Kapitel 2 - Eltern - Part 2

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„Leander? Wo bist du? Elissa?" Thalias Stimme hallte intensiv im Haus wieder.

Leise stieg Leya die Treppe weiter hinunter. Sie kam gerade rechtzeitig unten an um zu sehen, wie Thalia und Marcos ihren Sohn in die Arme schlossen. Tränen rannen über die drei Gesichter von Cals Familie. Schmerz stand in ihrem Ausdruck. Der unglaubliche Schmerz darüber einen Teil von sich selbst verloren zu haben.

Und alles war ihre Schuld. Sie hätte etwas tun müssen. Sie hätte singen sollen um Hermes von seiner Tat abzuhalten. Oder sie hätte verschwinden müssen bevor das alles geschehen war.

Leya wusste nicht genau, wie lang die Drei in dieser Pose verharrt waren, aber irgendwann lösten sie sich voneinander und Thalia teilte den Anwesenden mit: „Wir fliegen morgen nach Venedig. Zur Familie." Die Rothaarige hob ihren Blick und fixierte Leya. „Du kommst auch mit, Leya. Du musst bei uns bleiben, damit wir deinen Abstieg kontrollieren können."

Sie nickte schweigend, traute sich nicht etwas zu der Mutter desjenigen zu sagen, dessen Tod sie mitverschuldete.

Es schien ihr, als könnte Thalia die Mörderin seines Sohnes nicht länger ansehen, denn die Frau wandte ihre Augen so schnell sie konnte wieder ab und fragte an Leander gewandt: „Wo ist Elissa?"

„Sie...sie liegt oben in meinem Zimmer. Ich musste sie... ruhig stellen, weil sie Leya angegriffen hat." erklärte er daraufhin.

Mit einem Seitenblick auf Leyas Würgemale nickte Thalia und murmelte: „Ich verstehe."

Ein betretenes Schweigen machte sich im Raum breit, das jedoch von Marcos durchbrochen wurde: „Dann essen wir mal etwas, oder? Ich habe jedenfalls großen Hunger."

Mit einem recht gezwungenem Lächeln trat er zu Leya und bot ihr seinen Arm an um sie mit sich in die Küche zu nehmen. Zögerlich folgte sie Cals Vater und ließ sich auf der Holzbank an der Wand nieder.

Sie konnte die Stimme von Leander und Thalia durch die inzwischen geschlossene Küchentür hören. Leya verstand nicht, was sie sagten. Sie wollte es auch gar nicht wissen.

„Was willst du denn, Leya? Nur ein Brötchen oder gleich Pfannkuchen? Ich kann auch Spiegeleier machen. Wenn ich mich nicht ganz täusche, müsste ich auch noch Speck im Gefrierfach haben..." Macos sprintete regelrecht vom Herd zum Kühlschrank und wieder zurück. Gleichzeitig deckte er den Tisch und presste ein paar Orangen aus.

„Marcos...Marcos... Marcos! Stop!" Leya rief den Namen von Cals Vater solange bis er endlich innehielt und sie ansah. „Du...Du musst nicht nett zu mir sein. Cal ist wegen mir tot. Ich weiß, dass du mich hasst. Es ist meine Schuld. Zeig mir das ruhig. Ich bin schon kaputt und dir wird es danach besser gehen." Sie starrte die Tischplatte an. Ihre Fingernägel gruben sich in das Holz.

Er schwieg kurz, dann sagte er mit ruhiger, schmerzgepeinigter Stimme: „Mir kann es nicht besser gehen, Kind. Mein Sohn ist gestorben. Und ich konnte mich nicht von ihm verabschieden. Das einzige, was mir bleibt, ist, dass ich meine Gewohnheiten aufrechterhalte und mich um alle kümmere. Ich kann nämlich nichts anderes machen. Du kannst dich darauf konzentrieren den Götterkrieg zu verhindern, Elissa und Leander können versuchen einen Ausweg aus der Miesere zu finden, meine Frau kann sich mit der Familie beraten und ich... Ich bin der einzige Normalsterbliche in dieser Familie. Mir bleibt nur die Küche. Ich tue das nicht für dich, sondern für mich. Also sei still und such dir dein Frühstück aus."

Marcos wartete nicht auf ihre Antwort, sondern stellte einfach einen Teller mit einem belegten Brot vor sie hin. Dann drehte er sich weg und machte sich an die Arbeit um ein Mittagessen auf den Tisch zu zaubern.

Der restliche Tag verlief durch und durch ereignislos. Alle verbrachten die Stunden bis zum Flug in der Früh mit packen, schweigen und schließlich schlafen, doch mitten in der Nacht, in diesen Stunden vor dem Sonnenaufgang, die die ganze Welt in tiefste, undurchsichtliche Finsternis hüllten, erwachte Leya aus einem Albtraum. Eigentlich war es kein Albtraum gewesen, sondern nur immer wieder die letzte Minuten, die sie mit Cal erlebt hatte und zum Schluss seine leeren Augen, die sie anstarrten und nur zwei Worte zu sagen schienen: Deine Schuld.

Es war dasselbe wie mit ihren Eltern und Angel. Sie schickte all ihre Lieben in die Verdammnis und wenn sie nun gehen würde um Cal und ihre Seele mit ihm aus der Unterwelt zu retten, dann würde sie nicht nur ihre Lieben, sondern die ganze Menschheit in den Tod stürzen.

Leya starrte mit leerem Blick in die Dunkelheit, an die unkenntliche Decke, die sie auch in ihrer Nacht mit Cal gesehen hatte.

Hass stieg in ihr auf. Hass auf all die schönen Erinnerungen, die sie dazu treiben würden hinabzusteigen und die falsche Wahl zu treffen, Hass auf Hermes, weil er dafür gesorgt hatte, dass die Teppiche ihren Willen bekamen, Hass auf sich selbst, weil sie versagt hatte und natürlich Hass auf das verdammte Orpheusbild, das sie dazu zwingen wollte für den Untergang der Welt zu sorgen.

Das Gefühl breitete sich wie ein Virus in ihr aus, vermischte sich mit Wut und Schuld bis in ihrem Kopf jeder vernünftige Gedanke bis auf einer ausgeschaltet wurde: Sie musste vergessen.

Wenn sie sich nicht mehr an Cal erinnern konnte, dann würde sie ihn nicht retten müssen. Sie würde in Frieden leben können und vielleicht würde ihre Seele dadurch von allein wieder zurückkommen. Sie war egoistisch, aber sie war nun einmal keine Heldin oder eine verdammte Romanfigur, die alles aufopferte um ihre grße Liebe zu retten. Sie würde Cal lieber tot sein lassen und dafür von alldem hier verschwinden. Sie war kein Idealbild eines Menschen. Sie war nur ein Mensch.

Darum stand Leya auf.

Sie ließ die schwarze Decke in der Finsternis zu Boden gleiten und verließ ihren Raum nur bekleidet mit Unterwäsche und einem weiten T-Shirt, das ihr kaum über den Po reichte.

Sie wusste, wo sie vergessen konnte. Sie kannte die Lösung ihrer Probleme. Und sie wusste, was sie tun musste um eben jene zu bekommen.

Auf nackten Füßen tapste sie den Flur entlang. Vor Cals Tod wäre ihr jetzt kalt gewesen, weil es ihr schlecht ging und die Temperatur hier nicht gerade angenehm war, aber nun machte ihr das nichts aus. Sie fühlte die Kälte endgültig nicht mehr. Genauso wie all die Gefühle, die sie früher in sich getragen hatte. Ohne Seele war man eben nur noch halb am Leben.

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Okay, irgendwie echt kurz das Kapitel... Sorry. Aber wie man vermutlich an dieser Uhrzeit bemerkt wo ich das poste (1:49 Uhr nachts)bin ich grad leicht am Ende.:P

Schreibe im Moment meine Seminararbeit (jeder der mal in bayern in der 12. war bzw. ist kann da vermutlich ein Liedchen von singen) und bin tendenziell ein bisschen überfordert von nun ja allem.XD Muss grad auch ziemlich viel Mist egen FSJ und so regeln. Also unterm Strich, tut mir leid, dass es so wenig ist! Aber die nächste Szene muss ich komplett posten weil die in Teilen keinen Sinn macht und deswegen wird das nächste Kapitel dafür schön lang! Falls ich grad Mist rede, es ist fast zwei Uhr in der Nacht. Bitte nehmts mir nicht übel! (Ich hab grad übrigens Ferien, deswegen kann ich um die Uhreit wach sein ohne angst vor schulischen Folgen haben zu müssenXD)

Na ja, ich bedank mich jetzt an dieser Stelle auch mal für die ganzen neuen Leser, die in letzter Zeit so hinzu gekommen sind! Also echt mal, Leute! Ihr lest das KOMPLETTE erste Buch einfach mal so innerhalb von 2 Tagen! WOW! Hab da jedes Mal wieder nen Schock!XD Danke dafür!

Und für die vielen Votes für den Piper-Award!^^ Danke!<3

Genug geschleimt, jetzt gibts noch ein Lied und dann geh ich pennen! Nachti!<3 (Nicht wundern, bin übermüdet, führe Selbstgespräche und rede wirres Zeug)

Song:

David Guetta - She Wolf

Götterstimme - Lieder der UnterweltWhere stories live. Discover now