"Tut mir leid, dass wir das verschieben mussten. Den Termin beim Dermatologen hatte ich total vergessen." Schmollte Beth entschuldigend und bekam gerade ihre alten, Pfirsich farbenen Nägel herunter gepfeilt. Wir hatten also den Besuch des Nagelstudios auf diesen Samstag Morgen verlegt.
Toni lachte hämisch auf: "Ist doch alles gut. Wie geht es den Warzen am Fuß?" Beth trat empört nach Toni und zischte: "Du bist so ein Sackgesicht." Toni zuckte mit den Schultern und murmelte: "Steh ich zu."
Grinsend betrachtete ich wie die Frau vor mir die helle, rosane Farbe auf meine falschen Nägel auftrug. Netterweise haben Beth und Toni mich vorgelassen, da ich nicht so oft meine Nägel machen ließ und mehr auf den Geschmack kommen sollte.
Irgendwie gefielen sie mir auch. Nur machte ich sie nicht ganz so lang wie Beth es immer tat. "Oh mein Gott, die Farbe passt total zu deiner Kette. Mega nice." Gab Toni begeistert sein Statement.
Ich lächelte: "Ja, haha. Die Farbe habe ich extra ausgewählt. Die Kette trage ich ja so gut wie jeden Tag." Beth fragte neugierig: "Wie ist deine Präsentation gestern gelaufen? Du hast mich noch total nervös zugetextet."
Ich lächelte: "Ratet mal wer Vierzehn Punkte haaat..." Toni lachte amüsiert auf: "Das sieht dir ähnlich. Erst stresst du und dann scorest du ne Eins. Typisch." Ich verteidigte mich grinsend: "Hey, ich bin nun einmal nervös vor vielen Leuten. Besonders bei Präsentationen."
Die Frau beendete Tonis Maniküre und drückte ein paar Kleckse Handcreme auf seine Handinnenflächen. Der angenehme Duft von Mango verteilte sich im Nagelstudio und Toni bedankte sich lächelnd: "Danke, Leylani."
Die Frau nickte lächelnd und Toni ging bezahlen. Während Toni weg war, lehnte ich mich zu Beth hinüber und fragte: "Uhm... hey, wie ist es eigentlich zwischen Salvatore und Toni? Ist die Stimmung noch immer angespannt?"
Beth seufzte: "Die Streithähne verhalten sich, als sei nichts gewesen. Dabei merkt man dass es zwischen ihnen steht. Naja, okay so wie immer ist es auch nicht. Es ist angespannter. Toni macht weniger Scherze, wenn er im Restaurant ist."
Ich nickte murmelnd: "Oh... ich hoffe das wird. Irgendwann muss er ihm verzeihen. Ändern was war kann Salvatore ja auch nicht. Aber er kann sich Mühe für die Zukunft geben." Beth nickte zustimmend: "Jap. By the way, wie läuft es mit deinen koreanischen Freunden?"
Sie hatte wieder diesen Blick drauf. Ich sagte irritiert: "Guck mich nicht so an. Nein. Echt nicht. Beth!" Sie lachte auf und verteidigte sich: "Hey, ich frag doch nur! Die sahen nicht schlecht aus, für deinen Geschmack. Ich stehe immer noch total auf Italiener. Oh, besonders die mit grauen Augen. Die sind so unglaublich schön..."
Ich sah Beth beim Dahinschmelzen zu und fragte mich ob ich so für alle Non-Kpopper aussah, wenn ich über K-Pop sprach? Vermutlich. Als es ungefähr halb Elf war, schlenderten wir auch schon wieder über den glänzenden Boden des Einkaufscenters. Toni lästerte gerade über irgendeinen Typen von Grindr ab und Beth lachte sich den Arsch ab.
Heute morgen hatte ich eine Nachricht bekommen, dass Tae wieder das Handy hatte. Irgendwie freute mich das total. Taehyung war derjenige, bei dem ich mich am wohlsten fühlte. Immerhin verdankte ich ihm, dass ich diese Chance mit der Kette nutzen konnte.
Was er wohl gerade tat? Aber ich konnte ja nicht jeden Tag Zeit von ihnen beanspruchen. Gestern hatte ich dies auch nicht getan. Auch wenn ich wünschte dies jetzt zu tun. Ich drehte mich von meinem Handy weg und sagte: "Toni, du bist zuviel auf Grindr, wenn... oh shit..."
Ich starrte eine hölzerne Toilettentür an. Sanfte Jazz-Musik hallte durch den schwach beleuchteten Gang. Fuck. What happened this time? Taehyung? Where he at tho? Ich sah mich irritiert um und beschloss einfach auf die Toilette vor mir zu gehen. Wenn sie schon einmal da war.
Währenddessen schrieb ich Taehyung an.
Hey, was machst du gerade?
Ich nutze meine freie Zeit und besuche ein paar Orte die mich inspirieren.
Was für Orte? :o
Gerade bin ich in einer meiner Lieblingsjazzbars. Hier werden Cover von berühmten Klassikern gespielt. Willst du vorbei kommen? Gerade wird ein Cover von Sarah Vaughan gespielt.
Puh... ich war also doch bei Tae. Nur in einer Jazzbar. Gott sei Dank! Ich dachte schon ich wäre sonst wo gelandet. Okay, gut dass er fragte. Ich muss nur noch schnell eine Nachricht an Beth schreiben.
Fuck, ich war einfach mitten in einem Kaufhaus verschwunden. Wirklich unauffällig. Fuck, ich musste wirklich vorsichtiger sein. Vielleicht sollte ich die Kette lieber öfter Zuhause lassen? Aber was wenn dann irgendetwas damit passierte? Ich würde mich ewig hassen...
Hey, Beth! Sorry es gab einen Notfall bei einer Freundin. Ich musste sofort los.
Du verrücktes Stück! Wir haben dich die ganze Zeit gesucht. Sag uns nächstes Mal Bescheid Trulla xDD
Ja... ich weiß dass dad nicht cool war. Sorry
Das*
Ach alles gut. Sei für deine Freundin da :)
Erleichtert atmete ich auf und verließ die Toilette. Der Laden war sehr dunkel gehalten und hatte eine verträumte Atmosphäre.
Ich ging den Gang entlang, immer der Musik nach. Als ich dann die schwach besuchte Bar erblickte, ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Am Ende blieb dieser dann jedoch an einer Frau auf der Bühne hängen, welche mit einer Band einen gefühlvollen Song vortrug.
Aber wo war Tae? Alle waren so dunkel gekleidet, bis auf ein paar Leute. Ich betrat lieber den Raum, als so zwielichtig in der Tür stehen zu bleiben. Die Barkeeperin nickte mir zu und ich nickte leicht lächelnd zurück, während ich durch die Reihen schlenderte.
Auf einmal wurde ich am Arm fest gehalten. Ich erschrak leicht, doch wusste, dass es Tae sein musste. Er hob seinen Kopf und grinste mir breit zu. Sofort lächelte ich auch und setzte mich neben ihn auf die mit samtig rotem Stoff überzogene Bank.
Taes Augen wanderten sofort wieder zu der Bühne und er erklärte: "Sie singt gerade Black Coffee." Ich hakte langsam nach: "Von Sa-Sarah Vaughan, richtig?" Tae nickte: "Genau." Noch immer waren seine großen dunklen Augen auf die kleine, pittoriske Bühne gerichtet.
In seinen Augen spiegelten sich die wenigen Lichter im Innenraum der Bar wider und ließ diese auf magische Art und Weise glänzen. Waren es wirklich bloß die Lichter, oder doch Taes Begeisterung? Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, während ich ihn so betrachtete.
Er war nicht geschminkt und seine aschblonden Haare fielen sanft über seine Stirn. Er trug einen dunklen, weiten Hoodie und eine verwaschene Jeans mit Rissen in dieser. Vor ihm auf dem hölzernen Tisch stand ein Glas mit einer Zitrone darin. Ich nahm an Wasser.
"Jetzt kommt die beste Stelle!" Flüsterte Tae aufgeregt und tippte ein paar Mal auf den Tisch. Er schloss lächelnd die Augen und schien völlig in der Jazzmusik versunken zu sein. Wieder musste ich lächeln. Es war schön ihn so entspannt zu sehen.
Als das Stück vorbei war, öffnete er wieder seine mandelförmigen, großen Augen und blickte mich an: "Tut mir leid, aber... ist es nicht wundervoll? Als würde man in eine andere Zeit eintauchen. Ihre Stimme passt unglaublich gut zu Vaughans Songs. Hach... ich könnte hier ewig sitzen."
Er lächelte vor sich hin und schüttelte kurz den Kopf: "Ich schweife wieder ab... tut mir leid." Ich lachte auf und entgegnete: "Hey... du weißt du musst dich nicht dauernd dafür entschuldigen. Immerhin bin ich zu dir gekommen, aus Interesse an dem was du machst. Also Entschuldige dich nicht dafür dass du etwas genießt."
Ich fühlte mich so nur schlecht. Er sollte auch eine gute Zeit haben wenn ich hier war. Er sollte sich nicht verstellen, oder entschuldigen. Tae lächelte schwach: "Oh... Nein, so meinte ich das nicht. Tut mi- ähm... okay. Willst du auch was trinken?"
Ich dachte kurz nach und antwortete daraufhin: "Ja, ich würde ein Wasser nehmen." Tae lächelte: "Bin gleich wieder da." Er stand auf und ging zur Theke. Ich saß nun allein auf der Bank und zog meine dünne Jacke aus. Die Bar war relativ klein und dementsprechend staute sich die Wärme hier drinnen an.
Als Tae wieder kam, stellte er das Wasserglas neben mir ab und schenkte mir sogar aus der kleinen Glasflasche ein. Ich bedankte mich artig und man sah, wie die Frau auf der Bühne ebenfalls kurz etwas trank und dann fort fuhr. Ein neues Lied ertönte. Es war besonders ruhig und melodisch. Aber keinesfalls traurig. Eher verträumt.
"I've got a crush on you." Murmelte Taehyung und starrte bewundernd die Bühne an. Ich verschluckte fast die kleine Zitronenscheibe in meinem Wasser und hustete ein paar Mal. Tae schien jedoch sehr in der Performance versunken.
"Das ist von Ella Fitzgerald." Sagte Tae verzaubert. Ach du meine... er meinte den Song. Wieso sollte er auch auf einmal Englisch sprechen? Ich Bauerntölpel. Was dachte ich was das hier war? Eine Fanfiction? Im echten Leben würde so etwas niemals passieren, wobei ich auch eine Zauberkette hatte. Egal.
Ich verdrehte die Augen über mich selbst, bis Tae sich zu mir drehte: "Wie findest du solche Musik? Nicht dein Geschmack?" Er blickte mich neugierig an.
Ich antwortete ehrlich: "Oh, doch. Ich mag viele Musikrichtungen. Ältere Musik lässt mich irgendwie... hm..." Mir fehlten die Worte. Wie sollte man das sagen? Tae fuhr fort: "...in eine andere Welt abtauchen? Eine Verträumte und Sorglose?"
Mein leicht geöffneter Mund verzog sich langsam zu einem staunenden Lächeln: "Ja, genau so. Sie sind nostalgisch, obwohl es nie meine Zeit gewesen ist. Was seltsam ist..."
Tae zuckte mit den Schultern: "Was wenn die menschliche Seele von Leben zu Leben wandert? Das würde die Nostalgie im Herzen erklären. Vielleicht sind wir ja alte Seelen." Seine Mandelaugen waren auf mich gerichtet und er hatte einen ernsten, aber auch gleichzeitig neutralen Ausdruck drauf.
Ich sah ihn überrascht an: "Me-Meinst du?" Taes Mundwinkel hoben sich leicht und er sagte keck: "Du bist die mit einer magischen Kette. Sag du's mir." Ich atmete belustigt aus und senkte den Kopf, während ich den Anhänger meiner Kette in meinen Fingerspitzen hielt.
"Gute Antwort... ja, was wohl noch so alles möglich ist?" Murmelte ich perplex. Tae grinste wieder breit: "Eben. Diese Welt steckt so voller wundervoller Sachen und jeden Tag ärgere ich mich dass die Lebensspanne eines Menschen so kurz ist. Ich will noch soviel sehen. Wirklich viel..." Er sah melancholisch auf die kleine Bühne.
Ich murmelte: "Aber du bist Mitglied von BTS. Du wirst zum Beispiel soviel mehr von der Welt sehen, als ich. Du reist an soviele Orte, weißt wie es ist auf einer riesigen Bühne zu stehen und ich wette dass ist ein unglaubliches Gefühl." Ich sah ihn an und war kurz unglaublich neidisch.
Tae lächelte: "Und dafür bin ich dankbar. Aber jetzt stell dir mal vor, dass alles immer verplant ist. Könnten wir überall gleichzeitig sein, wären wir es. Nie kann man spontan irgendetwas irgendwo länger machen, außer in der Planung ist etwas schief gelaufen. Manchmal tut es mir nicht leid einen Flieger zu verpassen, oder einen Tag später irgendwo hinzugehen, weil das bedeutet ich kann einen Ort etwas länger genießen, als nur einen Wimpernschlag. So ist das wirklich..."
Whow... ich hob die Augenbrauen und wusste nicht ob das noch die Hormone meiner abklingenden Periode waren, oder einfach nur mein sensibles Herz aber ich hatte kurz Tränen in den Augen. Ich murmelte: "Das klingt irgendwie... unglaublich traurig."
"Das Leben ist zu schön, um traurig zu sein. Damit will ich meine Zeit nicht übermäßig verbringen. Natürlich kann man es manchmal nicht vermeiden. Auch ich bin ein sehr emotionaler Mensch, aber die schönsten Momente sind die... in denen man fröhlich ist, also sollte man sein Bestes geben dies zu sein, oder nicht?"
Ich sah sein entschlossenes Lächeln und es war einfach so voller Hoffnung, dass ich jetzt allem zugestimmt hätte. Taes Arm hob sich und er sah auf seine silberne Armbanduhr. Auf einmal wurde er irgendwie hibbelig.
Er drehte sich zu mir und erklärte: "Ähm, ich hatte noch vor zur Hyundai Art Gallery zu gehen. Um diese Uhrzeit ist es hier in Samcheong-ro sowieso am schönsten und die Kunstausstellungen sind kurz vor Ladenschluss am leersten. Möchtest du mir dabei auch Gesellschaft leisten, oder hast du keine Lust mehr?"
Ich sah ihn kopfschüttelnd an. Wann verstand er endlich dass ich es mochte Zeit mit den Jungs zu verbringen? Egal was es war. Sie waren eben tolle Persönlichkeiten.
Aber er war einfach jemand dem man nicht böse sein konnte. Einerseits redete er wie ein verbitterter Achtzigjähriger und andererseits war er so unschuldig wie ein Kleinkind. Die Persönlichkeit musste ich auch erst einmal verstehen.
"Na klar, würde ich das. Sonst wäre ich nicht hier, du erinnerst dich? Ihr kennt mich erst seit kurzem, aber ich kenne euch schon irgendwie seit über zwei Jahren. So würde dass zumindest aus dem Munde eines Fans klingen. Ausgesprochen klingt dass wirklich gruselig."
Tae sah mich bewundernd an: "Da hast du recht. Das klingt so unwirklich. Aber ich schätze, dass ist bei vielen der Fall. Das zu realisieren ist immer und immer wieder überwältigend. Unsere Musik erreicht soviele Menschen auf der Welt... wow."
Ich lächelte. Taehyungs Augen füllten sich wieder mit diesem Glitzern der Begeisterung und er lehnte sich etwas zu mir, während er die Arme auf dem Tisch verschränkte: "Also, wollen wir dann gleich los gehen? Es bleibt nicht mehr so viel Zeit. Trink aber ruhig noch... aus..."
Ich atmete ausgiebig aus, nachdem ich das Wasser in einem schnellen Zug geleert hatte und grinste ihn an: "Los geht's." Taes erstauntes Gesicht wurde zu einem breit Grinsenden: "Ja, gehen wir!"
Und es war als würde man in einen Traum entführt werden. Die mir fremden Straßen. Die vielen, farbenfrohen Lichter im geheimnisvollen Dunklen. Städte waren bei Nacht schon immer am schönsten gewesen, meiner Meinung nach. Tae trug einen Mundschutz und seine Kapuze hing ihm tief ins Gesicht.
Und obwohl es riskant war, hielt er den Ärmel meiner Jacke sicher fest, sodass ich ja hinter ihm sein würde. Ich sollte nicht verloren gehen. Wie aufregend durfte ein Leben eigentlich sein? Wo lag das Limit? Gerade kannte das Meine keine Limits.
Ich lächelte breit. Die unbekannten Menschen, die noch warme Abendluft und die bunte Künstlerstraße, welche wir nun betraten. Alles ließ meine Gefühle in mir Tanzen. Und ich hätte wirklich am liebsten getanzt. Aber jetzt Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wenn Kim Taehyung neben einem stand war das Dümmste was man tun konnte. Was du nicht sagst.
Tae drehte sich kurz zu mir um und hob die Augenbrauen an. Ich tat das Gleiche und folgte ihm ein paar helle Treppenstufen in ein Gebäude. Das musste die Galerie sein.
Und tatsächlich gab es etwas Schöneres als Kim Taehyung. Kim Taehyung wenn er über Kunst schwärmte. Lächelnd sah ich zwischen dem Kunstwerk und Tae hin und her. Wir schlenderten durch die Gallerie und ich genoss jeden einzelnen Moment mit Taehyung.
Es waren nur vereinzelt Menschen anzutreffen und wenn, waren diese ziemlich abwesend und selbst mit den Kunstwerken beschäftigt. Taehyung konnte die Gallerie also voll und ganz ohne Störung genießen.
Als wir die Gallerie verließen, murmelte Tae entschlossen: "Jetzt brauch ich erst einmal einen Eistee. Ich hol den öfter dort bei dem kleinen Laden an der Ecke. Sie schließen gleich! Schnell!"
Taehyung schob mich, wie eine kaputte Schubkarre zum Laden hin und bestellte fix zwei Eistee. Der Ladenbesitzer war noch so freundlich die beiden Getränke zu machen und schloss den Laden danach. Als wir wieder draußen waren und ich den erfrischenden Eistee, mit einem Dutzend Eiswürfel darin, in meinen Händen hielt, fragte ich neugierig: "Hey, Tae?"
Er schlürfte schon durch den hellgrünen Strohalm das rosane Getränk und richtete seine großen Augen fragend in meine Richtung: "Hm?" Ich fragte: "Wirst du in Gallerien nie erkannt, oder so? Und wenn ist dir das dann unangenehm?"
Tae senkte sein Getränk und überlegte kurz. Dann antwortete er mir: "Naja, es ist schon vorgekommen. Aber meistens war Army immer gut zu mir. Einmal habe ich sogar einen Tweet gesehen, in dem mich jemand fotografiert hat. Sie hat mich nicht angesprochen, damit ich mich nicht gestört fühle. Das hat mich sehr bewegt. Natürlich kann man mich ansprechen. Bei so tollen Fans kann man nicht böse werden. Aber ja... das war sehr, sehr rücksichtsvoll. Da war ich wirklich gerührt."
Tae lächelte nickend, nachdem er davon erzählt hatte. Ich begann ebenfalls zu lächeln. Das war so eine süße Geschichte. Wäre ich je dazu fähig so vernünftig zu handeln? Kein Plan ob du das mitbekommen hast, aber du bist dass Mädchen mit der Zauberkette dass ihnen ÜBERALL hinfolgt. Frage beantwortet?
Okay, aber was ich meinte war sie nicht anzusprechen, obwohl sie direkt vor meiner Nase waren. Ich glaube so rücksichtsvoll wäre ich nicht gewesen. Vermutlich wäre ich egoistischer gewesen.
"Schmeckt dir der Wassermelonen-Eistee nicht?" Fragte Tae besorgt. Ich nickte energisch: "Doch! Doch!" Demonstrativ nahm ich einen riesigen Schluck, was ich sofort bereute: "Ahhh... Gehirnfrost... fuck!" Ich hielt meinen Kopf mit meiner freien Hand, in der Hoffnung dass es das Kältegefühl lindern würde. Ein Genie in ihrer Bestform.
Tae begann zu lachen: "Oh my... geht es dir gut? Du musst es langsam trinken. Genießen. So hast du länger etwas davon und bekommst auch keinen Gehirnfrost." Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und suchte Augenkontakt.
Ich blickte ihn an und nickte: "Okay." Er lächelte zufrieden und trank unbeirrt weiter. Wir saßen etwas entfernt von den größeren und belaufenen Straßen in einer Gasse auf einer weißen Parkbank.
Aber wir saßen auf der Lehne, mit den Füßen dort wo man eigentlich sitzen sollte. Verurteilt mich nicht. Taehyung hatte sich als erster so hingesetzt. Es war wie in einer Serie. Ich fühlte mich so frei wie nie.
Und das verdankte ich einzig und allein diesem Goldstück von Kette. Ich nahm sie wieder in die Hand und lächelte. "Whoah, deine Nägel sind hübsch." Sagte Taehyung und nahm wieder einen Schluck vom Eistee.
Lächelnd sagte ich: "Danke." Es breitete sich wieder Stille aus. Es war aber keine unangenehme Stille, sie war eher erfüllt. Erfüllt von völliger Zufriedenheit. "Solche Tage können ruhig ewig dauern." Murmelte Taehyung verträumt.
"Jetzt wieder ein wenig Jazz, wäre cool." Schwärmte Tae. Ohne dass er es merkte, zückte ich mein Handy und ging auf BTS's Spotify Profil. Ich klickte V's Playlist an und lies Blue room von Chet Baker erklingen.
Taehyungs Augen weiteten sich vor Überraschung und murmelte: "Yah... woher kennst du das Lied? Jetzt wird es langsam unheimlich. Bist du Hellseherin?" Ich schüttelte ungläubig den Kopf und antwortete: "Das hast du mit in deine Spotify Playlist gepackt, Tae..." Ich lachte amüsiert.
Der Blick in seinen Augen war zu gut gewesen. Tae entspannte sich wieder und murrte: "Hey, hör auf mich auszulachen. Ganz kurz dachte ich wirklich du hast noch mehr übernatürliche Fähigkeiten."
Ich hatte doch keine Fähigkeiten. Das war alles die Kette. Ich sagte nichts dazu und tat es Tae gleich. Ich schaute hoch in den Himmel. Ein paar Sterme konnte man von dieser schmalen Gasse aus immerhin sehen. Den Rest verdeckten die hohen Häuser leider. Aber dieser unbesuchte Ort war am besten für uns.
"Solche Tagen könnten wirklich ewig andauern." Stimmte ich ihm zu. Mit Chet Baker im Hintergrund, fehlte nur noch dass auf einmal ein Abspann erschien und es war das Ende eines Melodramas.
Taehyung rätselte vor sich hin: "Wieviele solcher erfüllten Tage ich wohl noch haben werde? Jetzt ist es gerade ruhig. Aber wenn wir bald wieder auf Tour gehen, werde ich keine Zeit mehr für so etwas haben. Ich liebe es zu performen, aber manchmal hat man keine Pause." Er seufzte.
Was sollte ich sagen? Die Playlist sprang um auf Every Kind Of Way von H.E.R. Obwohl das Lied irgendwie romantisch war, fühlte ich gerade nur Mitleid für Tae. Es war eine einzigartige Art und Weise zu leben, so wie BTS es tat, aber es war auch irgendwie einsam.
Zum Glück waren sie zu siebt. Das machte es bestimmt einfacher. "Hey... du wirst uns auf Tour doch immer noch besuchen kommen, oder?" Tae richtete seinen intensiven Blick nicht mehr nach oben, sondern auf mich. Was war das in seinen Augen? Ich konnte es wirklich nicht deuten, aber eines wusste ich.
Ich würde niemals Nein zu Kim Taehyung sagen, wenn er mich so ansah.
Niemals. Ich gab ihm mein Wort: "Na, klar. Wenn die anderen Jungs damit einverstanden sind, verfolge ich euch einmal um die Welt." Ich lächelte ihm zu. Taehyung grinste nun und murmelte zufrieden: "Das hatte ich wirklich gehofft."
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"Die Welt ist voller Kunst. Ich möchte mich voll und ganz in ihr verlieren."
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IdleTeenz