Die nächsten zwei Wochen vergingen sehr schnell und sehr unspektakulär. Ich habe meine Zeit meistens mit Luisa, Jenny und Lia verbracht, oder mit Eric und David, oder mit Adam und Julia.
Nachdem ich mich etwas mehr in diesen zwei Wochen an alles im Internat gewöhnt hatte, ging ich auch wieder öfter ins Krankenhaus um Sina zu besuchen. Aber in dieser Zeit wurde auch alles wieder stressiger. Die ersten Klausuren des Halbjahres stehen bald an und deswegen schreiben ein paar Lehrer schon Probetests. Aber jetzt genug zu diesen zwei Wochen. Eine wichtige Sache steht aber noch an; Adam hat morgen Geburtstag! Er wird endlich 18 und will auf seinen eigenen Beinen stehen. Julia und ich haben uns schon Geschenke ausgedacht. Eigentlich wollten wir irgendwie eine Party organisieren, aber Adam hasst es, wenn die ganze Aufmerksamkeit auf ihm ist. Also wollen wir im kleinen Kreis feiern. Aber ich bin mir ganz sicher, dass das mal wieder nicht klappen wird und einige Leute kommen werden. Und mit einigen meine ich viele Leute.
Heute war Donnerstag und ich saß in meinem Englischkurs. In der Klausur wird es um Analysen aller Art gehen, weswegen wir einen Film schauen. Also nichts sehr anstrengendes. Aber es war erst meine erste Stunde für den Tag, was mich nicht besonders freute. Ich hatte heute noch Naturwissenschaftliche Fächer, und Sport in den letzten beiden Stunden. Das reicht echt. In dem Kurs war Jenny mit mir und Frederik und Nicolas, Freunde von Eric mit denen ich gelegentlich rede. Nach Ende der Stunde liefen Jenny und ich zusammen zur Cafeteria und redeten über verschiedene, sinnlose Sachen. Nach Luisa verstand ich mich mit ihr am besten. Und Achja, das fällt mir grade noch ein, diese eine Freundin von Luisa, die die mich nicht besonders mag. Sie heißt Victoria und ich habe herausgefunden, dass sie mich nicht mag, weil ich mit Eric befreundet bin. Ich habe versucht mit ihr zu reden, aber sie blockiert mich immer, weswegen ich es aufgegeben habe. Ok, dann mag sie mich halt nicht. Da kann ich leider nichts gegen machen und ich höre nicht auf mit Eric befreundet zu sein, nur weil mich ein Mädchen deswegen nicht mag.
In den letzten beiden Stunden hatte ich mich nun schon in meine Sportsachen umgezogen und saß mit Luisa neben mir in der Umkleidekabine, da der Lehrer noch nicht da zu sein schien. Mein Blick fiel auf meine kleine Narbe am Knie und legte meine Hand drüber, nahm sie dann aber wieder weg. Irgendwann waren wir in der Halle und der Lehrer sprach:" Heute werde ich einen Teil der ersten Stunde dazu benutzen, eure sportlichen Erfahrungen zu hören, damit wir dann damit weiterarbeiten können."
Dann fing er an in alphabetischer Reihenfolge die Namen vorzulesen und zu fragen ob sie Sport gemacht haben und noch machen und wenn ja welche Sportarten. So gut wie niemand hörte den anderen Schülern zu und so unterhielt sich der Lehrer immer einzeln mit uns. Da ich eine der letzten war, musste ich etwas länger warten.
Als ich dann dran war, fragte der Lehrer:" So Nathalie, und du? Machst du grade Sport und hast du früher etwas gemacht?"
"Ich habe früher getanzt. Mit 4 hatte ich mit Ballett angefangen, habe später damit aufgehört und die klassischen Tänze gemacht und danach Hip Hop & alles gemischt. Dazwischen habe ich für kurze Zeit Fußball gespielt. Momentan mache ich keins von beiden.", erklärte ich ihm. Er nickte und fragte:" Und wieso hast du aufgehört? Hattest du keinen Spaß mehr daran?"
Ich schüttelte meinen Kopf:" Mit dem Fußball habe ich aufgehört, da ich lieber getanzt habe und mehr Zeit darein investieren wollte, da wir auch an Wettbewerben teilgenommen haben." und weil ich das eigentlich mit Eric zusammen gemacht habe. Wir waren natürlich nicht in den selben Mannschaften, aber wir hatten immer zur selben Zeit Training auf dem selben Feld. "Aber damit musste ich dann wegen gesundheitlichen Gründen aufhören. Momentan mache ich keinen Sport im Verein oder in der Schule, aber laufe privat fast täglich.", ich kam mir so vor, als müsste ich mich irgendwo bewerben und mein ganzer Lebenslauf würde kontrolliert.
Er schrieb sich etwas auf und fragte dann:" Kann ich fragen welche gesundheitlichen Gründe?" Ich nickte. Dafür habe ich sogar immer eine Bescheinigung vom Arzt mit, dass wenn es mir zu viel wird, ich aufhören kann. Ich muss es dann nur dem Lehrer geben.
"Natürlich. Es ist einerseits genetisch bedingt, aber ich hatte vor ungefähr einem Jahr einen Autounfall, indem mein Knie schaden davon getragen hat.", erklärte ich ihm. Es war, als wir zu einem Wettkampf gefahren sind, "Ich habe etwas vom Arzt. Ich kann es ihnen geben." Er nickte und ging aus der Halle, in den Umkleideraum. Ich wühlte den Zettel aus meiner Tasche und ging wieder in die Halle, gab es dem Lehrer. Nachdem er es sich ansah, sagte er:" Falls du Probleme haben solltest, sag mir bescheid." Nickend antwortete ich:" Ja. Ich kenne auch meine eigenen Grenzen und höre dann auch auf." Danach setzte ich mich wieder hin. Nach wenigen Minuten war er fertig und wir stellten die Hürden für den Hürdenlauf auf. Wir wären eigentlich rausgegangen, aber ein paar der Mädchen haben sich beschwert, dass es zu kalt wäre, weswegen wir doch drinnen geblieben sind.
"Nathalie.", sagte jemand und tippte mich an, als ich darauf wartete, dass ich dran war. Ich drehte mich um und Eric stand vor mir. Er hatte die Augenbrauen zusammengezogen und sah nicht besonders erfreut aus.
"Ja?", fragte ich.
"Was hattest du für einen Unfall?", fragte er sofort. Hatte er eben etwa zugehört als ich mit dem Lehrer gesprochen habe? Es war zwar erlaubt, aber ich dachte, dass niemand zuhört. Ich rede da nicht so gerne darüber, aber ich dachte, dass ich nur mit dem Lehrer rede.
"Autounfall.", sagte ich schulterzuckend, als wäre es nichts.
"Wieso hast du mir das nicht erzählt?", fragte er. War er etwa sauer, weil ich es ihm nicht gesagt hatte?
"Das ist nichts, dass man einfach so sagt und außerdem ist es schon vorbei.", sagte ich, bevor ich dran war zu laufen. Als ich fertig war, lief ich wieder nach vorne und Eric holte mich ein.
"Du hättest aber irgendwann was sagen können. Wie ist der Autounfall passiert?", ihn schien es echt zu interessieren, aber dieser komische Blick war immer noch da. Er machte sich Sorgen.
"Betrunkener Autofahrer. Wir sind nachts gefahren und dann ist es passiert.", erklärte ich. Es war so ähnlich wie beim Autounfall meiner Eltern. Nur dass bei uns niemand gestorben ist und nur zwei von 9 Leuten wurden leicht verletzt. Ich und unsere Trainerin, die den Kleinbus fuhr. Natürlich konnte ich dann nicht beim Wettbewerb mittanzen, aber das war in dem Moment meine letzte Sorge.
"Gab es Verletzungen?", fragte er, aber ich wollte nicht darüber reden. Vorallem nicht im Sportunterricht. Nicht mit Eric.
Ich seufzte:" Können wir das einfach lassen, bitte." Dann war ich wieder dran zu laufen und mit der Ablenkung bin ich fast gefallen. Aber nur fast.
Eric holte mich später wieder ein und sprach wieder weiter. Er hatte wohl nicht vor das Thema zu lassen. "Was ist dir dann passiert?"
"Ich habe einfach Knieprobleme. Ist aber nicht nur deswegen. Also können wir es bitte lassen.", antwortete ich ihm. Danach war er eine Zeit lang ruhig. Darüber war ich dann auch froh. Trotzdem sagte er ein paar Momente später:" Das erklärt einiges." Ich wusste auch was er meinte. Einige Male hat er gesehen, dass ich irgendwo saß und meine Knie rieb. Ich habe diese komische Vorstellung, dass es helfen würde. Und sonst waren auch andere Situationen bei denen er gemerkt hat, dass etwas nicht stimmt, aber ich habe nie gesagt was genau das war.
Als ich später in mein Zimmer kam, war Luisa schon da und saß an ihrem Schreibtisch mit ein paar offenen Bücher darauf. Nach Sport habe ich noch mit Eric geredet und er wollte wissen ob noch was anderes in der Art passiert ist, worüber er bescheid wissen sollte. Luisa lernt wohl auch für die Klausuren. Ich habe eigentlich keine all zu großen Probleme in der Schule und schreibe auch eigentlich gute Noten, aber ich mache mir selber sehr Stress. Ich meine, ich bin auf dieser Schule, weil mein Noten gut waren, da will ich das auch halten. Aber auch wenn ich ganz genau weiß, dass ich den Stoff, der in der Klausur dran kommt kann, mache ich mich verrückt. Das tue ich schon immer und kann es mir nicht abgewöhnen.
Also redete ich etwas mit Luisa und setzte mich schließlich selbst ans Lernen. Aber im Gegensatz zu ihr lernte ich auf meinem Bett, da es viel bequemer war. Da ich nächste Woche als aller erstes Mathe schreiben würde, schaute ich mir erst das an. Ich hatte noch zwei Stunden, bis ich mich fertig machen und zu Adam gehen musste.
Irgendwann piepte mein Handy und ich nahm meine Augen vom Mathebuch und griff nach meinem Handy. Ich hatte eine SMS bekommen.
Morgen Kino mit Diana und David?
Es war eine Nachricht von Eric. Ich hatte erfahren, dass David und Diana sich sehr nah sind, aber zu ihren Eltern waren sie nicht so nah. Die beiden streiten sich wohl mit ihren Eltern sehr oft und obwohl David immer irgendwas und irgendwen findet, das ihn ablenkt, verbringt er auch Zeit mit Diana. Ich war letzte Woche dabei, als Diana ihn angerufen hat und total genervt und am Ende war, da ihre Eltern wieder Probleme machten. Soweit ich mitbekommen habe sind ihre Eltern sehr streng und dulden keine Fehler. Nichtmal kleine. Natürlich habe ich gedacht, dass sie sich glücklich schätzen können, dass sie ihre Eltern haben, aber traute mich nicht es zu sagen. Ich kann nicht urteilen was bei ihnen in der Familie so läuft. Jedenfalls, sollte ich dann auch zwei Mal mitgehen, wenn sie sich getroffen haben, damit Diana nicht das einzige Mädchen ist. Nebenbei, ich hätte David wirklich nie so eingeschätzt wie er wirklich ist und ich glaube das tut auch niemand.
Würde gerne, aber Adam hat Geburtstag! Sorry :/ ,
Antwortete ich Eric und legte mein Handy wieder weg. Aber kurz danach piepte es wieder.
Ok. Dann sehen wir uns morgen :)
Wieder antwortete ich ihm schnell.
Du kannst doch mitkommen?
Natürlich erzähle ich Julia und Adam, dass ich mich wieder gut mit Eric verstehe. Adam schien es ziemlich egal zu sein, aber Julia nicht so. Sie schien ihn doch vermisst zu haben, obwohl sie es nicht gezeigt hat. Ich habe gesagt, dass wir uns ja mal treffen können, mit Eric, wenn er Zeit hat.
Keine gute Idee. Adam und ich waren nie die besten Freunde.
Mir war klar, dass so eine Antwort kommt, aber die Idee war echt dumm. Aber ich dachte, dass sie sich vielleicht nach drei Jahren, wenn sie älter sind, sich vielleicht doch abkönnen. Ich habe sowieso nie verstanden wieso sie sich nicht mochten.
Anstatt Eric zurückzuschreiben, stand ich auf und sagte Luisa, dass ich kurz rausgehe und rief ihn an. Es wäre nicht schlimm, wenn Luisa beim Gespräch mitgehört hätte, aber ich wollte sie nicht stören.
Nach ein paar mal klingeln nahm er ab.
"Hey."
"Hey.", sagte ich," Sicher, dass du Freitag nicht kommen willst?"
"Denkst du echt, dass er mich an seinem 18. da haben will?", fragte er rhetorisch.
"Ihr seid älter geworden. Vielleicht kommt ihr besser miteinander klar?", ich lief den Gang entlang.
"Aber sein Geburtstag ist nicht der beste Tag um das rauszufinden.", naja. Stimmt schon.
"Aber Julia will dich auch nochmal sehen.", informierte ich ihn und er zögerte etwas. Ich lief den Gang wieder zurück.
"Ja.", sagte er nur. Ich kann ihn ja verstehen. Wir sind zwar inzwischen darüber weg, dass wir beide uns lange nicht gesehen haben und wieder gute Freunde sind, aber er hat mir auch gesagt, dass er solange gebraucht hat mich anzusprechen, weil er Angst vor meiner Reaktion hatte. So wird es wohl auch bei den anderen sein. Nach außen hin sieht Eric eigentlich so aus, als wäre ihm sowas total egal. Aber anscheinend nicht.
"Ok, wir reden da wann anders drüber, aber wie gesagt, ich kann Freitag nicht.", antwortete ich auf seine Ein-Wort-Antwort.
"Alles klar. Vielleicht müssen David und ich nicht so eine Schnulze sehen, wenn ihr uns nicht zu zweit überredet.", lachte er dann.
Dieses mal lachte ich:" Dazu braucht Diana mich garnicht. Sie hat euch auch so um den Finger gewickelt." Ich lief wieder den Gang lang und sah Eric durch die Glastür.
"Ich seh dich!", sagte ich und öffnete die Tür. Dann drehte er sich in meine Richtung und lachte. Wir legten beide auf und er kam auf mich zu. Wir umarmten uns zur Begrüßung und er schaute plötzlich total ernst. Doch bevor ich fragen konnte, sagte er:" Sie ist zwölf. Sie hat uns nicht um den Finger gewickelt." Ich musste lachen und er schaute mich gespielt böse an. "Doch, natürlich. Sie gestaltet euer Zimmer um und ihr tut alles was sie will. Sie hat euch sowas von unter Kontrolle."
Er wollte widersprechen, kam aber nicht so weit, da sein Handy klingelte. Ich zeigte ihm, dass ich gehen würde, aber er schüttelte seinen Kopf. Dann nahm er an und ich hörte natürlich nur seine Antworten.
"Hi"
"Wieso?"
"Ja, war ich."
"Nein."
"Hätte ich getan."
"Willst du das?"
"Wie gesagt, Nein!"
"Ja, beschreib mal."
"Aber so ist es nicht."
"Ok, Mama. Wir sehen uns."
"Ja."
"Bis morgen."
Als er aufgelegt hatte, sah er ziemlich genervt aus. Er hatte wohl mit seiner Mutter geredet. Ich dachte aber eigentlich, dass er sich gut mit ihr versteht.
"Was ist los?", fragte ich ihn dann.
"Meine Mutter hat von irgendwem gehört, dass ich eine Freundin hätte und will sie jetzt kennenlernen.", erzählte er mir. Er hat mir zwar nicht erzählt, dass er eine Freundin hat. Er redet generell nicht über seine Beziehungen. Aber ich sehe sein Problem nicht. Soll seine Mutter sie doch kennenlernen.
"Ist doch schön. Und wieso ist das ein Problem?"
"Ich habe keine Freundin. Irgendwer hat ihr das gesagt.", sagte er mit den Schultern zuckend.
Ich zog eine Augenbraue hoch und fragte:" Wie kommen sie dann auf die Idee?"
"Die Person, dessen Namen meine Mutter nicht nennen möchte, hat uns beide gesehen, als wir gestern nach der Schule draußen waren.", erklärte er und meine Augen weiteten sich. Wir waren gestern nur mit David draußen und sind durch die Gegend gelaufen. Nur so. Aber ich verstehe nicht wieso jemand denken soll, dass wir ein Paar seien.
"Wir sind aber kein Paar.", sagte ich einfach und er nickte:" Das habe ich ihr auch gesagt, aber sie will mir nicht glauben."
"Warte mal.", sagte er, als sei ihm etwas weltbewegendes eingefallen. Ich schaute ihn erwartend an und er fuhr langsam fort:" Wenn du doch Samstag zum Abendessen mitkommen würdest und sie dann sehen, dass wir kein Paar sind, dann lässt sie mich damit auch in Ruhe."
"Ist das grade dein Ernst?", meinte er es wirklich ernst? Das ist wirklich unnötig.
"Du kennst meine Mutter nicht. Sie wird mich sonst nicht in Ruhe lassen."
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Eigentlich lade ich immer mittwochs und samstags ein Kapitel hoch, aber heute war mir mal danach. Also hoffe ich, dass es euch gefallen hat :)