Shadowsoul - Pfad der Schatte...

By EvangelinePandima

5.5K 242 55

„Du musst wissen, ich kenne dich fast dein ganzes Leben lang, ich war in jener Nacht bei dir, als die Dämonen... More

Shadowsoul - Pfad der Schatten - A Book by Madl
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Prolog
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 1
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 2
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 3
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 4
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 5
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 6
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 7
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 8
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 9
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 10
Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 12

Shadowsoul - Pfad der Schatten - Kapitel 11

159 13 0
By EvangelinePandima

Kapitel 11 – übernatürliche Rettungsaktion

Zane  zeigte ihr den Zettel nicht ein einziges Mal. Doch sie vertraute ihm so weit, dass es sie nicht allzu sehr beunruhigte, wenn sie ihn nicht lesen durfte. Allerdings zeigte er ihn den Nachtmahren, diese sahen wiederum ungläubig darauf. Jared wurde sogar leicht grün im Gesicht. Irgendwas Schreckliches musste darauf stehen. Nun war sie froh, den Zettel von Zane nicht bekommen zu haben. Sie saß neben Sarah auf ihrer Couch, mittlerweile waren sie wieder bei ihr zu Hause. Ihr Bungalow war sozusagen zu ihren Stützpunkt umfunktioniert worden. Cassy, ganz krank vor Sorge um ihre Pflegeeltern, konnte nicht stillsitzen. Schließlich legte Jared einen Arm um sie, damit sie endlich an Ort und Stelle sitzen blieb. Cassy sah entschuldigend zu ihm auf. „Tschuldigung, ich kann einfach meine Hände nicht in den Schoß legen. Nicht, wenn ich weiß, dass die beiden Menschen, die ich am meisten liebe irgendwo da draußen gefangen gehalten und vielleicht umgebracht werden!“

Jared nickte. „Ich verstehe dich sehr gut. Unserem Volk bedeutet Blutsverwandtschaft und Familie sehr viel. Familienstreitigkeiten sind für Nachtmahre immer mit schwerwiegenden Folgen behaftet. Glaub mir, du willst nie zwischen einen Streit zweier Familien unseres Volkes geraten.“

Sie staunte nicht schlecht. „Wow, ihr seid uns Menschen gar nicht so unähnlich.“

Jared nickte. „Ich bin einer der wenigen Aegäiens, die die Theorie vertreten, dass die acht Völker und die Menschen gemeinsame Vorfahren haben. Aber wie gesagt, glauben die meisten das nicht. Einige Formwandelnden versuchen allerdings gerade diese Theorie zu beweisen.“

Cassy sah neugierig zu ihm auf. „Das ist wirklich faszinierend. Wenn das hier geklärt ist möchte ich eure Welt gern besser kennenlernen.“

Jared sah sie verwundert an. „Du klingst so sicher, dass wir das alle heil überstehen. Cassidy, das hier ist die Wirklichkeit. Ich habe genug Erfahrung mit Kriegen und Kämpfen, um das zu wissen.“

Entsetzt starrte sie ihn an. „Du glaubst du wirst sterben!? Oh nein, hier wird nicht negativ gedacht!“ Sie hatten zwar einen schwierigen Start, aber, warum auch immer, sie  mochte ihn. Niemand – mal abgesehen von den Dämonen – sollte sterben. Zum Glück brauchte sie sich um Zane keine Sorgen zu machen.

Jared weigerte sich auf ihre Frage zu antworten und Cassy wollte ihn zu nichts drängen. So saßen sie eine Weile lang stumm auf dem Sofa. Sie bemerkte nicht, wie die Zeit vorüberstrich, bis Sarah sie schließlich aus ihrer Starre holte. Und das nicht gerade sanft. Jared und sie wurden einfach zur Seite geschupst. So dass Jared auf der Lehne Platz nehmen musste, John besetzte die zweite Lehne. Während sie protestierte kuschelte sich Sarah seelenruhig mit einer Schale Popcorn neben sie. Cassy verstummte und schaute sie gleichzeitig überrascht und entsetzt an.

„Wo in aller Welt hast du das Popcorn her?“

Sarah zuckte gelassen die Schultern. „Ich habe da so meine Quellen. Und jetzt: Was willst du sehen?“ Sie nahm sich die Fernbedienung und schaltete den Fernseher an. John und Jared sahen sich ratlos an. Cassy war sich zu hundert Prozent sicher, dass die beiden etwas derartiges noch nie gesehen hatten. Johns nächste Frage bestätigte ihr das.

„Wozu brauchen die Menschen so ein sinnloses Gerät?“ Sarah stopfte sich eine Hand voll Popcorn in den Mund und schaltete weiter durch.

„Da wir nicht alle gegeneinander Krieg führen, bleibt und auch Zeit für Freizeitaktivitäten. Ihr wisst schon, Zeugs, das Spaß macht und was man gerne tut. Lasst mich raten, ihr habt so was noch nie gemacht.“

John sah weiterhin ratlos auf den Fernseher. Ich glaube du hast Recht. Wir sind im Krieg geboren und wahrscheinlich werden wir auch im Krieg sterben. Die Völker Aegäiens werden sich nie einen. Bei uns ist so etwas wie ein Fernseher völlig überflüssig. Genauso wie das, was ihr Schule nennt.“

Sarah bekam große Augen. Die Vorstellung, dass es tatsächlich einen Ort gab, an dem Schule überbewertet wurde faszinierte sie ungemein.

„Soll das heißen, ihr geht beziehungsweise seid nie zur Schule gegangen?“

John sah sie mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck an. „Bei uns gibt es so etwas gar nicht. Wir werden von unseren Eltern in allen notwendigen Sachen unterrichtet. Wenn uns ein Thema besonders interessiert, informieren wir uns gezielt darüber. Alles andere braucht uns nicht zu interessieren.“

Sarahs Augen leuchteten regelrecht. Bestimmt träumte sie bereits von einer Welt ganz ohne Schule.

„Mist, ich habe mir anscheinend die falsche Welt zum Leben ausgesucht!“ Weder John noch Jared gaben darauf eine Antwort, aber beide bedachten ihre Freundin mit vernichtenden Blicken. Sarah bemerkte ihren Fauxpas gar nicht. Sie plapperte fröhlich weiter und zappte aller zwei Minuten erneut durch die Programme Jared und John schwiegen. Aber jetzt sahen sie sich interessiert mit Sarah eine Nachrichtensendung an. Vielleicht war Fernsehen für sie nun doch nicht völlig nutzlos. Cassy stand auf und ging in die Küche und machte sich ein Sandwich. Sarah hatte es irgendwie geschafft in diesem Tumult Essen einzukaufen. Als sie aus dem Fenster sah, entdeckte sie draußen im Garten Zane. Er stand am großen Baum und sah auf die Straße hinaus. Es ergab ein merkwürdiges Bild, auf einmal fühlte es sich an als würde die Zeit langsamer vergehen. Alles bewegte sich mit einmal schleppender, wie in Zeitlupe, die Sichtweise eines Schattens. Cassy versank in einem Gefühl der Einsamkeit. Zum Glück haben Schatten keine Gefühle, ansonsten könnten sie diese Existenz überhaupt nicht aushalten. Jedes Wesen mit noch so kleinen Empfindungen würde dort innerhalb Sekunden zugrunde gehen. Verzweifelt riss sie sich los und kehrte zu Sarah und den Nachtmahren zurück. Doch sie wusste, den Schatten konnte sie nicht mehr entkommen. Ein Teil von ihr fragte sich, ob sie das überhaupt wollte.

Jared saß neben seinem Blutsbruder John auf den Ästen des einzigen größeren Baumes in Cassidys Garten. Obwohl es mitten in der Nacht war, konnten sie perfekt sehen. Er spürte die Anwesenheit der Dämonen, aber sie waren klug genug sich von ihnen fernzuhalten. So hatten sie genügend Zeit, um über die Welt der Menschen nachzudenken. Diese war ziemlich seltsam, die Menschen hatten Dinge, die ihrerseits nie benötigte. In Aegäien lebten alle nur mit dem, was sie zum Leben brauchten. Aber das hieß nicht, dass sie unzivilisiert waren, wie die Menschen es nannten. Sie lebten einfach nur praktisch veranlagt und alle kamen damit gut zurecht. Die Kriege existierten nach Jareds Sicht nur, weil die einzelnen Völker zu verschieden waren, zum Beispiel in ihrer Lebensweise oder ihren Überzeugungen. Allerdings glaubte er längst nicht mehr, dass es irgendwann einmal Frieden in Aegäien geben wird. Dazu waren alle zu verfeindet. Vielleicht sollte es auch genauso sein. Schließlich musste es im Universum immer ein Gleichgewicht geben. Licht kann nicht ohne die Dunkelheit existieren, genauso wenig wie die Liebe ohne den Hass. Aber am meisten verabscheute er in der Welt der Menschen ihre absolute Ignoranz gegenüber der Natur, ihre schädliche Art mit dieser umzugehen. Sie ermorden sie mit einem Gleichmut, der ihn entsetzte, regelrecht ängstigte. Wie konnten die Menschen nur so sorglos mit der ihren verfahren? In seiner Welt führten sie zwar ununterbrochen Krieg, aber alle acht Völker achteten stets darauf, dass dabei ihre Natur keinen Schaden nahm. Jedem Volk war sie heilig, denn sie ist diejenige, die es ihnen ermöglichte zu leben, die sich ihren Wünschen beugte und auch anpasste ohne je eine Gegenleistung zu fordern. Ihre Kriege betrafen allein die Völker, unschuldige Tiere und Pflanzen rührten weder die Völker des Lichtes noch die der Dunkelheit an. Und so würde es auch bleiben. Sie waren zwar kriegerisch, aber nicht barbarisch und herzlos.

„Hey, was hältst du eigentlich von Sarah?“

John holte ihn mit dieser Frage wieder in die richtige Welt zurück. Als Jared deren Sinn begriff, wäre er vor Schreck fast vom Baum gefallen. Seinem Bruder musste etwas an der Menschenfrau liegen, sonst hätte er nicht von ihr angefangen.

Ausweichend zuckte er mit den Schultern. „Ich war nicht oft genug in ihrer Gesellschaft, um mir ein ordentliches Bild machen zu können. Wieso, liegt dir etwa was an ihr? Immerhin warst du oft mit ihr zusammen.“

Nun war es John der mit den Schultern zuckte. „Na ja, ich weiß nicht so genau. Sie hat viele gute Eigenschaften wie ihre Loyalität zu Cassidy, aber sie ist auch so flatterhaft und unbesorgt. Mein Instinkt weiß einfach nicht wie er mit ihr umspringen soll. Wäre sie von unserem Volk würde ich sie durchaus als meine Partnerin betrachten. Es ist irgendwie so kompliziert. Was sagst du?“

Jared war verblüfft über John Äußerung, hielt aber inne und überlegte. Sein Blutsbruder war wirklich in Schwierigkeiten. Wenn seine Instinkte der Meinung waren, dass Sarah seine Lebenspartnerin war, hatten sie wirklich ein großes Problem. Solche Verbindungen waren nicht nur verboten, sie waren eigentlich auch unmöglich. Bis jetzt hatte Jared nicht einmal gewusst, dass es überhaupt möglich war, sich mit einem anderen Wesen zu verbinden.

„Bist du sicher, dass deine Instinkte sie als deine Nestpartnerin ausgewählt haben? Sie ist doch ein Mensch, so was dürfte eigentlich nicht gehen.“

John seufzte und wirkte zum ersten Mal in seinem Leben ratlos und verwirrt.

„Ich habe absolut keine Ahnung. Meine Sinne sagen mir, sie ist die Richtige. Aber wie du schon sagtest, geht es eigentlich nicht, also sind mein Verstand, genauso meine Überzeugungen vollkommen dagegen. Ich weiß überhaupt nicht mehr weiter. Aber ich denke, ich werde in diesem Fall nichts unternehmen. Meine Instinkte irren sich und fertig.“

Jared nickte, obwohl er nicht glaubte, dass damit schon alles erledigt wäre. Doch er ließ es fürs erste auf sich beruhen. Nun saßen sie beide wieder schweigend auf dem Baum und sahen zu wie sich aus der Nacht langsam der Tag erhob.

Sobald der Morgen vollends angesprochen war, sprangen sie vom Baum herunter und gesellten sich zu den anderen. Den gesamten Vormittag verbrachten sie damit, alle möglichen Verstecke der Dämonen auf einer Karte zu verzeichnen.

Jared hielt sich den größten Teil über im Hintergrund. Cassidy war wirklich aufgelöst, nicht mal ihr Schatten schaffte es sie zu beruhigen.

Er fragte sich immer noch, wie sie es geschafft hatte so schnell in die Schattenwelt zu wechseln. Theoretisch dürfte sie das noch nicht einmal können. Aber sie hatte es getan und damit John, Sarah und ihn vollkommen ratlos vor ihrem Nest – halt, sie nannte es Bungalow – zurückgelassen. Sie hatten sie nur wiedergefunden, weil John und er plötzlich eine gewaltige Präsenz von Schattenenergie gespürt hatten. Dieser mussten sie dann nur noch folgen. Jared hoffte, so eine extreme Masse an negativer Schattenenergie nie wieder zu spüren. Er wusste zwar zu dem Zeitpunkt noch nicht, was los war, doch eins wusste er, diese enorme Energie kam nicht von dem Schatten. Sie war angefüllt von Wut, Trauer und dem Wunsch nach Rache. Durchdrungen von Gefühlen war sie für ihn noch beängstigender als die Dunkelheit eines jeden Schattens. Langsam begriff er warum wenige Menschen diese düsteren Wesen kontrollieren konnten. Vielleicht waren die Schattenseher sogar noch gefährlicher als die Schatten selbst. Im Nachhinein war er froh, nicht dabei gewesen zu sein, laut dem Schatten hatte Cassidy eine ganze Etage zerstört.

Mit einem Kopfschütteln tauchte Jared wieder aus seiner kleinen Rückblende auf. Nur um mitzubekommen wie Sarah und Cassidy sich stritten.

„Sarah, ich gehe mit, du bleibst hier! Ich will dich auch noch in Gefahr bringen! Verdammt, du hast doch keine Möglichkeit dich irgendwie zu verteidigen! Was wenn dich die Dämonen erwischen, alle anderen werden zu viel zu tun haben, um dir helfen zu können! Also bleibst du hier, Ende der Diskussion!“

Sarah stampfte daraufhin wütend mit dem Fuß auf.

„Du hast mir gar nichts zu sagen! Du bist nicht meine Mutter Cassidy! Ob ich mitkommen will ist meine Entscheidung und ich will mitkommen! Es tut mir ja leid, dass ich dir nur helfen will deine Pflegeeltern zu befreien und dass ich nicht solche Superkräfte habe wie der Rest unserer Truppe! Ich werde mit dabei sein, ob dir’s nun passt oder nicht! Vielleicht solltest du lieber zu Hause bleiben, immerhin sind die Dämonen alle hinter dir her! Du wirst deinen Eltern nicht helfen, und beiden Welten auch nicht wohlbemerkt, wenn du dich fangen und verschleppen lässt!“

Bevor Cassidy etwas sagen konnte, was sie später bereut hätte ging ihr Schatten Zane dazwischen.

„Hört auf ihr beiden und zwar sofort.“ Sein vollkommen ruhiger Tonfall brachte die beiden Menschenfrauen wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und sie beruhigten sich tatsächlich etwas. Mit wenigen Worten hatte sie doch tatsächlich beruhig, Jared war geschockt. Vielleicht sollten die Schatten als Streitschlichter in Aegäien arbeiten. So könnte sich mancher Konflikt entschärfen, bevor es zum Kampf kommt. Aber kein Schatten, nicht mal Cassidys, würde dabei mitmachen. Warum er überhaupt eingegriffen hatte wunderte ihn.

„So, statt euch zu streiten sollten wir besser aufbrechen. Wir wollten die beiden Menschen eigentlich vor Ablauf der Frist finden. Also rein logisch betrachtet wäre es besser, würde Sarah mitkommen…“ Bevor der Schatten zu Ende sprechen konnte unterbrach Cassidy ihn wütend.

„Hey, auf welcher Seite bist du eigentlich?!“ Sie starrte ihn wütend an, der Schatten erwiderte ihren Blick gleichgültig.

„Ich bin auf keiner Seite. Ich dachte du hättest besser zugehört als ich dir über die Natur der Schatten berichtet habe. Gibst du mir keinen direkten Befehl, gehöre ich niemandem und habe auch niemandem zu gehorchen. Und so tue ich immer, was unter den gegebenen Umständen das Erfolgreichste ist.“ Das hatte gesessen, Cassidy war zu verblüfft um noch irgendwas zu erwidern, so sprach der Schatten weiter und erklärte, warum er gerade zu diesem Schluss gekommen war.

„Wir brauchen Sarah, weil sie die einzige ist die die Dämonen am allerwenigsten beachten werden. Irgendjemand muss schließlich die Menschen befreien. Alle anderen werden damit beschäftigt sein gegen die Dämonen zu kämpfen, selbst du. Denn du passt auf, dass Sarah und deinen Eltern kein Dämon zu nahe kommt während ihr beide sie sucht, befreit und in Sicherheit bringt. Ist dieser Plan für dich in Ordnung, oder beharrst du weiter auf deinem Plan?“ Cassidy sagte nichts und schüttelte nur schwach den Kopf, sie sah irgendwie niedergeschlagen aus und Jared könnte schwören in ihren Augen glitzerten Tränen. Nur warum sollte sie von dem Schatten enttäuscht sein? Schließlich war er genau das was ein Schatten war und hatte auch wie ein richtiger Schatten gehandelt. Vielleicht hatte sie ja gedacht, da er ein Schatten ist und sie eine Schattenseherin, dass er ihr immer gehorchen und sie unterstützen muss. Obwohl es schien, dass Cassidy hervorragende Fähigkeiten hatte, musste sie immer noch eine ganze Menge lernen.

Da sie sich nun geschlagen gegeben hatte, dauerte die restliche Planung nur noch Minuten. So waren sie bald auf den Straßen und suchten die möglichen Dämonenverstecke ab.

Damit es schneller ging teilten sie sich in zwei Teams auf und suchten an verschiedenen Stellen. Er lief mit Cassidy gemeinsam, da sie irgendwie in Verbindung bleiben mussten und die gedankliche Kommunikation zwischen ihr und dem Schatten die beste Option dazu war. Sollte irgendjemand etwas finden konnte er die anderen verständigen und sie wären in Windeseile wieder vollzählig. Schatten waren von Natur aus schnell und Nachtmahre konnten laut Cassidy so schnell wie ein Flugzeug fliegen (was auch immer das war, aber anscheinend war es schnell). Seit ihrer kleinen Auseinandersetzung mit Sarah wirkte sie betreten und schwieg den ganzen Weg. Das erste mögliche Versteck war ein Fehlschlag, ebenso das zweite. Die andere Gruppe hatte anscheinend nicht viel mehr Glück, denn der Schatten kontaktierte sie nicht. Als sie bei dem dritten angekommen waren überprüften sie es genauso wie die anderen beiden vorher, doch auch hier waren die Dämonen nicht untergetaucht. Langsam verlor Cassidy den Mut, zumindest sah es für Jared danach aus.

„Keine Sorge, wir werden sie finden. Ein Versteck auf unserer Liste haben wir noch nicht überprüft.“ Cassidy wandte sich ihm zu dann seufzte sie und legte den Kopf in die Hände.

„Ich hoffe, du hast Recht. Die Zeit wird immer knapper! Ich bin so verzweifelt, was, wenn sie nicht rechtzeitig finden, was wenn wir nicht schnell genug sind. Ich könnte mir nie verzeihen, wenn ihnen etwas zustößt!“ Mittlerweile wurde sie von heftigen Schluchzern geschüttelt.

Tröstend legte er einen Arm um sie. „ Du darfst jetzt nicht verzweifeln, deine Eltern zählen auf dich. Lass uns noch das letzte Versteck kontrollieren, dann sehen wir weiter.“ Sie sah zu ihm auf und Jared bemerkte wie die Hoffnung in ihre Augen zurückkehrte und sie in einem wunderschönen eisblau leuchten ließ. Mit neuem Mut nickte Cassidy und sie machten sich zum letzten möglichen Unterschlupf auf. Dieser war ein altes Lagerhaus. Sobald er nah genug war, sagte seine Magie ihm, dass sie das Versteck der Dämonen gefunden hatten. Sofort ging er in Angriffsposition, aber anscheinend hatten sie ihn und Cassidy noch nicht entdeckt. Aufgrund seines Verhaltens zog Cassidy die richtigen Schlüsse und nach ihrem Gesichtsausdruck zu schließen kontaktierte sie den Schatten. 

„Okay, Zane weiß Bescheid und sagt es den anderen. Ich denke in ein paar Sekunden werden sie hier sein. Ich wechsle jetzt in die Schattenwelt.“

Jared nickte. „Wir machen alles genau nach Plan. Deine Eltern werden bald frei sein, verlass dich drauf.“

Kurz nach dem sie für ihn unsichtbar wurde erreichte der Schatten ihren Standort. John brauchte etwas länger, nicht zuletzt, da er Sarah in den Armen hielt. Er musste wirklich so schnell wie ein Flugzeug geflogen sein, denn als er Sarah hinunterließ war diese ein wenig benommen und ihre Haare waren völlig zerzaust. Nachdem sie kurz herumtaumelte fasste sie sich wieder und sah John wütend an.

„So etwas machst du nie wieder mit mir, verstanden!? Ich bin da oben vor Angst fast gestorben!“ Jared überließ es John mit ihr fertig zu werden und wandte sich dem Schatten zu, dieser betrachtete eingehend das Gebäude.

„Das wird nicht einfach, die Dämonen haben das Gebäude gut gewählt, aber wir werden es trotzdem stürmen können. Seid ihr alle bereit?“

Jared stellte sich neben ihn, nickte und entfaltete seine Schwingen.

John nickte ebenfalls und auch Sarah beendete ihre Schimpftirade und nickte.

„Dann los.“ Auf sein Kommando begannen sie alle mit dem Angriff.

John trat die Tür ein und stürzte sich auf den nächstbesten Dämon. Jared flog an ihm vorbei und wehrte einige Feuergeschosse ab, um den Weg frei für Sarah zu machen. Er wollte ihr gerade in den nächsten Raum  folgen, als sich ihm der Dämonenoffizier in den Weg stellte. Er war zwar nicht Skarrs Stellvertreter Tartarus, aber in der Rangfolge doch ganz weit oben.

Jared grinste und in seiner Hand bildete sich eine Kugel aus schwarzer Magie.

„Das wird jetzt Spaß machen!“

Er betrat als letzter das Lagerhaus. Für einen Moment sah er den beiden Nachtmahren zu, dann folgte er Cassy und Sarah weiter ins Innere des Hauses. Seit der Auseinandersetzung hatte er nicht mehr mit seinem Engel gesprochen. Er fühlte ihre Wut und ihre Enttäuschung, aber sie sah ein, dass er richtig überlegt und auch gehandelt hatte. Doch anhand ihrer Gefühle wusste er, dass sie noch nicht bereit war die Sache auf sich beruhen zu lassen. Die beiden Menschen kamen in einer großen Halle zum Stehen. Cassy drehte sich zu ihm um.

„Kann ich meine Eltern auch so wie dich und Sarah aufspüren?“

Er nickte. „Es wird zwar schwerer für dich sein, aber wenn sie nah genug sind kannst du sie aufspüren.“

Sie schloss die Augen und versuchte es. Als sie sie wieder aufschlug glomm neues Feuer in ihnen.

„Sie sind unten im Keller dieses Gebäudes, zusammen mit ein paar weiteren Dämonen.“

Sofort wollten sie und Sarah losstürmen, doch er hielt sie zurück.

„Ihr könnt nicht einfach blindlings dort hinunter laufen. Ich werde euch die Dämonen vom Leib halten, während ich kämpfe befreit ihr Cassidys Eltern und haut gemeinsam durch die Hintertür dort ab.“

Cassy folgte seinem Blick bis sie die alte, rostige Metalltür entdeckte, dann sah sie wieder ihn an und nickte. Schweigend machten sie sich daran in den Keller zu gelangen. Schließlich blieben sie vor einer Tür stehen. Cassy, immer noch in der Schattenwelt spähte durch die geschlossene Tür in den Raum. Nach ein paar Sekunden kam sie wieder und wechselte zurück in ihre Welt.

„Hier ist es, drei Dämonen halten sie im hinteren Teil des Raumes gefangen. Sie sind mit Seilen an einen alten Pfeiler gekettet, aber es scheint als hätte noch keiner ihnen etwas angetan.“

„Das ist gut. Lasst mich zuerst hineingehen, ich lenke die Wächter ab.“ Er stieß die Tür auf und schleuderte den drei Feuerwesen seine Schattenenergie entgegen. Sofort wurde der Raum in eine gespenstige Dunkelheit gehüllt. Ihm und auch Cassy machte die Dunkelheit nichts aus, aber die Dämonen und leider auch Sarah behinderte sie erheblich. Nur Sarah hatte ja Cassy, die ihr half den Weg zu finden. Von der Dunkelheit geschützt kamen die beiden Menschen unentdeckt bei Cassys Eltern an. Er spürte wie seine Energie langsam nachließ, da er schon zu lange in der Welt der Menschen war, so löste sich die Dunkelheit nach und nach in Nichts auf. Das bedeutete jedoch nicht, dass er dadurch im Nachteil war. Er zog sein Schwert und wehrte damit einige Feuerbälle ab. Während er mit den drei Dämonen die Klingen kreuzte, sah er am Rande seines Blickfeldes wie Cassy und Sarah die Fesseln lösten und ihren Pflegeeltern dabei halfen von hier zu entkommen. Als die beiden Menschen ihm am nächsten waren, wurde er von ihren Gefühlen überschwemmt. Entschlossen blendete er sie aus und konzentrierte sich darauf die Dämonen zu bekämpfen. Den ersten erwischte er mit seinem Schwert an der Schulter, sofort löste dieser sich in Luft auf. Der zweite Stoß seinerseits traf einen der verbleibenden Dämonen mitten ins Herz und auch dieser verschwand. Als der dritte dies sah wollte er fliehen, doch ein zweckloses Unterfangen, auch er löste sich innerhalb von Sekunden in Nichts auf. Erschöpft kehrte er wieder in seine Welt zurück. Langsam ging er zurück nach oben. Dort traf er auf die zwei Nachtmahre, sie hatten alle verbleibenden Dämonen getötet und warteten nun auf eine Nachricht von ihm oder Cassy. Kurz wurde er wieder sichtbar, verblüfft wandten beide sich ihm zu.

„Die Menschen sind in Sicherheit, alles verlief ohne Komplikationen. Sie sind durch die Hintertür nach draußen gelaufen.“ Damit verschwand er wieder in seine Welt, doch er sah, dass die beiden verstanden hatten und gemeinsam machten sie sich auf den Menschen zu folgen. Er könnte schneller sein, doch er wollte nicht, er war zu erschöpft und müde. Seltsam, er hatte sich noch nie in seinem Leben als Schatten müde gefühlt, nicht mal als er gemerkt hatte, dass er über Gefühle verfügte. Doch dies war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um sich näher damit zu befassen. Zum Glück dauerte es nicht lange und sie fanden alle vier Menschen unversehrt, sie hatten Schutz in einer leeren, ziemlich verdreckten Gasse nahe dem Lagerhaus gesucht. Cassys Pflegeeltern erstarrten vor Schock als sie die Nachtmahre erblickten, diese hatten ihre Schwingen  immer noch entfaltet. Als John und Jared es merkten zogen sie sie schnell ein. Er schaute zu Cassy herüber, die verzweifelt versuchte ihre Eltern zu beruhigen. Um die beiden älteren Menschen nicht noch mehr zu verschrecken sprach er nur in Gedanken zu ihr.

Cassy bring sie am besten dazu zu deinen Großeltern zu gehen, sie müssen sich erst einmal beruhigen und dort fallen sie den Dämonen vielleicht nicht noch einmal in die Hände.

Cassy hielt mitten in ihrem Versuch ihre Eltern zu beruhigen verblüfft inne und sah ihn verwirrt an, dann nickte sie.

Gute Idee Zane. Danke, dass du mir geholfen hast.

Das haben wir alle getan. Doch meine Kräfte sind erschöpft, ich war zu lange in deiner Welt. Wenn du nichts dagegen hast ziehe ich mich für die nächsten Stunden zurück, um mich erholen. Du wirst mich weder sehen noch hören können, aber ich bin da. Ruf einfach in Gedanken meinen Namen und ich bin da.

Cassy sah ihn mit großen Augen an, nickte aber erneut.

Lass dir Zeit, ich denke, dass hier wird noch eine Weile dauern.

Er drehte sich um, damit sie nicht sah wie sich sein Mund zu einem leichten Lächeln verzog. Dann zerstreute er seine Energien und ließ seine Gestalt damit in Dunkelheit zerfließen. Dies war in gewisser Weise sein Schlafzustand, er wurde einfach zu Nebel und wenn er sich genug erholt hatte kehrte er in seine eigentliche Gestalt zurück. So vergingen einige Stunden, er wusste nie wie viele es waren, aber es dauerte in keinem Fall besonders lange. Er glaubte sogar, dass er der einzige Schatten war, der ‚schlafen‘ musste, andere Schatten verausgabten sich nicht derartig. Aber das war ihm egal als er sich nach einiger Zeit wieder in Cassys Schlafzimmer materialisierte. Sein Engel saß auf dem Bett und las, erschreckt schaute sie auf, doch als sie ihn erkannte beruhigte sie sich. Stumm wechselte er in ihre Welt.

„Da bist du ja wieder, du warst für fast fünf Stunden verschwunden. Musst du das immer machen, wenn du aus unserer Welt in deine zurückkehrst?“

Er schüttelte den Kopf und ließ sich neben ihr auf der Bettkante nieder. „Nein, nur wenn ich besonders lange in der anderen Welt war und meine Energien nahezu aufgebraucht sind.“

Eine Weile schwiegen sie, bis Cassy schließlich das Schweigen brach.

„Hör mal, es tut mir Leid, was ich bei dem Streit vorhin zu dir gesagt habe. Ich verstehe jetzt warum du so gehandelt hast. Und ich muss ehrlich sagen, ich war froh, dass Sarah dabei war. Verzeihst du mir, dass ich dich so angefaucht habe?“

Er legte behutsam einen Arm um ihre Schultern und zog sie an sich.

„Es gibt nichts zu verzeihen. Ich war dir nie böse, du hast einfach gehandelt wie du es für richtig hieltest weiter nichts. Und dafür kann man dir nicht böse sein, du warst außer dir, weil die Menschen entführt wurden, die dir am meisten bedeuten. Wäre ich noch menschlich hätte ich genauso gehandelt. Jetzt als Schatten habe ich andere Ansichten als ihr Menschen.“

Er drückte einen Kuss auf ihr Haar und sie schmiegte sich mit einem glücklichen Lächeln an ihn. Doch bevor er sie richtig küssen konnte, spürte er eine fremde Energie. Jemand kam auf das Haus zu und es war nicht klar, ob der Fremde ihnen freundlich gesonnen war. Er stand auf und erschreckte damit Cassy, beunruhigt stand sie ebenfalls auf und sah ihn an.

„Zane, was ist los?“

„Ein Fremder…aus Aegäien.“ Entsetzt keuchte sie auf und folgte ihm ins Wohnzimmer. Die Nachtmahre hatten den Fremden ebenfalls bemerkt. Alle gingen in Angriffsstellung vor der Tür, Cassy nahm sich Sarah und beide gingen hinter der Couch in Deckung.

Doch als sich die Tür öffnete war es kein Dämon, es war ein Nachtmahr.

John und Jared keuchten gleichzeitig auf. „Vater!“

Verblüfft betrachtete er den Fremden, dieser musterte ihn seinerseits. Plötzlich leuchtete Verstehen in seinen Augen auf.

„Ein Schatten, meine Söhne haben nicht gelogen! Das ist unmöglich, die Phiole wurde zerstört. Alle Schatten wurden aus den Welten verbannt. Du dürftest gar nicht hier sein!“

<< So ihr Lieben! Nach eeeeeewiger Wartezeit hab ich das Dokument mit Madls Büchlein endlich wiedergefunden :) Also geht's jetzt weiter mit Kapitel 11 :D

Viel Spaß damit!

Herzallerliebsteste Grüße von Madl und mir! :D>> 

Continue Reading

You'll Also Like

2.5M 78.2K 66
Bei Dark Race jagen fünf Jungs ein Mädchen bei Nacht durch den Wald. Wenn sie zuerst zurück zum Lagerfeuer findet, hat sie gewonnen, aber wenn einer...
2.6M 72.6K 74
Ich wäre in meiner Welt voller Lügen ertrunken, bis er gekommen ist. Er zeigte mir ein Leben, ein Leben was ich noch nie zuvor erlebt habe. Wäre er n...
1.3M 36K 57
"Eine Million! Ich gebe dir eine Million für sie." "Was?" - "Sie ist doch nicht mal so viel wert. Sie ist unerfahren, eine Jungfrau! Sie kann dir n...
Die Augen By Esra Emiral

Mystery / Thriller

1.6M 53.6K 75
Aria Evans ist ein Mädchen, die ein normales Leben führt, doch als sie mit ihrer Oma auszieht und in eine neue Schule geht, verändert sich ihr Leben...