Die Jägerin

Filina57 által

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Er streifte sanft meinen Arm. Ich erschauerte unter seiner Berührung und bekam wie immer eine Gänsehaut. „Du... Több

Flucht
Der Schlüssel
Gefährliche Unternehmung
Verwirrung
Unkontrollierbare Wut
Fragen über Fragen
Anders als gedacht
Schockmoment
Verschlossenes Buch
Unerwartete Verkündung
Doch nicht so schlimm?
Fremde Gefühle
Erster gemeinsamer Auftrag
Die Lagerhalle
Gefangen
Blackout
Verlogene Wahrheit
Vertrauensbruch
Sorge um Kalißa
Der Groschen fällt
Freund wird Feind
Übernahme
Neue Aufgabe
Erste Spionage
Hoffnungsschimmer
Dämon's Name
Freunde
Zwickmühle
Das Spiel der Eifersucht
(K)eine lustige Camping-Gruppe
Leons Geschichte

Der Spiegeldämon

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Filina57 által

   Blitzartig sprang ich auf und drehte mich um. Am Dachbodeneingang stand der Spiegeldämon, vor dem ich mich die ganze Zeit so gefürchtet hatte, dem ich eigentlich auf keinen Fall begegnen wollte. Nun war er hier, im selben Raum wie ich. Und zwar im Körper einer Frau, einer ziemlich alten Frau sogar. In dem faltigen Gesicht umspielte ein böses Lächeln ihre Lippen. Die weißen Haare waren zu einem ordentlichen Dutt zusammengebunden und über einer altrosafarbenen Bluse trug sie ein weißes Spitzenjäckchen. Ein grauer Faltenrock reichte ihr bis über die Knie und darunter endete eine weiße Strumpfhose in rosa Hauspuschen. Also eine Oma wie sie im Buche stand. Nun konnte auch ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. So standen wir uns beide in dem kleinen düsteren Dachboden gegenüber und lächelten uns an.

   Vielleicht war der Dämon doch nicht so stark, wie ich zuvor angenommen hatte. Denn den Körper eines alten Menschen zu übernehmen war nicht ganz so schwierig für einen Dämon, wie den eines jungen Menschen.

   Dennoch musste ich mir etwas überlegen, denn egal wie stark oder schwach der Dämon auch sein mochte, ich konnte wohl kaum einfach an ihm vorbeispazieren und mit dem Schlüssel in meiner Hand das Haus verlassen. Doch bevor ich meine Gedanken ordnen und wirklich ernsthaft über eine Lösung nachdenken konnte wurde ich nach brutal hinten gegen die riesige Standuhr geschleudert, aus der ich kurz zuvor noch den Schlüssel entwendet hatte. Dabei flog mir der Schlüssel aus der Hand und landete irgendwo in dem Gerümpel. Damit hatte ich nicht gerechnet. Mein Lächeln erlosch augenblicklich als mir die Wucht des Aufpralls den Atem raubte. Kraftlos sackte ich auf dem Boden zusammen und rang weiter nach Atem. Die alte Frau hatte sich kaum gerührt, bloß eine Hand hatte sie gehoben. Trotz ihres omahaften Aussehens hatte sie etwas wirklich Bedrohliches an sich, als könnte man ihr ansehen, dass sich ein Dämon in ihrem Körper verbarg.

   Während sie langsam auf mich zukam und ich versuchte mich zu beruhigen, um wieder atmen zu können wurde mir bewusst, dass ich mich wohl doch getäuscht hatte. Dieser Dämon war alles andere als schwach. Warum er sich ausgerechnet den Körper einer alten Frau ausgesucht hatte war mir schleierhaft. Mit dieser Erkenntnis packte mich die Angst und lähmte meinen Körper. Wie ein tödliches Gift floss die Angst Stück für Stück durch meine Adern, kroch in jede Faser meines Körpers. Ich konnte mich nicht bewegen, konnte nicht denken, sah einfach nur zu, wie der gefährliche Dämon langsam auf mich zukam, um mich gleich bereuen zu lassen, dass ich es gewagt hatte dieses Haus zu betreten.

   Mit einem Schlag wurde mir bewusst, dass der Dämon die Kontrolle über mich hatte. Es war nicht meine unsagbare Angst die mich lähmte, sondern dieses verfluchte Biest! Innerlich fluchte ich. Das war nur möglich, weil der Dämon mich vorhin durch den Spiegel gesehen hatte. Niemals, niemals durfte man sich einem Spiegeldämon in einem Spiegel zeigen. Ich hätte vorhin vorsichtiger sein müssen. Doch nun war es zu spät, ich musste schnell eine Lösung finden, denn die alte Frau war mittlerweile gefährlich nahe. Langsam hockte sie sich hin und kniete nun direkt vor mir. Während sie ihre Hände hob und um meinen Hals schloss grinste sie mich hämisch an.

   Nun machte sich endgültig Panik in mir breit. Mit großen Augen starrte ich sie an während mir langsam die Luft ausging und ich rein gar nichts dagegen tun konnte. Ich brachte es nicht mal fertig zu röcheln, so wenig Macht hatte ich über meinen Körper. Ich musste handeln und zwar schnell, ansonsten würde ich gleich bewusstlos werden und nach ein paar weiteren Minuten tot sein. Ich wollte nicht sterben! Nicht jetzt schon. Natürlich wusste ich, dass meine Aufträge gefährlich und teilweise auch lebensbedrohlich waren doch ich hatte mir nie vorgestellt, dass ich tatsächlich bei einem Auftrag ums Leben kommen könnte. Und das sollte auch so bleiben! Ich musste mich wehren, und zwar jetzt.

   Es war so oder so schon schwer sich aus der Gewalt eines Dämons zu befreien doch unter diesen lebensgefährlichen Umständen kam es mir fast unmöglich vor. Denn ich musste es irgendwie vollbringen meine Aufmerksamkeit nicht nur auf die unerwartet starken Hände an meinem Hals und die Panik zu richten sondern ebenfalls auf mein eigenes Bewusstsein. Mit aller Gewalt konzentrierte ich mich auf mich selbst, meinen Körper, mein Bewusstsein und meine Gedanken. Dann weitete ich mein Bewusstsein noch aus und nahm auch das des Dämons wieder in mich auf. Spürte seine Empfindungen und Regungen. Seine wahnsinnige Freude darüber, dass er gerade dabei war mich zu töten.

   Meine Gedanken wurden immer klarer. Und das trotz der unsagbaren Schmerzen in meinem Hals. Meine Lunge brannte wie Feuer und auch meine Muskeln krampften bereits, doch allmählich gewann ich die Kontrolle über meinen Körper zurück. Offenbar bemerkte der Dämon diese Wandlung, denn sein Griff lockerte sich etwas und er sah mich irritiert an. Damit hatte er nicht gerechnet. So wie ich ihn unterschätzt hatte, hatte er mich offenbar genauso unterschätzt. Das war die Gelegenheit! Sofort stürzte mich nach vorne auf ihn. Die Reflexe des Dämons waren wohl ordentlich eingerostet, denn ich schaffte es tatsächlich mich mit meinem Körper auf ihn zu werfen und zu Boden zu bringen. Schnell nahm ich die begehrte Luft in mich auf. Ich hatte noch nie so sehr das Gefühl genossen, dass sich meine Lungen endlich wieder mit Sauerstoff füllten. Die krampfenden Muskeln entspannten sich etwas, doch das Brennen der Lunge wurde leider nicht viel sanfter.

   Mit meinem linken Unterarm stützte ich mich ab während ich mit der rechten Hand mein Messer zog. Es hatte eine pechschwarze überaus scharfe Klinge und einen Griff aus dunklem Walnussholz, in den ein Pentagramm eingeritzt war. Der Griff selber war elegant geschwungen und lag gut in der Hand. Es gab nur wenige solcher Messer mit diesem Pentagramm, mit denen man die Möglichkeit hatte einen Dämon zu töten. Und ich gehörte zu den stolzen Besitzern eines solchen Messers. Leon hatte es mir zu Anfang unserer Zusammenarbeit geschenkt.

   Doch bevor ich dem Dämon das Messer ins Herz stoßen konnte, stieß mich die Alte von sich und ich flog wieder einmal quer durch den Raum. Diesmal hatte ich allerdings bereits damit gerechnet, denn der Dämon hatte nicht darauf geachtet sein Bewusstsein vor mir zu verschließen damit ich seine Entschlüsse nicht wahrnehmen konnte. Ich landete schwankend aber immerhin auf meinen Füßen ein paar Meter entfernt und das Messer war noch immer fest in meiner rechten Hand. Auch der Dämon in dem Frauenkörper war wieder auf den Beinen. Wir standen uns also wieder gegenüber doch diesmal lächelte keiner von uns, denn wir hatten beide mittlerweile unseren Fehler erkannt und nicht vor noch ein Mal den anderen zu unterschätzen. Ich hatte immer noch Angst – ich wäre dumm gewesen wenn nicht – doch ich würde ihn nicht nochmal die Kontrolle über mich übernehmen lassen. Dafür musste ich einiges an Konzentration aufbringen, doch es gelang mir meinen Geist vor dem Dämon abzuschotten, sowie er seinen Geist vor mir abschottete. Also konnte er weder die Kontrolle über mich ergreifen, noch konnte ich spüren, was er fühlte und als nächstes tun würde. Dass der Spiegeldämon keinen Besitz mehr von mir ergreifen konnte, nahm ihm seine stärkste Waffe. Das war uns beiden sehr wohl bewusst. Doch auch meine stärkste Waffe, nämlich meine Gabe, war ausgeschaltet.

   Die alte Frau streckte plötzlich ihre Hand in meine Richtung aus und kam auf eine gespenstische Art und Weise auf mich zugeflogen. Dabei verdrehte sie heftig die Augen wodurch nur noch das Weiß zu sehen war. Den Mund riss sie weit auf und es kam ein gellender, ohrenbetäubender Schrei heraus, der auf unerklärliche Weise einen hallenden Klang hatte. Ich hatte sofort den Drang mir die Ohren zuzuhalten, doch ich brauchte schließlich meine Hände. Ein unangenehmer Schauer lief mir den Rücken hinunter und meine Nackenhaare stellten sich auf. Ich fragte mich wie jemand solche grauenvolle Geräusche von sich geben konnte. Doch ich war bereit. Als der Dämon mich mit seinen ausgestreckten Armen erreichte duckte ich mich im letzten Moment unter seinem Griff hindurch, machte eine schnelle Drehung nach rechts an ihm vorbei und drehte mich weiter, um mit meinem Messer von hinten in das Herz des Dämons zu stoßen.

   Doch auch er hatte sich weggedreht, sodass ich ins Leere stieß. Der Dämon machte sich das sofort zunutze und hielt meinen Arm fest, verdrehte ihn und stieß mich gegen die Truhe, über die ich ungeschickt fiel. Ein stechender Schmerz durchzuckte meinen Arm, doch es kam noch lange nicht an die unsagbaren Schmerzen in meinem Hals ran. Das Brennen wollte partout nicht nachlassen, doch ich ignorierte es genauso wie den frischen Schmerz in meinem Arm, der wenigstens nicht gebrochen war. Schnell berappelte ich mich und sprang wieder auf meine Füße kurz bevor der Dämon mich wieder erreicht hatte. Dann wechselte ich das Messer von meiner rechten in die linke Hand, da ich meinem rechten Arm nicht mehr zutraute genug Kraft aufbringen zu können. Dass ich so schnell auf die Füße gekommen war überraschte den Dämon offensichtlich und diese Überraschung nutzte ich sofort aus, um ihm endlich mit aller Kraft mein Messer ins Herz zu rammen.

   Wieder ließ er diesen Gänsehaut bereitenden Schrei von sich, als ich sehen konnte, wie der Dämon dem Körper der toten alten Frau entwisch. Ein schwarzer Schatten löste sich Stück für Stück vom Körper der Alten, der mittlerweile schlaff auf dem Boden lag. Wie dunkler Nebel breitete er sich aus, bevor er sich zusammenzog, nochmal kurz die grauenvolle Gestalt des Dämons, der er war, annahm und sich dann letztendlich in Luft auflöste.

   Keuchend ließ ich mich auf den Boden fallen und atmete schwer. Eine tiefe Erleichterung machte sich in mir breit, so sehr, dass mir ein irres Lachen entwich. Ich lebte! Ich hatte tatsächlich die Begegnung mit einem Spiegeldämon überlebt. Das konnten sicherlich nicht viele von sich behaupten, die tote Frau vor mir gehörte offenkundig nicht zu den wenigen Glücklichen.

   Als das berauschende Gefühl der Erleichterung und des Adrenalins nachließ verstarb auch mein Lachen und das Bewusstsein über die Schmerzen kehrte mit einem Schlag zurück. Augenblicklich keuchte ich auf und fasste mir instinktiv an den brennenden Hals. Doch das nützte natürlich nichts. Die Schmerzen waren so stark, dass mir tatsächlich Tränen mein Gesicht herunterliefen. Beinahe irritiert beobachtete ich die salzigen Tropfen, die vor mir auf dem verstaubten Boden landeten. Es kam weiß Gott nicht oft vor, dass ich mal weinte.  Ich war mir sicher, dass es an den vielen Gefühlen lag die ich zugleich verspürte und die mich nun übermannten. Wut, Erleichterung, Schmerz, Freude, Angst.

   Langsam steckte ich mein Messer wieder weg und stand auf, ich wollte so schnell wie möglich von hier verschwinden. Gerade als ich die Treppe hinabsteigen wollte fiel mir der Schlüssel wieder ein. ‘Na das wäre ja urkomisch, wenn ich den jetzt vergessen hätte‘, dachte ich ironisch. Ich sah mich um und suchte mit meinem Blick den Boden ab. Dort lag er! Ich entdeckte ihn zwischen zwei kleinen Kisten, griff danach und lief dann schnell die Treppe herunter während ich den Schlüssel gut verstaute.

   Doch als ich hinten aus dem Haus lief standen plötzlich sechs Männer vor mir, wovon zwei jeweils einen Hund an der Leine hatten, die mich wütend anknurrten. Ich hatte mich so auf meine eigenen Gefühle konzentriert, dass mir die anderen, neuen Personen gar nicht aufgefallen waren. Eine Sekunde lang waren wir alle wie erstarrt. Das waren heute definitiv zu viele Fehler, die mir unterlaufen sind! Was war nur los mit mir, dass ich mich so dumm und unkonzentriert verhielt?

   Wir alle hatten uns offenbar erschrocken und starrten uns überrascht gegenseitig an. Ich fragte mich, was die hier wollten. Hatte der Dämon Menschen für sich arbeiten lassen? Doch er war tot, hätte er sie beeinflusst und kontrolliert, so wären sie jetzt frei. Warum also waren sie hier? Denn ich spürte eindeutig, dass es sich um Menschen handelte und nicht etwa um weitere Dämonen.

   Ein lautes Bellen riss uns alle aus der Starre. Ich blickte nochmal kurz auf die Männer, dann drehte ich mich um und rannte wieder ins Haus zurück, ein Mal quer hindurch, um auf der anderen Seite das Haus durch die Vordertür zu verlassen, die ich eigentlich umgehen wollte.   

   „Schnappt sie, sie hat den Schlüssel!“, hörte sich sie rufen und ich spürte deutlich ihre Entschlossenheit mich zu fangen. ‘Woher wissen die, dass ich den Schlüssel habe?‘ Doch ich hatte nicht vor anzuhalten und sie danach zu fragen. Trotz meiner brennenden Lunge war ich viel schneller als die Männer und als ich endlich den Waldrand erreichte, hatte ich bereits einen ordentlichen Vorsprung. 

Olvasás folytatása

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