Die Jägerin

By Filina57

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Er streifte sanft meinen Arm. Ich erschauerte unter seiner Berührung und bekam wie immer eine Gänsehaut. „Du... More

Flucht
Der Schlüssel
Gefährliche Unternehmung
Der Spiegeldämon
Verwirrung
Unkontrollierbare Wut
Fragen über Fragen
Anders als gedacht
Schockmoment
Verschlossenes Buch
Unerwartete Verkündung
Doch nicht so schlimm?
Fremde Gefühle
Erster gemeinsamer Auftrag
Die Lagerhalle
Gefangen
Blackout
Verlogene Wahrheit
Sorge um Kalißa
Der Groschen fällt
Freund wird Feind
Übernahme
Neue Aufgabe
Erste Spionage
Hoffnungsschimmer
Dämon's Name
Freunde
Zwickmühle
Das Spiel der Eifersucht
(K)eine lustige Camping-Gruppe
Leons Geschichte

Vertrauensbruch

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By Filina57

   Leon war eigentlich fast immer zuhause. Er arbeitete schließlich dort. Einkaufen ging er auch nicht, er gehörte zu den wenigen Menschen die tatsächlich diese neumodische Art  von Schränken besaßen, die an ein Computer-System weitergaben sobald etwas zur Neige ging. Er bekam also zwei Mal pro Woche seine üblichen Lebensmittel direkt vor die Haustüre geliefert. Natürlich konnte er auch Extrawünsche angeben. Vom Einkaufen hielt er einfach nichts, er meinte es wäre Zeitverschwendung. Und eine Haushälterin wollte er partout nicht in sein Haus lassen, dafür hatte er zu wenig Vertrauen in die Menschen. Er versteckte ja schließlich auch manchmal ziemlich wichtige und wertvolle Gegenstände in seinem Haus. Wie den Schlüssel, den ich mir nun zu Eigen machen würde.

   Denn auch wenn Leon fast nie sein Haus verlassen musste, so hatte er dennoch eine unsagbare Schwäche für Sport und insbesondere fürs Fitnessstudio. Leon war da sehr strikt in seiner Zeitplanung, deshalb ging er vier Mal die Woche immer an den selben Tagen und zur gleichen Zeit ins Studio. Im Laufe der Jahre hatte ich diese Zeiten auswendig gelernt um zu wissen, wann ich vor Leons Türe erscheinen konnte und wann es keinen Sinn hatte.

   Heute war einer dieser Tage. Es war Montag und er verließ immer um Punkt 10:00 sein Haus, was er um ziemlich genau 12:30 wieder betrat. Ich würde also ein Zeitfenster von zwei ein halb Stunden haben. Mein einziges „Problem“ war, dass ich mir eine Entschuldigung von meiner Mutter für die Schule schreiben lassen musste.

   Pünktlich um halb 7 schlurfte ich in die Küche, in der meine Mutter bereits stand und Pfannkuchen machte. Ich freute mich bei dem Anblick. Pfannkuchen gab es morgens nicht allzu oft und es gab nichts was mich morgens glücklicher machte als ein paar gut gebackene Pfannkuchen. Fröhlich setzte ich mich an den Tisch und sah meine Mutter dann mit meinem Best möglichen Dackelblick an.

   Als sie sich zu mir umdrehte fielen ihr ihre blonden Locken sanft um die Schulter. Mit einem warmen Blick sah sie zu mir rüber und als sie meinen Dackelblick sah verzog sich ihr Mund zu einem herzlichen Lächeln. Ich fragte mich wie es möglich war, dass ich, mit solch einer düsteren angsteinflößenden Ausstrahlung, die Tochter solch einer engelsgleichen Frau sein konnte. Doch das spielte nun keine Rolle, ich musste mich konzentrieren.

   „Was willst du, Liebling?“, fragte meine Mutter lachend.

„Könntest du mir bitte für heute eine Entschuldigung schreiben? Ich muss dringend etwas erledigen.“ Aus dem warmen Lächeln meiner Mutter wurde eine unzufriedene Miene.

„Kalißa, das kann ich nicht tun. Auch wenn du dein anderes Leben als äußerst wichtig erachtest, so ist die Schule  ebenfalls wichtig.“

   Verärgert stand ich auf. Ich war die Sache völlig falsch angegangen und nun hatte ich ein Problem. Ich würde auch unentschuldigte Fehlstunden akzeptieren nur um an diesen Schlüssel zu kommen doch mir war lieber wenn ich das vermeiden könnte.

   „Mama bitte! Du weißt ja nicht wo ich da drin stecke. Es ist wirklich wichtig für mich.“

Doch meine Mutter blieb hart. „Ich bin sicher du bist einfach nur wieder zu ungeduldig und das kann noch bis zum Wochenende warten.“

Das war der kleine Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. Wieso behandelten mich in letzter Zeit alle wie ein dummes und unreifes Kind? Leon, Ben, und meine Mutter konnte es sich offenbar auch nicht nehmen lassen. Das kleine bisschen Verständnis, das ich eben noch für meine Mutter und ihre Entscheidung hatte war nun verflogen. Stattdessen verspürte ich nur noch Wut. Mein Adrenalin-Pegel stieg enorm an und meine Hände begannen zu zittern. Meine Mutter hatte unbewusst einen empfindlichen Nerv getroffen.

   Ich sah ihr mit zornigem Blick tief in ihre Augen und sprach ganz langsam und so ruhig wie es mir möglich war. „Du schreibst mir jetzt sofort diese Entschuldigung. Du hast keine Ahnung von meinem Leben, also halte dich gefälligst zurück mit deiner Kritik.“

   Kurz geschah nichts, meine Mutter sah mich einfach nur an. Dann wirkte ihr Blick kurz wie verschwommen, fast leer, bevor sie sich tatsächlich beinahe hypnotisiert umdrehte, Stift und Papier hervorholte und mir meine Entschuldigung schrieb. Als sie fertig war drückte sie mir das Blatt in die Hand und schüttelte dann ihren Kopf wie um etwas loszuwerden.  Doch ich achtete nicht darauf. „Danke.“, murmelte ich noch, bevor ich wieder hoch in mein Zimmer lief. Die Pfannkuchen würde ich später essen.

   Um fünf vor zehn hockte ich auf der anderen Straßenseite in einem Gebüsch und wartete darauf, dass Leon gleich sein Haus verlassen würde. Und tatsächlich verließ er es um Punkt 10 Uhr. Man konnte Leon ja einiges vorwerfen, aber Unpünktlichkeit gehörte definitiv nicht dazu.

   Als er in seinen schwarzen BMW M5 stieg und einige Sekunden später davonfuhr, schlüpfte ich aus meinem Versteck und lief zu seinem Haus. Ein Glück für mich, dass ich den Code für seine Alarmanlage kannte. Ich gab den Code ein und brach kurz darauf die Türe auf. Ich war inzwischen so gut mit meinem Werkzeug, dass ich kaum Spuren dabei hinterließ und das Schloss erst recht nicht kaputt machte dabei.

   Langsam betrat ich das Haus und dachte kurz nach wo Leon den Schlüssel versteckt haben könnte. Meiner Meinung nach war der Keller am wahrscheinlichsten, also ging ich langsam die Stufen hinab in eine beinahe unheimliche Dunkelheit. Mein Herzschlag beschleunigte sich vor Aufregung. Alles in mir sehnte sich mit einem unbändigen Drang danach diesen Schlüssel bald wieder in meinen Händen zu halten. Es war ein beinahe verzweifelter Wille. Doch wie schon damals auf dem Dachboden in dem Haus des Dämons, konnte ich auch dieses Mal die Anwesenheit des Schlüssels spüren. Es war als wollte er von mir gefunden werden. Ich hielt mich an diesem Gedanken fest, konzentrierte mich darauf und ließ mich leiten.

   Langsam und mit geschlossenen Augen wandelte ich durch den Keller, die Arme nach vorn gestreckt um nirgendwo gegenzulaufen. Einige Schritte später stand ich vor einer Wand. Ich öffnete die Augen wieder und überlegte kurz was das zu bedeuten hatte. Doch dann umspielte ein Lächeln meine Lippen. Wie ich Leon kannte befand sich in dieser Wand ein Geheimgang, ich musste nur herausfinden wo der Auslöser war. Suchend blickte ich mich um und betastete die Wand vorsichtig mit meinen Händen. Plötzlich nahm ich ein großes Bücherregal an der Wand rechts wahr. Es war aus dunklem Holz und durch den schwachen Schein der Glühbirne wirkten die Bücher in ihm beinahe bedrohlich. Doch ein Buch sprang mir besonders ins Auge. Es war rot und etwas größer als die anderen, außerdem ragte es ein Stück aus dem Regal heraus. Schnellen Schrittes ging ich zu dem Regal und zog an dem Buch. Und tatsächlich öffnete sich eine Sekunde später eine Geheimtür in der Wand vor der ich eben noch gestanden hatte.

   Mit einem selbstzufriedenen Lächeln ging ich zu der Geheimtüre und betrat einen dunklen schmalen Gang. Aufgeregt ging ich den Gang entlang, die Hände immer ein Stück vor mir und jeden Schritt vorsichtig und behutsam gesetzt.

   Langsam wurde der Gang heller und ich hoffte bald das Ende zu erreichen. Der Gang machte noch eine kleine Rechtskurve und schon stand ich in einem riesigen Raum der mich absolut faszinierte. Überall standen Regale an den Wänden in denen sich Bücher und Zeitschriften befanden. Offenbar allesamt über Dämonen oder irgendwelche Fälle, die mit den Dämonen zu tun hatten. Außerdem stand ein großer Tisch in der Mitte des Raums, auf dem zwei Bücher aufgeschlagen lagen. Am Ende des Raums stand eine Vitrine, in der ich einige Gegenstände erkennen konnte. Sofort beschleunigte sich mein Puls wieder um ein vielfaches. Dort war der Schlüssel, ich war mir sicher!

   Schnell rannte ich zu der Vitrine und blieb einen Schritt vor ihr stehen. Vorsichtig und beeindruckt ließ ich meine Hand über das durchsichtige Glas gleiten. Es war nur noch eine Schicht Glas zwischen meinen fordernden Händen und dem Schlüssel, den ich so unbedingt haben wollte. Die anderen Gegenstände beachtete ich überhaupt nicht, würdigte sie keines Blickes.

   Ich fluchte laut, als ich sah, dass die Vitrine abgeschlossen war. Was nun? Wieder nach Hause gehen und warten bis ich eine Gelegenheit fand Leon den Schlüssel für die Vitrine zu klauen um an den anderen Schlüssel für mein Buch heranzukommen? Darauf hatte ich wenig Lust. Außerdem war ich viel zu ungeduldig und wollte unbedingt JETZT diesen Schlüssel haben.

   Entschlossen ging ich zu einem Bücherregal, das in meiner Nähe stand und nahm mir eines der größeren Bücher heraus, nur um es kurz danach mit voller Wucht gegen die Vitrine zu werfen. Augenblicklich ertönte ein unglaublicher  Lärm, als das Glas der Vitrine gesprengt wurde und in Millionen Einzelteile zerfiel. Es sah atemberauben aus, fast wie in Zeitlupe, wie die einzelnen Scherben auf den dunklen Holzboden fielen, um nochmal kurz aufzuspringen und dann dort liegen zu blieben.

   Mit einem Lächeln trat ich in die Scherben und griff nach dem nun offen daliegenden Schlüssel. Es machte sich ein unsagbar starkes Gefühl der Macht und Genugtuung in mir breit. Einen Moment lang stand ich einfach nur da und genoss dieses Gefühl und das Gewicht des Schlüssels in meiner Hand. Dann schloss ich die Hand um den Schlüssel herum zu einer Faust, drehte mich um und verließ den Raum wieder. Ich hatte nun was ich wollte.  

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Und schon neugierig auf das nächste Kapitel? ;) Gespannt ob der Schlüssel wirklich zum Buch passt und wenn ja was Kalißa in dem Buch findet? ;) 

Und wollte mich nochmal bei aaaallen bedanken, die meine Geschichte bis hierhin gelesen haben und noch weiterlesen wollen :) Das macht mich wirklich wirklich wirklich total happy :) DANKE! :)

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