Chapter Ten: Die Schatulle

1.1K 78 21
                                    

Keine zehn Minuten später saß ich zusammen mit meinen Freunden in einem Café. Wir bestellten uns Eis und kalte Getränke und unterhielten uns über den Unterricht und die Freizeitpläne der nächsten Tage. Okay 'Wir' war eigentlich nicht das richtige Wort. 'Sie' schon eher. Ich war vollkommen in meiner eigenen Welt versunken. Ich musste an die Vorlesung von Aidan denken, gestern Abend und das Kästchen. Ja das geheimnisvolle Kästchen, welches in meiner Tasche schlummerte und nur darauf zu warten schien von mir untersucht zu werden. Ich wurde schier wahnsinnig bei der Frage, was sich wohl für eine Technik darin befand. Doch wenn ich es hier herausholte, würde es erst einmal im Kreis herum gereicht werden. Ich würde keinen vernünftigen Blick darauf erhaschen können und außerdem war es nicht mein Eigentum und wie ich fand viel zu wertvoll, um es in die Hände meiner Freunde zu geben. Ich musste mir erneut eingestehen, dass ich ganz anders war als sie. Während ich wirklich Interesse an dem 'Zauber' dieser Schatulle zeigte, würden sie nur Quatsch machen und es womöglich noch beschädigen. Ich würde warten müssen, bis ich alleine war. Doch gehen konnte ich jetzt auch nicht einfach.

Ich hatte mir so viel Mühe gegeben hier richtige Freunde zu finden, dass ich die Beziehung zu ihnen nicht einfach vernachlässigen konnte. Ich merkte ja jetzt schon wie immer mehr eine Distanz zwischen uns entstand und ich wäre diejenige, die am Ende alleine dastand.

Also ignorierte ich das Verlangen einfach nach Hause zu gehen und beteiligte mich an der Konversation. Es ging anscheinend schon wieder um die nächste Party, diesmal glücklicherweise wenigstens am Wochenende. Gerade wollten sie anfangen zu planen, was es zu Essen geben sollte, als Olive und Victoria zu uns stießen.

Die beiden schnappten sich leere Stühle von den Nachbartischen und qetschten sich zwischen mich, Cole und Jenny. Olive rechts, Vicky links fühlte ich mich dezent bedrängt, denn sie rutschten so nahe an mich heran, dass sie mich praktisch einquetschten. "Ehm okay. Könnt ihr mir vielleicht ein bisschen Platz zum Atmen lassen", sagte ich verwirrt.

"Erst wenn du uns sagst, was gestern Abend zwischen dir und Mister Göttlich gelaufen ist", grinste Vicky mich an und kam noch ein Stückchen näher, wenn das überhaupt möglich war.

Verdammt, das hätte ich mir doch eigentlich denken können. Natürlich wollten die beiden über ihren Erfolg bescheid wissen. Doch darauf würden sie lange warten müssen, denn passiert – auch wenn sie mir das eh nie abnehmen würden – war schließlich nichts. Anstatt ihre Sehnsüchte nach einer guten Traschtstory zu erfüllen, stellte ich eine Gegenfrage:" Mister Göttlich?"

Olive fing an zu lachen. "Das war meine Idee. Er redet über Götter und sieht auch noch so aus wie einer. So verdammt heiß wie er ist. Da können wir ihn nur so nennen." Sie schien sichtlich stolz auf diesen 'genialen' Einfall zu sein, doch ich fand das nur lächerlich. "Wartet nur, bis er mitbekommt, wie ihr ihn hinter seinem Rücken nennt, dann wird euch das Lachen noch vergehen", warnte ich die beiden. Doch die waren mit ihren Gedanken schon einen Schritt weiter. "Jetzt schieß doch endlich los. Wie war euer Heimweg?"

Leider sah ich nun nur noch einen Ausweg diesem Gespräch aus dem Weg zugehen – Flucht. Das würde zwar auch nicht auf ewig die Lösung sein, doch hatte ich so erst mal meine Ruhe und einen guten Grund endlich das Kästchen alleine zu untersuchen.

"Ehm sorry", begann ich. "Ich muss dann los. Hab noch Hausaufgaben. "Eilig stand ich auf und schnappte mir meine Tasche. "Als ob. Du willst dem Gespräch nur schon wieder aus dem Weg gehen", meldete sich nun auch Jen zu Wort, deren Frage ich heute Morgen ja auch schon nicht beantwortet hatte. "Wir bekommen das schon noch aus dir raus", rief sie mir noch hinterher, während ich aus dem Café ging.


20 Minuten später schloss ich erleichtert endlich die Haustür auf und rannte praktisch hoch in mein Zimmer. Ich war aufgeregter als an Weihnachten und meinem Geburtstag zusammen. Samt Tasche ließ ich mich auf mein Bett fallen. Eilig betätigte ich noch den Schalter für den Rolladen neben meinem Bett, denn wenn ich das Ding zum Laufen brachte wollte ich auch die richtige Atmosphäre haben.

Fast erfürchtig zog ich die Schatulle aus meiner Tasche und strich sanft über den Deckel. Es war immer noch angenehm warm in meiner Hand. Mit meinem Zeigefinger zog ich die geschwungenen Linien nach, die wie ich erst jetzt erkannte einen Baum bildeten. "Yggdrasil", flüsterte ich und war dabei sehr stolz, dass ich den Namen des Weltenbaums behalten hatte.

Die Wurzeln und Zweige rankten sich um Planeten - um die Neun Welten. Während das Holz des Würfels sehr dunkel war, waren die Muster Gold und Silber. Des Weiteren erkannte ich eine Art Schlange die sich um die Wurzeln wandt und eine Gestalt die zwischen den unteren zwei Welten stand. Im Geäst saß ein Eichhörnchen und etwas, das aussah wie ein Hahn. Merkwürdige Tiere, vor allem in dieser Konstellation, musste ich mir eingestehen. Vor allem wunderte es mich, dass auf einem technischen Gerät so 'nichttechnische' Sachen wie mythische Wesen abgebildet waren. Welche Firma stellte bitte Projektoren mit solch einem Design her? War es eine Sonderanfertigung? Und wenn ja wie viel Geld musste Aidan oder einer seiner Vorgesetzten haben, umso etwas bezahlen zu können.

Nachdem ich mir die Schatulle nun ausgiebig von außen angesehen hatte, wanderten meine Finger zum Metallverschluss. Dieser sah ebenfalls sehr altmodisch aus, doch mit nur sehr wenig Druck gab er ein klackendes Geräusch von sich. Mit klopfendem Herzen, was mich nun wohl erwartete hob ich langsam den Deckel an und.... starrte vollkommen fassungslos in gähnende Leere.

Nichts einfach gar nichts befand sich im Innern. Ich drehte das Kästchen um, fuhr mit meinen Fingern über den Boden darin und ging sogar auf den Flur ins hellere Licht. Doch egal wie lange ich auch dort hinein starrte es war und blieb NICHTS. Verwirrt ließ ich mich wieder auf mein Bett fallen. Wie konnte das nur sein? Es war doch warm? Wieso sollte Holz warm werden ohne etwas darin? Das war einfach unmöglich. Ich grübelte lange vor mich hin und kam nur auf die Idee, dass Aidan die Technik herausgenommen haben musste. Das erklärte zwar auch bei Weitem nicht alles, doch erschien es mir in diesem Moment die einzige sinnvolle Erklärung zu sein.

Frustriert, dass nun all die Aufregung umsonst gewesen war und ich genauso weit gekommen war mit einer Erklärung was dies für ein Gerät war, stellte ich die Box auf meinen Nachtschrank. Und dort sollte es die nächsten vier Tage stehen bleiben.

hiii ihr,

ich bin gestern Morgen aufgewacht und hatte doch tatsächlich das erste Mal seit Monaten Lust einfach mal wieder zu schreiben. Also kommt hier ein neues Kapitel und drei weitere sind auch schon fertig. Ich hoffe dass sie euch gefallen werden, denn irgendwie bin ich mir nicht sicher, ob ich immer noch die 'selbe Elaine' im Kopf habe wie vor Monaten. Ich glaube bei den folgenden Kapiteln ist es etwas mit mir durch gegangen. Sagt ruhig bescheid, wenn euch etwas stört :D

Ich wollte eigentlich auch noch alles etwas länger ziehen, doch habe ich einfach zu viel Lust, dass endlich mal was passiert... Ihr werden ja sehen. Die anderen Kapitel werden bald folgen.

Schönen Sonntag euch allen.

LG eure Cristina

Ragnarök - Frühlingssonne✔Where stories live. Discover now