Sag niemals nie, Schätzchen!

By lullaby1988

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Sam Raven war ein Mädchen, das niemals auffiel. Bereits auf der High School hatte sie zu jenen Mädchen gehört... More

Sag niemals nie, Schätzchen!
1. Kapitel: „Sag niemals nie, Schätzchen..."
2. Kapitel: „An dieser Schnalle wirst du dir die Zähne ausbeißen..."
3. Kapitel: „Dumme, Dumme, Dumme Sam..."
4. Kapitel: „Verdammt, ich hab wieder überreagiert..."
5. Kapitel: „Schön zu sehen, dass du dich nicht verändert hast..."
6. Kapitel: „Ich glaube, du verheimlichst was..."
7. Kapitel: „Niemand versucht hier, ihr das Leben schwer zu machen..."
8. Kapitel: „Bei mir kannst du dir diesen Mitleidscheiß sparen..."
9. Kapitel: „Ich glaube, ich brauche ein Klo..."
10. Kapitel: „Spiel keine Spielchen mehr mit mir..."
11. Kapitel: „Du hast dich verändert und das gefällt mir gar nicht..."
12. Kapitel: „Weil ich dich vermisst habe..."
13. Kapitel: „Hast du schon mal Saw gesehen...?"
14. Kapitel: „Sagen wir einfach wir sind quitt..."
15. Kapitel: „Ich könnte mich daran gewöhnen..."
16. Kapitel: „Bin ich wirklich so übel, oder wie..."
17. Kapitel: „Sorry..."
18. Kapitel: „Ich hoffe ihr hattet euren Spaß..."
19. Kapitel: „ Klar, wieso auch nicht..."
20. Kapitel: „Danke noch mal..."
21. Kapitel: „Ist es das was ihr glaubt..."
22. Kapitel: „Wie läuft es eigentlich mit Kyle..."
23. Kapitel: „Kannst du bitte da bleiben..."
24. Kapitel: „Ich hab ne Überraschung für dich..."
25. Kapitel: „Ich hab dir doch gesagt er steht auf dich..."
26. Kapitel: „Ich verschließe mich doch nicht..."
27.Kapitel:„Wieso siehst du ihn so an,als wäre er dein Napf voll Futter..."
28. Kapitel: „Das ist ein absolut bescheuerter Plan..."
29. Kapitel: „Du weißt hoffentlich, dass er nicht der Richtige für dich ist..."
30. Kapitel: „Aber wie kann man mit jemandem schlafen, ohne ihn zu küssen..."
31. Kapitel: „Weißt du was? Wer nicht hören will, muss eben fühlen..."
32. Kapitel: „Ich würde Sam dir tausende Male vorziehen..."
33. Kapitel: „Sage mir Sam, was genau empfindest du für Kyle..."
34. Kapitel: „Er ist weg, das ist los..."
35. Kapitel: „Ich kann an nichts anderes mehr denken..."
36. Kapitel: „Ja habe ich..."
37. Kapitel: „ Ich weiß nicht, was du meinst..."
38. Kapitel: „ Was wirst du tun..."
39. Kapitel: „Wir machen weiter wie gehabt..."
40. Kapitel: „Ja alles bestens..."
41. Kapitel: „Lauf doch nicht weg meine Süße..."
42. Kapitel: „Da fühlt man sich irgendwie, wie eine von Tausenden..."
43. Kapitel: „Ach und das gilt für alle nur nicht für Sam Raven oder wie..."
44. Kapitel:„Ich weiß, dass du niemanden so im Stich lassen wirst wie er."
45. Kapitel: „Und? Hast du dich in ihn verliebt?..."
46. Kapitel: „So, wie mich euer Scheiß nichts angeht..."
47. Kapitel: „Die Sache mit Sam und Kyle kannst du streichen..."
48. Kapitel: „Es wird alles gut..."
49. Kapitel: „Du lässt mir einfach keine Wahl..."
50. Kapitel: „Du bist verantwortlich, dass wir ab heute Geschichte sind..."
51. Kapitel: „Du bist verliebt in sie, Mann...."
52. Kapitel: „Das ist ganz einfach..."
53. Kapitel: „Hat sie denn gesagt, dass ich ihr wichtig bin..."
54. Kapitel: „Viel Spaß Kyle, denn den werde ich heute auch haben..."
55. Kapitel: „Ich weiß nicht was in mich gefahren ist..."
56. Kapitel: „Wir bieten ihr einfach keinen Ausweg mehr..."
57. Kapitel: „Es ist mir ehrlich gesagt egal was du mir glaubst und was nicht.."
59. Kapitel: „It's Showtime...."
60. Kapitel: „Na super das heißt, wir können ihn nicht erreichen..."
61. Kapitel: „Wenn ich ihn erschieße ..."
62. Kapitel: „Es ist etwas passiert..."
63. Kapitel: „Es geht hier doch nicht immer nur um Sam..."
64. Kapitel: „Wie geht es dir..."
65. Kapitel: „Ich habe immer noch Albträume..."
66. Kapitel: "Vielleicht, weil ein Psychopath ihn beinahe umgebracht hat..."
67. Kapitel: „Ich glaube wir haben einiges zu besprechen..."
68. Kapitel: „Sag niemals nie, Schätzchen...!"
Epilog
Nachwort

58. Kapitel: „Ich kann nicht..."

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By lullaby1988

58. Kapitel: „Ich kann nicht…“

Die Party war in vollem Gange, nur Sam saß nach wie vor Abseits von allen anderen da und versuchte Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. Was meinte Dennis nur damit, dass einige nicht einverstanden mit ihnen waren? Was meinte er damit, dass es gefährlich für sie werden könnte, wenn sie nicht auf ihn hörte und sich von Kyle fernhielt? Was konnten die Menschen ihnen oder ihm schon antun?

In diesem Moment kam ihr Logan in den Sinn, von dem sie doch die Abgründe der Menschen so gut kennengelernt hatte. Wenn ein Mensch sich etwas in den Kopf setzte, so würde er dieses Ziel auch mit aller Macht erreichen, ohne Rücksicht auf Verluste. Sam wusste nicht, was man ihr oder Kyle antun könnte, doch um ehrlich zu sein wollte sie es auch gar nicht herausfinden.

Sie blickte über die Massen hinweg und entdeckte ihn ein gutes Stück entfernt von sich zwischen einiger der Cheerleader und Spieler. Er lachte, trank ausgelassen und hatte seinen Spaß. Vielleicht war es von Anfang an so gewesen, dass Sam diese seltsame mehr oder weniger Trennung von Kyle so fertig machte. Er schien nicht so, als würde ihn das alles sonderlich beschäftigen. Vielleicht bedurfte es also nur Sams Willenskraft, ihn einfach in Ruhe zu lassen und ihn sein Leben so leben zu lassen, wie er es wollte. Auch sie würde sich irgendwann wieder daran gewöhnen, Kyle nicht mehr um sich zu haben. Natürlich würde es schwierig werden, schließlich lebten beide in dem selben Wohnkomplex, doch wer sagte denn, dass sie nicht tatsächlich, sobald sie mit dem Studium fertig war in eine andere Stadt gehen würde? Wer sagte denn, dass sie nicht weit entfernt von vorne beginnen konnte? Kyle hatte den Grundstein für ihr neues Leben gelegt, vielleicht würde sie jetzt mit irgendeinem anderen Mann der ihr noch begegnen würde ein gemeinsames Leben beginnen können. Was auch immer sie tat, was auch immer sie noch tun würde: Sie würde es ohne Kyle tun. Sie hatte ihren Entschluss gefasst.

Dennis hatte sie mit dieser Wette an der Nase herumgeführt, hatte sie häufig beleidigt oder missachtet, doch bei diesem Gespräch heute hatte sie die Ehrlichkeit gespürt. Die Sorgen, die er sich um seinen Kumpel machte und vielleicht sogar die Sorgen, die sich ein wenig um sie selbst kreisten. Dennis mochte ein Arschloch sein doch das, was er heute gesagt hatte, entsprach der Wahrheit, daran gab es für Sam keinen Zweifel. Er hatte auf seine eigene Art und Weise versucht, Kyle zu schützen und jetzt die Hoffnung in Sam gelegt. Und sie würde diese Hoffnungen nicht zerstören!

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Den ganzen Abend schon zitterten Kyles Hände als hätte er einige Tassen Kaffee zu viel getrunken und aus diesem Grund klammerte er sich an seiner Bierflasche fest, als wäre sie der rettende Anker. Sein Blick schweifte mehrere Male über die Menschenmenge. Noch vor einigen Minuten hatte er Sam etwas abseits auf einer Bank sitzen sehen. Sie schien vollkommen in Gedanken versunken gewesen zu sein, sie schien besorgt zu sein. Am liebsten wäre er sofort zu ihr hinüber gegangen und hätte sie gefragt, was los sei, doch das hätte seinen Plan zunichte gemacht. Er musste sich an das halten, was er sich überlegt hatte. Wenn er es nicht tat, hätte er vermutlich nicht mehr die Kraft oder den Mut ihn umzusetzen.

„Kyle, du bist so schweigsam heute!“, hörte er Jenniffer neben sich sagen und blickte auf. Seit der letzten Auseinandersetzung mit ihr auf eben diesem Fußballfeld einige Wochen zuvor, hatte er kein Wort mehr mit ihr gesprochen. Heute war sie jedoch auf ihn zugekommen und hatte sich dafür entschuldigt wie sie sich benommen hatte. Was mit ihr geschehen war wusste er nicht, doch Kyle sah keinen Grund ihr noch weiterhin aus dem Weg zu gehen. Jenniffer mochte ein Miststück sein in so manchen Situationen doch an sich, war gegen sie selber nichts auszusetzen.

„Keine Ahnung, habe wohl noch nicht genug Alkohol intus!“, meinte er lächelnd und kippte sich den Inhalt der Bierflasche, die noch halb gefüllt war, auf einmal in den Mund. Er hatte gehofft, dadurch seine Nerven ein wenig beruhigen zu können, doch dem war nicht so denn als er die Flasche wieder absetzte, fühlte er sich genauso wie vorher auch.

„Du scheinst mir eher ein wenig nervös zu sein, wenn ich ehrlich bin!“, entgegnete Jenniffer, als sie die leere Bierflasche in seiner Hand betrachtete. Die andere Hand ließ Kyle schnell in der Hosentasche verschwinden, damit sie das Zittern nicht mitbekam.

„Ach was, nervös. Vielleicht ist mir ein wenig mulmig zumute wegen dem Spiel!“, meinte er geistesabwesend. Sein Blick war erneut über die Menschenmenge gewandert, doch hatte er Sam nicht mehr erspähen können und so wanderte er weiter, bis er sie neben Goalie stehen sah. Noch vor einigen Tagen hätte ihm dieser Anblick einen Stich versetzt, doch sein Kumpel hatte ihm versichert, dass nichts zwischen ihnen lief und auch nicht laufen würde. Kyle glaubte Goalie, denn dieser war noch niemals ein Menschen gewesen der leere Worte von sich gab. Als er Sam genauer betrachtete erkannte er, dass auch sie ein wenig nervös zu sein schien. Was war nur los mit ihr?

Sie war blass im Gesicht, strich sich ständig die Haare aus dem Gesicht und blickte sich vorsichtig um, als würde sie jemanden in der Menschenmenge suchen.

Kyle zog fragend die Augenbrauen zusammen.

„Ist es wegen Sam?“, hörte Jenniffer fragen und riss seinen Blick von Sam. Er hatte tatsächlich vergessen, dass er sich gerade in einer Unterhaltung befand. Die Frage die Jenniffer ihm gestellt hatte, hatte er so oft gehört in den letzten Wochen, dass sie ihm langsam zum Halse raushängen müsste, doch das tat sie nicht denn das erste Mal konnte er diese Frage mit einem „Ja!“ beantworten. Vorher hatte er sich selber stets etwas vorgemacht, heute jedoch war er sich bewusst was er empfand, heute konnte er dazu stehen.

Jenniffer sah ihn überrascht an. Wahrscheinlich wegen seiner Ehrlichkeit, doch Kyle sah keinen Sinn mehr darin den anderen etwas vor zu machen. Bald würden sowieso alle wissen wie es um ihn stand, warum sich also jetzt noch rausreden.

„Kyle, was ist nur mit dir passiert?“, fragte sie ihn und obwohl sich die Frage ein wenig anklagend anhörte so konnte er in Jenniffers Gesicht, auf welchem ein leichtes Lächeln zu sehen war, erkennen, dass es keinesfalls so gemeint war.

„Keine Ahnung, ich hab das alles nicht geplant!“, entgegnete er und versuchte sich davon abzuhalten, erneut nach Sam Ausschau zu halten.

„Klar, wer plant sowas schon?“, meinte Jenniffer und für einen kurzen Moment blitzte Enttäuschung in ihrem Blick hervor.

„Weißt du, ich hab irgendwie immer gehofft, dass ich diejenige sein würde, die dich zur Vernunft bringt. Dass es Sam Raven sein würde, hätte ich im Leben nicht gedacht!“, erklärte Jenniffer. Kyle sah sie ruhig an, er verstand die Botschaft, die ihm Jenniffer übermitteln wollte. Es war ihm irgendwie schon immer klar gewesen, dass Jenniffer, so wie viele andere Frauen, mehr für ihn empfand. Doch keine dieser Frauen und auch Jenniffer nicht, kannten ihn wirklich. Sie hatten sich vielleicht in ihn verliebt, doch das war nicht wirklich er gewesen. Er hatte sich jahrelang nur verstellt, den coolen Macker heraushängen lassen und, obwohl er dies eigentlich niemals gewollt hatte, mit den Gefühlen der Mädchen gespielt. Er hatte sich eingeredet, dass er offen und ehrlich, vor allem jedoch fair zu ihnen gewesen war und hatte die Tatsache, dass keine dieser Frauen tatsächlich klar gewesen war, dass sie ihn nicht umbiegen konnten, standhaft ignoriert. Sehr viele von den Frauen, mit denen er in den letzten Jahren zusammen gewesen war hatten wohl gehofft, ihn umbiegen zu können und vielleicht hatte er ihnen in dieser Hinsicht auch Hoffnungen gemacht, obwohl es keine gegeben hatte.

„Jenniffer hör zu, es tut mir wirklich leid. Wie gesagt, ich hab das alles so nicht geplant! Ich möchte, dass du weißt, dass ich dir niemals weh tun wollte. Eigentlich wollte ich niemals irgendjemandem weh tun, doch ich hab es getan und das kotzt mich einfach nur an. Vielleicht schaffen wir es ja, einfach nur Freunde zu sein? Denn sein wir mal ehrlich, mit mir wärst du sowieso niemals glücklich geworden!“, erklärte er und Jenniffer begann zu lachen.

„Vermutlich nicht!“, entgegnete sie und sah sich dann in der Gegend um.

„Und was hast du jetzt vor?“, fragte sie ihn als sie Sam entdeckte. Immer noch stand sie neben Goalie und schien sich mit ihm  zu unterhalten.

„Naja, ich hab da so einen Plan!“, meinte Kyle und stellte seine leere Bierflasche auf den Tisch.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

„Wie meinst du das?“, fragte Goalie sie verwirrt.

„Naja, ich meine, glaubst du, dass jemand jemand anderem wirklich was antun könnte wenn er glaubt, er wäre ungerecht behandelt worden?“, formulierte Sam ihre Frage neu und sah zu Goalie hinauf, der sie skeptisch ansah.

„Reden wir hier gerade von einem echten Problem oder spekulieren wir hier gerade einfach nur?“, fragte Goalie sie interessiert. Sam wollte nicht, dass Goalie von ihrem Gespräch mit Dennis erfuhr. Sie wollte nicht, dass überhaupt irgendjemand davon erfuhr. Sie hatte ihren Entschluss gefasst, sie würde sich nicht weiterhin um Kyle bemühen. Stattdessen würde sie ihr eigenes Ding machen, doch interessierte sie Goalies Einstellung zu dem Thema ungemein. Schließlich studierte er Kriminologie und würde, sobald er fertig war, als Gesetzeshüter tätig sein, das hieß er hatte Ahnung davon.

Goalie entschloss sich, erstmal auf das Spielchen einzusteigen. Sam war es offenbar äußerst wichtig seine Meinung zu diesem Thema zu hören, er würde erst später versuchen aus ihr herauszubekommen, was sie tatsächlich so beschäftigte.

„Naja sagen wir es mal so. Menschen fühlen sich immer sehr schnell ungerecht behandelt und Menschen neigen ebenfalls dazu, Rachegefühle zu entwickeln. Nicht umsonst gehört Rache zu einem der häufigsten Motive von Gewaltverbrechen. Aber, bei einer vollkommen psychischen Gesundheit, kann man eigentlich nicht davon ausgehen, dass tatsächlich etwas passiert…“, fachsimpelte Goalie.

„Und wenn die psychische Gesundheit nicht vorhanden ist?“, fragte Sam ihn. Er nickte.

„Dann ist es nicht sonderlich abwegig, dass etwas geschehen könnte, was ein normaler, gesunder Mensch nicht tun würde…“, beantwortete er ihre Frage und blickte auf sie hinab.

„Wovon genau reden wir hier eigentlich Sam?“, fragte er sie schließlich, als er ihren besorgten Blick sah.

„Von nichts bestimmtem….“, murmelte sie vor sich hin und war froh, als sie Simmons auf sich zukommen sah der sich, gut gelaunt wie immer, durch die Menschenmasse kämpfte.

„Nur noch ein paar Tage, dann ist es soweit. Das Finale steht an, hier auf diesem Feld, vor hunderten von Zuschauern, gegen die New Yorker Affen.“, träumte er vor sich hin und setzte sich dabei auf einen umgedrehten Bierkasten, der neben der Bank auf der Sam saß, stand.

Für einen Moment verfielen alle in ein Schweigen. Sam war klar, dass mit diesem Spiel, das Ende der Saison eingeleitet wurde und damit auch das Ende ihrer Tätigkeit für die Mannschaft. Ein kleiner Kloß bildete sich in ihrem Hals, den sie jedoch versuchte herunter zu schlucken. So vieles würde sich in der nächsten Zeit ändern.

„Ich glaube ich gönne mir nach der Saison mal einen Urlaub!“, sagte Simmons.

„Ich werde das letzte Semester hinter mich bringen und mich dann auf den Weg in meine Heimatstadt machen. Die haben dort tatsächlich eine offene Stelle in der Polizeidirektion die sie mir zugesagt haben!“, meinte Goalie und überraschte so beide.

„Das heißt, du bist in einem halben Jahr weg hier oder wie?“, fragte Simmons ihn und Goalie nickte.

„Jap, sieht so aus!“, antwortete er geistesabwesend. Ja, er würde nach Hause zurück kehren, in den Ort, in welchem er Dinge erlebt hatte, die ihn bis heute noch in seinen Träumen verfolgten, doch dies waren Sachen, die definitiv an anderer Stelle durchleuchtet werden sollten.

„Wahnsinn, das hätte ich jetzt nicht gedacht!“, hörte er Sam sagen und blickte auf.

„Ich auch nicht.“, entgegnete er und scharrte mit den Füßen ein wenig im Kies, der neben dem Spielfeld aufgestreut wurde, umher.

„Kommt, lasst uns den Abend einfach genießen. Ich lade euch beide auf ein Bier ein!“, sagte Simmons und klatschte dabei laut in die Hände. Er sprang auf, reichte Sam die Hand, welche sie ergriff, und zog sie auf die Beine. Goalie war währenddessen selber aufgestanden und so gingen alle drei auf den Getränkestand zu, der sich ungefähr in der Mitte des Feldes befand. Dort, wo die meisten Menschen sich aufhielten und tanzten.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Ok, Kyle wusste, dass ihm die Zeit davon lief. Er sah auf die Uhr und stellte fest, dass es bald Mitternacht sein würde. Wenn er sich nicht bald aufraffen und seinen Arsch bewegen würde, so könnte er es vergessen seinen Plan umsetzen zu können. Er sah hinüber zu Sam, Goalie und mittlerweile Simmons. Alle drei standen in der Nähe des Getränketisches und amüsierten sich mittlerweile prächtig, während Kyle sich im Laufe der Zeit immer mehr zurückgezogen hatte. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und seltsamerweise kam ihm genau in dieser Sekunde die Erinnerung, als Sam ihm gedroht hatte, sollte er sie anfassen, sie ihn verprügeln würde. Er schluckte schwer.

‚Jetzt reiß dich zusammen du Vollidiot!‘, sagte er sich selber.

Er hatte sich viele Gedanken bezüglich dieses Plans gemacht und obwohl eine ganze Menge auf dem Spiel stand und er auch eins der wichtigsten Dinge verlieren konnte, nein sogar würde, wenn er den Plan umsetzte so hatte er sich für ihn entschieden.

Er hatte für sich beschlossen, dass er diese letzte Chance nutzen würde und setzte damit alles aufs Spiel.

Er leerte den Becher in seiner Hand mit einem Zug aus und machte sich auf den Weg. An den Leuten entlang, die ausgelassen feierten. Wie in einem Tunnelblick konnte er nur noch Sam vor sich sehen und so rämpelte hier und da Menschen an, die er jedoch nicht weiter bemerkte. Sein Herz schlug ihm nach wie vor bis zum Hals, der Angstschweiß lief ihm die Stirn hinab. In diesem Moment sah Sam ihn direkt an und so gab es auch kein Zurück mehr. Er würde es jetzt durchziehen müssen, es gab kein Entrinnen.

Schneller als gedacht kam er direkt vor Sam zum Stehen. Offenbar hatte er bereits ein wenig Aufmerksamkeit erregt, denn er hörte Murmeln um sich herum, welches er jedoch nicht weiter beachtete.

„Kyle?!“, sagte Sam mit großen Augen. Es war das erste Mal seit für ihn ewiger Zeit, dass sie ihn direkt ansprach, ihn direkt ansah. Obwohl er alles sehr genau durchdacht hatte, es Punkt für Punkt durchgegangen war und sich mehrmals ermahnt hatte, sich ja an den Plan zu halten tat er jetzt jedoch etwas, was er so eigentlich nicht im Sinn gehabt hatte.

Als er Sam sah, die ihn direkt anblickte erinnerte er sich an die vorherigen Male, die sie sich in den Armen gelegen hatten. In denen sie sich geküsst und, ja, geliebt hatten und so schaltete er seinen Verstand aus und zog Sam an den Armen an sich. Ohne ihr auch nur die geringste Möglichkeit zu geben sich diesem zu entziehen, küsste er sie und mit einem Mal schienen all die Sorgen die er sich gemacht hatte in den letzten Tagen, wie weggeblasen. Er wusste genau, was er brauchte, um endlich wieder seine Ruhe zu finde und diese Person lag in seinen Armen. Sie wehrte sich nicht, sie zog sich nicht zurück, er spürte genau, dass sie den Kuss erwiderte und trotzdem hatte er das Gefühl, dass es nicht so perfekt lief, wie es eigentlich laufen sollte, wenn sich zwei Menschen die doch eigentlich zusammen gehörten sich so in den Armen lagen.

Er nahm am Rande wahr, dass das Getuschel um ihn herum anwuchs, doch es interessierte ihn einfach nicht. Das Einzige was ihn interessierte waren Sams Lippen und ihre Hände, die sich an seinem Shirt festkrallten. Das Einzige was ihn interessierte war das, was als nächstes noch folgen sollte und musste.

Er wusste nicht, wie lange er dastand und diesen Kuss auskostete doch wusste er dennoch genau, dass er langsam seinen Plan umsetzen musste.

Langsam entfernte er sich von Sam, die die Augen jetzt öffnete und ihn vollkommen überrascht und vielleicht sogar ein wenig verzweifelt anblickte. Warum schien sie nur so verzweifelt?

Eine Sekunde nahm er sich, um sich umzusehen, entdeckte den Coach der direkt neben Simmons und Goalie stand und ihn entgeistert anblickte, sah die anderen Menschen, die lächelnd dastanden, dann richtete er seinen Blick wieder auf Sam.

„Warum hast du das getan?“, fragte sie ihn und schien dabei äußerst neben der Spur. Er wusste, dass Sam noch nicht soweit war wie er, doch er musste ihr begreiflich machen, dass er ihr helfen konnte wenn sie es nur zuließ.

„Weil ich mich in dich verliebt habe!“, antwortete er ohne Umschweife und jetzt, da die Worte das erste Mal in seinem Leben seine Lippen verließen kamen sie ihm gar nicht mehr so gefährlich vor, wie er sich immer gedacht hatte.

Ein Raunen ging durch die Menge, denn er hatte laut genug gesprochen, dass alle die in unmittelbarer Nähe standen ihn durchaus verstehen konnten.

Sams Augen weiteten sich noch mehr.

Er versetzte ihr einen Stich ins Herz. Wie konnte er so etwas nur tun? Wie konnte er ihr so etwas nur einfach so sagen? Jetzt, das sie beschlossen hatte, ihn für immer in Ruhe zu lassen? Jetzt da sie erfahren hatte, dass es Leute gab, die alles dafür tun würden die beiden von einander fern zu halten? Woher hatte er nur diesen Mut genommen? Woher hatte er die Sicherheit genommen?

In Sams Kopf schwirrten tausende Gedanken umher, doch einer der kristallisierte sich immer mehr raus: So gerne sie ihm das selbe sagen wollte, wie er ihr gerade gesagt hatte, so wäre dies falsch. Nicht nur, weil sie ihn dadurch in Gefahr bringen könnte, sondern vor allem auch aus dem Grund, da sie einfach nicht fähig zu sein schien, sich wirklich vollends auf einen anderen Menschen einzulassen und Kyle verdiente so viel mehr!

„Ich…ich kann nicht….“, stotterte sie und spürte, wie ihr langsam die Tränen zu kommen schienen. Die anderen Menschen um sich herum nahm sie gar nicht mehr wahr, nur Kyles grünen Augen die direkt auf sie gerichtet waren und die sie indirekt anflehten es einfach zu versuchen.

„Ich weiß, dass ich dich damit jetzt vollkommen aus der Bahn werfe…“, meinte Kyle und zog sie dann am Arm entlang durch die Menschenmenge hindurch um sie an einen ruhigen Platz zu bringen wo sie ungestört miteinander sprechen konnten. Dabei murmelte er noch weitere solcher Floskeln und erst als sie beide zum Stehen kamen, wandte er sich wieder zu ihr.

„Also nochmal, ich weiß, dass ich dich damit jetzt überrascht habe. Was glaubst du wie es mir ging als ich festgestellt habe, dass das was ich für dich empfinde weit über das hinaus geht, was man für eine gute Freundin empfindet! Es hat mir eine Scheißangst gemacht, doch desto länger ich darüber nachgedacht habe, desto mehr ist mir bewusst geworden, dass du und ich einfach unschlagbar waren gemeinsam! Sam, ich erwarte nicht von dir, dass du dich jetzt entscheidest. Auch erwarte ich nicht von dir, dass du mir deine Liebe gestehst, denn seien wir mal ehrlich, du bist noch nicht soweit. Ich hingegen bin mir sicher und das wollte ich dir sagen. Jetzt liegt es an dir. Nimm dir die Zeit die du brauchst, denke nach, überlege es dir gut! Ich liebe dich und das wird sich nicht ändern, du musst wissen was du möchtest.“, er sprach und sprach und mit jedem Wort mehr wuchs der Kloß in Sams Hals an. Sie wollte ihn so gerne in die Arme schließen, doch das konnte sie nicht! Es gab so viele Gründe, warum dies falsch wäre, der erste und beste Grund war, dass sie Kyle einfach nicht gut tat. Er hatte sie geküsst, vor allen anderen, sogar vor dem Coach, der jetzt bestimmt seine Konsequenzen daraus ziehen würde. Gerade als sie sprechen wollte, legte er ihr den Zeigefinger auf die Lippen.

„Ich bin mir sicher, du hast dir bereits eintausend noble und gute Gründe zurecht gelegt, warum wir beide nicht zusammen sein sollen doch ich will sie nicht hören. Ich kenne all diese Gründe selber und sie sind mir egal. Ich will, dass du jetzt gar nichts sagst, bevor du etwas sagst, was du später bereuen wirst, ok?“, fragte er sie und Sam blieb nichts anderes übrig als zu nicken. Vielleicht hatte Kyle Recht, vielleicht sollte sie am besten einfach schweigen um die Situation nicht schlimmer zu machen als sie sowieso schon war.

„Das hier war das letzte Mal, dass ICH auf DICH zugekommen bin Sam! Ich liebe dich zwar, doch ich werde mich nicht mehr weiter zum Affen machen. Wenn du mit mir zusammen sein möchtest, dann musst du auf mich zukommen, wenn nicht, dann sage mir das doch ich werde dich jetzt in Ruhe lassen und dir die Zeit geben die du vermutlich brauchen wirst!“, sagte Kyle und seine Stimme klang dabei so warm und vertraut, dass das Einzige was Sam in diesem Moment am liebsten sagen wollte war, dass ihr all die Gründe ebenfalls egal waren. Dass sie beide  das mit Sicherheit irgendwie hinbekommen würden, doch sie tat es nicht. Sie konnte es nicht. Sie würde sich die Zeit nehmen, die Kyle ihr gab, doch sie bezweifelte stark, dass sich ihre Meinung dadurch ändern würde.

Sie schwieg und sah Kyle lediglich an, dieser lächelte plötzlich und schien äußerst erleichtert zu sein.

„Puh, geschafft! War gar nicht so schwer wie ich erwartet habe…“, meinte er und fügte dann hinzu „Ich muss jetzt gehen. Muss mich wohl dem Coach stellen…verdammt, dass hatte ich einfach nicht bedacht…aber jetzt kann ich es auch nicht mehr ändern!“

Er schien wie ausgewechselt! Hatte er gerade eben noch unter Hochspannung gestanden und Sam etwas von seinen Gefühlen erzählt, so war er jetzt wieder der gute alte Kyle, den sie in den letzten Wochen so gut kennengelernt hatte. Es schien ihn so gar nicht zu verstören, dass er Sam gerade seine Liebe gestanden hatte. Ganz im Gegensatz zu ihr.

„Kyle…“, setzte sie an zu sprechen, doch er legte ihr sofort erneut den Finger auf die Lippen.

„Ernsthaft Sam, ich will jetzt nichts hören. So wie ich dich kenne, machst du alles durch irgendeinen Blödsinn wieder kaputt also lass es lieber und mach dir erstmal Gedanken darüber, was du sagen möchtest. Ich warte solange und versuche nicht durchzudrehen!“, erklärte er ihr und lächelte erneut.

„Und jetzt sei mir bitte nicht böse, aber falls du dich gegen mich entscheiden solltest, möchte ich zumindest noch ein einziges Mal deine Nähe gespürt haben!“, erklärte er ihr und senkte den Kopf erneut.

Es fühlte sich so normal an, Kyle so nahe zu sein und so erwiderte Sam, ohne groß zu überlegen diesen Kuss, der genauso einzigartig und unglaublich war, wie all die anderen zuvor. Nur diesesmal küsste sie ihn mit dem Wissen, dass er sie liebte, dass er alles für sie riskiert hatte!

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Keiner der beiden bemerkte, dass ein ungebetener Gast sich in den Reihen der Zuschauer befunden hatte. Logan kochte vor Wut. Hatte Dennis ihm nicht gesagt, dass er das mit Sam und Kyle geregelt hatte?

Leider stand Logan zu weit entfernt von den Beiden um zu verstehen, was sie da gerade besprachen, doch dem beschissenen Gesichtsausdruck von Thompson zu schließen, würden die Beiden eins auf Heiter Sonnenschein machen, während er in einer dunklen Bruchbude saß und mit dem Scheiß klar kommen musste, den Sam ihm eingebrockt hatte. Nach wie vor hatte er noch keinen Job gefunden, weil niemand ihn einstellen wollte mit der großen Lücke in seinem Lebenslauf und wenn er versuchte ihnen zu erklären, dass er fälschlicherweise wegen versuchter Vergewaltigung, Körperverletzung und noch anderem im Knast, beziehungsweise in dieser Anstalt, gesessen hatte so glaubte ihm niemand.

Die beiden standen dort und küssten sich und wenn er all die Dinge die Sam ihm angetan hatte mal außer Acht ließ, so war es immer noch so, dass Thompson sich an seine Schnalle ranmachte und das würde er nicht auf sich sitzen lassen. Die beiden waren fällig!

Er spürte die Waffe, die er seit einigen Tagen stets bei sich trug, in seiner Hosentasche lasten doch als er sich umsah wurde ihm klar, dass zu viele Menschen um ihn herum standen. Wenn er jetzt tatsächlich diese Waffe zücken würde, so wäre er schneller geschnappt als er abschießen konnte, also entschied er sich, sich etwas Besseres einfallen zu lassen. Etwas, dass keiner der Beiden jemals vergessen würde. Etwas, dass beiden klar machen würde, wer hier zu wem gehörte! 

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So unglaublich aber wahr: Ich habe es endlich geschafft ein neues Kapitel zu schreiben;D Ich hoffe sehr, dass es euch gefällt und, dass ihr mir eure Meinungen dazu mitteilt;D 

Kommentare, Votes oder auch Follower (die gerne immer sofort wissen wollen, wenn es weiter geht;D) sind natürlich wie immer gerne gesehen! Noch mehr sogar, ihr würdet mir damit eine riesige Freude machen!!!;D 

glg 

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