sehen sie beinahe menschlich aus, für die meisten eurer Art sind sie es dann auch. Doch ihre Pupillen sind Schlitze und auf ihrem Rücken kann man noch die Ansätze der Flügel erkennen, es sieht aus als hätten sie zwei große Narben auf ihrem Rücken. Das Volk der Trolle hat mit eurer Welt am wenigsten zu tun. Sie verhalten sich relativ still und bleiben am liebsten unter sich. Ein wenig dicke, klumpige, mürrische aber tödliche Wesen. Denn sie beherrschen die Magie des Todes. Diese zielt nicht darauf ab dem Opfer Leid und Schmerzen zu bringen wie die schwarze Magie der Nachtmahre, die ihre beschäftigt sich mit der Nekromantie. Sie können Tote wieder zum Leben erwecken oder sie führen Rituale mit Leichenteilen auf. Außerdem heißt es, dass sie die Leichen auch fressen, wenn ihnen der Sinn danach steht. Ich habe so etwas zwar noch nie gesehen, aber möchte es auch nicht. Das vierte Volk der Dunkelheit sind die Orks. Sie sind sehr aggressiv und vertrauen niemandem außer anderen ihres Volkes. Man sollte ihnen auch besser nicht zu nahe kommen, ihre Magie ist die der Waffen. Sie können zum Beispiel so viel Energie in eine Waffe einfließen lassen, dass nichts von beiden Welten sie mehr zerstören kann und das ist nicht die einzige Möglichkeit ihrer Kunst. Viele zahlen für ein Orkschwert mit ihrem Leben. Denn die Orks sind zwar hervorragende Schmiede, doch sie geben ihre Waffen fast nie jemanden, der nicht zu ihnen gehört. Und zuletzt existieren die Schatten als Produkt beider Völker. Ich habe dir ja schon einiges über uns erzählt, viel mehr gibt es eigentlich nicht. Wir haben keine Geschichte, wir unterhalten uns sehr selten. Niemand weiß warum es uns gibt, oder wie ein Mensch zum Schatten wird, es passiert einfach. Die meiste Zeit wandeln wir durch beide Welten und sehen zu wie alles sich um uns herum verändert. Wir sind die stillen Beobachter, die Nationen auferstehen und fallen sehen können, ohne dass wir uns je ändern oder die Schattenwelt es tut.  Bei uns bleibt alles gleich und wir nehmen es widerspruchslos hin, wir existieren nur, für uns gibt es einfach keine Gefühle. Nicht was vergänglich ist, wie Gefühle, bleibt lange in unserer Welt. Frag mich nicht warum, es war schon von Anbeginn der Zeit so. Die einzige Magie die wir beherrschen ist unsere eigene, die Schattenenergie. Sie ist unsere Signatur, das einzige woran die Völker Aegäiens die Anwesenheit eines Schattens erahnen können. Wir hinterlassen sie wie eine Spur, doch wir werden  selten aktiv genug, um überhaupt Schattenenergie zu verbrauchen. Für die meisten existieren wir gar nicht und sowohl sie als auch uns stört das nicht. Wir leben neben ihnen, sie neben uns und keiner macht sich groß etwas aus dem anderen. Und die meisten von euch wissen nicht, dass wir, Aegäien und die Völker des Lichts und der Dunkelheit existieren. Und das ist der einzige Punkt wo sich alle, außer Skarr, einig sind, dass das auch so bleiben soll.“

Cassy sah stumm zu Zane auf. Vor ihr hatte sich eben eine fantastische Welt aufgetan, die sie nur in ihren Grundzügen erfassen konnte. Und sie war nun ein Teil davon, genauso wie Zane. Sie schaffte es immer noch nicht zu glauben, dass er ein Schatten war, obwohl sie mehr als nur dürftige Beweise für die Wahrheit hatte. Sie hatte sich schon sehr lange für Mythologie, alte Sagen und Legenden interessiert, doch so etwas hätte sie nie im Leben auch nur erahnen können. Doch in diesem Moment beschloss sie, auf jeden Fall ein Teil dieser Welt zu werden, egal was auf sie zukommen würde. Ihre Eltern hatten für diese Gabe sogar ihr Leben geopfert, nun war sie die Letzte mit diesen Fähigkeiten. Sie würde sie nicht enttäuschen und ihr Erbe antreten. Zum Teufel mit den Konsequenzen! Sie wollte beide Welten nicht kampflos Skarrs Herrschaft überlassen, nicht, wenn sie tatsächlich etwas tun konnte! Sie hatte sich genug versteckt und in den Schatten gelebt, es wurde Zeit aus ihnen herauszutreten und mit den echten Schatten zu leben!

„Cassidy, alles okay? Du bist so still.“ Zane sah fragend zu ihr.

Sie schaute in seine tiefschwarzen Augen, von denen sie nun sicher wusste, dass sie aus Dunkelheit bestanden.

„Ja, ich muss das alles nur erst einmal verarbeiten. Ich kann einfach nicht glauben, dass die ganze Zeit eine zweite Dimension mit anderen unfassbaren Wesen existiert. Und ich bin eine Schattenseherin!“

Zane sah wieder weg. „Ja, das ist schon heftig. Es tut mir Leid, dass du es doch erfahren hast.“

Verhemmt schüttelte sie den Kopf. „Wieso tut es dir Leid? Ich bin froh darüber, nun endlich die Wahrheit zu wissen! Außerdem habe ich dir zu danken, weil du mich all die Jahre beschützt hast und nicht von meiner Seite gewichen bist. Du warst da, hast mich nicht im Stich gelassen.“

Er schaute sie nach wie vor nicht an. „Das ist nichts wofür du mir danken solltest. Ich kann es nicht ungeschehen machen, aber ich kann dir solange zur Seite stehen wie du es wünschst.“

Cassy sah ihn ungläubig an. Nach allem was er für sie getan hatte, wollte er sie verlassen. Das kam überhaupt nicht in Frage!

Sie schüttelte erneut den Kopf. „Und was ist, wenn ich nicht möchte, dass du gehst?“

Nun sah er doch zu ihr und, soweit sie es in der Dunkelheit erkennen konnte, schaute er sie ungläubig an.

„Das kannst du nicht wollen! Ich bin nicht menschlich, Cassidy. Ich verfüge noch nicht einmal über Gefühle!“

Sie ließ sich von ihm nicht beirren.

„Warum bist du dann all die Jahre bei mir geblieben? Ich möchte einfach nicht, dass du gehst! Ich brauche dich! Mir ist egal, ob du menschlich bist oder nicht! Dass du ein Schatten bist macht dich höchst interessant und aufregend für mich. Du bist jemand der mir noch nie zuvor begegnet ist. Ich kann es nicht beschreiben, aber ich bin noch nicht bereit Lebwohl zu sagen. Es tut mir Leid, aber ich lasse dich nicht gehen und damit basta!“ Zane sah sie stumm an, dann zuckte er mit den Schultern. Was sie ein wenig kränkte, doch dann rief sie sich seine Worte wieder in Erinnerung. Er war ja nicht in der Lage irgendetwas zu fühlen, was ihr sehr falsch vorkam, aber sie ließ es auf sich beruhen. Zumindest vorerst. 

„Wenn du es so wünschst, mir bleibt keine andere Wahl als deinen Befehlen zu folgen. Selbst wenn ich es wollte könnte ich mich dir nie widersetzten.“

Erschrocken schnappte sie nach Luft. „Warum, du bist für mich nicht der Typ, der bindungslos Befehlen gehorcht!“

Nun sah er sie eindringlich an. „Cassidy, du bist eine Schattenseherin! Du kannst uns kontrollieren, dabei ist es egal, ob du den Befehl mit Worten, mit Gesten oder sogar mit Gedanken ausdrückst. Als Schatten habe ich deinen Wünschen Folge zu leisten. Du musst noch viel über deine Fähigkeiten und deren Ausmaß lernen, dann kannst du sie und uns auch besser lenken.“

Cassy nickte. „Dann möchte ich sobald wie möglich lernen, was es heißt eine Schattenseherin zu sein. Bitte Zane, hilf mir dabei. Ich möchte alles darüber von dir lernen.“

Ach Zane nickte. „Gut, das wäre in Anbetracht der Umstände wohl das Beste. Wir sollten damit so früh wie möglich beginnen, damit du dich im Ernstfall verteidigen kannst. Ich denke wir fangen morgen in aller Frühe an, noch haben wir Zeit zum Üben.“

„Gut, so machen wir’s. Ich danke dir. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun sollte.“

Zane wandte sich ab. „Nicht dafür. Du solltest etwas schlafen, wir haben morgen einen langen Tag vor uns, du musst gut ausgeruht sein.“

Sie nickte. „Aber eine Frage habe ich noch. Sarah hatte vorhin die Schule erwähnt. Wir können nicht mehr zurück, oder?“

Langsam schüttelte er den Kopf. „Nein. Zumindest nicht so bald. Wir dürfen nicht noch mehr Menschen mit hineinziehen. Und dort geben du und Sarah ein zu leichtes Ziel ab. Ihr seid bis auf weiteres erst einmal von der Schule befreit. Es tut mir leid, ich weiß wie wichtig dir ein guter Schulabschluss ist…“

Sie winkte ab. „Der kann warten, ich habe mich eh nur gelangweilt. Endlich geschieht mal etwas Aufregendes! Das ist mir viel wichtiger als die Schule.“

Zane stand auf. „Schlaf jetzt, ich werde mich draußen nach Anzeichen von Gefahr umsehen.“

Stumm nickte sie. Plötzlich wurde sie sich ihrer Erschöpfung richtig bewusst. Cassy stand ebenfalls auf und lief zu Sarah, drehte sich aber noch einmal um. Zane war verschwunden. Mit einem Seufzer ließ sie sich ein kleines Stück neben ihrer Freundin nieder und schloss die Augen. Es dauerte tatsächlich nicht lange und sie schlief ein.

Cassy öffnete die Augen und richtete sich auf. Der Schuppen sah bei Tag nicht viel besser aus als bei Nacht. Sarah lag neben ihr und schlief noch immer tief und fest. Scarlett stand ruhig in einer Ecke und sah auf sie herunter. Sie stand auf und strich der Stute liebevoll über die Nüstern.

„Danke, meine Schöne, dass du so brav bist und natürlich dass du uns gerettet hast. Du bist das beste Pferd, das man sich wünschen kann.“

„Aber trotzdem müssen wir sie auf den Hof zurückbringen.“

Sie erschrak du fuhr herum. Zane stand in der offenen Tür, durch die träge das sanfte Licht des Morgens sickerte. Sofort beruhigte sich ihr heftig schlagendes Herz wieder.

Traurig nickte sie. „Das wird wohl am besten sein. Wie sieht es aus? Irgendwo Dämonen aufgetaucht?“

Er schüttelte den Kopf. „Alles ruhig. Das heißt wir können mit unserer ersten Trainingsstunde beginnen.“

Ihr Herz, welches sich gerade wieder beruhigt hatte, fing erneut an wie wild zu klopfen. Sie verbot sich streng daran zu denken, dass es an Zane lag. Es war nur die Aufregung gleich mehr über ihre Gabe zu erfahren. Vorfreude durchströmte sie. Gerade als Cassy durch die Tür treten wollte, wachte Sarah auf. Stirnrunzelnd schaute sie zu ihrer Freundin.

„Wo willst du hin? Es ist doch erst früh am Morgen!“ Verschlafen rieb sie sich die Augen.

„Zane hat angeboten mir mehr über meine Fähigkeiten zu erzählen und mir einiges beizubringen. Es wäre nämlich besser, ich wüsste vor der Katastrophe darüber Bescheid.“

Sarah war sofort hellwach und sprang auf. Sogar ihre völlig zerzauste Frisur war ihr gänzlich egal.

„Cool! Das möchte ich auf keinen Fall verpassen! Auf geht’s!“

Cassy lachte und trat hinter ihrer Freundin auf dem Schuppen. Scarlett nahm sie mit und ließ sie draußen grasen. Zane hatte sich eine kleine Lichtung ausgesucht und stand in ihrer Mitte. Langsam nahm sie ihren Platz an seiner Seite ein.

„Ich bin bereit.“

„Ich noch nicht, ich muss mich noch irgendwo niederlassen…Wartet, hab’s gleich…So ihr könnt anfangen!“

Sarah hatte sich vorsichtig auf das Gras am Rande der Lichtung niedergelassen und blickte freudig und erwartungsvoll zu ihr auf. Plötzlich durchströmte sie Panik. Was wenn sie es nicht schaffte?

„Ganz ruhig, du kannst das. Genau das liegt dir im Blut. Keine Sorge, deine Kräfte zu nutzen wird sich wie das natürlichste auf der Welt anfühlen.“ Sie sah zu Zane und entdeckte in seinen tiefschwarzen Augen die gleiche Zuversicht wie in denen von Sarah. Selbstbewusst richtete sie sich auf. „Okay, wenn ihr meint, dann versuch ich es.“

„Das ist mein Mädchen.“ Sarah klatschte in die Hände.

Zane sah zu ihr, dann trat er einen Schritt zurück. „Meine Kräfte haben sich soweit erholt, es dürfte also kein Problem sein wieder sichtbar zu werden. Aber ich möchte, dass du mich in eure Welt holst. Erfahrene Schattenseher können es schaffen sogar mehrere Schatten über Stunden in eurer Welt zu halten. Doch zurzeit stehe nur ich zu Verfügung und ich denke das reicht fürs erste. Falls es zum Kampf kommt, ist es wichtig, dass du mich jederzeit zu Hilfe rufen kannst. Es ist sogar möglich genau zu bestimmen mit welcher Gestalt und wie lange ich in eurer Welt verweile. Da das meiste nur durch deine angeborenen Instinkte funktioniert, kann ich dir dabei fast gar nicht helfen. Jeder Schattenseher hat seine eigene Weise dies zu erledigen. Versuch es einfach. Hol mich in meiner Schattengestalt in eure Welt.“

Sie nickte, doch sie wusste überhaupt nicht wie sie das anstellen sollte. Er sagte, es funktioniere mehr oder weniger über ihren Instinkt. Um sich besser konzentrieren zu können schloss sie die Augen uns stellte sich Zane in seiner Schattengestalt vor. Plötzlich spürte sie eine Art Barriere, nein es war keine Barriere sondern eine Art Nebel, der die Schattenwelt von der Welt der Menschen trennte. Vollkommen orientierungslos wanderte sie umher, ohne etwas sehen zu können. Doch sie ließ ihr gedankliches Bild von Zane nicht los, auf einmal teilte sich der dichte Nebel und gab es ihr frei zu entscheiden, ob sie hindurchgehen oder ob sie jemanden zu sich holen wollte. Sie sah zu Zane, welcher auf der anderen Seite des nun fast durchsichtigen Nebels stand. Er legte die Hand an die Wand aus Nebelschwaden. Cassy zögerte nicht einen einzigen Augenblick, auch wenn sie wusste, dass das alles nicht wirklich, sondern nur in ihrem Geiste geschah. Dies war ihre Welt. Sie legte ihre Hand so an den Nebel, dass sie sie an Zanes legen könnte. Stumm versuchte sie ihn zu sich zu holen. Sie traf auf keinerlei Widerstand, es war so als würde der Nebel gar nicht existieren. So ergriff sie Zanes Hand und zog ihn zu sich.

„Gut gemacht, mit der Zeit wirst du für diese Handlung nur noch Sekunden brauchen.“

Erstaunt schlug sie beim Klang von Zanes Stimme die Augen auf. Tatsächlich sie hatte es geschafft, er stand in seiner wahren, schwarzen Gestalt vor ihr!

Sarah stieß einen Schrei aus, als sie ich so sah. „Jetzt verstehe ich warum ihr so genannt werdet. Du siehst wirklich wie ein Schatten aus. Wahnsinn! Und meine Freundin kann dich sichtbar werden lassen! Das ist so verdammt cool!“

Cassy sah wieder zu Zane. „Es hat fast gar keine Energie verbraucht, es fühlte sich an wie das leichteste auf der Welt.“

Zane nickte. „So sollte es auch sein. Du hast es ohne Schwierigkeiten gemeistert. Ich werde zwar nicht lange so bleiben, aber deine natürliche Kraft ist sehr stark. Wenn ich sie mit meiner verbinde kann ich vielleicht eine gute Stunde sichtbar bleiben. Das ist nicht schlecht. So haben wir gute Chancen einer Auseinandersetzung mit den Dämonen lebend zu entkommen.“ Sarah konnte es nicht unterlassen sich einzumischen.

„Kannst du denn überhaupt kämpfen?“

Zane nickte. „Das stellt kein Problem dar, doch genaueres erkläre ich euch später, wenn Cassidys Ausbildung weiter vorangeschritten ist. Momentan konzentrieren wir uns erst einmal auf die Grundzüge.“

Cassy war ehrlich daran interessiert und konnte es kaum erwarten weiter zu machen, mehr zu erfahren, mehr auszuprobieren.

„Okay, wie geht es weiter?“

Zane wandte sich ihr wieder zu. „Wie ich bereits sagte hast du die vollständige Kontrolle über uns. Du könntest versuchen mir einen Befehl zu geben, um ein Gefühl dafür zu bekommen.“

„Es widerstrebt mir zwar dich herumzukommandieren, aber wenn es unbedingt sein muss…“

Er nickte und wartete geduldig auf ihre Anweisung. Gut, wenn man alle Zeit der Welt zur Verfügung hatte, brauchte man sich darum auch keine Sorgen mehr zu machen. Jahrhunderte konnten zu kleinen Augenblicken werden. Warum sollte man auch hetzen, wenn man sich keine Gedanken, um den Tod zu machen brauchte? Wenn man dazu noch unverwundbar war, konnte einen nichts mehr aufhalten. Aber die Schatten zahlten einen hohen Preis, sie verloren all ihre Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen. Und war es die Ewigkeit wert, wenn man sie nicht einmal genießen konnte?

Cassy versuchte sich wieder auf ihre Aufgabe zu konzentrieren.

„Äh…ich weiß nicht wie ich es ausdrücken soll.“

„Versuche deinen Wunsch in Gedanken zu formulieren. Das ist auch der eigentliche Sinn der Übung. Du kannst auch versuchen mir gedankliche Bilder zu übermitteln, falls du deinen Begehr nicht in Worten auszudrücken weißt.“

Sie nickte und konzentrierte sich. Sie stellte sich ein Bild von ihren Eltern vor. Sie wollte wissen wie sie waren als sie noch lebten und wie sie starben. Seit Jahren hatten sie diese Fragen gequält, nun hatte sie endlich eine Chance die Antwort zu erfahren. Da ihre Eltern von ihr gegangen waren als sie gerade in den Kindergarten ging, hatte sie kaum noch Erinnerungen an sie. Dieses Bild war zwar verschwommen, doch scheinbar konnte Zane ihre unausgesprochene Frage verstehen.

Gut gemacht, du kannst deine Befehle schon hervorragend ausdrücken. In einem Kampf ist das sehr wichtig, da deine Gegner so keine Ahnung von deinen Absichten haben.

Erschrocken schnappte sie nach Luft. Zane hatte mit ihr gesprochen, ohne wirklich mit ihr zu sprechen! Sie konnte gedanklich mit ihm kommunizieren! Was irgendwo auch logisch war, da es in ihre Richtung ja auch funktionierte. Unglaublich!

Als Antwort auf ihre Frage schickte Zane ihr Bilder von ihren Eltern, wie er sie kannte. Im Gegensatz zu ihrem verschwommenen Bild waren sie klar und scharf. Cassy begriff, dass diese Bilder Erinnerungen Zanes waren. Und was sie sah rührte sie zu Tränen. Ihre Eltern hatten sie wahrhaftig geliebt und nur wegen den Dämonen wurden sie ihr genommen. Dafür würde sie sich an Skarr rächen! Diese Menschen hätten nicht sterben dürfen! Sie versuchte Zane in Gedanken zu erreichen. Denn Rache kam an zweiter Stelle, sie wollte zuerst mehr über sie erfahren.

Wie waren sie so, du kanntest sie länger als ich. Bitte erzähl es mir.

Zane nickte, nutzte aber weiter diese Art der Kommunikation. Und sie fühlte sich so natürlich an, als wenn sie normal miteinander reden würden.

Peter Thompson war ein sanftmütiger Mann, er arbeitete mit deiner Mutter Rosalie Thompson zusammen in einer kleinen PR – Firma, die sie selbst auf die Beine gestellt haben. Es waren zwei wundervolle Menschen, die immer mit ganzem Herzen an eine Sache herangingen. Rosalie war eigentlich genauso wie du jetzt, stark, klug, liebevoll und schön.

Bei diesem Kompliment fing sie an zu erröten und wandte verlegen den Blick ab. Streng ermahnte sie sich nichts in diese Worte hinein zu interpretieren. Zane konnte nichts fühlen, also bedeuteten diese Worte nichts, es waren nur Aussagen, die ihre Mutter charakterisierten.   

Deine Eltern waren noch relativ jung, als sie begannen sich sehnlichst ein Kind zu wünschen. Doch Rosalie wurde nicht schwanger, sie versuchten alles Mögliche, aber ohne Erfolg. Selbst künstliche Befruchtung schlug fehl, da Schattenseher nur auf natürlichen Wegen schwanger werden können. So zogen sie die Schatten zu Hilfe.

Cassy erstarrte. Dich!

Zane nickte. Ich war einer der Schatten, welche ihnen halfen. Und es klappte, bald darauf wurde Rosalie mit dir schwanger. Sowohl sie als auch Peter waren überglücklich. Sie wussten, dass du die gleiche Gabe wie sie besitzen wirst und freuten sich schon darauf dir alles beizubringen. Zu der damaligen Zeit waren sie auch die einzigen Schattenseher der Welt, die dich hätten unterrichten können. Denn es ist seit Anbeginn der Zeit Tradition, dass junge Schattenseher von älteren alle ihre Fähigkeiten und somit auch ihre Geschichte lernten. Oft mussten die jungen Menschen dabei lange Wege zurücklegen, um auf einen anderen mit dieser Gabe zu treffen. Ihr könnt andere Schattenseher erkennen, wenn ihr einander nah genug seid, so musste man nicht ewig verzweifelt nach einem Lehrer suchen. Jedenfalls waren sie dir völlig verfallen. Ihre Aufregung während der Geburt war kaum zu beschreiben. Sie haben dich über alles geliebt und ihr einziger Wunsch war es, dich in Sicherheit zu wissen. Zweifle niemals an der hingebungsvollen Art deiner Eltern, Cassidy.

Sie konnte nur stumm nicken. Das hatte sie nie im Leben erwartet. Ihr Herz schwoll an vor Liebe zu ihren Eltern, die sie so sehr angebetet hatten und die sie kaum kannte.

„Gut, die Kommunikation auf geistiger Ebene, sie wird von uns eigentlich nur Schattenebene genannt, funktioniert ausgezeichnet. Wir sollten weiter machen.“ Doch sie brauchte noch ein bisschen Zeit, um sich wieder zu beruhigen. Diese nutzte sie, indem sie Sarah alles erzählte. Sobald sie sich halbwegs wieder gefasst hatte, stand sie auf und kehrte zu ihrem eigentlichen Platz zurück. Zane hatte geduldig gewartet bis sie wieder so weit war.

„Du kannst nicht nur mit Schatten auf diese Weise kommunizieren, es funktioniert auch bei anderen Schattensehern. Doch die meisten nutzten diese Gabe lieber in der abgewandelten Form. Gewöhnlichen Menschen bleibt die Schattenebene verschlossen, also könntest du mit Sarah nicht in geistigen Kontakt treten. Aber du kannst ihre Gedanken, Gefühle und Erinnerungen lesen.“

Entsetzt sahen beide Zane an. Dieser ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

„Ich denke das hat damit zu tun, dass wir keine Gefühle und Erinnerungen haben. Das macht uns aufmerksamer auf die der anderen. Schatten können zwar nicht direkt Gedanken lesen, aber wir erkennen Gefühle und Absichten sehr genau. Schattenseher können ihre Fähigkeit Gedanken zu lesen nutzen, um einen Einblick in jedes Wesen, egal ob es aus Aegäien oder der Menschenwelt kommt, zu erhalten. Versuch es, lies Sarahs Gedanken.“

Als Cassy sie entschuldigend ansah nickte Sarah nur. „Ich wollte schon immer Gedanken lesen können. Versuch es, ich denk mir was aus, mal sehen, ob es funktioniert.“

Sie schloss wieder die Augen und suchte nach dem Bewusstsein ihrer Freundin.

Und funktioniert es?

Sie öffnete die Augen und strahlte Sarah an. „Ja das tut es.“

„Cool. Wie abgefahren ist das denn: du kannst Gedanken lesen! Aber wehe du machst das, ohne dass ich es dir vorher erlaubt habe, verstanden?“

„Alles klar. Ich schwöre, ich werde nie unerlaubt in deinen Geist eindringen.“

Cassy wandte sich wieder Zane zu.

„Doch das ist noch nicht alles. Es gibt noch zwei weitere Fähigkeiten, die du beherrschen kannst. Die erste ist der Schattenblick. Dabei wechselst du in die Sicht eines Schattens, dein Körper bleibt aber in der realen Welt. So kannst du Dinge sehen, die anderen verborgen bleiben. Du kannst damit die wahre Gestalt eines jeden erkennen. Manche Wesen Aegäiens nutzen ihre Magie um sich zu tarnen, Menschen hingegen sehen aus wie immer. Du kannst sie auch nutzen, um alle Zauber sichtbar zu machen oder zu durchschauen. Ich habe gesehen wie deine Eltern diese Fähigkeit anwandten und möchte, dass du, immer wenn du es in Beisein von anderen Menschen versuchst, die Augen schließt. Und wenn du sie wieder öffnest darauf achtest, dass dir niemand in die Augen sieht. Denn wenn du in die Schattensicht wechselst färben sich deine Augen vollkommen schwarz. Und das sähe für die meisten Menschen ziemlich seltsam aus. Erfahrene Schattenseher können kurz danach ihre normale Augenfarbe wieder annehmen, so dass das schwarz nur sehr kurz erscheint. Doch dafür braucht es viele Jahre, um diesen Trick zu beherrschen.“

Sie nickte, gespannt darauf zu erfahren wie die Welt für Zane aussah.

„Darf ich es ausprobieren?“

„Natürlich, nur zu.“

Sie schloss die Augen und versuchte sich vorzustellen, ihre Umgebung einmal mit anderen Augen zu sehen. Sie fühlte keinerlei Veränderung. Enttäuscht schlug sie die Augen wieder auf und wollte Zane sagen, dass es nicht funktionierte, doch hielt dann verblüfft inne. Die Welt hatte sich tatsächlich verändert. Die Farben waren verschwunden und zu unterschiedlichen Grautönen verblasst. Außerdem schien es keine festen Konturen mehr zu geben, die Welt verschob sich immer wieder. Es sah aus als würde manches einfach zu Nebel zerfließen und sich dann wieder neu bilden, nur um wieder zu zerfließen. Kein Wunder, wenn Schatten so trostlose Geschöpfe waren, sie waren das genaue Abbild ihrer Umgebung. Sie sah zu Zane, er hatte sich natürlich als einziger nicht verändert.

Er nickte ihr zu. „Gut gemacht, deine Augen sind vollkommen schwarz. Mit dieser Fähigkeit kannst du Dinge in der Schattenwelt sehen, ohne die deine zu verlassen. Doch nun kehre wieder vollkommen in deine Welt zurück.“ Cassy schloss erneut die Augen, als sie sie kurz darauf öffnete hatte die Welt wieder ihr gewohntes Aussehen.

Sarah schüttelte sich. „Das sah gerade echt gruselig aus, mir ist deine schöne eisblaue Farbe lieber, versuch bitte diesen Trick so schnell wie möglich zu lernen.“

Doch Cassy beachtete sie nicht, sie war voll und ganz auf Zane konzentriert.

„War das was ich gerade gesehen habe wirklich die Schattenwelt?“

„Ja, sie ist völlig anders als die eure, nicht wahr? Aber du kannst nicht nur in die Sicht eines Schattens wechseln, du kannst auch vollkommen in unsere Welt eintreten. Das heißt, du wirst mehr oder weniger selbst zum Schatten und hast somit auch Zugriff auf unsere Fähigkeiten, wie die erhöhte Geschwindigkeit. Aber das jetzt zu versuchen wäre blanker Irrsinn. Der Übergang zwischen den zwei Welten ist äußerst schwierig. Auf keinen Fall werden wir das in den nächsten Wochen oder sogar Monaten versuchen! Nur gut ausgebildete Schattenseher schaffen es in die Schattenwelt hinüberzutreten. Es wäre besser wir üben erst einmal die Grundfähigkeiten.“

Cassy nickte. Sie wollte auf keinen Fall etwas mit Sicherheit lebensgefährliches schon jetzt versuchen. Aber es wäre schon interessant sich vollkommen in Zanes Welt zu befinden.

„Gut, wir sollten nun aufbrechen. Es ist nicht gut, wenn wir zu lange an einem Ort verweilen.“

Sie ging zu Sarah und half ihrer Freundin auf die Füße. „Du hast Recht. Außerdem würde ich Scarlett gern zurück zum Gestüt bringen.“

Gemeinsam gingen sie zum Schuppen und zu Scarlett zurück.

Zane nickte. „Wir machen uns auf den Weg zum Waldrand und dann schafft Sarah Scarlett in ihre Box zurück. Sie fällt am wenigsten aus, bedenke, alle Dämonen und die Nachtmahre sind hinter dir her und ich bin mir sicher der Dämon, welcher uns überraschte, hat bereits ausführlich geschildert wie du aussiehst. Es wäre schlicht und einfach zu gefährlich. Vor allen Dingen, weil sie dich als erstes am Gestüt entdeckt haben.“

Sarah lief neben ihr her. „Ja, lass mich das machen. Wenn ich ein Pferd auch nicht reiten kann, kann ich es wenigsten ins seine Box zurücktransportieren.“

„Okay, aber sei vorsichtig!“

Sie lachte. „Bin ich doch immer.“

Sie schafften es tatsächlich Scarlett zum Gestüt zurückzubringen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Hoffentlich würde ihnen das auch weiterhin gelingen…

<< Hallihallo, da ist ein neues Chap von meienr Madl, diesmal leider ohne vorherige Absprache, aber da es schon laaaaange her ist, wirds mal wieder Zeit für ein Update :D Viel Spaß damit!

Ganz liebe Grüße von Madl und meine Herzallerliebstesten an euch! :D >>

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