Serena Black || π‘³π’–π’Žπ’π’”

By Liily_112

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❝ π“π‘πž 𝐬𝐭𝐨𝐫𝐲 𝐝𝐞𝐩𝐞𝐧𝐝𝐬 𝐨𝐧 𝐰𝐑𝐨 𝐒𝐬 𝐭𝐞π₯π₯𝐒𝐧𝐠 𝐒𝐭. ❞ Serena wuchs wohl behΓΌtet bei ihre... More

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π‘ͺ𝒂𝒔𝒕 𝑰
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A Father's Sin
Eine unbequeme Wahrheit
Abreise von Gleis neundreiviertel
Im Dunkeln gelassen
Zweites Zuhause
TeeblΓ€tter und zwei Grimme
Der Grimm und seine Wirkung
GefΓ€hrliche LΓ€ndereien
Gesichtet: Sirius Black
Eine ungewΓΆhnliche Freundschaft
UnerwΓΌnschter Besuch
Schlechte Scherze
Eine bittere Niederlage
Der Fachmann gegen Dementoren
Die Karte des Rumtreibers
Die wahre Geschichte?
Das Urteil
Moony, Wurmschwanz, Tatze und Krone
FrΓΆhliche Weihnachten
Die Karte lΓΌgt niemals
Das Verschwinden der Ratte
Der Pate
Wie ein Albtraum
Eine Nacht im Wald
Das finale Spiel
Seidenschnabels Schicksal
Vorsicht, bissig!
Nur ein einziges Mal
Der Verrat eines Freundes
Nichts als die Wahrheit
Die letzten Zweifel
Vater und Tochter
π‘¬π’‘π’Šπ’π’π’ˆ
Fortsetzungen und weiterer Lesestoff!

Ein Irrwicht im Schrank

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By Liily_112

• Remus Lupin •

„It is easier to forgive an enemy
than to forgive a friend."

Für Remus Lupin begann der Tag ausgesprochen gut. Es mochte zwar erst sein zweiter Schultag gewesen sein, doch er hatte bereits großen Spaß am Unterrichten gefunden. Die Schüler hatten ihn akzeptiert und der Vollmond lag noch einige Wochen in der Ferne. Es musste lange her gewesen sein, dass der neue Lehrer sich in solch ausgeglichener Stimmung befunden hatte. Trotz seines langen Zögerns, war er nun mehr als froh darüber, dass Dumbledore ihm diese Stelle angeboten hatte. Er konnte bloß hoffen, dass sein pelziges Problem, wie seine Freunde es einst genannt hatten, ihm nicht zum Verhägnis werden würde.

Eilig verwarf er den Gedanken an seine Freunde wieder, er durfte schließlich nicht erneut in seine Depression verfallen. So wie es nach dem Tod von James, Lily, Peter und dem Verrat von Sirius der Fall gewesen war. Doch nun hatte es der Mistkerl tatsächlich geschafft aus Askaban auszubrechen und all die unterdrückten Gefühle drohten erneut an die Oberfläche gelangen zu wollen. Es war ein Teufelskreis.

Seufzend warf der neue Lehrer einen Blick auf seinen Stundenplan der ihm verriet, dass er nach der Mittagspause bei den Gryffindor- und Hufflepuffdrittklässlern Unterricht haben würde, den Vormittag hatte er frei. Entspannt lehnte Remus sich auf seinem braunen Ledersessel zurück und griff nach der Zeitung, die sich auf dem kleinen Beistelltisch in Greifnähe befand. Die Schlagzeile des Cover sprang ihm ins Gesicht: Muggel entdeckt Sirius Black.

Gleichzeitig breitete sich eine Hitze und Kälte in ihm aus, während er so langsam die Anzeige las, als könne ihm etwas entgehen. Remus wusste, dass es bloß eine Frage der Zeit war bis Sirius in Hogwarts aufkreuzen würde. Er wusste über all die Geheimgänge des Schlosses bescheid, von denen nicht mal die Lehrer eine Ahnung hatten. Genau wie er selbst.

Seit Wochen war er nun darüber hin und hergerissen, ob er diesen Umstand melden sollte oder den, dass Sirius ein Animagus war. Immerhin könnte dies die Suche nach seinem ehemaligen Freund um Längen erleichtern. Gleichzeitig bedeutete dies allerdings auch, seine restlichen Freunde zu verraten. So tief wollte Remus nicht sinken. Nicht wie er es schon getan hatte.

Die Lust aufs Lesen war ihm mittlerweile vergangen, weshalb er die Zeitung schnell wieder beiseite legte und versuchte, sich mental auf seinen bevorstehenden Unterricht vorzubereiten. Sein Plan war es, den Drittklässlern einen Irrwicht vorzuführen, doch die Sorge, dass dies womöglich zu anspruchsvoll für die erste Stunde sein könne, überkam ihn. Möglicherweise hätte er mit etwas Einfacherem starten sollen, statt seine Schüler gleich mit ihrer größten Angst zu konfrontieren. Doch wie schlimm konnten die eines Vierzehnjährigen schon sein?

Harry müsste in diesem Alter sein, überlegte Remus plötzlich und spürte die Blässe, die in sein ausgezehrtes Gesicht kroch. Unter diesen Umständen war es wohl doch keine so gute Idee gewesen. Doch einen Rückzieher konnte er nun nicht mehr machen, er hatte die gesamte Stunde bereits geplant und vorbereitet. Ein anderes Unterrichtsthema hatte er für diese Stunde nicht vorgesehen und unvorbereitet in die Klasse zu gehen glich einer Kapitulation seines Faches.

Harry war ihm bereits auf der Zugfahrt begegnet, er hatte ihn sofort erkannt. Es schien ihm gut zu gehen und offenbar hatte er viele Freunde gefunden. Das war wichtig. Remus lächelte, das letzte Mal als er ihn gesehen hatte, war er bei James und Lily gewesen und hatte ihm etwas vorgelesen. So oft, wie er seine beiden Freunde besucht hatte, konnte er sich gar nicht mehr ins Gedächtnis rufen, doch für ihren kleinen Sohn war er immer Onkel Mooey gewesen. Sein Onkel Moony war ihm fast so wichtig wie Onkel Tatze gewesen. Fast.

Bei dem erneuten Gedanken an Sirius verkrampfte sich sein Magen. Er konnte bloß hoffen, dass Harry nicht wusste welch grausame Tat ihn tatsächlich in erster Linie hinter Gitter gebracht hatte. Es würde dem jungen Schüler das Herz zerreißen, genau wie seines brach, als er von dem Verrat gehört hatte.

Remus hatte Dumbledore damals angefleht Harry zu sich holen zu dürfen, doch Dumbledore hatte ihn immer wieder abgewiesen. Nach ein paar Jahren hatte er es schließlich aufgegeben, er hatte eingesehen, dass es ihm womöglich ohnehin besser bei seinen Verwandten ginge als bei ihm, dem Werwolf.

Ein flüchtiger und entsetzter Blick auf seine Taschenuhr verriet dem neuen Lehrer, dass er vor lauter Gedanken beinahe die Zeit vergessen hätte. Eilig sprang er von dem Sessel und schnappte sich seine bereits fertig gepackte Ledertasche. Schließlich wollte er nicht zu spät zu seiner ersten Stunde des Tages kommen.

Als Remus schließlich das Klassenzimmer erreichte, war er überrascht darüber, dass all seine Schüler bereits brav auf ihren Plätzen saßen und das angeregte Gesumme verebbte, sobald er den Raum betrat. Entschuldigend lächelte er in die Runde und platzierte seine Aktentasche auf dem Lehrerpult. „Schönen Tag!", begrüßte er die Klasse euphorisch und zog wie auch in seinen anderen Stunden zu allererst eine Anwesenheitsliste aus seiner Tasche, schließlich wollte er versuchen den neugierigen Gesichtern vor ihm einen Namen geben zu können. „Ich prüfe bloß schnell, ob auch alle anwesend sind und danach werden wir auch schon mit dem Unterricht beginnen."

„Hannah Abbott?"

„Ja", kam eine leise Antwort zurück, die von einem dunkelhaarigen Mädchen mit rundem Gesicht stammte.

„Kristen Archibald?"

„Hier", ertönte es von einem brünetten Hufflepuff Mädchen aus der Ecke.

„Lavender Brown?"

„Anwesend", rief ein Mädchen mit blonden Locken und grinste ihn an. Remus erwiderte das Lächeln und fuhr fort, doch der nächste Name auf der Liste sollte ihm dieses wieder vom Gesicht wischen. Seine Mundwinkel begannen zu zucken und der Name blieb ihm beinahe im Hals stecken. „Serena B-Black."

Das konnte nicht sein. Langsam wandte Remus seinen Blick von der Liste ab und sah in die Klasse, als würde er erwarten, dass diese in Gelächter ausbrechen würde. Es konnte immerhin bloß ein schlechter Scherz sein. Doch kaum ein Schüler verzog eine Miene, ehe schließlich ein Mädchen zögerlich die Hand hob und bis unter die Haarwurzeln zu erröten schien.

Es vergingen einige quälend lange Sekunden, in denen er sie ungläubig anschaute und versuchte einen rationalen Gedanken zu fassen. Eine Black, kein Zweifel. Die helle Haut, die dunklen Locken und die feinen Gesichtszüge verrieten sie. Doch die Ähnlichkeit mit Sirius, die er glaubte zu sehen, musste gar nichts heißen. Er war schließlich nicht der einzige Nachkomme dieser fanatischen Familie.

Remus' Gedanken beschleunigten sich, Bellatrix, Narcissa und Andromeda trugen schon lange nicht mehr diesen Nachnamen, es wäre zwar unüblich, doch nicht ausgeschlossen. Womöglich war das Mädchen unehelich geboren? Eine absurde Idee, doch während sein Blick auf Serenas Umhang mit dem Gryffindoremblem hängen blieb, konnte er nicht anders, als sich an diesen Gedanken zu klammern.

Denn da Regulus bereits vor ihrer Zeit verstorben sein musste, blieb bloß noch Sirius übrig. Der neue Lehrer bemerkte, dass sein Zögern aufgefallen war, denn ein leises Tuscheln erfüllte den Raum. Eilig sah er wieder auf die Liste und das schlechte Gewissen überrollte ihn. Schließlich wusste er am besten wie es war, mit einem bloßen Blick verurteilt zu werden.

Er fuhr mit den restlichen Namen fort, doch immer wenn er in die Runde sah, blieben sein Augenpaar für einen flüchtigen Moment an der jungen Black hängen. Es war, als suche er nach dem Beweis, dass das Mädchen unmöglich Sirius' Tochter sein konnte.

Schließlich beendete Remus die Liste mit dem Namen Ronald Weasley und nachdem ein rothaariger Junge mit Sommersprossen, den er ebenfalls aus dem Zug kannte, sich mit einem Handzeichen zu erkennen gegeben hatte, sagte er: „Würdet ihr bitte all eure Bücher wieder einpacken. Heute haben wir eine praktische Lektion vor. Ihr braucht also bloß eure Zauberstäbe."

Zufrieden wurde er Zeuge, wie neugierige Blicke in den Reihen ausgetauscht wurden, als die Jugendlichen ihre Bücher in den Taschen verschwinden ließen. „Alles klar!", rief er und klatschte einmal enthusiastisch in die Hände. „Dann folgt mir bitte."

Ratlos, aber gespannt standen die Schüler auf und folgten Remus Lupin aus dem Klassenzimmer. Er führte sie durch die  ausgestorbenen Korridore, doch als sie um eine Ecke bogen, fiel dem Werwolf sofort die leicht durchscheinende Gestalt ins Auge. Peeves der Poltergeist schwebte vor einer der zahlreichen Türen in der Luft und versuchte das Schlüsselloch mit reichlich klebrigem Kaugummi zu füllen,

Der Unruhestifter schien sich in Sicherheit zu wiegen, denn er sah nicht auf, bis Remus bloß einen Meter von ihm entfernt stehen blieb. Peeves wackelte vergnügt mit seinen Füßen, an denen er gekringelte Zehen hatte und begann laut zu singen: „Lusche Lusche Lupin."

Remus ließ sich nicht beirren, immerhin hatte er bereits zu seiner Schulzeit gelernt die Späße des Poltergeistes geflissentlich zu ignorieren. Zwar hatte er nicht damit gerechnet, dass ihn dieses auch als Lehrer verfolgen würde, doch wie gut, dass er wusste wie er damit umzugehen hatte. Er spürte wie seine Mundwinkel belustigt zu zucken begannen, als er mit einem leisen Seufzen seinen Zauberstab zückte und sich an seine Schüler wandte. „Das ist ein nützlicher kleiner Zauber", sagte er und fixierte das demolierte Schlüsselloch. „Waddi-wasi!"

Mit der Kraft einer Gewehrkugel schoss der Kaugummi aus dem Schlüsselloch und geradewegs hinein in Peeves' linkes Nasenloch, dieser wirbelte herum und schwebte prustend und fluchend davon.

„Toll, Sir!", sagte einer der Gryffindors verblüfft und auch in den Gesichtern seiner Mitschüler standen anerkennende Mienen, welche dem neuen Lehrer ein Lächeln entlockten.

Das Lehrerzimmer war ein langer, holzgetäfelter Raum voll alter, nicht zusammenpassender Stühle und war leer, jedenfalls fast. Professor Snape saß in einem niedrigen Sessel, er blickte auf, als einer nach dem andern hereinkam. Seine Augen glitzerten und um sein Mund spielte ein gehässiges Grinsen, welches seine Mundwinkel zum Kräuseln brachte.

Als Remus eintrat und die Tür hinter sich schließen wollte, sagte er: „Lassen Sie auf, Lupin. Das möchte ich lieber nicht mit ansehen." Mit diesen niederträchtigen Worten erhob er sich, der schwarze Umhang plusterte sich hinter ihm beim Gehen auf, als er an der Klasse vorbeischritt. Doch ehe der Lehrer für Zaubertränke gänzlich verschwand, drehte er sich ein letztes Mal um. „Vermutlich hat keiner Sie gewarnt, Lupin, aber in dieser Klasse ist Neville Longbottom. Ich kann Ihnen nur raten, ihm nichts Schwieriges aufzugeben. Außer wenn Miss Granger ihm Anweisungen ins Ohr zischt."

Neville wurde scharlachrot und Remus zog verblüfft die Augenbrauen hoch, er konnte es nicht fassen, dass ein Lehrer einen Schüler in einer Klasse, die nicht einmal seine eigene war, so öffentlich demütigte. Sogar für Snape war das ekelhaft. Er bemühte sich seine höfliche und professionelle Haltung beizubehalten, doch in seinem Inneren brodelte es ungemein. „Ich hatte gehofft, Neville würde mir beim ersten Schritt des Unternehmens behilflich sein und ich bin mir sicher, er wird es auf bewundernswerte Weise schaffen."

Soweit es möglich war, verfärbten sich die Wangen des genannten Schülers in ein noch tieferes Rot, während Snape ohne ein weiteres Wort zu sagen die Tür hinter sich zuschlug. Remus nahm dies als einen kleinen Triumph, auch wenn er sicher war, dass sein ehemaliger Schulfeind dies nicht lange auf sich sitzen lassen würde.

„Nun denn", sagte er in die Runde ohne sich weiter beirren zu lassen und winkte die Klasse zum anderen Ende des Zimmers, zu einem alten Schrank, der heftig zu ruckeln begann. „Kein Grund zur Beunruhigung. In diesem Schrank steckt ein Irrwicht."

Die Meisten schienen allerdings nicht recht glauben zu wollen, dass dies tatsächlich kein Grund zur Beunruhigung sein sollte. Neville warf ihm einen grauenerfüllten Blick zu und Seamus Finnigan starrte wie gebannt auf den ruckelnden Türknopf.

„Irrwichte mögen dunkle, enge Räume", erklärte Remus. „Nun, die erste Frage, die wir uns stellen müssen, lautet wohl: Was ist ein Irrwicht?"

Hermine hob die Hand und stellte einen solch verbissenen Augenkontakt zu ihm her, dass er einfach nicht anders konnte, als sie dran zu nehmen. „Es ist ein Gestaltwandler. Er kann die Gestalt dessen annehmen, wovor wir am meisten Angst haben."

„Das hätte ich selber nicht besser ausdrücken können", erwiderte der Lehrer anerkennend, woraufhin seine Schülerin strahlte. „Der Irrwicht sitzt also in der Dunkelheit herum und hat noch keine Gestalt angenommen. Keiner weiß, wie ein Irrwicht aussieht, wenn er allein ist, doch wenn wir ihn herauslassen, wird er sich sofort in das verwandeln, was wir am meisten fürchten. Und das heißt dass wir von Anfang an gewaltig im Vorteil sind. Kannst du dir denken, warum, Harry?"

Neben Harry hatte Hermine angefangen auf den Fußballen auf und ab zu hüpfen und ihre Hand in die Luft zu strecken. Der Brillenträger zögerte und sah in die Runde. „Ähm...weil wir so viele sind und er nicht weiß, welche Gestalt er annehmen soll?"

„Genau", sagte Remus und Hermine ließ ein wenig enttäuscht die Hand sinken. „Das bringt ihn durcheinander. Was soll er denn werden, eine kopflose Leiche oder eine Fleisch fressende Schnecke? Ich hab mal einen Irrwicht gesehen, der diesen Fehler gemacht hat, wollte zwei Leute auf einmal erschrecken und hat sich in eine halbe Schnecke verwandelt. Einfach lächerlich."

Belustigt schüttelte er bei der Erinnerung, die sich in seine Gedanken geschlichen hatte, den Kopf. Es kam ihm vor als wäre es gestern gewesen, als Sirius beinahe vom Stuhl gekippt wäre und gelacht hatte. „Ich glaub's nicht Wurmschwanz.... Deine größte Angst ist.....", er hatte vor Lachen kaum weiterreden können. „Ne Schnecke?"

An diesem Tag hatte Remus sich auf die Lippen gebissen, um seine eigenen zuckenden Mundwinkel vor Peter zu verbergen. Immerhin hatte er seine Gefühle nicht verletzen wollen. Doch die halbe Schnecke, die über den Boden kroch war ein zu komischer Anblick gewesen, weswegen er letztendlich selbst vor den Irrwicht getreten war, um diesen zu vernichten. Und wie er dies bewerkstelligt hatte, erklärte er nun seinen Schülern. „Der Zauber, der einen Irrwicht vertreibt, ist einfach, aber er verlangt geistige Anstrengung. Was einem Irrwicht wirklich den Garaus macht, ist nämlich Gelächter. Ihr müsst versuchen ihn zu zwingen, eine Gestalt anzunehmen, die ihr komisch findet. Wir üben den Zauber erst mal ohne Zauberstab. Nach mir, bitte... Riddikulus!"

„Riddikulus!", sagte die Klasse im Chor und ihr Lehrer lächelte. „Sehr gut. Aber das war leider nur der leichte Teil. Denn das Wort allein genügt nicht. Und jetzt bist du dran, Neville."

Erneut begann der Schrank zu erzittern, allerdings nicht so sehr wie Neville, der vortrat als würde er zum Galgen schreiten. Remus warf ihm einen ermunternden Blick zu. „Schön, Neville. Was würdest du sagen, macht dir am meisten auf der Welt Angst?"

Nevilles Lippen bewegten sich, doch kein Wort kam heraus. Stattdessen waren seine dunklen Augen geweitet auf die Schranktür gerichtet. „Verzeihung, Neville, ich hab dich nicht verstanden", sagte Remus mit einem ermutigenden Lächeln, doch panisch sah sein Schüler zu den anderen, als würde er wollen, dass jemand anderes die Frage für ihn beantwortete. Schließlich rückte er jedoch mit der Sprache heraus: „Professor Snape."

Fast alle lachten. Selbst Neville grinste peinlich berührt. Doch Remus fand das überhaupt nicht witzig, wie schlimm konnte ein Lehrer sein, damit ein Schüler eine so große Angst entwickelte? Schniefelus würde noch seine gerechte Strafe bekommen, dachte er sich grimmig und hatte jäh eine Idee. „Neville, stimmt es, dass du bei deiner Großmutter lebst?"

Remus hatte Augusta Longbottom bisher nur einmal getroffen, doch ihren Hut würde er niemals in seinem Leben vergessen können. Neville schaute ihn mit großen Augen an, während er angespannt von einem Fuß auf den anderen trat und nickte langsam. „A-aber ich will auch nicht, dass der Irrwicht sich in sie verwandelt."

„Nein, nein, du verstehst mich falsch", warf der Lehrer eilig ein. „Aber könntest du
uns sagen, was für Kleider deine Großmutter normalerweise trägt?"

Der Braunhaarige wirkte verdutzt und er schien einige Sekunden scharf nachzudenken, wobei sich eine tiefe Falte auf seiner runden Stirn bildete, ehe er antworte: „Na ja... immer denselben Hut. Einen hohen mit einem ausgestopften Geier drauf. Und ein langes Kleid... meist grün... und manchmal einen Schal aus Fuchsfell."

„Und eine Handtasche?", half Remus mit einem bösen Schmunzeln auf den Lippen nach, woraufhin Neville nickte. „Eine große Rote."

„Sehr schön", erwiderte er. „Kannst du dir diese Kleidung ganz genau vorstellen, Neville? Kannst du sie vor deinem geistigen Auge sehen?"

„Ja", murmelte der Junge unsicher und die Frage, was als Nächstes kommen würde, stand ihm offensichtlich ins Gesicht geschrieben. Remus begann es ihm zu erklären: „Wenn der Irrwicht aus diesem Schrank fährt und dich sieht, Neville, wird er die Gestalt von Professor Snape annehmen. Du musst bloß deinen Zauberstab heben und rufen, was wir gerade geübt haben. Riddikulus."

Der Lehrer biss sich auf die Zunge, um das Beste noch nicht zu verraten. Womöglich konnten es sich einige bereits denken, dennoch sollte es eine kleine Überraschung bleiben. Er wandte sich nun wieder an die gesamte Klasse, dessen Augenpaare gespannt an ihm hingen. „Wenn Neville es gut macht, wird der Irrwicht seine Aufmerksamkeit danach wahrscheinlich uns zuwenden, und zwar einem nach dem andern. Ich möchte, dass ihr alle mal kurz überlegt, was euch am meisten Angst macht, und euch vorstellt, wie man es zwingen kann, komisch auszusehen..."

Im Zimmer wurde es still, während die Schüler taten wie ihnen geheißen und scharf nachdachten. Er ließ seinen Blick über die Schüler schweifen und blieb an Harry hängen, seine Augen waren geschlossen und die widerspenstigen schwarzen Haare, die er offensichtlich von James hatte, hingen ihm in die Stirn, schafften es jedoch nicht seine Narbe zu verdecken.

Der Dreizehnjährige hatte es bereits drei Mal in seinem kurzen Leben mit Voldemort aufgenommen. Wenn Dumbledore Remus nicht gebeten hätte Abstand von Harry zu halten, hätte er für ihn da sein können, er hätte ihn unterstützen können. Plötzlich erschauderte Harry, womöglich beim Gedanken an seine größte Angst. Remus machte sich jäh ein Versprechen an sich selbst; er würde den Sohn seines ehemals besten Freundes nicht dem Irrwicht aussetzen.

„Seid ihr bereit?", fragte er schließlich in die Runde, woraufhin die Angesprochenen nickten, während sie sich die Ärmel hoch rollten. „Neville, wir gehen ein paar Schritte zurück, dann hast du freie Bahn, klar? Ich rufe dann den Nächsten auf ... alle zurücktreten jetzt, damit Neville richtig zielen kann."

Seine Klassenkameraden wichen bis an die hintere Wand zurück, sodass Neville nun allein vor dem Schrank stand. Blass und verängstigt schaffte auch er sich nun seine Ärmel aus dem Weg und hielt den Zauberstab schützend vor sich ausgestreckt. Remus deutete seinen eigenen auf den Türknauf des Schrankes und warf dem Jungen einen letzten prüfenden Blick zu. „Eins - zwei - drei - jetzt!"

Hakennasig und drohend trat Professor Snape aus der geöffneten Tür. Seine schwarzen blitzenden Augen richteten sich starr auf Neville, der einige Schritte zurückwich und dabei stumm die Lippen bewegte. Schließlich schaffte er es doch, nach einigen Anläufen, einen Ton herauszubekommen. „R - r - riddikulus!", quiekte er.

Der Zaubertranklehrer trug nun ein langes, spitzenbesetztes Kleid, einen turmhohen Hut, auf dessen Spitze ein mottenzerfressener Geier saß und an seinem Handgelenk schlenkerte eine enorme rote Handtasche. Der Zauber hatte gewirkt!

Dröhnendes Gelächter brach aus, Remus konnte sich selbst ein Lachen kaum verkneifen und wollte eigentlich gar nicht die nächste Person aufrufen, denn an diesem Anblick konnte er sich gar nicht sattsehen. „Parvati! Du bist dran!"

Mit entschlossener Miene trat das genannte Mädchen nach vorne, während Neville sich sichtlich erleichtert und mit einem Lächeln auf den Lippen zurück zu seinen Schulkameraden gesellte. Drohend wandte sich Snape nun der Inderin zu, ehe es knallte. Dort wo noch eben der Lehrer gestanden hatte, erschien nun eine blutbefleckte, bandagierte Mumie. Ihr augenloses Antlitz Parvati zugewandt, begann sie träge schlurfend auf das Mädchen zuzugehen und hob die Arme. „Riddikulus!", schrie sie mit dem Anflug von Panik.

Doch unbegründet, wie sich herausstellte, denn sobald sie die Formel ausgesprochen hatte, löste sich eine Bandage am Fuß der Mumie, welche sich daraufhin darin verhedderte und mit dem voran Gesicht auf den Boden fiel; der Kopf rollte davon.

„Seamus!", rief Remus klatschend.

Knall! Wo die Mumie gewesen war, stand eine Todesfee. Sie machte den Mund weit auf und ein Klang, wie nicht von dieser Welt, erfüllte den Raum. Es war ein lang gezogener, wehklagender Schrei, der Remus die Haare zu Berge stehen ließ. „Riddikulus!"

Ein rasselndes Geräusch drang nun aus dem Mund der Todesfee, die sich erschrocken an die Kehle griff; sie hatte ihre Stimme verloren.

„Serena!"

Knall! Die Todesfee verwandelte sich in einen Mann, einen Mann den Remus einst gut kannte: Sirius Black. Mit verwirrten Mienen wich die Klasse zurück. Denn dies war nicht der Sirius von den Plakaten, die sie überall aufgehängt hatten. Dies war der Sirius, wie Remus ihn in Erinnerung hatte, jung und für jeden Spaß zu haben. Alle Zweifel die er noch hatte, dass sie nicht Sirius' Tochter war, hatten sich nun in Rauch aufgelöst.

In dem Lehrer zog sich bei dem Anblick seines ehemaligen Freundes, alles zusammen. Den Blick musste er abwenden und richtete ihn stattdessen auf Serena, die mit großen Augen den Irrwicht anstarrte. Dass ihre größte Angst tatsächlich ihr eigener Vater war, schockierte Remus beinahe mehr, als die Tatsache, dass die von Neville ein Lehrer war. Doch immerhin waren dies andere Umstände und ein Teil von ihm konnte es ihr nicht verübeln, Sirius war ein Mörder und ein Verräter. Es wäre erschreckend, würde das Mädchen eine andere Meinung vertreten.

Sein ehemaliger Freund ging mit langsamen Schritten auf Serena zu, die in ihrer Bewegung erstarrte. Er stand ihr nun direkt gegenüber, Vater und Tochter sahen sich an, ehe Ersterer sich vorlehnte und ihr etwas ins Ohr flüsterte, so leise, dass kein Außenstehender es zu hören vermochte. Der Blick der Gryffindor veränderte sich und ihre Augenbrauen zogen sich zusammen, als sie schließlich entschlossen den Zauberstab hob. „Riddikulus."

Ihre Stimme war nicht laut gewesen, doch der Zauber hatte seinen Zweck erfüllt. Die geliebten Haare von Sirius Black fingen Feuer und er begann schreiend im Kreis zu laufen.
Remus dachte darüber nach, was der echte Sirius getan hätte und seine Vorstellung kam dem, was sich vor ihm abspielte sehr nahe.

„Ronald!"

Knall!

Nicht wenige schrien. Eine riesige Spinne, zwei Meter hoch und haarig, krabbelte auf den Rotschopf zu und klickte bedrohlich mit ihren Greifzangen. „Riddikulus!", bellte Ron. Die Beine der Spinne verschwanden, sodass der dicke Körper nun wahllos im Raum herumkugelte. Hailey Price kreischte hell auf und lief aus der Laufbahn der beinenlosen Spinne.

Diese kam schließlich vor den Füßen Harrys zum Liegen. Der Brillenträger hob entschieden seinen Zauberstab, doch Remus war schneller. Mit ausgestreckten Armen sprang er vor den Jungen, der verdutzter nicht hätte dreinsehen können. „Halt!"

Knall!

Die ihm bekannte weiße Kugel hing vor ihm glitzernd in der Luft. Geradezu lässig rief der Lehrer die nötige Formel und mit einem weiteren Knall landete der Irrwicht als Kakerlake auf dem Boden. „Los jetzt, Neville, mach ihn alle!"

Knall!

Snape war wieder da. Doch dieses Mal stürzte Neville mit entschlossener Miene und ohne zu zögern auf ihn zu. „Riddikulus!" rief er und für den Bruchteil einer Sekunde sah die Klasse ihren Zaubertränkelehrer noch einmal im Spitzenkleid, bis Neville ein lautes, prustendes „Ha!" ausstieß und der Irrwicht in tausend kleine Rauchwölkchen explodierte.

„Hervorragend!", rief Remus zum Abschluss und die Schüler fingen begeistert an zu klatschen. Aufgeregt schnatternd verließen die Jugendlichen das Lehrerzimmer und ihr Lehrer schloss aufatmend die Tür hinter ihnen. Dabei machte er ein Versprechen an sich selbst; nämlich niemals wieder einer Schulklasse einen Irrwicht vorzusetzen.

Remus beschloss Minerva McGonagall nach dem Abendessen einen Besuch abzustatten. Er brauchte das letzte Fünkchen Gewissheit, welches ihm Serenas Herkunft erklären sollte. Andernfalls würde er in dieser Nacht nicht ruhig schlafen können.

Unsicher klopfte er gegen die schwere Holztür und bereute seine Entscheidung noch im selben Moment. Er sollte seine ehemalige Lehrerin nicht um diese Zeit belästigen, besonders nicht mit so einem Thema, schoss es ihm durch den Kopf.

Doch es war zu spät, schon wurde die Tür mit einem Knarzen in den Angeln geöffnet und McGonagalls Perlaugen funkelten ihn hinter der Brille neugierig an. „Guten Abend Mr. Lupin."

„Guten Abend...Professor McGonagall, ich hoffe ich störe Sie nicht", stammelte Remus und fühlte sich in jenem Moment versetzt in sein jüngeres Ich, welches noch die Schulbank drückte.

„Ich bin nicht mehr Ihre Lehrerin Lupin", erwiderte sie mit ihrem üblichen strengen Unterton in der Stimme, doch ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. „Sie dürfen mich Minerva nennen."

Ein wenig überrascht öffnete der junge Lehrer seinen Mund, ehe er sich schließlich wieder fasste. „Natürlich, Sie... Du darfst mich ruhig Remus nennen." Noch im selben Moment spürte er eine leichte Röte in seine Wangen steigen, denn seine ehemalige Lehrerin zu dutzen kam ihm nach wie vor falsch vor.

„Nun, ich denke du hast mich aus einem bestimmten Grund aufgesucht, Remus?", fragte sie und machte mit ihrer Hand eine einladende Bewegung zu sich herein. Schnell stellte Remus fest, dass sich seit seiner Schulzeit nicht viel verändert zu haben schien in ihrem Büro, denn er fand es so vor, wie er es all die Jahre noch in Erinnerung gehabt hatte. Oft genug war er immerhin mit den anderen Rumtreibern in ihr Büro zitiert worden, nachdem sie erfolgreich Unruhe gestiftet hatten.

Es gab immer noch die Dose gefüllt mit Ingwerkeksen auf ihrem massiven Schreibtisch, die sie ihren Schülern stets anbot. In dem offenen Kamin brannte ein Feuer und spendete dem Raum Wärme. Der orangene Schein der Flammen beleuchtete auch das gewaltige Bücherregal, das nahezu die gesamte Wand einnahm und in dessen Mitte ein leerer Platz klaffte. Dieser war reserviert für den Quidditchpokal, sollten die Gryffindors ihn gewinnen, was während Remus Schulzeit ganze vier Mal der Fall gewesen war.

„Ich wusste nicht, dass Sirius ein Kind hat", platzte aus plötzlich ihm heraus, ehe er sich eine geeignetere Wortwahl überlegen konnte. „Warum haben Sie... du mich nicht vorgewarnt?"

Seufzend nahm die Frau hinter ihrem Schreibtisch Platz und musterte ihn dabei eindringlich. „Niemand von uns wusste es, bevor Serena nach Hogwarts kam. Erst als wir die jährlichen Listen der magischen Kinder, die zukünftig Hogwarts besuchen sollten bekamen, ist uns ihr Name aufgefallen. Natürlich hätten wir dich vorher einweihen können, doch du solltest dir dein eigenes Bild machen. Es ist nicht vorteilhaft eine Person mit gewissen Vorurteilen zu begegnen, geschweige denn zu unterrichten."

Empört öffnete Remus seinen Mund, wollte etwas darauf erwidern, doch er brachte keinen Ton heraus. Seine Gehirnzellen ratterten, er erinnerte sich an Sirius' damalige Freundin; Katherine. Auch sie hatten eine gute Freundschaft gepflegt, wie war ihm die Ähnlichkeit also nicht auffallen können?

Minerva warf ihm einen mitleidigen Blick zu und griff über die hölzerne Tischplatte, um seinen Arm zu tätscheln. „Mir ist bewusst, dass es schwer für dich sein muss, vielleicht hätten wir dich tatsächlich informieren sollen."

„Schwer?", brachte der Werwolf schnaubend hervor und schüttelte ihre Hand ab, um durch den Raum zu tigern. „Du kannst dir gar nicht vorstellen wie es ist! Sirius ist schuld daran, dass drei meiner engsten Freunde tot sind!"

Die McGonagall, die er noch zu seiner Schulzeit kannte, machte ein Gesicht als wäre sie kurz davor ihm Punkte für Gryffindor abzuziehen. Etwas, das sie bereits oft genug getan hatte und das aus Gründen, an denen meist seine Freunde Schuld getragen hatten. Entrüstet schaute sie ihn an. „Ich bitte dich Serena wie jeden anderen Schüler in Hogwarts zu behandeln. Sie kann nichts für die grausamen Taten ihres Vaters, darüber hinaus legt sie ohnehin ein völlig anderes Verhalten an den Tag."

Entgeistert schaute Remus zurück, er konnte kaum glauben, dass sie so etwas von ihm dachte. Immerhin war er nicht wie Snape, der diese Ansage ganz sicher nötiger hatte als er. Seine ehemalige Lehrerin fuhr fort: „Das Leben ist nicht fair, Remus. Wenn es das wäre würden Serena und Harry dich beide heute Onkel Remus nennen."

Remus schluckte und ersetzte es traurig in seinem Kopf mit Onkel Mooey.

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