Ragnarök - Frühlingssonne✔

By colors_of_fantasy

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Erster Teil der Ragnarök Reihe PLATZ 2 bei den BBAs (Best Book Awards) 2018 Wer Loki und die nordische Myth... More

Prolog
Chapter One: San Diego, California
Chapter Two: Vom Anfang aller Welten
Chapter Three: Kleine Schwärmereien
Chapter Four: Loki Laufeyson
Chapter Five: Der Feuermacher
Chapter Six: Gold und strahlend wie die Sonne
Chapter Seven: Wenn du nur glauben könntest...
Chapter Eight: God of Mischief
Chapter Nine: Ask und Embla
Stammbaum und Liste der Nordischen Götter
Chapter Ten: Die Schatulle
Chapter Eleven: Der Abgrund in mir
Chapter Twelve: Thomas
Chapter Thirteen: Gedankenchaos
Chapter Fourteen: Der Funke Wahrheit
Chapter Fifteen: Ebbe und Flut
Chapter Sixteen: An den Wurzeln des Yggdrasil
Chapter Seventeen: Was mir am schwersten fällt
Chapter Eighteen: Wenn wir zusammen sind
Chapter Nineteen: Warum und warum nicht?
Chapter Twenty: Die Vergangenheit lässt einen niemals los
Chapter Twenty-One: Auf der Suche nach Morgen
Chapter Twenty-Two: Brennen sollt ihr
Chapter Twenty-Three: Der lange Weg zu ihr
Chapter Twenty-Five: Am Ende der Nacht
Chapter Twenty-Six: Hinab in den Tod
Epilog

Chapter Twenty-Four: Im ersten Sommerregen

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By colors_of_fantasy

Jennifer konnte mich keine Minute mehr halten, als sie mir die Nachricht von Aidan überbracht hatte. Er lebte und wollte mich sehen! Ich flippte fast aus vor Freude und all ihre Bedenken, warum er sich nicht gemeldet hatte, warum erst jetzt... drangen gar nicht wirklich bis zu mir durch. Ich war nur so unendlich froh, dass alles gut werden würde.

Eilig zog ich mir etwas angemesseneres an, als Schlabbershirt und Jogginghose. Dass ich nicht geschminkt war und meine Haare nicht wirklich gemacht, interessierte mich nicht. Aidan hatte mich auch so am ersten Tag gesehen, als ich verschlafen hatte. Wenn es ihn damals nicht gestört hatte, warum sollte es das nun?

Mit meiner Tasche in der Hand nahm ich immer zwei Stufen auf einmal. "Ich nehm mir mal dein Auto Jenny", fragte ich sie gar nicht erst um Erlaubnis. Wir hatten besprochen gehabt, dass es reichen würde, wenn nur sie eins hatte, was auch wirklich so war und wenn ich es brauchen würde, könnte ich sie immer bitten. Aber jeder Satz, auf den ich eine Antwort brauchen würde, war einer zu viel. Ich schnappte mir den Schüsselbund von der Anrichte und war schon auf dem Weg zur Tür.

"Elaine", rief Jen. Ich drehte mich um. Blickte sie fragend an. Ich wollte einfach nur los, aber so nett, wie sie sich um mich gekümmert hatte, wollte ich auch nicht einfach rausrennen ohne Respekt.

"Sei bitte vorsichtig. Ich trau ihm nicht mehr. Das alles ist so komisch", äußerte sie ihre Gedanken. Ich wusste, was sie meinte, ich verstand es ja selbst nicht. "Das werde ich. In wenigen Stunden bin ich wieder da oder ich melde mich bei dir, wenn es länger gehen sollte", antwortete ich, warf ihr ein Lächeln zu und war raus aus der Tür.

Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, als ich das Caprio einige Straßen entfernt von dem Café parkte und mich auf den Weg machte. Dunkle Gewitterwolken waren aufgezogen. Der erste Regen dieses Frühlings, fast schon Frühsommers stand uns bevor. In der Ferne vernahm ich leises Donnern, Blitze zuckten über den Himmel. Eilig, bevor der Regen kam, lief ich die Straßen entlang. Die ersten Straßenlaternen gingen an, für so viel Dunkelheit sorgte das Unwetter am frühen Abend.

Ich zitterte am ganzen Körper, als ich das Café erreichte. Wie würde er reagieren, was würde er mir erzählen? Ich hatte Angst vor der Wahrheit, aber noch mehr davor eine Lüge zu hören. Tausende Gedanken schossen durch meinen Kopf, doch ich wusste, egal was ich mir zusammenspinnen würde, am einfachsten war es einfach dort hinein zu gehen. Also drückte ich die Klinge hinunter und trat ein.

Das Café war fast komplett leer, nur einige Tische waren besetzt. Ich erkannte Aidan, der links an einem Fenster saß. Er sah mich auch sofort und kam auf mich zu. Er lächelte und nahm mich fest in den Arm. "Ich bin so froh, dass du gekommen bist", begrüßte er mich und geleitete mich zu seinem Tisch zurück. Ich nahm Platz, er setzte sich mir gegenüber hin und einige Sekunden starrten wir uns einfach nur an.

Er sah so gut aus wie immer. Die Haare locker nach hinten gekämmt, das dunkle Shirt, die schwarze Hose. Und da kam gleich die erste verwirrende Frage auf. Bei so viel Blut am Unfallort... Warum schien er nicht verletzt zu sein?

"Ich habe von dem Unfall gehört", begann ich vorsichtig. Ich wollte, dass er erzählte, von sich aus, ohne dass ich ihn zu irgendetwas zwang. Und außerdem wurde ich auf einmal etwas wütend. Er saß da lächelnd, heiß wie immer und ich hatte mir die Augen aus dem Kopf geheult.

Er nickte. "Als ich auf dem Weg von dir nach Hause gefahren bin, ist mir plötzlich ein großes Tier vor den Wagen gesprungen und ich musste ausweichen. Aber wie du siehst geht es mir gut. Es ist nichts weiter passiert, ich brauchte nur ein paar Tage Ruhe nach diesem Schock. Ich bin ins Landesinnere gefahren und habe mein Handy daheim vergessen. Es tut mir so schrecklich leid, wenn du dir Sorgen gemacht hast."

Er wollte nach meiner Hand greifen, doch ich zog sie instinktiv zurück. Die Erklärung klang nicht besondern glaubwürdig. Viel zu wenige Fragen waren beantwortet. Er blickte mich verwirrt an und zog dann langsam seine Hand ebenfalls zurück.

"Du glaubst gar nicht wie dreckig es mir in den letzten Tagen ging, ich dachte du seist tot! Da war so viel Blut und das Auto hatte sich mehrfach überschlagen. Wie kann dir dabei nichts passiert sein?", meine Stimme wurde immer ernster und kühl.

"Das war das Blut des Tieres. Ich habe mich wirklich kaum verletzt. Ich muss einen Schutzengel gehabt haben", gab er schlicht zurück. Er schien sich gar nicht bewusst zu sein, dass ich skeptisch war.

Das reichte mir immer noch nicht. Wie bitte sollte das Tier so weit von der Straße gestorben sein? Das war einfach unmöglich. Ich hatte mir stundenlang die Fotos angeschaut, um darauf etwas zu erkennen, was mir weiter helfen könnte, Aufschluss darauf gab, wo Aidan stecken konnte.

"Aidan, sag mir die Wahrheit. Ich kann dir das nicht abnehmen. Da muss noch mehr sein. Du kannst mich nicht für dumm verkaufen. Ich dachte wir können einander vertrauen. Warum bist du auf einmal so... anders", schrie ich ihn fast an.

"Elaine ich", begann er, stockte aber plötzlich mitten im Satz. Er starrte an mir vorbei, sichtlich geschockt. Ich folgte verwirrt seinem Blick und erkannte einen Jungen, um die 12 Jahre, der auf Aidan zielstrebig zulief. Er bliebt direkt vor ihm stehen.

Er war süß. Hatte helle blaugrüne Augen und schwarze Haare, das Gesicht sein Auftreten, das alles erinnerte mich sofort an eine andere Person - die mir direkt gegenüber saß.

Er konnte noch immer kein Wort rausbringen. Völlig fassungslos starrte er den Jungen an. Bis dieser den Mund auf machte, dann war ich diejenige, die wohl noch geschockter war.

"Ich bin so froh, dass ich dich endlich gefunden habe, Vater. Mutter schickt mich, sie vermisst dich und ich soll dir etwas wichtiges ausrichten: Tyr ist hier."

Vater!? Aidan hatte einen Sohn. Diesen Jungen dort, der keinen Meter entfernt von mir stand.

"Lass uns bitte draußen reden Narfi", er warf mir einen Seitenblick zu, dann blickte er wieder zu seinem Sohn auf.

Als er aus seiner Trance erwacht war und angefangen hatte zu reden, kam auch wieder Bewegung in mich. "Ihr braucht nicht rausgehen. Ich gehe", sagte ich nüchtern und schluckte meine Wut gerade noch herunter. Schnell schnappte ich mir meine Tasche und machte Anstalten zu gehen. Aidan sprang auf, schob Narfi zur Seite und stellte sich vor mich. "Du musst nicht gehen. Ich bitte dich bleib und werde dir alles sagen, das verspreche ich dir."
Er schien wirklich verzweifelt zu sein. Ich hatte das Gefühl, dass irgendetwas ihn davon abhielt mir die Wahrheit zu sagen, auch wenn er es gerne wollte.
Doch das hielt mich jetzt auch nicht mehr auf. Ich hatte genug gehört. Und dass er mir nichts davon erzählt hatte einen Sohn und eine Frau zu haben, die ihn 'vermisste', hatte das Fass zum Überlaufen gebracht.

"Lass mich vorbei Aidan. Ich denke wir sind hier fertig", fauchte ich. Und diesmal machte er nicht den Fehler mich zu halten. Er trat einen Schritt zurück und ließ mich gehen. Als ich ihm einen letzten Blick zu warf erkannte ich etwas in seinen Augen glitzern. Es schien ihm genauso weh zu tun, dass ich ging, doch ich wollte nichts mit ihm zu tun haben, wenn er nicht ehrlich war. Wer wusste, was da noch alles war? Vielleicht hatte er ja noch mehr Kinder. Und was hatte er wirklich in den letzten Tagen getan?

Ich stieß die Tür auf und trat auf den Gehsteig. Es regnete in Strömen. Doch es störte mich nicht, so sah wenigestens niemand meine Tränen, die jetzt unaufhaltsam meine Wangen hinterrannen und eins mit den Regentropfen wurden.

Ohne auf den Verkehr zu achten lief ich auf die Straße. Ich war zu fertig, um überhaut noch etwas wahrzunehmen. Deswegen sah ich das Auto auch viel zu spät kommen. Es erwischte mich frontal. Ich wurde auf die Windschutzscheibe geschleudert, während meine Tasche meterweit durch die Luft flog. Die Reifen quietschen, als der Wagen eine Vollbremsung hinlegte. Zu spät.

"Elaine, nein", hörte ich Aidan hinter mir schreien. Das Auto kam  zum Stehen und ich rollte über die Kühlerhaube und landete hart mit dem Rücken auf dem Boden. Die Lichter um mich herum verschwammen, genauso wie die Gesichter einiger Passanten und des geschockten Fahrers, die sich über mich beugten. Aidan erschien neben meinem Kopf, gefolgt von seinem Sohn. Er stieß im Weg stehende Leute einfach zur Seite und kniete sich auf die Straße. Mit zitternden Händen nahm er meinen Kopf in seinem Schoss. "Ruft doch einer einen Krankenwagen, verdammt jetzt steht doch nicht einfach nur herum", schrie er verzweifelt. Tränen bildeten sich in seinen Augen, die in diesem Moment noch viel grüner waren als sonst. Der Regen ließ ihn in Sekunden triefen. Seine Haare hingen ihm wirr vor die Augen, das Wasser tropfte davon auf mich herab.

"Es wird alles wieder gut", flüsterte er und zwang sich zu einem Lächeln, doch wir beide wussten, dass es nicht so war. Im ersten Moment hatte mir alles weh getan, doch jetzt spürte ich nichts mehr. Ich sah nur noch ihn über mir, seine Angst um mich und alles war in diesen Sekunden vergessen. Was sollte ich jetzt auch noch wütend auf ihn sein? "ich liebe dich, egal was passiert ist", brachte ich hustend hervor und ich schmeckte heißes Blut in meinem Mund. Nun rann es seitlich an meinem Kinn hinab.

Meine Augen wurden schwer, doch ich versuchte so lange wie möglich Aidan anzusehen. Doch dann wurde die Finsternis immer größer um mich herum. Erst verschwammen die Menschen, dann verblasste Aidan. Das letzte, was ich vernahm, waren seine Worte: "ich liebe dich auch. Mehr als alles andere in den Neun Welten." Dann verschluckte die Dunkelheit alles und jeden und ich wusste alles würde gut werden.

Hiii,
Jo, was denkt ihr jetzt? Was war euer erster Gedanke nach diesem Kapitel? Wie wird es wohl weiter gehen?
Ich bin so gespannt, was ihr jetzt sagt und weiß gar ned selber, was ich zu diesem Kapitel als Kommentar schreiben könnte. Ich denke das ist aber auch gar nicht nötig ;)

Das einzige, was ich euch noch erklären wollte, ist der Kapitelname. Er ist ja fast genauso wie der Titel des zweiten Bandes. Ich sag euch nicht genau warum, darauf kommt ihr bestimmt bald selbst. Aber aus Frühlingssonne wird Sommerregen. Es hat auch mythologisch eine Bedeutung und ich wollte euch nur darauf aufmerksam machen, dass es zumindest für mich nicht nur schön klingt, sondern auch einen Sinn und Bedeutung hat;)

Schönen Tag noch

LG eure Cristina

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