Götterstimme - Lieder der Unt...

By ElysaDreamover

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Er wartete nicht darauf, dass sie etwas dazu sagte. „Du fragst dich sicher, weshalb du hier bist. Dazu muss i... More

Kapitel 1 - Menschen gehen so schrecklich schnell kaputt - Part 1
Kapitel 1 - Menschen gehen so schrecklich schnell kaputt - Part 2
Kapitel 2 - Eltern - Part 1
Kapitel 2 - Eltern - Part 2
Kapitel 2 - Eltern - Part 3
Kapitel 3 - Die sterbende Stadt
Kapitel 4 - Schwarzlicht - Part 1
Kapitel 4 - Schwarzlicht - Part 2
Kapitel 5 - Mänaden und Nyx - Part 1
Kapitel 5 - Mänaden und Nyx - Part 2
Kapitel 6 - Schlechte Poesie - Part 1
Kapitel 6 - Schlechte Poesie - Part 2
Kapitel 7 - Eiseskalt und Feuerwarm
Kapitel 8- Eingesalbt, in weißen Tüchern
Kapitel 9 - Charonstaler
Kapitel 10 - Cal
Kapitel 11 - Zu spät.
Epilog
Danke.
WICHTIG! - Wattpadtreffen

Prolog

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By ElysaDreamover

Teil 2 von Götterstimme! Teil 1 ist auf meinem Profil zu finden!<3 <3
________
Wie war es nur möglich, dass jemand diesem kleinen Engel solche Schmerzen zufügte? Wie konnte jemand das nur über sich bringen?

Leander starrte auf diese Szene, die er nur erblickte, weil Leya geschrien hatte. Sie hatte um Hilfe geschrien und er war gekommen um sie ihr zu geben.

Und jetzt... das.

Es war zu dunkel um Einzelheiten zu erkennen, aber dennoch wusste er, was geschah, was Hermes Leya gerade antat. Er hatte ihn daran erkannt, dass aus seinen Füßen Flügel sprossen. Und dieses ... Monster, dieser Gott kniete gerade zwischen den Beinen dieser wunderschönen, klugen, starken Frau und vergewaltigte sie ohne auch nur einen Funken Reue zu verspüren.

Am liebsten würde sich Leander auf ihn werfen, auf diese Bestie und ihn von der Klippe stoßen, damit die Fluten des Meeres dem Gott zeigen konnten, wie es war, wenn einem das angetan wurde, was der Gott gerade der wunderbaren Leya antat.

Doch da er wusste, dass Hermes unsterblich war und unglaublich stark noch dazu - ein Gott, wie er im Buche steht eben - begnügte er sich mit einem Ausruf, als er entdeckte, dass der leblose Körper seines Bruder, Cals Körper, in der Nähe von Leya lag: „Cal! Leya!"

In etwa dem selben Moment, grunzte der Gott noch einmal laut auf, bewegte sich ein Stück nach hinten um sich aus Leya zu entfernen und flog ein Stück nach oben. Mit einem breiten, ekelhaften Grinsen, aus dessen Mitte zwei lange, spitze Zähne - sie sahen aus wie übergroße Schlangengiftzähne - herausragten, drehte Hermes sich um und fing an zu sprechen:

Huch, wer kommt denn da? Sieht ja fast so aus, wie der andere." Der Gott musterte Leander wohlwollend und fing dann an laut zu lachen. Dabei schrumpften die Schlangenzähne auf normale Menschengröße zusammen. Er schwebte ein kleines Stück vor Leya und drehte nun seinen Kopf zu ihr: „Dann hast du ja Ersatz, meine Kleine..." Er runzelte einen Moment die Stirn, dann schmunzelte er und fügte an: „Huch. Du bist ja schon total weg. Hm... Liegt wohl daran, dass du so klein bist. Traurig." Kurz klang er wirklich bedauernd. Das verschwand aber ganz schnell wieder aus seiner Stimme. Leander wollte eigentlich zu Leya und seinem Bruder, aber er wusste nicht, was Hermes tun würde, wenn er das versuchte.

Aber egal." sprach der Gott weiter. Er drehte sich mit einem zwinkern zurück zu Leander. „Viel Spaß noch... Wie heißt du denn? Ach, eigentlich interessiert mich das nicht." Hermes deutete ohne zu dem regungslosen Körper des Mädchens hinzusehen auf sie und meinte: „Ein bisschen dürfte die Kleine noch leben, also halbwegs warm sein und sich lebendig anfühlen. Wenn du dich beeilst, kannst du wirklich noch deine Freude an ihr haben, bevor sie stirbt. Vorbereitet hab ich sie ja schon." Er lachte dreckig. Leander versuche seinen Zorn zu verbergen, er versuchte es wirklich, aber er konnte sich nicht davon abhalten die Fäuste zu ballen und mit seinen Zähnen zu knirschen. Würde er das nämlich nicht tun, dann könnte er sich nicht auf die kleinen Wunden konzentrieren, die seien eigenen Fingernägel in seine Hand gruben oder auf das Blut, das dadurch über seine Finger floss.Und wenn das wiederum geschehen würde, dann würde er losrennen und mit allem, was er hatte gegen diesen verdammten Gott kämpfen.

Süß. Jetzt bist du wütend. Ja, ich kann das an deinem Blick sehen, aber wenigstens bist du kontrollierter als dein - wie ich vermute - Zwilling. Gut so. Hast dadurch bessere Überlebenschancen." Hermes nickte anerkennend mit seinem Kopf. „Aber jetzt hab ich sowieso keine Lust auf deinesgleichen. Ich hab, was ich wollte. Jetzt geh ich Hummer essen. Tschüsselchen."

Diese ganze Situation wirkte so surreal. Hermes, ein Jahrtausende alter Gott, hatte gerade ernsthaft das Wort 'Tschüsselchen' von sich gegeben, während er über den bewegungslosen Körper von Leanders Bruder und von dem Mädchen, das sowohl Leande, als auch Cal liebten, schwebte. Gleichzeitig gab es auch noch ein Wintergewitter, ein höchst seltenes Phänomen bei dem ein Gewitter mit Schneefall tobte, das allerdings bereits wieder am abklingen war und es war mitten am Tag so stockdunkel wie in finsterster Nacht.

Wäre nicht alles so tragisch, hätte Leander darüber gelacht. Aber jetzt war ihm nicht unbedingt zum Lachen zumute.

Der Gott winkte Leander mit der rechten Hand zu, während er kichernd weiter nach oben flog. Kurz folgte Leander ihm mit seinen Augen bis sein Körper in den Wolken verschwand, dann rannte er zu den beiden Leblosen.

Er stürzte zuerst zu Cal, weil er bei Leya genau sehen konnte, dass sie noch atmete. Ihr nackter Brustkorb hob und senkte sich sogar noch recht stark. Aber bei Cal war da nichts mehr.

Leander ließ sich zwischen die beiden Liebenden sinken. Sein Bruder hatte seinen Blick auf Leyas Gesicht gerichtet und seine weit aufgerissenen Augen starrten blicklos auf die Stelle, wo bis gerade eben noch Leyas geschlossene Lider gewesen waren, die nun von Leanders Beinen verdeckt wurden.

Leander sah, dass Cal nicht mehr atmete, aber er hatte die Hoffnung, dass zumindest sein Herz noch schlug. Als er sich gesetzt hatte, hatte er neben den tausenden Schürfwunden eine Bisswunde, die der einer Schlange glich, in seinem Bein gesehen. Daraus schloss er, dass Hermes seinen Bruder und vermutlich auch Leya, ihrem Hals nach zu urteilen, gebissen hatte. Das Gift wirkte wohl wie ein Nervengift, vielleicht in Richtung von dem der schwarzen Mamba. Es war wohl sehr schnell und heftig wirksam.

Leander beugte sich über die Brust seines Bruders, zerriss die Kleidung über seinem Herzen und drückte sein Ohr gegen seine nackte Haut. Gleichzeitig presste er seinen Mittel- und Zeigefinger auf die Halsschlagader.

Irgendwo musst doch ein kleines Pochen sein. Nur ein winziges. Bitte.

Er betete zu Göttern, Gott, Engeln oder was sonst noch alles da oben sein sollte. Sein Bruder konnte nicht tot sein. Das war nicht möglich. Doch je mehr Zeit verstrich, desto stärker fiel seine Hoffnung in sich zusammen und alles was blieb, war ein großes Loch in seiner Seele.

Tränen flossen in Strömen über sein Gesicht, ebenso wie der schmelzende Schnee, aber jetzt durfte er diesen Gefühlen nicht nachgeben, die drohten ihn zu überwältigen. Immerhin war Cal nicht der einzige Mensch auf der Klippe.

Schnell drehte sich Leander um.

Nun lag Leya vor ihm. Wie ein gefallener Engel lag sie dort im Schnee. Gebrochen und wunderschön zugleich. Hätte er nicht solche Angst um sie gehabt, er hätte das Bild bewundert.

Er konnte genau sehen, wie sich ihre entblößte Brust hob und senkte, gewillt ihren Besitzer am Leben zu erhalten. Rasch betete er ihren Kopf auf seinen Schoss, damit er besseren Zugriff auf ihren Hals und damit auf die Einbisswunde hatte.

Wenn das Gift, das zweifelsohne in Leyas Körper war, wirklich von dem Gott stammte, dann wusste Leander nur von einem Mittel, das vielleicht dagegen helfen könnte.

So schnell er konnte ließ er Silphium in seiner rechten Hand entstehen. Die Pflanze wegen der sich die Superior und Inferior schon seit der Antike - da sie dort in freien Natur ausgestorben war - bekriegten, konnte göttliche Gifte heilen zu denen wohl auch das Hermesgift zählte.

Den Blick stur auf Leya gerichtet, stopfte er sich die Blüten, eingeschlossen Stängel in den Mund und zerkaute alles zu einer hellgelben Masse. Das war zwar sicherlich nicht die beste Methode um das Gegengift aus dem Pflanzenkörper zu lösen, aber die einzige, die Leander zur Verfügung stand. Darum spuckte er die Pampe in seine Hände, drückte die eine auf Leyas Mund und die andere auf ihren Hals.

Er hatte große Angst um sie, weil ihr Atem weniger stetig geworden war und ihre Haut immer weniger Hitze abstrahlte.

Wie ein Raubtier hatte sich die Furcht in ihm aufgebaut, bereit zum Sprung. Zuerst geschah nämlich nichts. Leya lag nur weiterhin bewegungslos da, so als wäre sie bereits tot. Der Atem stockte immer mehr.

Leya... Alles wird gut. Ich kann deinen Herzschlag spüren. Bitte, bleib bei mir." sagte Leander leise, einerseits um Leya dazu zu bewegen ein Lebenszeichen zu zeigen, andererseits um sich selbst zu beruhigen. Seine Sicht verschwamm durch eine neue Tränenwelle, die seine Haut benetzte.

Vermutlich sollte er sie sterben lassen, damit sie nicht die Chance bekam als Orpheus den Götterkrieg auszulösen, aber er konnte es nicht. Er konnte es nicht zulassen, dass sie ging. Dazu war er nicht stark genug.Wenn er schon seinen Bruder verlor, dann musste doch wenigstens sie zurückbleiben.

Um sich von den Gedanken und seinem schlechten Gewissen abzulenken, nahm er seine Hände von Leya und zog sich die Jacke aus. Ihm wurde zwar sofort kalt, aber dafür war Leya nicht mehr nackt, als er das Kleidungsstück über sie legte.

Alles wird gut. Du wirst nicht gehen. Das lasse ich nicht zu. Du bleibst bei mir. Du musst bei mir bleiben." Er sah auf sie nieder, strich sanft über ihre Haare und ihr Gesicht. Wieso tat sich denn ncihts? Hatte er etwas falsch gemacht? War er zu spät gekommen?

Doch dann fing sie endlich an zu schlucken.

Trotz der Tränen lächelte Leander vor Freude. Es war egal, dass er die Halbgötter und Menschen auf gewisse Weise verraten hatte, weil er Leya zum Leben verholfen hatte. Es war vollkommen egal. Wenigstens war sie am Leben.

Davor hatte sich Leander immer gefürchtet, deshalb hatte er seit seiner Kindheit nicht mehr geliebt. Er wollte dieses Mädchen nicht über seine Familie stellen, aber er konnte nicht anders.

Für wenige Augenblicke war es ihm vergönnt in dem Glücksgefühl zu schwelgen, sein Gewissen zu vergessen und auf eine lebende, atmende, schluckende Leya hinabzusehen, aber das war schnell vorbei.

Denn plötzlich riss das Mädchen die Augen auf und starrte blicklos in einem stummen Schrei versunken nach oben. Doch der schmerzverzerrte Gesichtsausdruck war die Ruhe vor dem Sturm, da sie sich kurz darauf aufbäumte, wie wild um sich schlug und sich umherwältzte, vollkommen ungeachtet ihrer Umwelt.

Ihre Schläge trafen mehr als einmal Leanders Körper, aber er ignorierte den damit verbundenen Schmerz und packte so schnell er konnte ihre Arme um sie dann auf den Boden zu drücken.

Ihre Bewegungen würden nur ihre Heilung blockieren und sie könnte sich verletzen. So war es besser.

Verdammt, wieso konnte man in Leyas Gesicht nur so gut lesen? Er konnte genau erkennen, dass sie Schmerzen hatte. Unglaubliche Schmerzen. So als würde sie bei lebendigem Leibe verbrennen. Hatte das Gegengift nicht angeschlagen?

Zwar fixierte sich ihr Blick erst recht spät aber durchgehend schien es ihm, als würde sie ihn vorwurfsvoll ansehen, weil er nicht früher gekommen war, weil er den Gott nicht aus eigenen Kräften vertrieben hatte, weil er sie nun zurückgeholt hatte in eine Welt, die nur Schmerzen für sie bereithielt. Und er wusste, dass sie recht hatte. Wieso hatte er das nicht getan? Wieso hatte er es nicht geschafft, dass sie ihn liebte und nicht seinen Bruder, dann wäre der nämlich jetzt am Leben und sie wäre vermutlich in der Unterwelt, losgelöst von der Verantwortung ihre große Liebe in der Unterwelt zurückzulassen.

Leise schluchzte Leander auf. Er durfte nicht daran denken. Jetzt war nur wichtig, dass Leya überlebte. Sie würden einen Weg finden um das Problem zu lösen.

Ihr Blick wurde langsam klarer, sie schien wieder zu erkennen, was sie ansah und auch ihre Atmung wurde stetiger. Sie stoppte mit ihren heftigen Bewegungen und lag nur noch auf dem Boden, vollkommen konzentriert auf die eigene Atmung.

Vorsichtig nahm Leander seine Hände von ihren Armen und fuhr mit seinen Fingern durch ihre zerzausten, schlammverkrusteten Haare.

Er konnte beobachten, wie seine eigenen Tränen auf Leyas Haut landeten und an ihrem Gesicht hinabflossen so als würde sie so wie er weinen.

Du bist wach." flüsterte er. „Du bist wach. Dich hab ich nicht verloren."

Überwältigt von einem Gefühlschaos, das ihn zu zerreißen drohte, presste er sein Gesicht an ihren Hals. Er brauchte jetzt einfach ihre Nähe. Es war ihm egal, dass das wirklich selten unpassend war, aber er brauchte das Gefühl von ihrer Haut an seiner, wollte ihren zarten Duft in sich aufnehmen. Sie lebte und sie würde bald verstehen, was er gerade durchmachte. Sie würde bald dasselbe fühlen. Sie hatte Cal ebenso wie er verloren.

Leander unterdrückte das Schluchzen so gut es ging. Er durfte nicht zu auffällig sein. Noch hatte sie nicht verstanden, dass etwas nicht stimmte. Noch hatte sie nicht verstanden, dass jemand bei ihrer kleinen Zusammenkunft fehlte, dass damit die größte Bürde von allen einherging.

Aber der Augenblick war zu schnell vorbei, weil sie ihn mit einem Mal von sich drückte bis sie einander wieder in die Augen sehen konnten.

Was meinst du damit? Was meinst du mit: 'Dich habe ich nicht verloren.'?"

Wieso konnte Leya denn keine von diesen hübschen Dummchen sein, die sonst überall herumliefen? Wieso musste ihr so was auffallen?

Ihr Stimme klang nicht gesund, sondern kratzig und heiser, aber trotzdem schön wie immer. Jedoch brachte Leander es seinerseits nicht über sich zu antworten. Er sah sie nur an und musste in ihren Augen miterleben, wie ihre Freude darüber erlosch, dass sie lebte und nur noch Angst und Unglauben zurück blieb.

Wo ist Cal? Ist er noch gelähmt? Ich weiß, dass man hören kann, wenn die Lähmung einsetzt. Wir können mit ihm reden, ihn beruhigen, ihm sagen, dass alles gut ist. Dass er gerettet ist. Wir haben es geschafft. Wir haben überlebt. Lass mich zu ihm. Das schaff ich schon."

Sie klang so verzweifelt und weigerte sich, sich die Wahrheit einzugestehen, die sie schon kannte. Er wusste, dass sie sie schon kannte. Darum schwieg er weiter, drückte aber ihre Arme wieder in den schlammigen Schnee. Gleich würde sie nicht mehr nur reden um zu Cal zu kommen. Gleich würde sie aufspringen und sich auf seinen toten Körper werfen, aber er durfte das nicht zulassen. Seit er gesehen hatte, dass sein Bruder tot war, Leya aber trotzdem noch auf der Erde weilte, vermutete er, dass sie Cal anfassen musste um mit ihm in die Unterwelt zu reisen.

Zumindest hoffte er das. Denn davon konnte er sie abhalten. Rein körperlich war er ihr gerade jetzt deutlich überlegen.Und dann würden sie Zeit haben um eine Lösung zu finden, um sie alle zu retten.

Ich will Cal sehen! Lass mich los, Leander." Sie stemmte ihre Hände gegen seine, versuchte sich loszureißen. „Ich kann ihn trösten, Leander! Ich weiß, wie sich die Lähmung anfühlt! Das ist furchtbar! Vor allem, wenn sie langsam aufhört. Bitte, lass mich ihm helfen!" Ihre Stimme wurde wieder kräftiger, das war ein gutes Zeichen, aber ihre Worte entsprachen dem Gegenteil. Sie weigerte sich irgendetwas einzugestehen. Leander konnte es nachvollziehen.

Trotzdem flüsterte er mit rauer Stimme, während er seinen Griff verstärkte: „Nein. Leya. Ich kann dich nicht zu ihm lassen. Du darfst ihn nicht sehen."

Du kannst mir das weder verbieten, noch kannst du mich davon abhalten!" brüllte sie auf, allerdings machte ihre Stimme nicht bis zum Ende hin mit und brach bei den letzten Worten deutlich hörbar.

Die kleine Leya riss sich aus seinen Händen, sprang auf und war - wie es aussah - kurz davor wieder zu fallen, sobald sie stand. Ihr Körper war wohl noch mit Regeneration beschäftigt und deshalb war ihr wohl schwindelig geworden.

Dennoch ging alles zu schnell und Leander konnte nicht verhindern, dass sie über ihn hinweg sah, auf den leblosen Körper, der im Schnee lag.

Er wusste, was sie sah. Seinen Bruder, der tot umgeben von seinem eigenen Blut im weißen Schnee lag, mit Augen aus denen seine Seele gewichen war.

Cal." hauchte das Mädchen, das dastand wie erstarrt.

Allerdings nur für einige Augenblicke, denn sie rief laut: „Nein! Er lebt! Wieso hast du dich denn nicht um ihn gekümmert! Er braucht deine Kräuter! Leander! Mach schon! Bitte! Los!"

Panisch schrie sie den Befehl und rannte auf Cals Körper zu. Sie wollte sich zu ihm in den Schnee stürzen, ihn an sich pressen bis sie selbst ebenso wenig atmete wie er. Sie würde alles aufgeben nur um ihn zurückzuholen. Sie würde alle Lasten vergessen, die ihr von den Teppichen auferlegt wurden. Aber - obwohl es ihm beinahe ebenso erging - würde er das nicht zulassen.

Nein!" schrie er, sprang auf und umfasste Leya mit aller Kraft, bevor sie noch einen weiteren Schritt tun oder gar Cal berühren konnte.

Er lebt! Wir müssen ihm helfen!" Wieso sah sie es denn nicht ein? Es tat verdammt nochmal weh, wenn er ihr immer wieder widersprechen musste. Er wollte ebenso wenig, wie sie, dass sein Bruder tot war. Wer wünschte sich das denn bitte?

Nein, Leya! Nein. Er ist tot! Es ist zu spät!" Wie sie selbst, schrie er die Worte in ihre Ohren, damit sie genau verstand, was er sagte.

Die einzige Reaktion darauf war, dass sie begann sich zu winden, wie ein Tier und sich heftig gegen seinen Griff stemmte, den er nur noch weiter verstärkte.

Seine Finger krallten sich schon beinahe in ihre Haut, nur damit sie nicht von ihm wegkam. Sie durfte nicht zu Cal. Sie durfte es einfach nicht. Denn, dass sie noch hier stand und ihn kratzen konnte, bewies seine Theroie, dass sie Cals Leichnam berühren musste um in die Unterwelt zu gelangen.

Lass mich los!" Ihre Stimme war schrill, panisch und wütend. Leander verstand sie nur zu gut, aber er konnte ihrem Wunsch nicht nachkommen.

Nein! Hör auf, Leya! Es ist vorbei!"

Er lebt! Er lebt, verdammt nochmal! Lass mich zu ihm!"

Nein! Leya. Stopp!"

Du lügst!" warf das Mädchen, das er ebenso wie sein toter Bruder liebte, ihm vor. Doch anstatt ihr zu widersprechen, erwiderte er das, was er fühlte bei ihren Worten.

Wieso sollte ich?" flüsterte Leander ihr ins Ohr. Er hörte sein eigenes Blut in seinen Ohren rauschen, spürte die Hitze seiner Tränen überdeutlich auf seinem Gesicht und verstand erst jetzt wirklich, was geschehen war. Sein Bruder war tot. Er war tot. Einfach weg.

Leya schien es ähnlich zu gehen. Ihre Gegenwehr erstarb und sie hing nur noch angespannt in seinen Armen, während sie Cals Körper anstarrte.

Und dann kam er. Der Schrei, der Leanders Herz zerriss und es in Fetzen zurückließ. Der Schrei, der seine eigene Qual wiedergab und ihn voll und ganz verstehen ließ, was und vor allem wen er verloren hatte. Der Schrei, der ihm alle Kraft raubte und ihn gemeinsam mit Leya erschlafft auf dem Boden aufschlagen ließ. Der Schrei, der eines Orpheus mehr als würdig war.

Cal!"

_____________

Sodala! Weiß noch nicht genau, wann das erste richtige Update vom zweiten Teil kommt!^^ Aber hier zumindest der Prolog, damit ihr das Büchlein bei euch in die Bibliothek ziehen könnt^^

Song:

Thorsten Einarsson - Leya

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