Es war Nachmittag geworden und die Sonne tauchte Casey's Zimmer in ein schönes gold-orang. Casey saß gedankenverloren auf seinem Bett und starrte den Boden an.
Er hatte während des Films eine Nachricht von seiner Mutter bekommen. Da er den Film sowieso schonmal gesehen hatte, hatte er sich die Nachricht angesehen. Kaum hatte er die Nachricht durchgelesen blieb ihm der Atem weg. Wortwörtlich. Er hatte keine Luft mehr bekommen. Hatte versuchte Luft in seine Lunge zu pumpen. Vergebens. Er hatte panisch nach Cole's Arm gegriffen.
Dieser hatte ihn nur verwirrt angesehen, glücklicherweise jedoch schnell seine Panik erkannt und war mit ihm aus dem Kinosaal gegangen.
Kaum hatten sie die Toilette betreten stürzte Casey schweratmend zum Waschbecken und stützte sich auf die Mamorverkleidung des Waschbeckens ab und starrte sein eigenes Spiegelbild an. Er keuchte und versuchte immer wieder genug Luft in seine Lunge zu pressen.
Cole starrte Casey erschrocken an und musste erstmal die Lage begreifen. Vorsichtig ging er auf Casey zu und legte ihm behutsam eine Hand auf die Schulter und sah ihm im Spiegel in die Augen. Glücklicherweise war im Moment niemand auf Toilette.
"Casey...", wisperte er.
Lautes Keuchen.
"Casey, beruhig dich! Tief einatmen! Entspann dich.", redete er immer wieder auf ihn ein.
Tiefes Atmen.
Cole sah ihn intensiv im Spiegel an ehe er ihn zu sich umdrehte und in seine grauen Augen sah.
"Was ist los? Ist das eine Panikattacke?"
Casey starrte ihn immer noch ungläubig an ehe er mit einem leeren Blick die Wand hinunterglitt.
"Casey", rief Cole besorgt und kniete sich zu ihm runter.
Er rüttelte an seiner Schulter.
Keine Reaktion.
"Jetzt komm schon, Casey! Erzähl mir, was ist passiert?"
Casey vernahm seine Stimme nur gedämpft und verstand nicht was er von ihm wollte. Das einzige, was in seinem Kopf war, war die Nachricht seiner Mutter.
'Dad ist tot'
Nur diese drei Worte hatten sein ganzes Leben ruiniert. Er konnte es immer noch nicht fassen. Er wollte weinen.
Er hatte gewusst, dass sein Dad Krebs hatte. Jedoch nie damit gerechnet, dass er sterben würde.
Casey saß immer noch auf dem Boden der Toilette, Cole kniete vor ihm und besah ihn mit einem mitleidigen Blick.
Casey war zwar nie ein besonderer Menschenfreund gewesen und konnte gut alleine seine Zeit verbringen, jedoch bedeutete ihm seine Familie sehr viel.
Er fasste es nicht. Wie sollte es weiter gehen. Wie hatte seine kleine Schwester darauf reagiert? Wusste sie überhaupt davon? All diese Fragen schossen ihm durch den Kopf. Was sollte er jetzt tun?
Klar, seine Mutter würde alles tun, damit er und seine Schwester weiterhin ein gutes Leben führen würden. Sie würde mehr arbeiten. Auch wenn ihr Job gut bezahlt war, sie würde dafür sorgen, dass der Verlust von seinem Dad nichts ändern würde. Äußerlich. Nicht Innerlich. Innerlich war schon alles zerstört. Er fragte sich ob er seine Mutter je wieder lächeln sehen würde.
Er erinnerte sich dunkel wie seine Mutter vor knapp vier Jahren fast zwei Wochen lang in ihrem Zimmer geweint hatte, als sie erfuhr, dass ihr Ehemann Krebs habe.
Sie dachte, er würde es nicht mit mitbekommen.
Doch er bekam es mit. Sein Zimmer lag genau neben dem seiner Mutter. Er hatte gehört wie sie sich in den Schlaf geweint hatte, mit seiner Schwester im Bauch.
Sein Vater hatte damals schon im Krankenhaus gelegen. Seine Mutter hochschwanger.
Sie hatte äußerlich immer die tapfere gespielt.
Er wimmerte auf.
"Casey..." Ein leises Flüstern.
Endlich sah er ihn an.
Er sah dieses Glitzern in seinen grünen Augen.
"Mein Dad ist tot."
Ein Hauchen.
Es war komisch es auszusprechen. Er konnte es nicht glauben. Wie hatte das alles passieren können.
War bis jetzt doch sein einziges Problem gewesen, warum er sich in seinen besten Freund verliebt hatte. Im Vergleich zu dem was jetzt passiert war, schien ihm das 'Cole-Problem' lächerlich und kindisch. Er hatte sich wie ein kleines elfjähriges Mädchen benommen, dass nicht den Jungen bekam in das sie verliebt war.
Es war so unfassbar.
Hatte er doch noch vor kurzem im Kino gesessen und mit Cole den Film gesehen.
Cole...
Er sah ihn an. Wie reagierte er?
Cole's Augenfarbe war noch eine Nuance dunkler geworden und spiegelten so viele Gefühle wieder.
Mitgefühl, Sorge, Beistand...
Casey wusste nicht was er tun sollte.
Als Cole ihn plötzlich in eine Umarmung zog. Fest drückte er ihn an sich. Und ab dem Moment brach Casey völlig zusammen.
Er heulte los. Schluchzte, wimmerte und schlug mit seiner Faust immer wieder gegen Cole's Brust.
Und Cole ließ ihn. Das einzige, was er jetzt für ihm tun konnte, war ihn fest zuhalten. Und das tat er.
Casey war völlig aufgelöst.
Langsam aber sicher beruhigte er sich und lehnte sich an Cole's Brust, dessen Shirt komplett durchnässt war. Cole strich ihm beruhigend über den Rücken und es musste wahrscheinlich komisch aussehen wie sie da auf dem Boden hockten, das kümmerte jedoch keinen von beiden.
Cole sagte kein Wort.
Casey versuchte immer noch seinen Atem wieder in den Griff zu bekommen und setzte sich letztendlich auf und sah Cole aus verheulten Augen an.
Cole sagte immer noch kein Wort.
Langsam stand Casey auf und Cole sprang ebenfalls schnell auf, um ihm möglicherweise zu helfen.
Er taumelte Richtung Ausgang.
"Wohin willst du?"
"Nach Hause"
Immer noch nicht mehr als ein Hauchen. Er war sogar darüber verwundert, dass er überhaupt ein Ton über die Lippen bekam.
"Soll ich mitkommen?"
Casey hörte, dass er unsicher war und in jeder anderen Situation hätte er ihn sofort mitgenommen und er war sehr dankbar, dass er da gewesen war, um ihn zu beruhigen.
Doch er brauchte jetzt Zeit für sich. Er musste erstmal alles verdauen.
Und das würde dauern.
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Heute mal ein nicht so witziges Kapitel...
Ich hoffe es hat euch gefallen^^
Mir gefällt der Anfang irgendwie garnicht, weiß aber nicht wie ich ihn umformulieren soll. Naja... Auch egal.
Eine Frage : Soll das Mädchen aus dem letzten Kapitel, das mit Casey gesprochen/geflirtet hat noch mal vorkommen und eine größere Rolle spielen oder soll das einmalig gewesen sein?
Würd' mich über Votes und Kommentare sehr freuen.❤
LG Jingu