behind the screen

By 07nia11

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Tessas Leben ist alles andere als ein Traum. Ihr Vater trinkt und schlägt sie und ihre Stiefmutter behandelt... More

Verlosung!
Behind the Screen wird veröffentlicht!
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50 ★☆
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Dankessagung
Zusatzkapiteeeeeeel
Zusatzkapitel (dieses Mal wirklich)
Zusatzkapitel 2
Veröffentlichungen und Co.

Kapitel 79

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By 07nia11

Hey Leute :)
Ich wurde auf ein Projekt von @onatriptonowhere hier auf wattpad aufmerksam gemacht.
Sie möchte ein Werk aus euren Texten zu allem was ihr an der Menschheit und unserer Gesellschaft ändern wollt zusammenstellen. Dabei könnt ihr Gedichte, Kurzgeschichten, Innere Monologe, Reden oder was ihr auch immer wollt verfassen und eurer Meinung eine Stimme geben!
Ich finde die Idee wirklich toll, da viel zu viele die Klappe halten -mich mit eingeschlossen - und das einem zumindest eine Chance eröffnet anderen eure Meinung zu einem Thema zu verdeutlichen, geht es nun um Flüchtlinge oder andere politische Themen oder Sachen die euch im Alltag belasten.
Schaut doch einfach mal vorbei und lasst eure eigene Meinung zurück! ;)
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Ciaras Sicht

Ich zitterte am ganzen Körper und das obwohl ich mich so dicht es mir möglich war an Dyan presste.
Wenn es rein physikalisch nicht völlig unmöglich wäre, hätte ich nicht daran gezweifelt, jeden Moment in meine kleinsten Atome zu zerspringen vor Anspannung.
Wie hatte es nur so weit kommen können?
Bis vor dreißig Minuten hatte ich nicht geglaubt, jemals etwas schrecklicheres zu erleben, als neben einer stinkenden Mülltonne fast vergewaltigt zu werden. Aber das hier war um längen grausamer.
Von mir aus, hätten die Jungs damals hinter dem Dinnertime schaffen können, wenn ich dafür nicht das hier durchstehen müsste...

Ben fuhr derart schnell und geschickt durch den Abendverkehr, dass die Lichter nur wie Blitze an uns vorbei flogen und obwohl er sicherlich sein bestes gab und ich bei dem Tempo schon längst einen Unfall gebaut hätte, hätte ich ihn am liebsten angeschrien, doch endlich mal Gas zu geben!

Verdammt, Tessa war im Krankenhaus! Sollten wir nicht irgendetwas machen? Jemanden anrufen?
Ein eisiger Schauer überlief mich, bei dem Gedanken an ihre Eltern. Nein, es gab niemanden den wir anrufen konnten...
Trotzdem verrenkte ich mich soweit, bis ich an mein Handy herankam und schrieb den anderen Jungs kurz, was vorgefallen war.
Niemand von ihnen stellte unnötige Fragen oder verlangte nach mehr Details, stattdessen kamen knappe Antworten, wie "Ok. Ich komme zum Krankenhaus" oder "Bin gleich da".
Mir traten Tränen in die Augen, als mir mal wieder klar wurde, wie lieb ich diese Idioten hatte. Jeder meiner Freundinnen - Tessa einmal ausgeschlossen - hätte mich nur mit entsetzen Nachrichten bombardiert, anstatt ihren Hintern in Bewegung zu setzen und zu handeln.

Schwer schluckend umklammerte ich mein Handy mit klammen Fingern und drückte es fest an mich, als könnte ich damit auch die Jungs ganz dicht an mich ziehen.
Was würde ich doch dafür geben sie jetzt alle um mich zu haben...
Dyans Hand fuhr mir beruhigend über den Rücken und gab mir damit die Sicherheit, die aufkommende Panikattacke wieder zurückzudrängen.

Als ich zu ihm hochblickte, konnte ich ihn nur verschwommen sehen, doch das reichte, um zu erkennen, dass er die gleiche Hölle durchlit wie ich.
Wenn das nicht wahrscheinlich der unpassendste Moment der ganzen Weltgeschichte gewesen wäre, hätte ich ihn unbedingt auf das ansprechen wollen, was zwischen ihm und Tessa lief.

DAS da etwas war, wäre wohl jedem blinden aufgefallen, aber ich war mir nicht sicher, wie weit sie bereits waren. Bei den unmissverständlichen Blicken, die mein Bruder ihr immer mal wieder zuwarf und dem unbewussten Starren von Tessa, wann auch immer sie mit den Gedanken wo anders war, würde ich fast meinen, zwischen ihnen war bereits etwas gelaufen, von dem sonst noch keiner wusste.

Vielleicht würden die beiden ja wirklich bald zusammen kommen und dann könnten sie mit Marco und mir etwas unternehmen... Fast hätte ich wirklich gelächelt, wäre das strahlende Gefühl in meiner Brust nicht innerhalb von Sekunden im Keime erstickt worden.
Wer wusste, ob ich überhaupt je wieder etwas mit Tessa würde unternehmen können...

Tessa hatte einmal davon geredet, dass ich eine innere Stärke besitzen würde, doch momentan fühlte ich mich einfach nur wie ein rohes Ei, das man auf den Boden geworfen hatte. SIE war meine innere Stärke! Sie gab mir die Kraft, meinem Bruder die Stirn zu bieten, mich nicht zurückzuhalten und mein Wesen so zu zeigen, wie es tatsächlich war.
Sie war doch meine beste Freundin! Sie durfte nicht... nicht...

Wimmernd presste ich die Augen zusammen, während mir etwas salziges In den Mundwinkel lief.
Doch das machte eher noch alles schlimmer. Denn jetzt sah ich wieder ihren Körper vor mir... blutüberströmt, die Haut völlig zerschnitten und diese riesige Scherbe in ihrem Oberschenkel, unter dem sich auf der Trage eine immer größer werdende Blutlache bildete...

Ich hätte alles dafür gegeben, dieses Bild los zu werden. Und das meinte ich ernst. Ich konnte das hier nicht. Ich würde das nicht aushalten. Wie konnte man das hier auch aushalten?! Wir konnten nichts machen! Wahrscheinlich war Tessa schon auf dem Weg ins Krankenhaus verblutet, unter einem Haufen Fremder durch die Hand ihres Vaters.
Meine Burst bebte unter einem bitteren Lachen. Mit was hatte Tessa, die gerechteste und aufrichtigste Person die ich kannte so etwas verdient? Wie konnten Menschen wie sie etwas derartiges durchleiden müssen, während die größten Arschlöcher der Welt ihr Leben in vollen Zügen genossen?

Das laute Klingeln meines Handys durchbrach die Stille im Auto und damit auch meine Gedanken.
Ich spürte eher als dass ich es durch meinen Tränenschleier sah, wie das Auto Ben kurz nach links entriss, bevor er es fluchend wieder unter Kontrolle bekam.

Mit schweren Augenlidern, als hätte ich seit Tagen nicht mehr geschlafen, entsperrte ich mein Handy, um die Nachricht zu lesen, die ich bekommen hatte.

"Fang nicht an zu zweifeln, sie schafft das. Tessa ist die stärkste und starrköpfigste Person die ich jemals getroffen habe. Ich befürchte viel mehr, dass wir sie so schnell nicht mehr los bekommen, als dass sie das hier nicht überleben würde.
Ich bin in fünf Minuten am Krankenhaus und ich will dort die starke, selbstbewusste Ciara der letzten Woche sehen! Kämpf für deine Freundin!"

Marco <3

Mir schnürte sich die Kehle zu. Wie konnte er das erwarten? Ich schaffte es ja kaum, nicht einfach loszuschreien und auf alles einzuschlagen, dass mir in die Quere kam. WIE SOLLTE ICH DA STARK BLEIBEN?!

Es war ja nicht so als könne ich das alles einfach umwandeln! Es gab kein Umkehrknopf in meinem Kopf, der meine Angst in etwas brauchbares umwandelte und ich war nun mal nicht Tessa! Ich war die kleine Schwester von Dyan. Jemand der vor allem bewahrt werden musste und sich nicht verteidigen konnte...
Ich war genau das Gegenteil von dem, was Tessa von mir erwartet hatte.

Mit einem tiefen Atemzug straffte ich die Schultern und befreite ich so weit aus Dyans Armen, bis ich aufrecht neben ihm saß. Wie jemand auf selber Augenhöhe. Sie wäre sicherlich ziemlich sauer, wenn sie mich so sehen würde. Und eine saure Tessa würde selbst dem Tod in den Arsch treten.
Und wenn sie es nicht tat, dann, verdammt noch mal, würde ich das tun!
Trotzig hob ich das Kinn. Ich durfte mir jetzt kein Selbstmitleid erlauben, hier ging es um meine beste Freundin. Sie hatte eine Herkulesaufgabe vor sich, nicht ich, und sie würde es zehnmal besser bewältigen, als jeder Halbgott es hinbekommen könnte.

Mit einer neuen Selbstbeherrschung, die mich wahrscheinlich noch mehr überraschte als Dyan, verflocht ich unsere Finger miteinander.
"Sie packt das."
Auch ohne zu ihm rüber zu blicken, wusste ich, dass mich mein Bruder verwundert musterte.
"Sie schafft das. Tessa wird nie im Leben aufgeben. Und wir werden sie jetzt auch nicht aufgeben."

Zwar stand ich voll und ganz hinter jedem meiner Wörter, doch trotzdem klopfte mir das Herz bis zum Hals. Nicht als würde ich lügen, eher so, als würde ich von ihr zu viel verlangen. Aber wenn Glauben in irgendeiner Art Tessa retten konnte, würde ich sogar meine Hand darauf verwetten, dass sie fliegen konnte.

Mit einem tiefen Atemzug versuchte ich meinen Puls zu beruhigen. Den Blick starr aus der Windschutzscheibe gerichtet nahm ich die vorbei blitzenden Lichter kaum wahr, bis mein Verstand langsam realisierte, dass wir auf einen großen Gebäudekomplex zu hielten, der mit grell leuchtenden Schildern gekennzeichnet war.
Blinzelnd mussten sich meine Augen erst an das strahlende Licht in der Dunkelheit gewöhnen, bevor ich die Beschriftung entziffern konnte.

St. Michaels Hospital

Ein Schauder rann mir den Rücken runter.

"Links geht es zur Notaufnahme". Dyans raue Stimme lies mich nach seinem langen Schweigen erschrocken zusammenfahren und mein Blick flog gehetzt zu ihm.
Genauso wie ich saß er vollkommen aufrecht da und schien jeden Muskel in seinem Körper bis zum Zerreißen angespannt zu haben, außer seiner rechten Hand, mit der er meine sanft festhielt, als wäre ich etwas kostbares, zerbrechliches.

Ben antwortete, indem er nach links abbog und seine übliche Gelassenheit ausstrahlte, obwohl mir selbst bei ihm nervöse Ticks, wie sein etwas zu häufiges durch die Haare fahren, aufgefallen waren.
Bedrückt strich ich mit meinem Daumen über Dyans Handrücken.

Sie würde das schaffen.

Wir brauchten keine zwei Minuten, um an den Eingang der Notaufnahme zu kommen, trotzdem hätte es mir nicht länger vorkommen können.
Was würden wir gleich erfahren? Konnte man uns überhaupt schon Auskunft geben?

Immer wieder verschwamm meine Sicht, doch ich hielt die Tränen tapfer zurück. Jetzt war noch nicht die Zeit, um loszuheulen, denn ich würde die nächsten Stunden nicht wieder aufhören können, wenn ich erst einmal anfing.

Ein Krankenwagen stand vor der Notaufnahme und ich ging einfach mal davon aus, dass es der selbe war, der Tessa hier her gebracht hatte. Immerhin waren wir direkt hinterher gefahren.
Meine Kehle war inzwischen wie ausgedörrt und als ich schluckte brannte es höllisch, trotzdem lag meine ganze Aufmerksamkeit auf denen noch immer blinkenden Sirene des Krankenwagens.

Sie war da drin gewesen, ich war mir sicher. Vor vielleicht einer Minute war sie noch in diesem Wagen gewesen.
Ich hielt es kaum noch aus, nicht bei ihr zu sein. Sie brauchte doch jemanden, der ihr Sicherheit gab, jemanden von dem sie wusste, dass er zu ihr hielt, egal was noch kommen mochte.

Ben parkte so weit weg wie möglich von dem Eingang, um weiteren vielleicht noch eintreffenden Krankenwagen nicht den Weg zu versperren, bevor wir alle gleichzeitig aus dem Auto sprangen und über den Platz joggten.

Eigentlich fehlte es jetzt nur noch, dass es zu regnen anfing...

Die Jungs waren um einiges schneller als ich, doch ich gab mein Bestes ihnen hinterher zu kommen, angetrieben von Tessas Bild vor meinem inneren Augen, und betrat die Notaufnahme keine 15 Sekunden nach ihnen.
Trotzdem hatten die beiden die kurze Zeit nicht vergeudet und sich bereits an einen Sanitäter gewandt, der anscheinend gerade auf dem Weg nach Draußen gewesen war.
Dass es auch einer der Sanitäter gewesen war, die Tessa behandelt hatten, fiel mir erst auf, als ich im Näherkommen hörte, wie Ben ihn direkt nach dem Mädchen mit der Glasscherbe im Bein fragte.
Dem dunkelhaarigen Mann gehörte noch in der gleichen Sekunde meine volle Aufmerksamkeit.

Für einen Moment befürchtete ich schon, ihn über das laute Rauschen meines Blutes nicht zu verstehen, aber tatsächlich schien mein Körper gerade zu jedes seiner Wörter aufzusaugen.

"Wir haben es geschafft die Blutung einiger Maßen in Griff zu bekommen und schlimmere Verletzungen am Schädel ausschließen können. Jedoch musste sie sofort in einen OP gebracht werden. Sie sollten sich an der Rezeption anmelden, dann wird man Ihnen, sobald es genaueres zu berichten gibt, informieren. Außerdem müssten Sie das Mädchen ausweisen."
Er deutete uns die Richtung zur Rezeption und Dyan schien hochkonzentriert die neuen Informationen zu verarbeiten.
Mir war ein gigantischer Stein vom Herzen gefallen, als der Sanitäter mein Befürchtung, Tessa könnte schon auf de Wg hier her verblutet sein, ausgeschlossen hatte, doch die Last, die sich bei dem Wort OP, auf mich niedergesenkt hatte, schien mich schier zu erdrücken. Ich wollte mir Tessa nicht vor stellen, wie ihr umringt von Ärzten in Schutzkitteln die Brust aufgeschnitten wurde, aber die Bilder ließen sich nicht aus meinem Kopf verbannen, sodass ich ihnen und dem panischen Gefühl hilflos ausgeliefert war, so wie ich eigentlich der ganzen Situation hilflos ausgeliefert war. So nutzlos hatte ich mich noch nie zuvor gefühlt, vor allem da ich noch nicht einmal zu ihr konnte, um einfach ihre Hand zu halten oder sonst was...

Bedächtig nickte mein Bruder. "Vielen Dank, wir werden uns darum kümmern."
Ich wusste nicht, ob ich von seiner gelassenen Stimme beeindruckt oder verängstigt sein sollte. Ich kannte diesen distanzierten Ausdruck in seinen Augen. Für gewöhnlich deutete das auf eine Menge angestauter Wut hin, auch wenn ich in diesem Falle darauf tippen würde, dass es eher ein Resultat der Hilflosigkeit war, die auch mich eisern im Griff hielt.

Aber vielleicht war es auch von Vorteil, wenn Dyan diese kühle Ruhe bei behielt. Ich fühlte mich momentan nicht einmal in der Lage dazu, diesem Mann dafür zu danken, dass er meiner besten Freundin das Leben gerettet hatte. Und das, obwohl ich dafür bei ihm in großer Schuld stand.
Mir hätte früher auffallen müssen, was bei Tessa los war und wenn ich nicht so sehr mit mir selbst beschäftigt gewesen wäre, wäre es mir das auch.

Wieder verschwamm alles vor meinen Augen, doch dieses Mal nicht durch meine noch ungeweinten Tränen, sondern, weil ich von einem plötzlichen Schwindel erfasst wurde.

Schwankend suchte ich an Bens Seite Halt, der mir sofort stützend einen Arm um die Taille schlang.
Dankbar lehnte ich mich an ihn, da mein Gleichgewichtssinn sich anscheinend von mir verabschiedet zu haben schien und versuchte mit mäßigem Erfolg meinen Blick wieder zu klären. Doch das Flattern und Flimmern am Rand meines Sichtfeldes wollte einfach nicht aufhören.

"Ich will ihnen keine Versprechen machen. Ihre Freundin hatte schwere Verletzungen, doch die Chirurgen werden ihr bestes geben."
Ich spürte, wie uns der Sanitäter ein letztes Mal fast mitleidig musterte, bevor er sich abwandte und auf seinen Partner zu ging, der inzwischen an der Tür auf ihn gewartet hatte.

Mein Bruder verlor keine Zeit und machte sich sogleich ebenfalls auf, jedoch in die entgegengesetzte Richtung auf einen Langen Tresen zu, der einen Teil der Notaufnahme von dem restlichen regen Treiben um uns herum abgrenzte.
Ben und ich folgten meinem Bruder, wobei ich versuchte meine Schritte trotz dem Schwindelgefühls so sicher wie möglich zu setzen und mich nicht von den vorbei eilenden Ärzten, die sich um so weiter wir gingen zu vermehren schienen, irritieren zu lassen, obwohl sie das Flimmern vor meinen Augen nur noch verschlimmerten.
Wenn meine höchste Priorität nicht wäre, herauszufinden wie es Tessa ging, würde ich mir wirklich Sorgen machen, nicht gleich einfach umzukippen.

Aber wenigstens befand ich mich bereits Mitten in einem Krankenhaus, also so schlimm konnte es gar nicht enden. Und ich würde sicherlich meinem Bruder nicht mitteilen, dass ich mich am liebsten in die Topfpflanze dort drüben übergeben hätte. Dafür war es viel zu wichtig weiterzugehen.

Mit seiner üblichen Ausstrahlung schaffte es Dyan innerhalb von Sekunden eine Schwester auf uns aufmerksam zu machen, die in einem Regal irgendwelche Papiere zu sortiert haben schien. Allerdings reichte eine Geste mit der Hand, um sie zu uns herüber eilen zu lassen.

"Guten Tag, wie kann ich Ihnen behilflich sein?", begrüßte sie uns mit einer hellen Stimme, die nicht so recht zu ihrer eher massigen Erscheinung passen wollte und noch weniger zu der Panik, die immer noch in mir lauerte.

Als hätten wir alle Zeit der Welt stützte Dyan seine Hände auf der Holzplatte des Tresens ab und verschränkte die Finger ineinander, wofür ich ihm einen Tritt verpasst hätte, hätte ich nicht befürchtet, bei dem Versuch hinzufallen.

"Ja, wir würden gerne genaueres über eine Patientin erfahren, die vor ein paar Minuten hier eingeliefert wurde."

"Um wen genau handelt es sich denn?", für meinen Geschmack klang die Krankenschwester etwas zu unbeschwert, als wäre sie hier nicht von Schwerverletzten umgeben, sondern in einer Kundeninformation oder sonst etwas. Allerdings erschien mir das schmerzend pochende Gefühl der Angst und des Bedauerns in meiner Brust auch als nicht sonderlich gesund, von daher war es wohl eher gut, wenn die Schwestern nicht bei jedem Todesfall einen Herzanfall bekamen oder sich fünf Wochen lang in ihrer Wohnung einsperrten und bei Liebesschnulzen Schokolade schon fast inhalierten.

Sachen die ich definitiv machen würde, sobald Tessa wieder nach Hause dürfte. Schmerzhaft zog sich meine Brust zusammen.Das hatte sie sich dann aber auch mehr als verdient.

"Ein brünettes Mädchen, 17 Jahre alt. Wurde aus einem Auto geborgen mit vielen kleinen Schnittwunden und einer großen Scherbe im Oberschenkel."

Sobald Dyan zu Ende gesprochen hatte, zog die Frau ein Brett aus dem Regal, welches sie bei unserer Ankunft sortiert hatte.
Mir wurde bei dieser so sachlichen Beschreibung von Tessa und dem was ihr passiert war übel. Um sie zu beschreiben gab es doch noch so vieles anderes. Okay, keiner dieser Leute kannte auch nur ihren Namen, trotzdem kam es mir falsch vor, sie auf ihre Verletzungen zu beschränken. Aber ich überließ es Dyan das alles hier zu klären. Er trat so selbstbewusst und unerschütterlich auf und das obwohl er fünf Minuten zuvor sich noch verzweifelt durch eine Menschenmenge durchgeschlagen hatte...
Und nein, seine Kühle war nicht beeindruckend, sie war... verkehrt. Aufgesetzt. Ihm ging das alles doch genauso nah wie mir!

"Ah ja, ich habe hier ihre Akte. Sie kennen das Mädchen? Können Sie sie ausweisen?"
Kritisch folg ihr Blick über unsere Gesichter und blieb schließlich an Dyan hängen, der weiterhin für uns alle sprach.

"Sie heißt Tessa Anderson, allerdings haben wir keine Krankenkarte oder ähnliches von ihr."

Selbst wenn es ein Problem gewesen wäre, dass wir nichts zur Bestätigung von Tessas Identität hatten, bei dem Ausdruck zwischen Entsetzen und Schock auf dem Gesicht der Schwester bei dem Namen Anderson, würde es uns jetzt wohl nicht mehr zur Last fallen.
Schon witzig wie viel Macht unsere Namen hatten. Wahrscheinlich wäre diese Frau zusammengeklappt, wenn wir ihr auch noch eröffnet hätten, dass wir die Lawyer Kinder waren.
Das war ja gerade zu schon lächerlich...

"O...oh...ähm natürlich werden wir uns bestens um sie kümmern, es wird ihr hier an nichts fehlen."
Sie versuchte es mit einem zittrigem Lächeln und bei diesem heuchlerischem Augenaufschlag wäre mir beinahe wirklich die Galle hochgekommen. Wie ich das hasste. Nur weil wir Geld hatten sollte man uns nicht anders behalten. Von einem Krankenhaus war wohl zu erwarten, dass sie sich um jeden Patienten bemühten und nicht nur um die, deren Familien regelmäßig Geld spendeten! Vielleicht sollte es mich ehren, dass mir meistens eine sonder Behandlung zu teil wurde, aber ich wurde einfach das Gefühl nicht los, für die Menschen nur ein wandelnder Geldbeutel zu sein.
Anscheinend half mir meine Wut das Flackern vor meinen Augen und den Schwindel unter Kontrolle zu bekommen, denn ich stieß ein zorniges Knurren aus und hätte mich auch nach vorne gestürzt, wenn Bens Arm nicht noch immer um meine Mitte geschlungen wäre.

"Machen sie einfach ihren Job!"

Etwas überrumpelt von meiner heftigen Reaktion blinzelte mich die Schwester dump an, bevor sie wohl in ihrem nicht existenten Stolz verletzt die Nase rümpfte und sich abweisend wieder an meinen Bruder wandte.

"Kann ich sonst noch etwas tun?"

Dyan, der mich kritisch aus harten Augen gemustert hatte, drehte sich wieder zu der Frau um und setzte sein charmantes Lächeln auf.

"Könnte man uns benachrichtigen, wenn es etwas neues zu ihrem Zustand gibt?"

Sobald sich das Gespräch wieder Tessa zu wandte, wurde mir erneut schwindelig und ich ließ mich schwach zurück gegen Ben fallen. Den Gedanken vielleicht noch Stunden warten zu müssen, bis wir wirklich wussten, wie es um sie stand, machte mich krank.

"Nun ja, diese Auskunft dürfen wir nur Familienangehörigen geben", erwiderte sie verschnupft und warf mir einen verächtlichen Blick zu, den ich funkelnd erwiderte.
Allerdings fiel ihr dadurch nicht auf, wie die Anspannung plötzlich wieder in Dyans Körper zurückkehrte. Mit einer unglaublich schnellen Bewegung umklammerte er die Kante des Tresens, bis ich schon befürchtete, er würde in dem Holz Dellen zurücklassen.

"Wir sind ihre nächsten Angehörigen", rumpelte mein Bruder mit gefährlich tiefer Stimme.
Es hörte sich vielleicht verrückt an, aber ich war froh über diese Reaktion meines Bruders. Wütend gefiel er mir besser, als zwanghaft beherrscht.

Mit letzter Kraft versuchte ich mich auch wieder etwas aufzurichten, um bedrohlicher rüber zu kommen, doch augenblicklich tanzten schwarze Flecken vor meinem Sichtfeld.

Ungläubig zog die Krankenschwester die Augenbrauen in die Höhe. "Man wird ihren Vater benachrichtigen. Wenn Sie unbedingt wissen wollen, wie es um Ms. Anderson steht, werden sie das mit ihm regel müssen."

Das war wahrscheinlich das letzte, was diese Frau jemals wieder sagen würde.

Dyans Fingerknöchel traten noch ein Stück weiter hervor.

"Wenn sie es auch nur wagen einen Schritt auf ein Telefon zu zumachen, werde ich dafür sorgen, dass Sie nie wieder ein Krankenhaus von innen sehen! Keiner hier wird Tessas Vater anrufen, ohne das ihm etwas widerfahren wird, das er nicht erleben will, verstanden?!
WIR sind ihre Familie, nicht dieser Bastard, der sie fast zu Tode geprügelt hat! Und Sie werden mich über jeden Schritt informieren, den die Ärzte unternehmen, um meine Freundin zu retten! Ich will mindestens jede halbe Stunde einen Bericht und kein einzigen Widerspruch hören, was unsere Angehörigkeit betrifft, damit das klar ist!
Dieses Mädchen ist mehr als nur Familie für uns, daher würde ich Ihnen auch nicht raten, sich zwischen uns und sie zu stellen."

Mit blitzendem Blick hatte er sich über die Anrichte gelehnt und war der Schwester gefährlich nah gekommen.
Jeder in unserer Nähe hatte sich bei seinem heftigen Ausbruch zu uns umgedreht, aber das berührte mich ebenso wenig wie Ben und Dyan. Diese Frau und auch niemand anderes würde uns den Kontakt zu Tessa verwehren.

"Ruft die Polizei!", quietschte die Krankenschwester völlig verschreckt und wich ängstlich zurück, doch Dyan schnaubte nur unbeeindruckt und voller Wut.
Erst jetzt bemerkte ich das Zittern, welches ihn erfasst hatte und wollte tröstend die Hand nach ihm ausstrecken. Doch allein diese kleine Bewegung ließ die Welt schon zur Seite kippen. Verdammt. Ich presste die Lippen aufeinander und versuchte krampfhaft nicht zusammenzuklappen.

Plötzlich erklang eine vertraute Stimme hinter uns. "Das wird nicht nötig sein. Sie ist bereits hier."

Alle Köpfe drehten sich zu Marco, Dan, Seth, Cole und Jake, die zusammen mit zwei Beamten auf uns zu gelaufen kamen, um.

Das war der Moment, in dem mein Kreislauf völlig zusammen brach.

Vielen Dank für den Tipp mit Ciaras Sicht ;*


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