behind the screen

By 07nia11

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Tessas Leben ist alles andere als ein Traum. Ihr Vater trinkt und schlägt sie und ihre Stiefmutter behandelt... More

Verlosung!
Behind the Screen wird veröffentlicht!
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50 ★☆
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Dankessagung
Zusatzkapiteeeeeeel
Zusatzkapitel (dieses Mal wirklich)
Zusatzkapitel 2
Veröffentlichungen und Co.

Kapitel 69

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By 07nia11

Jenny und ich verließen den Supermarkt mit mehr Strawberry-Cheesecake-Eis als wahrscheinlich gut für uns war, Schokolade, Erdnüssen und drei verschiedenen Gummibärchen Sorten, obwohl uns natürlich beiden bewusst war, dass wir das alles niemals schaffen würden. Noch dazu hatte sich Jenny nach längerem Überlegen eine Flasche Hugo gekauft, von der ich jetzt schon wusste, dass ich sie nicht anrühren würde. Mein Vater hatte mir Alkohol wohl für immer ausgetrieben. Nicht der schlechteste Weg, Jugendliche vor Trinkgeschichten zu bewahren.
Da hast du wohl was falsch verstanden. DAS IST DEFINITIV DER SCHLECHTESTE WEG!!
Da Jenny bereits 21 war gab es keine Probleme an der Kasse mit dem Alkohol und so jung und nett wie die Kassiererin war, bezweifelte ich eh, dass sie einen Ausweis verlangt hätte. Freundlicher Weise gab sie mir sogar eine Tüte für meine Tasche, sodass ich mir um meine Autositze keine Sorgen mehr zu machen brauchte. Wie eigentlich immer bekamen Jenny und ich uns dann erstmal fünf Minuten in die Haare, wer von uns beiden nun bezahlen dürfte, bis ich schlussendlich aus meinem Geldbeutel, der glücklicher Weise vor dem Smoothie verschont geblieben war, das passende Geld herausholte und es der Kassiererin in die Hand drückte, bevor ich mir den Arm meiner Freundin schnappte und sie zusammen mit unseren Einkäufen hinausschleppte. Als Revange gewann dafür Jenny den Kampf darum, wer fahren durfte und so landete ich wieder mal in MEINEM Auto auf dem Beifahrersitz.
Bereits auf dem Weg zu mir nach Hause bereute ich es, nicht einen Löffel eingepackt zu haben (wieso auch immer ich einen hätte einpacken sollen), während sich mein Blick keine Sekunde von dem Eis entfernte. Am liebsten würde ich es mir, egal wie, in den Mund stopfen, aber mit 17 konnte ich es mir wohl nicht mehr leisten, wie ein kleines Kind auf verstörende Art und Weise das Eis in mich hineinzuschaufeln.
Daher blieb mir nichts anderes übrig, als mich mit Jenny und belanglosem Geschwätz bis zu unserer Villa abzulenken.
Mein blonder Engel schien es genauso eilig zu haben wie ich über den Süßkram herzufallen, denn wir sprangen beide in einem unglaublichen Tempo aus dem Auto, sobald die Reifen aufhörten über dem Kies zu knirschen, warfen die Türen hinter uns zu und stürzten über den Vorplatz die Treppen hoch.
Bis ich es geschafft hatte meine Tasche aus der Tüte und aus der Tasche meinen Schlüssel zu angeln, hatte Jenny schon mehrere Male ungeduldig gestöhnt und wir stolperten praktisch gleichzeitig durch den Türrahmen in die Eingangshalle hinein.
"Ich packe die Sachen aus", warf ich ihr schnell hinterher, als sie auch schon zur Küche stürmte und mir nur kurz zu rief: "und ich hole die Löffel!"
Dreißig Sekunden später trafen wir uns wieder im Wohnzimmer, sie mit den Löffeln und ich mit dem Eis bewaffnet.
Ich hatte mir gerade so viel Zeit gelassen, um zu registrieren, dass Kathrin nicht da war und dann einfach die Süßigkeiten auf dem Tisch verstreut. Die Tüte mit meiner Tasche wartete neben dem Sofa, bis ich sie wegschmeißen würde.
Grinsend ließen Jenny und ich uns nebeneinander auf die Couch fallen und nahmen uns erstmal einen gigantischen Löffel der heiligen Eismischung. Gleichzeitig entfuhr uns ein seliges Stöhnen und ich lies mich entspannt nach hinten an die Lehne fallen.
"Oke, meine Sucht ist erstmal besänftigt, jetzt hast du mir so ein paar Sachen zu erklären", ich warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu und kratzte mit meinem Löffel wieder etwas Eiscreme aus dem Becher.
"Ich weiß nicht wovon du sprichst". Sowohl ihr piepsiger Tonfall, als auch ihr ausweichender Blick straften ihre Worte Lügen. Aber ich konnte verstehen, weshalb ihr das Thema unbehaglich war, auch wenn ich nicht ganz nachvollziehen konnte, weshalb es ihr vor MIR unangenehm war.
"Ach komm schon! Vielleicht hat es bei mir tatsächlich etwas SEHR lange gedauert, aber selbst mir ist heute morgen nicht entgangen, wie du darauf reagiert hast, dass Henry jetzt eine Freundin hat."
Jennys Lippen pressten sich zu einem schmalen Strich zusammen, während sie begann das Eis zu massakrieren. Wenn ich an ihrer Stelle nicht auch ein Ventil für meinen Frust gebraucht hätte, wäre das jetzt der Moment, in dem ich ihr mein heiliges Lieblingseis entrissen hätte, aber wie sagt man so schön: 'sweetheart for sweets'. Okay nein, zugegebener Maßen hatte ich das jetzt gerade erfunden. Und ja, ich hatte kein allzu ausgeprägten Sinn für Neuerfindungen.
"Das stimmt doch gar nicht. Ich freue mich für ihn. Die beiden scheinen echt gut zusammen zu passen."
Mit Gewalt fuhr ihr Löffel auf die kalte, cremige Masse herunter und grub eine tiefe Kerbe hinein. Diese grausame Behandlung meines Schatzes ließ mich genauso zusammenzucken wie der monotone, aufgesetzte Tonfall ihrer Stimme.
"Klaro, ich kann dir die Freunde gerade zu ansehen", lautete meine ironische Antwort, welche mir einen blitzenden Blick einfing.
"Ja, nicht wahr? Es gab noch nie einen freudigeren Menschen als mich!", presste sie zwischen ihren zusammen gepressten Kiefern heraus und umklammerte den Eisbecher mit ihrer Hand so fest, dass ihre Knöchel bereits weiß anliefen.
Okay, mit einer derart aggressiven Jenny bekam man es nicht oft zu tun. Normalerweise war eher ich es , die einen Wutausbruch bekam. Daher fiel mir auch nichts besseres ein, als ihr das anzubieten, was ich immer als Ventil für meine Wut nutzte.
"Lust auf einen Boxsack einzuschlagen?"
Aufgebracht fuhr sie zu mir herum und betrachtete mich mit einem vernichtenden Blick. "Hahaha. Echt, ich lach mich tot!"
Mit Unschuldsmiene zuckte ich nur mit den Schultern, um ihr zu zeigen dass das Angebot sehr wohl ernst gemeint war. Daraufhin schien sie erstmal etwas verdutzt, fasste sich aber schnell wieder und rang sich sogar etwas Ruhe ab, sodass ihre Stimme zumindest teils wieder beherrscht klang.
"Nehm es mir bitte nicht übel, aber ich wollte eigentlich nicht zu einer Kampfmaschine wie dir mutieren, daher: danke, aber nein. Ich habe meine eigenen Wege Luft abzulassen."
Wieder zuckte ich nur mit den Schulten und schnappte mir schnell den Eisbecher, bevor sie wieder anfing ihn zu malträtieren.
Jenny verdrehte die Augen, als sie sah, wie ich zuerst dem nun etwas zerdellten Eisbecher einen Kuss gab, bevor ich ihn an meine Brust drückte, als wäre er ein kleines Kind, das man vor einem Monster beschützen müsste. Trotz dieser genervten Geste entging mir nicht, wie es leicht an ihren Mundwinkeln zuckte und sich ihre Schultermuskulatur wieder entspannte.
Schließlich lies sie sich mit einem schicksalsergebenen Seufzen in die Polster nach hinten fallen und schlug die Hände vor den Augen zusammen.
"Na gut, zum Leugnen ist es jetzt wohl eh zu spät. Also, sag was du zu sagen hast! Ich bin bereit für meine Strafe!"
Nach dieser hochdramatischen Ansage blieb es erstmal still. Entgegen Jennys Befürchtungen hatte ich nämlich nicht vor, sie für irgendetwas zu verurteilen und auf ihre etwas übertriebene Reaktion hin zog ich nur eine Augenbraue hoch, in bester dein-Ernst?-Manier und wartete darauf, dass sie aufschaute.
Natürlich tat sie das auch, allerdings erst als ich schon befürchtete einen Krampf in der Stirnmuskulatur zu haben.
Während ich daher noch damit beschäftigt war, mir die Augenbraue zu massieren, fragte sie mit einem Hauch von Verwunderung und Unsicherheit: "Was, keinen einzigen Vorwurf?"
"Welchen Vorwurf sollte ich dir denn machen, außer dass du mir nichts von deinen Gefühlen erzählt hast? Für dich ist das alles bestimmt schon schwer genug und meiner Meinung nach konntest du ja schlecht beeinflussen, was du für Henry empfindest. Von daher kann man es dir nicht mal vorwerfen, dass du dich für die zwei nicht freust. Um genau zu sein ist es eigentlich sogar beeindruckend, dass du es zumindest versuchst und es schaffst die Situation so zu akzeptieren wie sie nun Mal ist", erklärte ich ihr nüchtern und strich ihr kurz aufmunternd über den Arm.
Stöhnend sackte sie noch ein Stück weiter in sich zusammen. "Na, mach dir lieber nicht so eine hohe Meinung von mir. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich nachher, wenn ich die beiden Turteltäubchen zusammen sehe, nicht doch noch auf deinen Boxsack zurück komme."
Ich knuffte sie in die Seite was mir ein beschwerendes Quicken einbrachte. "Hör du lieber auf, so negativ von dir zu denken! Ich wüsste wirklich nicht wie ich an deiner Stelle ausgerastet wäre."
Plötzlich wich Jenny meinem Blick ganz bewusst aus und murmelte irgendetwas undeutlich in ihre Haare rein. Trotzdem glaubte ich etwas wie, " ich schon", verstanden zu haben, jedoch verstand ich nicht ganz, weshalb sie so etwas gesagt haben sollte.
"Wie bitte?", fragte ich irritiert und neugierig nach und rückte ein Stück auf sie zu.
Errötend schreckte sie auf und starrte mich mit großen unschulds-Augen an. "Nichts, nichts." Für meinen Geschmack war ihre Stimme ein paar Oktaven zu hoch.
Langsam verengten sich meine Augen zu kleinen grünen Schlitzen und ich kam nicht drumherum leicht gereizt zu klingen als ich meine Freundin befehlerisch aufforderte: "Jenny wiederhole was du gesagt hast!"
Mit einem Satz stand sie von der Couch auf und schien fliehen zu wollen, doch noch in der selben Sekunde, in der sie sich bewegte, tat ich es ihr schon gleich und konnte sie daher am Arm zurückhalten.
Quietschend versuchte sie von mir los zu kommen, doch so leicht würde ich es ihr nicht machen! Ich wollte wissen was sie gesagt hatte!
Mit einem Ruck zog ich sie an mich heran und schlang ihr meine Arme um die Taille, sodass ich sie von hinten fest umklammert hielt.
"Jenny!", rief ich laut über ihre Flüche hinweg , doch erst eine halbe Minute später schien sie zu akzeptieren, dass ich gewonnen hatte und ließ langsam ihre Gegenwehr ersterben. "Jenny", wiederholte ich ihren Namen erneut drohend, "du sagst jetzt sofort was du da genuschelt hast und was du damit meintest!"
Störrisch presste sie ihre Lippen aufeinander und reckte ihr Kinn in die Höhe, was ihre Weigerung mehr als deutlich machte.
Okay, sie wollte es so!
Ich schmiss sie auf das Sofa und setzte mich rittlings auf ihre Beine und begann sie durch zu kitzeln.
...Tja allerdings war Jenny einer der wenigen glücklichen Menschen die einfach nicht kitzelig waren. Daher bestand ihre Reaktion aus einem schlichten Augenbrauenhochziehen und brachte mich kein Stück an die gewollte Antwort heran.
Okay, das brachte eindeutig nichts. Ich brauchte irgendein anderes Druckmittel.
Mein Blick glitt suchend durch den Raum und blieb schließlich an der Hugoflasche auf dem Tisch hängen. Zu gegebener Maßen nicht das beste, aber in der kurzen Zeit das einzige, was ich auftreiben konnte.
Mit einem Satz schwang ich mich von Jenny runter, die demonstrativ mit verschränkten Armen zeigte, wie wenig ihr meine Kitzelattacke ausgemacht hatte und umrundete den Tisch, wobei ich mir die Flasche schnappte.
Jenny sprang in weiser Voraussicht ebenfalls auf, mich misstrauisch beobachtend, als würde sie einschätzen wollen, was ich als nächstes vor hatte.
"Wenn du nicht sofort damit rausrückst was du gesagt hast, wirst du diese Falsche nie wieder zu Gesicht bekommen!"
Uns wurde wohl beiden gleichzeitig klar, wie unnötig diese Drohung war. Jedenfalls zeigte sich Jenny ziemlich unbeeindruckt. "Dann kaufe ich mir halt eine neue."
Ich öffnete schon meinen Mund um zu sagen, dass ich ihr ihre Autoschlüssel klauen würde, als ich mich doch um entschied. Bei ihrem Dickkopf würde sie im Notfall zum Supermarkt laufen.
Allerdings hatte mich die Idee mit den Schlüsseln auf ihre Handtasche, die neben dem Sofa stand, aufmerksam gemacht und das wiederum hatte mich auf einen gemeinen Plan gebracht.
Wahrscheinlich ließ mein hinterlistiges Lächeln Jenny schon ahnen, dass ich etwas vor hatte, allerdings hätte sie kaum erraten können was es war und so war ich die erste von uns beiden, die die Tasche zu packen bekam, obwohl sie eigentlich näher an ihr stand und fast im selben Moment los sprang, in dem ich nach vorne stürzte.

Mit Triumphgeschrei riss ich die Tasche nach oben in die Luft. Jenny versuchte sie mir aus der Hand zu reißen, doch ich brachte mich mit zwei Schritten nach hinten in Sicherheit. Nachdem sie es nochmals versuchte und ich ihr wieder auswich gab sie schließlich resigniert auf und verschränkte wütend die Arme vor der Brust.

"Mann, Tessa! Lass die Kindergarten Scheiße!"

Ich ließ mich von ihren Worten nicht aus der Ruhe bringen und schüttelte nur entschieden den Kopf. "Nö! Und wenn du nicht sofort anfängst zu erzählen, landet dein lieber Hugo in deiner lieben Tasche. Dann bin ich wenigstens nicht die einzige, die eine Handtasche zu Grabe tragen muss."

Auf mein siegessicheres Lächeln hin schnaubte sie nur abfällig, gab aber schließlich nach, nachdem ich drohend die Flasche ein Stück näher an ihre Tasche gebracht hatte.

"Na gut! Ich erkläre es dir! Aber beschwere dich im Nachhinein nicht. DU wolltest es wissen."

Na, das hörte sich doch mal interessant an. Zufrieden nickte ich und setzte mich einfach auf den Boden, um Jenny nicht doch noch herauszufordern mir einfach die Tasche wegzuschnappen und sich in Schwiegen zu hüllen.

Plötzlich eher niedergeschlagen als zornig schnaubte Jenny und ließ sich auf das Sofa fallen.

"Ich habe gesagt: Ich schon." Über unsere Kabbelei hinweg hatte ich schon wieder vergessen, über was wir gesprochen hatten und so brachte ich kurz, um alles wieder in den richtigen Zusammenhang zu bringen.

"Hä? Aber woher solltest du wissen, wie ich mich in deinem Falle verhalten würde?", fragte ich verwirrt und suchte krampfhaft nach einem Ereignis, das ihr eine solche Vermutung erlaubt hätte.

Erneut stieß sie dieses gerade zu hilflose Seufzen aus. "Weil ich es bereits miterlebt habe."

"Ah jaaaa...", ich hatte immer noch keine Ahnung auf was sie anspielte. Natürlich war ich auch schon mal verliebt gewesen, allerdings war ich auch jedes Mal mit dem Jungen zusammengekommen, für den ich zu der Zeit schwärmte. Nicht, dass ich dachte unwiderstehlich zu sein, allerdings schienen sich viele Jungs sehr für reiche Freundinnen zu interessieren.

Betroffen zog Jenny die Augenbrauen zusammen. "Mein Gott, dir ist es wirklich nicht aufgefallen."

Gereizt von ihren kryptischen Andeutungen verdrehte ich die Augen. "Nein, allem Anschein nach habe ich keinen blassen Schimmer Orakel Jenny. Also wenn du mir den Gefallen tun könntest und endlich etwas deutlicher sagen könntest was du meinst, wäre ich dir sehr dankbar."

Für gewöhnlich wäre auf meine sarkastische Bemerkung eine mindestens genauso sarkastische zurückgeschossen gekommen, doch dieses Mal blieb meine Freundin ruhig und als sie schließlich wieder sprach klang in ihrer Stimme kein Hauch von Ironie oder Sarkasmus mit.

"Weißt du wieso deine Freundschaft mit Dan ein so plötzliches Ende genommen hat?"

Allein darauf angesprochen zu werden versetzte mir ein Stich ins Herz. Wieso kam Jenny denn genau jetzt darauf zu sprechen? Sie wusste doch wie empfindlich ich auf dieses Thema reagierte. Doch für die Kälte in meiner Stimme, als ich ihr einsilbig antwortete, war nicht nur mein natürlicher Verteidigungsmechanismus verantwortlich, sondern vielleicht auch der kleine Teil meines Gehirns der anfing Parallelen zu ziehen, von denen der Rest von mir nichts hören wollte.

"Nein."

Für einige Sekunden starrten wir uns nur in die Augen, bis über ihr Gesicht ein freudloses Lächeln huschte.

"Ich glaube ich habe noch nie ein Mädchen gesehen, dass offener mit ihrer Verknalltheit umging, wie du, Tessa."

Ein komisch enges Gefühl in meinem Hals hielt mich davon ab, über ihre Behauptung in schallendes Gelächter auszubrechen und so blieb ich einfach still.

"Keine Ahnung wann es genau angefangen hat, aber irgendwann stach es jedem so sehr ins Auge, dass man es gar nicht nicht bemerken konnte." Sie machte eine kurze Pause, in der sie nervös mit einem Ring an ihrer Hand herumspielte. Gebannt schaute ich dabei zu, wie sich das Licht in dem lilanen Stein und der Fassung brach und verbat meinem Hirn das Gehörte zu verarbeiten.

"Aber genauso wenig konnte einem entgehen, dass Dan nicht mehr als eure Freundschaft wollte. Ich muss schon sagen, es war selbst für mich als Außenstehende immer wieder ein harter Schlag in den Magen, wenn du freudig auf ihn zu gehüpft warst, dich an seinen Arm geklammert hattest und ihn mit diesem Ausdruck vollster Bewunderung angeschmachtet hattest, während er dir nur kurz freundschaftlich zu gelächelt hatte und sich dann wieder seinen Freunden zugewandt hatte. Ich hatte immer erwartet, dass du total niedergeschmettert zu mir kommen würdest, nachdem doch so deutlich klar wurde, dass er nicht mehr wollte, aber es war, als würden dir seine nur freundschaftlichen Gefühle gar nicht auffallen. Du ließt dich keine Sekunde beirren, sondern standest einfach weiter so nah wie möglich bei ihm und hörtest ihm beim Sprechen zu."

Tatsächlich konnte ich mich daran erinnern, öfters neben Dan gestanden zu haben, während er mit seinen Kumpels herumblödelte, aber da war ich keines Falls in ihn verliebt gewesen! Was erzählte Jenny da für einen Mist?!

Vor lauter Empörung fand ich endlich meine Stimme wieder und rief aufgebracht aus: "Das stimmt doch gar nicht! Ich habe nie mehr als Freundschaft von Dan gewollt, DESWEGEN gab es auch gar keinen Grund heulend zu dir zu kommen!"

Dieses Mal war Jennys Lächeln echt, doch ich erkannte trotzdem, dass sie mir nicht glaubte.

"Dass dir gar nicht klar war, welche Gefühle du hegtest," ich schmiss ihr einen tödlichen Blick zu worauf sie sich verbesserte: "Na gut! Welche Gefühle du vermittelt hast, wurde mir bald auch klar, als ich versuchte dich darauf anzusprechen und ich genau den gleichen ungläubigen Blick zu sehen bekam, mit dem du mich auch jetzt betrachtest. Und da du damals AUCH so gereizt reagiertest, beschloss ich schlussendlich dich in Ruhe zu lassen und einfach abzuwarten, wie sich alles entwickelte. Immerhin schien Dan genauso wenig von dem Ganzen mit zu bekommen, wie du. Und bevor du mich jetzt wieder unterbrichst!", fuhr sie laut fort, als ich schon wieder meinen Mund öffnete, um diesen ganzen Schwachsinn abzustreiten, "lass mich bitte zu Ende reden!"

Ihre Aufforderung sorgte sicherlich nicht dafür, dass ich meine Klappe hielt, sie hatte einfach Glück, dass ich neugierig darauf war, was sie sich sonst noch nettes zusammengereimt hatte.

"Und es gab auch wirklich keine Probleme. Alle Schüler, die aus deinem Verhalten das gleiche geschlossen hatten, wie ich, hatten zu großen Respekt vor dir und deiner Familie, als dass sie es sich getraut hätten was zu sagen. Außerdem kam ja auch keiner der Beteiligten zu Schade!", Jennys Stimme war nach oben geschnallt, als wolle sie mir ganz deutlich vermitteln, dass sie keinen Falles schlechte Absichten gehabt hatte, auch wenn das das letzte wäre, das ich ihr vorwerfen würde, wenn ich auch nur ein Wort von dem mir gerade Erzähltem glauben könnte.

Als hätte sie in meinen Gedanken gelesen, dass ich ihr noch immer kein Wort abnahm, seufzt Jenny resigniert und erschöpft und fuhr fort mir meine eigene Vergangenheit zu erzählen, welche sich trotzdem wie die einer vollkommen anderen Person anhörte.

"Allerdings änderte sich das alles, als Jackie auf unsere Schule kam."

Dieser Name... den kannte ich doch! Dan hatte ihn auf Patricks Party erwähnt. Was genau hatte er nochmal gesagt... Irgendetwas, dass ich nach der ganzen Aktion wohl kaum noch sein Vertrauen erwarten könne und dass ich ihm nicht Mal die Liebe gegönnt hätte.

Wenn das alles nicht mich betreffen würde und ich nur eine außenstehende, objektive Person wäre, würden mich diese ganzen Informationen auf eine Schlussfolgerung kommen lassen, die sich kein bisschen mit meinen Erinnerungen deckten. Daher überließ ich es Jenny weiter zu erzählen, auch wenn es sich seltsam anfühlte, die eigene Lebensgeschichte aus einem anderen Blickwinkel zu hören.

" Sie war ein ziemlich ruhiges Mädchen, eine Stufe unter uns, die Dan über das damalige Leichtathletik Team kennenlernte. Kannst du dich erinnern?"

Tatsächlich bildete sich langsam das Profil einer dunkelhaarigen Schönheit, mit großen braunen Augen und einer zierlichen jedoch sportlichen Figur vor meinen Augen ab. Doch das Gefühl damit zuzugeben, dass auch der Rest der Geschichte wahr war, wenn ich mich an dieses Mädchen erinnerte, hielt mich davon ab eine genaue Antwort zu geben und so zuckte ich nur nichts sagend mit den Schultern.

"Ist ja auch nicht so wichtig. Jedenfalls schienen beide an einander einen Narren zu fressen und ab da ging dann alles den Bach unter."

Irgendetwas an dieser Aussage störte mich gewaltig. Vielleicht war es dieses melancholische Element, das sie dem ganzen verpasste oder es war wirklich schlicht und ergreifend der kleine Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte.

Und so sprang ich mit vor Wut geballten Fäusten auf, als Jenny ansetzt fortzufahren. "Jetzt halte aber Mal die Luft an! Du wirst es nicht glauben, aber ich war bei all diesen Ereignissen ebenfalls dabei und ich kann dir garantieren, kein einziges ist derartig abgelaufen, wie du es geschildert hast! Ich war keinen Falls in Dan verknallt! Wir waren beste Freunde! Nur weil ich deswegen gerne etwas mit ihm unternommen habe, heißt das noch lange nicht, dass ich mehr wollte! Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass gerade du auch schon damals erwachsen genug gewesen wärst, um das zu wissen und den Unterschied zu erkennen!"

Damit hatte ich wohl auch bei ihr einen wunden Nerv getroffen, denn nun sprang auch sie auf und stellte sich mir mit blitzenden Augen gegenüber.

"Damit liegst du auch richtig! Ich HABE es erkannt im Gegensatz zu dir! Ich HABE bemerkt, wie du auf ein Mädchen eifersüchtig wurdest, dass es definitiv nicht wert war, auf sie eifersüchtig zu sein! Sobald dir kleiner, dummer Sturkopf klar wurde, dass du dabei warst deinen besten Freund zu verlieren, wurdest du zu dem äußerst gruseligem, stalkerhaft veranlagtem Mädchen aus der Nachbarschaft, dass beim Schlafen von dir Fotos macht höchst persönlich! Wo auch immer Dan hinging, du bist ihm gefolgt und selbst deinem verblendetem besten Freund konnte das schließlich nicht mehr entgehen! Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich gewundert, dass er überhaupt noch alleine aufs Klo gehen durfte!"

Bei der Vorstellung mich wirklich derart besitzergreifend verhalten zu haben zuckte ich zusammen und hätte am liebsten all die Beschuldigungen von mir gewiesen, allerdings wusste ich, was Jenny mir als nächstes erzählen würde. Wie Dan begann, mich langsam aber sicher mit diesem genervten Blick zu betrachten. Mir in den Pausen aus dem Weg ging und aufhörte mir alles zu erzählen. Denn das war etwas, an das auch ich mich in der ganzen Grausamkeit erinnern konnte.

"Dan wandte sich von da an immer mehr von dir ab, was dich nur noch mehr dazu veranlasste zu klammern. Das alles war ein Teufelskreislauf und sobald der erste Schaden angerichtet war, konnte man das Ende kaum noch verhindern." Wie von aller Kraft verlassen, ließ sich Jenny nach hinten auf das Sofa plumpsen. Mir begann zu dämmern, dass ihr mir das zu erzählen genauso schwer fallen musste, wie mir das alles zu hören. Und mir wurde auch so langsam klar, dass sie eventuell auch recht haben könnte, mit dem was sie mir zu erklären versuchte.

"Irgendwann, nachdem dir sein distanziertes Verhalten aufgefallen war und du ihn darauf ansprachst, bekamt ihr euch heftig in die Haare. Wochenlang habt ihr nicht mit einander gesprochen und Dan schien immer mehr mit seinen Kumpeln und Jackie zu unternehmen, was dich so wahnsinnig verletzte. Du weißt gar nicht wie schwer es war, dich so leiden zu sehen. Vor allem als dann...", Jennys Stimme versagte. Doch ich wusste auch so was sie sagen wollte. Und es trieb mir einen schmerzenden, dicken Klos in den Hals.

Vor allem als dann auch noch meine Mutter starb.

Zu dieser Zeit hatte ich mich einsamer gefühlt als jemals zuvor. Nicht das ich mich nicht schon mit meinem engsten Vertrauten verstritten hatte, nun hatte ich auch noch die einzige Person verloren, die mir stets gesagt hatte, das alles würde sich schon wieder einrenken. Die einzige Person, bei der ich mir immer sicher war, dass sie mir den Rücken stärkte. Wie mit einem Meisel hatte man mir den Schmerz in die Brust gehämmert und ich sah mich damals nicht einmal mehr in der Lage, mein Bett zu verlassen oder gar zur Schule zu gehen. Die Welt da draußen hätte sich meiner Meinung nach nicht weiter drehen dürfen und doch tat sie es. Und dafür hasste ich jeden und alles, der sich mit ihr drehte.

Ich wusste noch ganz genau, wie Dan mich zwei Tage nach der Beerdigung meiner Mom besuchen kam. Wie er, wie schon so oft zuvor, leise in mein Zimmer kam und sich neben mich auf meinem Bett niederlies. Wie er mich versuchte zu trösten, wie er es immer getan hatte.

Und doch war dieses Mal etwas anders. Und zwar nicht nur die Tatsache, dass meine Mutter nicht nach einer halben Stunde hereinkam und uns ein Stück Kuchen oder Kekse anbot. Er hatte das Armband nicht mehr getragen. Das Armband, das ich ihm zum zehnten Geburtstag aus wunderschönen von mir selbst gefertigten Glasperlen geschenkt hatte und das er seit dem jeden Tag getragen hatte.

Stattdessen hing an dem Platz von MEINEM außergewöhnlichem Armband ein gewöhnliches, schlichtes Silberkettchen mit einem kleinen blaue Anhänger, wie es sie zu Tausends in jedem beliebigem Juwelier gab um sein rechtes Handgelenk.

Und obwohl ich es durch den Tränenschleier nicht Mal vermocht hatte, von der Uhr links auf meinem Schreibtisch abzulesen ob es bereits Mittag war, konnte ich diesen kleinen, blauen Anhänger in jedem Detail erkennen.

Was genau ich darauf zu Dan gesagt hatte, konnte ich schon eine Stunde später nicht mehr wiedergeben. Ich wusste nur noch, dass ich ziemlich viel herumgeschrien und wie eine Verrückte um mich geschlagen hatte und irgendwann Dans Kopf vor Empörung rot angelaufen war. Wahrscheinlich hatte er all die Beleidigungen, die ich ihm an den Kopf geworfen hatte, nur aus Respekt vor meinem Verlust einfach so hingenommen und war dann schleunigst verschwunden, während ich mir nun nicht nur aus einem Grund, sondern gleich aus zweien, die Augen aus dem Kopf geheult hatte.

Generell konnte ich mich aus dieser Zeit kaum noch an etwas erinnern, denn selbst als ich wieder zur Schule ging, war es so, als würde ich alles nur noch durch einen Schleier betrachten, der jeden Schüler, jeden Lehrer, jeden dem ich auf der Straße begegnete unrealistisch erscheinen ließ. Daher konnte ich auch nicht mehr genau sagen, wie viele Tage vergangen waren, bevor Dan und ich wieder sprachen. Aber im Nachhinein war das vielleicht auch nicht mehr wichtig, wann genau es war, denn vertragen hatten wir uns eh nicht mehr, sondern nur noch mehr Vorwürfe dem anderen gegen den Kopf geschleudert. Was ich allerdings mit Bestimmtheit sagen konnte war, dass seitdem Dan mich mit diesem Ausdruck von Hass in den Augen betrachtete.

"Vielleicht hast du recht", meine Stimme klag rau und brüchig, als hätte ich wochenlang nicht mehr geredet. "Zwar nicht mit dem Teil, dass ich in Dan verliebt war, aber ich denke das macht keinen Unterschied, da es trotzdem eine Tatsache ist, dass ich mich wie ein eifersüchtiges, besitzergreifendes Biest verhalten habe. Aber was soll ich jetzt mit dem ganzen anfangen?"

Als ich den Blick hob und direkt in Jennys Augen sah, schwammen diese gerade zu über vor Stolz, Mitgefühl und Trauer.

Tapfer Lächelte sie mir entgegen. "Na, das was Tessa immer macht. Der Gerechtigkeit genüge tun und alles wieder gerade rücken."


Sooo jetzt ist auch das große Geheimnis um Dan un Tessa gelöst ^-^ ich finde es traurig das so kleine Sachen tatsächlich eine Freundschaft zerstören können :(
Aber ich würde gerne noch etwas anderes verkündigen :D
Mit 69 Kapiteln neigt sich auch dies Buch so langsam dem Ende zu ^.^ also für die die vllt fürchten es kommen jetzt nich unendlich viele sachen bis Dyan Tessas Geheimnis erfährt kann euch besänftigen ;*
Natürlich dauert es trotzdem noch einige Kapitel :'D aber ich denke das es jetzt eigentlich spannend werden und beleiben sollte ;*
Danke fürs lesen voten und kommentieren!♡♡♡

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