Erste Spionage

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   Wir wollten keine Zeit verlieren, deshalb beschlossen wir uns sofort auf den Weg zu machen um mal bei Ben vorbeizufahren und mit ihm zu reden. Der Dämon versprach mir mich mit beruhigenden Gefühlen zu füttern, sollte ich Ben gegenüber zu schnell aus der Fassung geraten. Schließlich war ich nicht gerade bekannt dafür die vernünftigste und geduldigste Person zu sein.

   Ich setzte mich in meinen Mini und war glücklich die erhebliche Beschleunigung unter meinem Hintern zu spüren. Zwar war ich noch nie bei Ben gewesen aber ich kannte seine Adresse, die ich nun in mein Navi eingab. Wie immer musste ich beim Klang der Stimme meines Navigationsgerätes lächeln. Es war die Stimme von Yoda aus Star Wars, die mir Anweisungen gab, in welche Richtung ich fahren musste. Und zwar mit derselben niedlichen Satzstellung wie zum Beispiel: „Rechts abbiegen, du musst.“.

   Nach 10 Minuten bog ich in eine kleine Straße ein in der bloß Mehrfamilienhäuser standen. Sie sahen allesamt furchtbar alt und heruntergekommen aus. Ich hätte um ehrlich zu sein eher damit gerechnet, dass Ben mit seiner Familie in einer der wohlhabenderen Gegenden wohnte. Irgendwie passte mein Bild von ihm nicht mit diesen Häusern zusammen.

   Schulterzuckend parkte ich mein Auto rechts in einer Parklücke hinter einem alten Opel Corsa B mit abgeblättertem Lack und einer großen Beule vorne auf der Fahrerseite. Fast überlegte ich mein Auto eine Straße weiter abzustellen, da ich mich nicht sonderlich wohlfühlte mein Auto hier stehen zu lassen. Allerdings kam ich mir dann doch etwas lächerlich und materialistisch vor bei dem Gedanken, also schloss ich mein Auto ab und hoffte, dass ihm nichts passieren würde.

   Schnell fand ich die entsprechende Hausnummer und stand vor einem großen Haus mit verblasster gelber Farbe und abgeblättertem Putz. Ich stieg die paar Stufen zur Tür hinauf und sah auf die Klingeln. Grob überflog ich die Namen und fand schnell den Namen, den ich suchte: „Schwarz“. Nur ein einziges Mal hatte ich mitbekommen wie jemand Ben bei seinem Nachnamen genannt hatte, doch zum Glück hatte ich es mir gemerkt. War ja auch nicht gerade der schwierigste Name.

   Entschlossen drückte ich die Klingel und wartete. Doch nichts geschah. Nach einer Minute drückte ich wiederholt auf die Klingel, diesmal gleich mehrfach. Wieder geschah nichts.

   „Ich glaube er ist nicht zuhause.“, teilte ich dem Dämon in mir mit.

   >>Das Gefühl habe ich auch. Was schlägst du vor?<<

   Mir war zwar nicht ganz wohl bei dem Gedanken zum zweiten Mal in so kurzer Zeit irgendwo einzubrechen, aber da Ben sich offensichtlich gegen mich gestellt hatte, konnte ich nicht gerade behaupten ein schlechtes Gewissen zu haben.

   „Brechen wir ein?“ Es war zwar als Frage formuliert aber eigentlich mehr als Aussage gemeint.

   >>Nur zu, meine Kleine.<<

Ich schnaubte verächtlich „meine Kleine“. Dass er mir solche Kosenamen gab passte mir ganz und gar nicht. Doch ich schluckte den Ärger herunter und drückte stattdessen wahllos eine andere Klingel. Sofort ertönte eine Frauenstimme in der Gegensprechanlage: „Hallo?“

   Ich setzte meine unschuldigste Stimme auf und begann mit der erstbesten Lügengeschichte die mir gerade einfiel: „Ja hallo, können Sie mir bitte die Türe öffnen?“, ich ließ ein wenig Verzweiflung mit in meine Stimme fließen, ließ sie so klingen, als sei ich kurz vorm Heulen, „Mein Freund öffnet mir nicht die Türe und ich muss ihn unbedingt zur Rede stellen, ich glaube er betrügt mich.“, ich schaffte es tatsächlich einen Schluchzer loszulassen, „Und dabei liebe ich ihn doch so. Bitte öffnen Sie mir die Tür, damit ich eine Chance habe mit ihm zu reden.“

   „Immer diese Männer, es gibt doch wirklich keine gescheiten und treuen Männer mehr auf dieser Welt.“ Wut brodelte in der Frauenstimme auf, „Natürlich, schnapp dir diesen Mistkerl und sag ihm, dass du auf ihn scheißt!“ Bingo! Ich hatte mir wohl exakt die richtige Taktik überlegt. „Danke“, schluchzte ich noch in die Anlage, bevor das vertraute Geräusch der Tür ertönte, das mir zeugte, ich konnte nun eintreten.

Die JägerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt