behind the screen

By 07nia11

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Tessas Leben ist alles andere als ein Traum. Ihr Vater trinkt und schlägt sie und ihre Stiefmutter behandelt... More

Verlosung!
Behind the Screen wird veröffentlicht!
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50 ★☆
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Dankessagung
Zusatzkapiteeeeeeel
Zusatzkapitel (dieses Mal wirklich)
Zusatzkapitel 2
Veröffentlichungen und Co.

Kapitel 70

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By 07nia11

Dyan's Sicht

Tessa war ein kleines, hinterhältiges, gewitztes, undurchschaubares, aber durch und durch heißes Biest!
Mich einfach eiskalt stehen zu lassen, nachdem sie mich so um ihren Finger gewickelt hatte!
Trotzdem konnte ich nicht anders, als zu grinsen, wann immer ich auch an die Situation zurück dachte. Immerhin war es genau diese Standfestigkeit an ihr, die mich sie einfach nicht aus meinem Kopf schlagen lies. Vorhin waren mir meine Nudeln dreimal überkocht, nur weil ich wie ein Idiot in der Gegend herum gestarrt hatte und erneut auf dem Schulgang gestanden hatte, ihre Hände auf meiner Brust...
Schnell schüttelte ich den Kopf. Ich sollte lieber nicht so viel tagträumen, sonst würde ich wahrscheinlich noch das Haus abfackeln.
Erschöpft lies ich den Kopf nach hinten fallen. Seit einer guten halben Stunde schon lag ich wie ein Halbtoter auf dem Sofa in meinem Zimmer und tippte an meinem Handy  selbst an zweisilbigen Antworten mindestens eine Minute. Cole hatte bereits gefragt, ob ich ein Mädchen auf meinem Schoss sitzen hätte und nur nebenher ihm antworten würde, während Seth eher glaubte, mir wäre mein einer Daumen amputiert worden und der andere stecke in einem dicken, fetten Verband, weshalb ich mich ständig vertippte.
Die Wahrheit, dass ich mich einfach nicht auf sie konzentrieren konnte, hatte ich mal lieber für mich behalten, vor allem da die Jungs mich generell schon mit diesem komischen Blick versahen, seitdem sie mich neben einer neuen Delle in der Spintwand gefunden hatten. Meine wortkargen, geknurrten Antworten hatten auch nicht wirklich dabei geholfen, sie davon zu überzeugen, dass alles ganz normal war.
Mal ganz davon abgesehen, dass wahrscheinlich eh jeder einzelne von ihnen drei verschiedene Theorien hatte, was los war und mindestens die Hälfte von ihnen etwas mit Tessa zu tun hatten.
Die sollten sich wirklich mal mehr mit ihrem eigenen Privatleben beschäftigen und meins in ruhe lassen.
Nein okay, das war nicht ernst gemeint. Genau das machte immerhin Freundschaft aus. Obwohl es manchmal schon recht unangenehm war, das Gefühl zu haben, Teil eines Kollektivgehirns zu sein. Vor allem wenn ein anderer Teil den Rat 'Knall sie einfach', als Wunderheilmittel ansah.
"Dyan!", schrie plötzlich Ciara von unten und riss mich damit aus meinen Gedanken. Seufzend schwang ich meine Füße von der Couch runter, da ich schon ahnte, dass sich meine Schwester wohl kaum zu mir hoch bequemen würde. "Ja?!"
"Kommst du mit ins Dinnertime? Ich fahr jetzt nämlich los!"
Auf einmal fiel es mir gar nicht mehr so schwer mich zu bewegen und mit drei Handgriffen sammelte ich meine Sachen zusammen, während ich Ciara zurief, dass ich gleich da war.
Beim Arbeiten würde Tessa mir kaum ausweichen können und ich hatte beschlossen, mir das zu holen, was sie mir vorhin vorenthalten hatte.
Ein schiefes Grinsen verzog meine Lippen. So leicht mache ich es dir nicht, Anderson.
Immer zwei Stufen auf einmal nehmend rumpelte ich ins Erdgeschoss runter und lief ins Wohnzimmer, nachdem ich Ciara nicht  in der Eingangshalle vorfand.
Tatsächlich saß sie, die Füße gemütlich hochgezogen, neben meiner Mutter auf einem der Sofas und schaute sich mit ihr irgendwelche Bilder an.
Verwirrt baute ich mich vor den beiden auf.
"Wolltest du nicht los?"
Überrascht blickte meine Schwester auf, als stünde ein Geist vor ihr und schien nicht in der Lage gleich zu antworten.
Fragend zog ich eine Augenbraue hoch und Ciara räusperte sich, um sich kurz zu sammeln.
"Äh.. ja, 'tschuldigung. Ich hatte irgendwie damit gerechnet das wäre einer deiner ich-bin-in-einer-viertel-Stunde-fertig-Gleichs."
Gemütlich richtete sie sich auf und grinste mich an. "Aber anscheinend hast du es ja ziemlich eilig. Darf ich raten weshalb?"
Mit einem kurzen Seitenblick auf meine Mutter, die ebenfalls grinste, als hätte sie im Lotto gewonnen, schüttelte ich den Kopf und antwortete tonlos: "Nein."
Ciara zog einen Schmollmund, obwohl es ihr kaum gelang nicht mehr wie eine Glühbirne herumzustrahlen.
"Och mannooo. Aber das bestätigt mich in meiner Vermutung nur noch mehr."
Und da war ihr 1000 Watt Grinsen wieder.
Inzwischen war sie zumindest so weit, vor mir zu stehen und ich wollte sie gerade schon an der Schulter packen und zu ihren Schuhen schieben, als uns unsere Mutter zurück hielt.
"Wieso trefft ihr euch eigentlich immer im Dinnertime? Ich würde mich freuen, eure Freunde mal wieder zu sehen. Ladet sie doch hier her ein."
Ich bemerkte ganz genau den Blick den Ciara mir zuwarf, bevor sie an unsere Mutter gewandt sagte: "Das geht leider nicht. Tessa muss heute dort arbeiten."
Sichtlich erstaunt schnellten Moms Augenbrauen nach oben.
"Tessa arbeitet?!"
Ungeduldig zuckte ich mit den Schultern. "Wahrscheinlich will sie ihr Geld selbst verdienen."
Ihre Stirn legte sich in Falten und sie schien in Gedanken vertieft, als sie erwiderte: "Um so mehr freue ich mich sie und ihre Familie am Freitag mal wieder zu sehen."
Dieses Mal war ich derjenige, der erschrocken aufschaute.
"Was?! Wieso am Freitag?!"
"Oh", verlegen lächelte Mom. "Das habe ich euch ja noch gar nicht gesagt. Wir veranstalten am Freitag eine Grillparty für einige Angestellte eures Vaters und wichtige Partner der Firma und zu denen gehört natürlich auch der Konzern von Tessas Dad."
Ich war viel zu überrumpelt, um irgendetwas darauf erwidern zu können.
Tessa und ihre ganze Familie würden bei mir und meiner ganzen Familie sein. Eine kleine Welle der Panik überkam mich. Das konnte nur schief gehen!
Wenn ich allein daran dachte, dass Tessa mitbekam wie Vater Mutter herumscheuchte, wurde mir schon übel.
Keiner außer meinen engsten Freunden wusste von dem Verhalten meines Vaters und Tessa, mit ihrem starken feministischen Sinn, sollte die letzte sein, die das jemals mitbekam.
"Das...", setzte ich an, fest davon überzeugt ihr diese hirnrissige Idee auszureden, doch leider  kam ich nicht weiter, da Ciara mir dazwischen fuhr. "Das hört sich großartig an!"
Als ich geschockt zu meiner Schwester schaute, schien diese ehrlich begeistert und strahlte unsere Mutter voller Vorfreude an.
"Ohh!", ihr Augen weiteten sich noch ein Stück weiter. "Dann kann ich mein neues Sommerkleidchen anziehen!"
Bevor ich mich versah packte mich Ciara am Arm und riss mich mit einer erstaunlichen Kraft mit sich in Richtung Eingangshalle.
"Komm! Das muss ich sofort Tessa sagen! Der Abend wird bestimmt witzig!"
Hilfesuchend blickte ich zu Mom zurück, doch die schien gar nicht mitzubekommen wie entsetzt über diese Ankündigung war, sondern wandte sich, lächelnd den Kopf schütteln, wieder ihrem Handy zu.
Verdammt!
Bevor ich auch nur irgendwie reagieren konnte, hatte Ciara sich schon ihre Schuhe angezogen und schleppte mich auf meinen R8 zu.
Allerdings war es jetzt höchste Zeit, dass ich etwas sagte.
"Wie kannst du von dieser Grillparty so begeistert sein!?"
Verwundert drehte sich Ciara halb zu mir um. "Wie könnte ich nicht? Ich darf Zeit mit meiner neuen besten Freundin verbringen, es gibt was leckeres zu essen und soweit ich weiß, soll am Freitag richtig schönes Wetter sein."

Entgeistert starrte ich sie an und brauchte einen Moment um mich wieder zu fassen. "Oh ja, und wenn Dad dann noch anfängt Würstchen nach Mom und dir zu werfen, ist der Abend wirklich perfekt."

Kurz zuckte Ciara zusammen und es tat mir jetzt schon Leid, es so harsch gesagt zu haben, aber ihr musste doch klar sein, auf wie viele Arten das in die Hose gehen konnte!

Verunsichert senkte sie den Blick und beeilte sich die letzen Meter zu meinem Auto hinter sich zu bringen. "Wenn so wichtige Gäste da sind, wird sich Dad bestimmt zusammenreißen.  Es gibt keinen Grund sich sorgen zu machen.

Schnaubend lief ich ihr hinterher. "Vater hat die Selbstbeherrschung einer vergammelten Banane. Aber die Hoffnung Mom davon zu überzeugen, das alles wieder abzublasen, kann ich wahrscheinlich gleich wieder vergessen. Sie reimt sich auch lieber ein Märchen zusammen, als der Realität ins Auge zu sehen."

Daran, wie sich ihre Schultern verspannten, erkannte ich, dass meine Worte sie getroffen hatten, doch sie blieb trotzdem stumm und auch ich sagte nichts weiteres mehr. Zum Einen, um sie nicht noch wirklich zu verletzen, in meiner Aufgebrachtheit, zum Anderen, da ich es plötzlich wieder sehr eilig hatte, von hier fortzukommen und es einfach aus meinem Kopf drängen wollte.
Nur einmal wollte ich mich nicht mit meinen oder den Problemen anderer beschäftigen und im Dinnertime wartete ein hübsches Mädchen auf mich, das genau die richtige Ablenkung versprach.
Die Autofahrt wurde von einem angespannten Schweigen dominiert, doch mir kam es nicht in den Sinn daran etwas zu ändern. Nicht dieses Mal, dafür war ihre Freunde auf etwas das nur als Desaster enden konnte einfach zu dämlich.
Allerdings gab ich mein bestes, dass die Fahrt so kurz wie möglich wurde, indem ich durch die Straßen heizte als wäre eine Horde Zombies hinter uns her.
Sobald ich stehen blieb sprang Ciara auch schon aus dem Auto und lief mit gesenktem Kopf in das Restaurant hinein.
Taub schaute ich ihr hinterher. Es tat mir zwar leid, ihr die Vorfreude genommen zu haben aber das erschien mir immer noch besser, als dass der Abend sie am Ende nicht nur enttäuschte sondern vollkommen entblößte.
Seufzend machte ich mich auch dran auszusteigen und ihr hinterher zu laufen, stumm hoffend dass schon jemand anderes da war, der meine Schwester oder mich ablenkte. Vielleicht würde ich sie heute Abend zu Hause nochmal darauf ansprechen aber das war nichts, das ich in der Öffentlichkeit zu besprechen gedachte.
Unser üblicher Platz war bereits von einigen Studenten besetzt, daher brauchte ich kurz, bis ich Marco und Ciara an einem anderen Tisch entdeckte. Sie schienen in ein Gespräch vertieft zu sein und ich wusste nicht genau was ich von der Vertrautheit zwischen den beiden halten sollte. Doch da ich eh nichts daran ändern konnte oder sollte, blickte ich mich an einem anderen der Jungs um - und ganz vielleicht hielt ich auch gleichzeitig nach meiner Lieblingskellnerin ausschau.
Schon witzig, dass Jenny mit Tessa befreundet war. Ich glaube keiner von uns beiden hatte überhaupt damit gerechnet den anderen je wieder zu sehen. Allerdings hatte mich unsere Bekanntschaft auch in eine sehr komische Situation mit Tessa geführt, obwohl ich nicht so weit gehen würde,zu behaupten das schlimm zu finden.
Niemals zuvor war mir diese Spannung zwischen uns beiden so stark aufgefallen wie heute und eventuell war die Devise 'Knall sie einfach' dieses mal sogar teilweise angebracht. Naja, nur dass ich danach wahrscheinlich im Krankenhaus landen würde. Tessa gehörte definitiv nicht zu den Mädchen die sich für eine einmalige Sache benutzen ließen.

 Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich nur vollkommen geistesabwesend in den Raum gestarrt hatte, bis plötzlich eine Hand von hinten auf meiner Schulter landete und ich auf alles gefasst herum fuhr. Allerdings waren es nur Lewis und Shane  von denen der Zweitere mich gepackt hatte und dämlich angrinste.

"Was campierst denn du hier mitten im Saal? Hast nicht gesehen, dass Marco dahinten sitzt? Oder wolltest du ihm und deiner Schwester nur etwas Privatsphäre geben?", mit einem bedeutenden Blick zu den beiden fing er mit seinen roten Augenbrauen zu wackeln an, was natürlich sofort bewirkte, dass mein Aggressionslevel auf 'halt lieber die Fresse' anstieg.
"An deiner Stelle, würde ich das mit den Andeutungen lieber schnell wieder lassen", kam es von weiter hinten und erst jetzt fiel mir Dan auf, der wohl mit unseren Zwillingen gekommen sein musste.
Augenverdrehend lies Shane meine Schulter los, schluckte aber einen weiteren Kommentar herunter, da er wohl auch selber wusste, was besser für seine Gesundheit war.
Dankend nickte ich Dan zu und wir begrüßten uns. "Wollen wir uns dann mal zu den anderen zwei dazu quetschen?"
Gequält seufzte ich, nickte aber schließlich. Hoffentlich war Ciara mit mir einer Meinung, dass unsere Familienangelegenheiten nicht vor Freunden besprochen werden mussten, sonst könnte das jetzt ein ziemliches Drama geben.
Ich lies mich mit Absicht ans Ende unserer kleinen Gruppe fallen,um mich hinter den anderen verstecken zu können, so wenig das auch brachte.
Allerdings schien ich aus der Richtung meiner Schwester nichts zu befürchten zu haben, denn sobald wir uns ihnen näherten setzte sie sich gerade auf dem Stuhl hin und hielt ihren Blick starr auf die Tischplatte gerichtet.
Okay, nein das hielt ich nicht aus. Es fühlte sich eindeutig verkehrt an, wenn sie auf mich sauer oder von mir verletzt war.
Entschlossen lief ich hinter ihrem Stuhl vorbei und hielt kurz inne, um ihr einen Kuss auf den Scheitel zu drücken. Sofort verspannte sie sich und damit schien sie nicht die einzige zu sein, denn Marco, welcher keine zwanzig Zentimeter von meiner Schwester entfernt saß, spannte ebenfalls deutlich die Muskeln an und schien kurz davor aufzuspringen.
Irritiert sah ich zu ihm hinüber, aber er starrte nur auf einen Punkt hinter mich, weshalb ich mich verwirrt wieder meiner Schwester zuwandt und mich noch ein Stück tiefer beugte, um ihr ins Ohr flüstern zu können. "Wir reden zu Hause noch mal darüber, okay? Mir tuen meine harschen Worte leid, aber ich habe nun mal diesen großen-Bruder-Komplex dich beschützen zu wollen und mir erscheint dieses Fest einfach als keine gute Idee."
Ciara drehte ihren Kopf leicht weg von mir, was mir einen heftigen Stich ins Herz beschaffte, nickte aber schließlich zögerlich.
Etwas entmutigt richtete ich mich daher wieder auf und hoffte, dass sie mir meinen Tonfall  nicht allzu lang nachtragen würde.
Allerdings erinnerte mich dieses verletzliche Verhalten von ihr an mein Versprechen, ihr bei zu bringen sich selbst zu verteidigen... und daran dass ihr vor noch viel zu kurzer Zeit etwas derart grausames angetan wurde.
Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich zwang mich langsam den Tisch zu umrunden, der sich langsam auch mit den restlichen Jungs füllte, und mich zwischen Jack und Dan zu setzen.

Am liebsten hätte ich auf etwas eingeprügelt, aber das würde ich hier kaum bringen können ohne ewiges Hausverbot von Tessa zu kassieren.
Und generell würde es mich wohl nicht sehr weit bringen, wenn ich jedes Mal jemanden verschlagen musste, wann auch immer ich mich an das Geschehende erinnerte, vor allem nicht wenn ich meine Schwester in Selbstverteidigung unterweisen wollte. Einen guten Lehrer würde ich nicht abgeben...

Vielleicht könnte ich ja mal unsere kleine Kampfmaschine fragen, ob sie an den nächsten  Wochenenden ein paar Stunden entbehren konnte. Wahrscheinlich würde es Ciara eh besser tun, nebenbei noch mit einer Freundin reden zu können, allein um dem Ganzen den Ernst zu nehmen.
Ich denke Sonntagnachmittag wäre ganz praktisch für den Fall, dass wir am Samstag noch Schäden vom Freitag reparieren mussten...
"Am Sonntag fangen wir mit deinem Training an", alle wandten sich verwundert mir zu, doch mein Blick war starr auf meine kleine Schwester gerichtet, welche nicht gleich zu verstehen schien, dass ich mit ihr sprach.

Überrascht hob sie den Kopf und blickte mir entgegen, als plötzlich Marco neben ihr aufsprang und knurrte: "Mir reicht's!"

Mit einem Satz war er um den Tisch herum und im nächsten Moment wurde mein Kopf von einem harten Schlag nach hinten gerissen. 

Mein Kiefer knackte protestierend, doch ohne auf den Schmerz zu achten oder daran zu denken, dass vor mir eigentlich ein Freund stand, sprang ich ebenfalls von meinem Stuhl auf und holte reflexartig aus. Glücklicher Weise reagierten unsere Freunde aber genauso instinktiv wie ich und hielten meinen Arm gerade so rechtzeitig fest, um den Anfang einer richtigen Prügelei zu vermeiden.

Mein pulsierende linke Gesichtshälfte war mir Hinweis genug, um zu wissen, dass spätestens morgen eine schöne große Prellung mein Kiefer zieren würde und trieb meinen männlichen Stolz dazu an, es dem Verursacher zu vergelten.

Hauptsächlich die immer mehr werdenden Arme, die sich um meinen Oberkörper schlangen, hielten mich davon ab, diesem Drang auch zu folgen, bis sich langsam der rote Schleier vor meinen Augen löste und ich meine Umgebung wieder wahrnahm.

Ungefähr die Hälfte meiner Freunde hatten sich um mich und die andere Hälfte um Marco gestellt, um uns davon abzuhalten, dem jeweils anderen das Genick zu brechen. Genauso wie ich schien sich aber auch Marco wieder gefasst zu haben, auch wenn er immer noch mit geballten, zitternden Fäusten da stand.

Als einzige noch immer am Tisch sitzend, hielt sich Ciara entsetzt die Hand vor den Mund und schien nicht glauben zu können, was soeben passiert war. Also war ich damit wenigstens nicht allein.

So langsam kehrte eine andere Art als die blindwütige Wut von eben ein und lies auch mich wieder alle Muskeln anspannen.

"Sag mal, spinnst du!?", brüllte ich über die Jungs, die es sich getraut hatten, sich zwischen uns zu stellen, hinweg.

Marcos Augen blitzten mindestens genauso zornig auf, wie ich mich fühlte.

"Das sollte wohl eher ich dich fragen! Was gibt dir das Recht so über Ciara zu bestimmen?!"

Kurz schien jedem der Atem zu stocken und ich schiebe es auf die kurze Unterbrechung der Sauerstoffversorgung meines Hirnes, dass ich unüberlegt erwiderte: "Und was gibt dir das Recht, dich darin einzumischen, wie ich mit meiner Schwester umgehe?!"

Jetzt schien Marco wieder ein Blackout zu bekommen, denn er versuchte sich erneut knurrend auf mich zu stürzen und selbst fünf Männer hatten Probleme ihn davon abzuhalten. Nur allzu bereit meinem Freund doch noch eine zu verpassen, versuchte auch ich mich nach vorne zu stürzen, bis sich plötzlich eine kleinere, eindeutig nicht männliche, Gestalt zwischen die zwei Fronten schob.

Sofort vergaß ich meine Faust, die ich in Marcos Magen rammte, und der einzige Grund, weshalb ich weiter versuchte mich durch meine Freunde zu drängen, war der Gedanke, der andere blindwütige Ochse könnte Tessa nicht gesehen haben.

Tatsächlich schaffte ich es mich soweit vorzuarbeiten, dass sie direkt vor mir stand und nur einige kräftige Hände mich noch von hinten festhielten. Sofort packte ich Tessa an der Schulter und wollte sie hinter mich ziehen, allerdings schaffte sie es neben mir stehen zu bleiben.

Kurz trafen sich ihr überrumpelter und mein funkelnder Blick, bevor sie sich wieder fasste und den Rücken durchstreckte. "Was ist hier los?"

Mein geknurrtes "Nichts" schloss gleich an ihre Frage an und die offensichtliche Lüge ächtete sie mit einem kurzen Ellbogenstoß in die Seite.

"Neuer Versuch."

Dieses Mal war es Marco, der antwortete. "Tut mir Leid, mir ist eine Sicherung durchgebrannt."

Auch er hatte sich in seinem Pulk vorgearbeitet und so stand er nun schnaufend gegenüber von Tessa und mir. Allerdings schien ihm der Anblick eines Mädchens ebenfalls Einhalt geboten zu haben.

Überrascht wanderten ihre Augenbrauen nach oben. "Aha, und wieso wenn ich fragen darf?"

Marcos Augen bohrten sich in meine. "Weil dieser Spaten glaubt seiner Schwester alles vorschreiben zu können!"

"Woher willst du das wissen, hm? Seit neustem allwissend oder was?", platzte es mir heraus, wobei meine Stimme wieder etwas lauter wurde.

Beruhigend legte sich eine kleine Hand auf meinen Unterarm und nach einem tiefen Atemzug fuhr ich wieder beherrschter fort. "Ich will meiner Schwester Selbstverteidigungstraining geben, damit es ja nie wieder vorkommt, dass irgendjemand sie falsch behandeln kann. Wenn sie dann auch der Meinung ist, ich würde sie bevormunden kann sie mir das ja zeigen. Aber sicherlich nicht DU!"

Okay, der letzte Teil war wohl kaum noch beherrscht, aber was dachte sich der Arsch, sich wie der persönliche Bodyguard meiner, MEINER, Schwester aufzuführen?!

Ein Muskel an Marcos Kiefer zuckte, doch sonst bewegte er sich nicht, während er um einiges ruhiger antwortete: "Tja, aber so lange übernehme ICH das noch für sie! Vor allem wenn ihr großer Bruder sie allem Anschein nach verletzt hat!"

Woher will er denn bitteschön wissen, dass ich Ciara verletzt habe? Hatte sie ihm etwas erzählt? Hatte ich sie tatsächlich mit meinem Kommentar so stark getroffen?

Mein Blick glitt reuevoll zu meiner Schwester, die noch immer dasaß, als wäre sie an den Stuhl angewachsen. Doch sie schien genauso überrascht, wie ich es gewesen wäre, wenn sie etwas erzählt hatte und so fragte ich meinen Freund, nun wirklich wieder beherrscht und ruhig: "Woher willst du das wissen?"

Auch sein Blick schwankte kurz zu ihr und dabei blitzte etwas so zartes in seinen Augen auf, dass ich ihm den Schlag gar nicht mehr übel nehmen konnte.

"Das hätte selbst ein blinder bemerken können."

Nach der Aussage blieb es erstmal still. Einige der Jungs schienen überrascht, da ihnen wohl noch nicht die zarte Verbundenheit der beiden aufgefallen war und ich hatte hart daran zu schlucken, dass ich die beiden jetzt wohl bald herumknutschen sehen werden müsste, so süß wie Ciara errötete.

Aber damit war zumindest auch der letzte Rest meiner Wut verraucht und alles was von dem kleinen Ausbruch übrig blieb war mein pulsierender Kiefer.

Schließlich wurde die Stille aber doch gebrochen und zwar von Tessa, deren Hand langsam nach unten geglitten war und sich mit meiner verschränkt hatte. 

"Na, wenn ihr beiden euch dann wieder eingekriegt habt, kommst du jetzt schön mit nach hinten, damit wir dein Wehwehchen kühlen können."

Leicht, aber entschlossen zog sie an meiner Hand und ich kam der Aufforderung nur allzu gerne nach.

"Wartet, ich komme mit", überrascht schaute ich zu Dan hinüber, der aus der Menge der Jungs hervorgetreten war. Ich wollte schon dankend verneinen, als ich erkannte, dass es kein nett gemeintes Angebot gewesen war. Misstrauisch glitt sein Blick zwischen Tessa, mir und unseren verschränkten Fingern hin und her.



Hallooo ^^ Hier ist ein Kapitel aus Dyans Sicht :D Ein bisschen aggressiv das Kapitel aber najaaa xD

Ich hoffe es gefällt euch und ihr hattet über das heiße Wochenende einen Stammplatz im Schwimmbad <333

Viel Spaß und viiiieeeelen Dank fürs lesen!!! *.*

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