behind the screen

By 07nia11

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Tessas Leben ist alles andere als ein Traum. Ihr Vater trinkt und schlägt sie und ihre Stiefmutter behandelt... More

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Behind the Screen wird veröffentlicht!
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50 ★☆
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Dankessagung
Zusatzkapiteeeeeeel
Zusatzkapitel (dieses Mal wirklich)
Zusatzkapitel 2
Veröffentlichungen und Co.

Kapitel 74

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By 07nia11

ich verbrachte den ganzen Donnerstag am Grab meiner Familie mütterlicher Seits. Auch wenn ich nicht wie in den ganzen Büchern und Filmen mit meiner verstorbenen Mutter rede, half es mir doch mich zu beruhigen, einfach nur neben den schönen Blumendekorationen zu sitzen und den Frieden dieses Orts zu genießen.

Ich versuchte so wenig wie möglich an überhaupt irgendwas zu denken und nachdem mein Handy anfing dauer zu klingeln schaltete ich es irgendwann aus, was wahrscheinlich ganz gut war, bevor auch Carlos versuchte, mich zu erreichen.

Als die Sonne dann irgendwann begann langsam unterzugehen, musste ich mich gerade zu dazu zwingen wieder zu meinem Auto zu gehen.
Ich wollte hier nicht weg. Oder nein, ich wollte nur nicht nach Hause. Ich wusste sobald ich mich wieder dieser Villa näherte, wären die letzten Stunden der Ruhe umsonst gewesen und ich wollte mich nicht wieder mit dieser Angst beschäftigen. mit der Angst vor meinem Vater...

Und genau dieses Wissen ließ mich schließlich zögern, loszufahren, nachdem ich den Motor gestartet hatte. Ich konnte es einfach nicht. Mein Rücken war eine stetige Erinnerung an das, was passieren könnte, passiert war und sicherlich noch passieren würde. Und mein größter Wunsch bestand nur daraus, all das zu vergessen.

Daher drehte ich den Schlüssel im Zündschloss schließlich wieder um. Das vibrieren des Motors erstarb und ließ mich in der erwachenden Nacht alleine. Genau so wie ich es wollte.
Vielleicht hätte ich mich um irgendein Hotel gekümmert, wenn mir nicht klar gewesen wäre, dass ich die Nacht so oder so fast ganz durchwachen würde.
Die aufgerissene Haut meines Rückens ließ einfach kein gemütliche Position zu und so legte ich mich schlussendlich bäuchlinks auf die Rückbank meines Wagens.

Lange Zeit starrte ich einfach in die Luft, bis mir irgendwann doch die Augen zufielen.

Glücklicher Weise wachte ich von alleine rechtzeitig auf, um nach Hause zu fahren und alles zu erledigen, dass ich nun mal zu tun hatte.
Bei dem Frühstück gab ich mir so wenig Mühe, wie noch nie zuvor und entschloss mich in Jogginghose in die Schule zu gehen. Kurz hielt ich Dyans in der Hand, bevor ich, mit einem tiefen Atemzug, die Hose in den Wäschekorb warf, mit der Fuhr, die ich so wie so noch am Morgen anschmeißen musste und angelte mir aus einem Regal in meinem Ankleideraum eine eigene. Zwar kam mir meine graue nicht halb so bequem vor wie Dyans seine, aber seine Jogginghose weiter zu tragen kam gar nicht in Frage. Ich mein, was sollte das Ganze überhaupt?! Dyan plus Beziehung war eine Sache der Unmöglichkeit und auch wenn mir bisher unser kleines Spielchen gefallen hatte, ich würde definitiv nicht für immer sein kleines schmutziges Geheimnis bleiben wollen, das er in dunklen Ecken küsste, nur um dann mit einem anderen Mädchen in der Öffentlichkeit herumzumachen. Und für mich war die Aktion mit Cater gestern beweis genug, um zu wissen, dass es genau so laufen würde. Also vorbei damit Kleider auszuleihen, vorbei damit seine Lippen anzuschmachten, vorbei damit in ihm etwas anderes als den Bruder meiner Freundin zu sehen.

Wie schwer es war diesen Grundsatz einzuhalten, war mir jedoch nicht klar gewesen.
Zur Schule kam ich knapp pünktlich zur ersten Stunde, daher sah ich die anderen nicht mehr und traf das erste Mal auf Ciara in unserer geliebten Mathestunde. Ohne ein Wort legte ich Mr. Coleman meinen sauberen Aufsatz hin, der kurz gerade zu überrascht schien, dass ich meine Strafarbeit tatsächlich geschrieben hatte. Danach ließ ich mich noch immer stumm neben Ciara fallen, die nervös mit einem Stift herumspielte. Ich wusste, dass sie mich auf etwas ansprechen wollte. Vielleicht auf mein komisches Verhalten von gestern oder auf ihren Bruder, der ihr sicherlich von dem kleinen 'Zwischenfall' erzählt hatte oder ganz vielleicht war ihr auch aufgefallen, wie ich bei jeder Bewegung leicht das Gesicht verzog. Doch egal was es war, sie brachte es nicht übers Herz und öffnete nur den Mund, um ihn dann wieder zu schließen und betreten wegzuschauen.

Mein Blick blieb an ihr hängen und ich rang mit dem Bedürfnis anstatt ihr mit einem Gespräch anzufangen, einfach weil mir dieses unbeschwerte Gefühl fehlte, das mich jedes Mal überkam, wenn wir herumscherzten. Aber ich hielt mich zurück. Mein Leben war kompliziert, nicht unbeschwert und langsam wurde ich mir wieder der Gefahr bewusst, wie leicht sie doch hinter mein Geheimnis kommen konnte.

Vielleicht willst du das inzwischen ja auch...

Mein Herz zog sich zusammen. Nein, das wollte ich nicht. Ich traute mich vielleicht nicht einmal mehr abends nach Hause zu gehen und allein der Gedanke an meinen Vater ängstigte mich zu Tode, aber... ihn zu verraten würde mich umbringen. Er war doch alles was ich noch an Familie hatte.

Also zwang ich mich, mich von Ciara abzuwenden und folgte Mr. Colemans Unterricht mit so viel Aufmerksamkeit wie ich zusammen brachte.
Doch sobald es klingelte sprang ich schon mit gepackten Sachen auf und verließ gerade zu fluchtartig das Klassenzimmer. Ich hörte, wie jemand hektisch hinter mir seine Sachen zusammenraffte und kniff gequält die Augen zusammen, weil ich wusste was gleich kommen würde. "Tessa! Bitte warte kurz!"

Ich sollte weiter gehen, nicht stehen bleiben und auf sie warten. Aber ich WOLLTE doch so unbedingt warten! Wollte mich nur einmal normal fühlen. Aber schon im nächsten Moment, in dem ich meine Lungen mit einem lang gezogenem Seufzen leerte, wurde mir zum einemillionsten Mal bewiesen, dass ich nicht normal war. Selbst bei dieser kleinen Bewegung fühlt sich meine Haut auf dem Rücken so an, als würde sie von neuem aufreißen.

Und trotzdem... ich blieb stehen.
Ich musste nicht lange warten, da holte mich Ciara schnaufend ein und lächelte mir kurz dankbar ins erstarrte Gesicht. Ich gab mein bestes, um sie wieder so sachlich und emotionslos anzusehen, wie vor zwei Wochen, doch es wollte mir kaum gelingen.

"Ich... ich wollte nur nochmal fragen, ob du heute Nachmittag kommst, dann besteht zumindest die Chance, dass es spaßig werden könnte." Sie schien etwas verunsichert von meiner unterkühlten Mine und obwohl das natürlich Sinn und Zweck der Sache war, fühlte ich mich schlecht, sehr schlecht sogar. Am liebsten hätte ich sie angelächelt und ihr gesagt, dass ich mich freuen würde, dass es sicherlich ein schöner Abend werden würde. Wenn ich normal wäre HÄTTE ich das auch gemacht. Aber ich war nicht normal. Der Gedanke mit meiner Familie zu den Lawyers zu gehen erfüllte mich mit Grauen. Ich musste mich darum sorgen, wie sich mein Vater in der Öffentlichkeit benehmen würde, musste daran denken, die gute Tochter für meine Stiefmutter zu spielen und gleichzeitig mich nicht an Dyans Brust kuscheln zu wollen.
Also nickte ich nur, schenkte ihr einen kalten Abklatsch eines Lächelns. "Ja, ich komme mit meinen Eltern."
Erleichtert nickte Ciara und schaute dann wieder verlegen zur Seite. "Ähm... und ich habe mich gefragt, ob wir uns vielleicht zusammen fertig machen?"

Noch bevor ihr letztes Wort ganz verklungen war, schüttelte ich schon entschieden den Kopf. Nein, mit meinem Rücken war das voll und ganz ausgeschlossen. Egal wie vorsichtig ich wäre, irgendwann würde sie die roten Striemen sehen, die meinen Rücken kreuz und quer verunstalteten. Außerdem war es besser so...
Die Hoffnung erlosch in ihren Augen und jetzt schien sie mir wirklich nicht mehr direkt ins Gesicht blicken zu können. "Oh...", ihre Stimme wurde noch leiser. "Oh... ich hoffe es ist nicht wegen meinem Bruder. Wenn du ihn nicht sehen willst, kann ich dafür sorgen, dass er nicht da ist."

Mir tat es weh, sie so zu sehen. Mir tat es weh sie wegzustoßen, auch wenn es das beste war. Daher konnte ich es mir auch nicht verkneifen, meine Absage zu rechtfertigen, auch wenn es mich in meinem Vorhaben wieder zurück schmiss. "Nein, deswegen ist es nicht. Meine St... Mutter hat sich in den Kopf gesetzt, dass wir uns zusammen fertig machen und ich habe ihr leider schon zugesagt... Allerdings, wenn du es schon ansprichst, ich hoffe du verstehst, weshalb ich heute lieber alleine essen würde."

Ich hatte mit voller Absicht nicht gesagt, dass ich nur nicht mit Dyan und den Jungs zusammensitzen wollte, um gleich klar zu machen, dass sie sich nicht zu mir gesellen SOLLTE. Anscheinend schien das bei ihr auch angekommen zu sein, denn sie nickte zögernd und tippelte unruhig auf ihren Füßen herum.

"Okay... dann bis später", anscheinend unsicher wie sie sich verhalten sollte, winkte sie mir unbeholfen zu und war dann schon verschwunden, bevor mich das Bedürfnis überwältigen konnte, sie richtig zu umarmen.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht wandte auch ich mich ab, doch dieses Mal war es nicht mein Rücken sondern mein Herz, das mir zu schaffen machte.



Nach der Schule war mir mal wieder allzu bewusst, wie langweilig alles ohne Freunde war und dankte Gott, dass wieder Wochenende war.

Ich hatte noch ungefähr drei Stunden, bevor wir zu den Lawyers los mussten und aus Gewohnheit wäre ich beinahe zum Dinnertime gefahren, bis mir wieder einfiel, dass ich ja meine Schicht getauscht hatte... und gestern nicht erschienen war. Wahrscheinlich würde ich das nächste Mal nur das Dinnertime betreten, um meine Arbeitskleidung abzugeben. Ich unterdrückte mein frustriertes Stöhnen. Egal, ändern konnte ich es jetzt nicht mehr, aber ich würde im Notfall Carlos anflehen, wenn auch nur die geringste Chance bestand, dass ich meinen Job behalten konnte.
Doch das musste bis Montag warten, vielleicht wurde mir dann auch nicht gleich der Kopf abgerissen. Heute fuhr ich also nach Hause, unsicher was mich erwarten würde. Eigentlich müsste mein Vater da sein... und um halb zwei bestand auch noch die Möglichkeit, dass er einigermaßen nüchtern war. Oh mein Gott, wann hatte ich das letzte Mal meinen Vater nüchtern erlebt?
Zu lange war es her, als dass ich mich erinnern konnte.

Um so nervöser war ich, als ich schließlich unsere Auffahrt hoch fuhr und mein Audi in der Garage parkte. Meine Hände rutschten vom Lenkrad ab, so verschwitzt waren sie und ich gönnte mir erstmal einige Sekunden im Auto, bevor ich es wagte auszusteigen.
Mit etwas Glück würde ich weder Kathrin noch Vater begegnen, bis wir los mussten, so wie ich aber meine Glücksfee kannte, schlief sie gerade in ihrer rosaroten Wattewolke und ließ mich eiskalt in die Arme der Monster, die sich meine Eltern nannten, laufen.

Nun gut, ganz so kam es dann doch nicht, jedoch wurde ich definitiv vom Pech verfolgt.
Nachdem ich, so leise wie nur möglich, die Tür aufschloss und durch die Eingangshalle schlich, atmete ich erleichtert auf, da sich niemand im Wohnzimmer aufzuhalten schien. Das bedeutete, dass sich Kathrin wahrscheinlich schon mal die Nägel lackierte, mein Vater noch im Saufkoma vom gestrigem Abend lag und ich tatsächlich noch eine kurze Weile meinen Frieden genießen konnte.
Dieser kleine Hauch von Glück schien mich jedoch so zur Unaufmerksamkeit zu verleiten und so blieb ich auf dem Weg zur Treppe mit der Handtasche an einer Vase auf einem kleinen Holztischchen hängen, die klirrend auf dem Boden zerbrach.
Gequält schloss ich die Augen und verfluchte mich im Stillen selbst, als ich darauf ein weiteres Rumpeln aus dem ersten Stockwerk hörte und dann gleich zwei Türen die sich öffneten.

Kathrins liebliche Krächzstimme hallte als erstes durch das Haus. "Tessa? Bist du zu Hause?"
Wenn ich ihr jetzt nicht antwortete, würde sie dann davon ausgehen, dass ich doch noch nicht da war?
"Ich habe dich genau gehört, also hör auf dich zu verstecken, junges Fräulein! Ich erwarte, dass du die Wäsche fertig machst bevor wir losgehen!"
Damit wäre meine Frage wohl geklärt. Genervt rollte ich mit den Augen. Ich würde ja nicht einmal etwas dagegen sagen, mich am Haushalt beteiligen zu müssen, käme wenigstens das süße, kleine Wort 'Bitte' über ihre Lippen. Aber nein, sie gab hier natürlich den Ton an.

Ich wollte mich schon kampflos geschlagen geben, als plötzlich und für mich völlig unerwartet eine weitere Stimme sich einmischte.
"Hör auf sie herumzukommandieren, kaum dass sie die Türschwelle überquert hat, Kathrin! Tessa braucht ebenfalls Zeit sich fertig zu machen, immerhin müssen wir einen guten Eindruck vermitteln. Die Wäsche kann irgendein Hausmädchen erledigen."
Die Ansage wurde von einer zuschlagenden Tür untermauert und ich konnte nur mit Augen so riesig wie Untertassen und völlig erstarrt stehen bleiben.

Das eben... das war mein Dad gewesen! Nicht mein Vater sondern mein DAD! Er hatte mich in Schutz genommen!

Doch genauso schnell, wie die Freunde über diese Erkenntnis meinen Körper überschwemmte, wurde er darauf von einer Welle der Übelkeit überwältigt.
Aber wenn das mein Dad war... wie konnte er sich dann so normal verhalten nach allem was er getan hatte? Nach all diesen Abenden, diesen Schlägen...
Ich musste hart schlucken. Erinnerte er sich vielleicht nicht mehr? Aber wie könnte er so viele Nächte einfach vergessen... Mir erschien es als unmöglich, dass es sein Kopf fertig brachte, all das zu verdrängen. Und die einzig andere Erklärung wäre,... dass es ihm egal war.

Meinem Dad wäre das niemals egal gewesen.

Kathrins Stimme, noch zischender und wütender als zuvor schon, unterbrach mich in meinem abscheulichen Gedankengang.

"Na gut! Aber dann räume wenigstens auf, was dir da gerade kaputt gegangen ist, du nichtsnutziger Trampel!" Und auch die zweite Tür wurde zu geschmissen.

Ferngesteuert lief ich in die Küche und suchte den Handbesen, um die Scherben zusammen zu kehren. Dabei kreisten meine Gedanken immer wieder um diese eine Frage.

Wie sollte ich weiter machen, mit dem Wissen, dass es selbst meinem nüchternem Vater nichts ausmachte, was er mir angetan hatte?

Erst nachdem ich wirklich alles aufgekehrt hatte, quälte ich mich die Stufen hoch. Und quälen nicht nur, weil meinem Rücken das bücken gerade eben wirklich nicht gut getan hatte, sondern auch weil es meinem ganzen Wesen missfiel, in die nähe dieser scheußlichen Menschen zu kommen.
Deswegen unterdrückte ich auch nicht den Impuls meine Zimmertür hinter mir abzuschließen, nur für den Fall, dass mein Vater reinkommen wollte.

Kurz glitt mein Blick zu meinem Bett hinüber, doch ich hatte die Befürchtung, wenn ich mich jetzt setzte, würde ich nicht mehr aufstehen können. Daher steuerte ich gleich auf meinen begehbaren Kleiderschrank zu und suchte nach etwas passendem für eine Grillparty. Am liebsten wäre ich in meiner Jogginghose oder zumindest in einer Jeans geblieben, allerdings spukten die Worte meines Vaters in meinem Kopf herum.

Ein guter Eindruck... da kam wohl nur ein Kleidchen in Frage.

Langsam lief ich entlang der Gaderobenstange, an der fein säuberlich all meine Kleidchen nebeneinander aufgehängt waren und strich dabei mit den Fingerspitzen über die verschiedenen Stoffe.

Ich trug vielleicht nicht oft Röcke oder Kleider, trotzdem kamen im Laufe der Zeit doch einige zusammen, sodass ich nun vor einer größeren Auswahl stand. Von schwarz bis bunt geblümt gab es alles, doch weder auf das eine oder andere hatte ich Lust. Während die dunkeln Farben meine Gemütslage geradezu ZU gut wieder gaben, standen die fröhlichen Muster in einem viel zu starken Kontrast zu meinem seelischem Wohl.
Immer wieder zog ich wahllos das ein oder andere Kleidchen aus der Reihe, nur um sie dann unzufrieden wieder zurückzuhängen. Grau, pink, gepunktet, gestreift, alles durcheinander und doch nicht das richtige.

Bis meine Hand einen weißen Stoff zu greifen bekam. Eigentlich hatte ich nach dem Kleid nicht Mal mit Absicht gegriffen, doch jetzt, wo ich es aus den anderen hervor zog, wusste ich, dass es das richtige war.

Das Kleid war bodenlang , vollkommen weiß und spiegelte damit in keinster Weise wider, wie es mir ging. Es spielte einem Unschuld vor, ohne das es aufdringlich darauf hinwies und bot mir die einzigartige Möglichkeit, der ganzen Welt wieder mein perfektes Äußeres zu zeigen.

Endlich zufrieden verließ ich meinen Kleiderschrank mit dem Kleid und passender weißer Unterwäsche. Ich wusste, dass ich mich nun wohl oder übel nicht mehr um das Duschen drücken konnte, außer ich wollte riskieren, dass Kathrin mich draußen mit dem Gartenschlauch duschte, daher versuchte ich einfach die mir bevorstehenden Schmerzen zu verdrängen und zog mir meine gemütliche Kleidung aus.
In der Dusche zwang ich meinen Herzschlag und meine Atmung ruhig zu bleiben und suchte am Duschkopf den sanftesten Wasserstrahl aus, der sich eher wie ein warmer Regenschauer anfühlte. Um trotzdem den Kontakt mit meinem Rücken auf ein Minimum zu beschränken, wusch ich meine Haare kopfüber, sodass ich nur meinen Haarschopf unter Wasser strecken musste.
Sobald ich aber auch die Haarkur ausgewaschen hatte, kam ich um das unvermeidliche nicht mehr drumherum. Also kratzte ich all meinen Mut zusammen und brachte es hinter mich.

Es brannte höllisch. So sanft die Wassertropfen auch waren, auf meinem Rücken fühlten sie sich wie Kieselsteine an, die jemand mit voller Kraft auf mich schleuderte und spätestens als die Seife dazu kam und die kleinen offenen Stellen in Flammen setzte, dachte ich am Ende meiner Kräfte zu sein.
Aber irgendwie schaffte ich es. Ich schaffte es, nach dem Abspülen des Duschbades das Wasser abzustellen, mir mein Handtuch zu angeln und mit zittrigen Beinen die Dusche zu verlassen, bevor ich kraftlos auf den Boden sank.
Mit geschlossenen Augen bibberte ich, doch nicht vor Kälte und an sich auch nicht vor Schmerz. Es war nur... einfach so zermürbend. Mich immer wieder von alleine Aufzurappeln, ohne zu wissen wann diese Folter ein Ende hatte. Ich hatte mir einmal vorgenommen so lange zu warten, bis ich mit der Schule fertig war und studieren gehen konnte, solange auszuhalten. Inzwischen wusste ich allerdings nicht mehr, ob ich das packen würde.

Doch so zu denken durfte ich erst gar nicht anfangen. Ich musste einfach Tag für Tag hinter mich bringen, Nacht für Nacht mir ein Teil der kleinen Tessa erhalten und dann würde die Zeit schneller vergehen, als man vielleicht dachte.
Nur für den Moment gestattete ich mir, diese Lüge zu glauben, da sie mir half mich langsam wieder aufzurichten und mir die Unterwäsche überzustreifen.

Danach musste ich mich erstmal am Waschbecken abstützen, da der BH fast unerträglich war, obwohl ich ihn extra in die letzten Schlaufen eingehakt hatte. Aber der Schmerz würde nicht nachlassen, solange ich auch warten würde, daher zwang ich mich mit dem Kleid weiter zu machen.

Es war trägerlos, was zum einen den Vorteil brachte, dass auf meinen geschundenen Schultern nicht unnötig Stoff lag, gleichzeitig aber auch den Nachteil barg, dass sie auch nicht vor Blicken geschützt wurden. Doch dafür hatte ich mir schon überlegt, meine Haare einfach offen zu tragen. Das dürfte alles überdecken solange ich vorsichtig blieb.
Bis zur Taille lag das Kleid eng an, drückte jedoch nicht, da der Stoff sich gummiartig anschmiegte, und fiel von da an mit mehreren Unterröcken bauschig bis auf den Boden. Es hatte keine Verzierungen, allerdings hatte dieses Kleid solchen Schnickschnak auch nicht nötig. Mit dem schönem wallendem Rock, fühlte man sich wie eine Dame adligen Standes und mit einer einfachen Silberkette mit einer einzelnen Perle, die sich perfekt in die Kule zwischen meinen Schlüsselbeinen schmiegte, konnte man das Outfit perfekt abrunden.

Ich fühlte mich schön, nachdem ich noch dezent Make up aufgelegt hatte, auch nicht mehr entblößt und mit meinen dunkeln sich wellenden Haaren war meine Rüstung aus Trug und Eleganz vollendet.

Keiner der mich sah, würde auf das Grauen in meinem Leben kommen, niemand würde mein Lächeln anzweifeln. Alle würden nur die unschuldige Tochter des mächtigen Geschäftsleiters Mr. Anderson erkennen.



Tja so schnell nach einander habe ich schon lange nicht mehr geupdated :D

Ich hoffe, dass das Kapitel trotzdem gut geworden ist und ihr mir verzeiht, dass ich noch nicht weiß wann das nächste Kapitel kommt, da ich jetzt erstmal in Urlaub gehe <3

Vielleicht komme ihc ja trotzdem irgendwann zum Schreiben aber ich will nichts versprechen ^-^

Vielen Dank an alle die mein Buch lesen <3 ihr seit mit euren Kommentaren, Votes und eurer Unterstützung das Herz von Behind the Screen!

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