Wo wir frei sind

By InaAnnelie

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Anni und Mike haben sich noch nie getroffen und doch sind ihrer beider Leben auf eine ganz spezielle Weise mi... More

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By InaAnnelie

Mike

Auf dem Rückweg durchs Dorf ging Anni ganz automatisch etwas mehr auf Abstand und kurz vorm Hotel achtete sie dann sehr deutlich auf eine gewisse Distanz zwischen uns. Es störte mich nicht. Ich hatte damit gerechnet und diesen Tag würde uns so oder so niemand mehr nehmen können. Wir waren uns sehr viel näher gekommen, emotional und überhaupt. Ich wollte auch deshalb nicht, dass der Tag bald endete, denn sobald ich allein war, würde mein schlechtes Gewissen wieder die Oberhand gewinnen. Annis Gegenwart und ihre ganze Art waren so mitreißend und einnehmend, dass ich das meistens vergessen oder zumindest gut ignorieren konnte. Sie tat mir gut. Ich genoss jede Sekunde mit ihr, aber ich wusste gleichzeitig, dass dieses Konstrukt aus Lügen und Heimlichkeiten, dass ich so niemals hatte aufbauen wollen, auch jeden Moment über mir zusammenbrechen konnte. Ich schuf mir da gerade eine wunderschöne Seifenblase, die sobald sie mit Wahrheit und Realität in Berührung kommen sollte, jederzeit platzen konnte.

Annies Eltern saßen einträchtig nebeneinander auf der Sonnenterasse mit dem weiten Blick ins Tal. Marlene winkte uns schon von weitem zu. „Ach wart's ihr zwei nochmal Wandern? Des is ja schön. Des Wetter is ja auch herrlich heute. Setzt's euch her und erzählts. Ich hol euch schnell was zu Trinken. Habt's an Hunger auch?" Wir kamen kaum zum Antworten und im Nu hatten wir beide ein Radler vor uns stehen. Anni erklärte welche Strecke wir gegangen waren, richtete Grüße von Karin aus und wirkte locker, fröhlich und ungezwungen. Ja so ist das, wenn man ein reines Gewissen hat, wenn man sich nicht vor jedem Satz fragen muss, ob man sich gleich selbst verrät. Generell war das eins der vielen Dinge, die ich an Anni bewunderte. Sie war eine unglaublich vielschichtige Persönlichkeit. Sie war reflektiert, bereit sich selbst zu hinterfragen und auch aus ihren Erfahrungen zu lernen. Sie besaß eine große Feinfühlig- und Tiefgründigkeit, eine grundsätzlich positive Lebenseinstellung, ganz viel Energie und Humor und eben auch diesen Hauch von beneidenswerter Leichtigkeit, der sie fast immer umgab. Die Gespräche plätscherten auch jetzt, federleicht und angenehm dahin und ich erfuhr ganz nebenbei, dass Annis Vater, gebürtiger Österreicher war, der sehr jung hier eingeheiratet hatte. Er erzählte mir ein paar Anekdoten aus seine Heimat, dann über die Gegend hier und ich ahnte, dass Annis Leidenschaft für die Berge, bestimmt auch durch ihn gewachsen und gefördert worden war. Er zog seine Frau zwischendurch immer wieder ein bisschen auf, aber dieses Geplänkel hatte etwas sehr Liebevolles. Man spürte die gegenseitige Zuneigung und die Verbundenheit von Annies Eltern ganz deutlich. Wie sie das nur über die vielen Jahre geschafft und selbst den Verlust eines Kindes verkraftet hatten, ohne dabei auseinanderzudriften? Das löste höchsten Respekt in mir aus. Vielleicht tat sich Anni deshalb auch so schwer mit Bindungen und Beziehungen? Weil sie das, möglicherweise unbewusst, als Maßstab ansetzte, sich selbst aber nicht darin wiederfand oder das Gefühl hatte versagt zu haben.

Marlene setzte sich in den Kopf für uns alle Kaiserschmarrn zu machen und ließ sich nicht davon abbringen. Anni wollte ihr helfen, aber das lehnte sie kategorisch ab. „Du bleibst da und kümmerst dich um unseren Gast. Du kennst doch den Papa, der ist ja manchmal so ein Stoffel." Ich hatte keine Ahnung was das bedeutete, aber ich musste trotzdem mitgrinsen, als er empört protestierte, sie ihm beschwichtigend den Kopf tätschelte und dann nach drinnen verschwand.

„Entschuldige bitte, meine Eltern können sich manchmal echt nicht benehmen.", meinte Anni kopfschüttelnd. Annis Vater wollte etwas dazu sagen, aber just in diesem Moment klingelte sein Handy. Er ging ran, stand auf und lief dann telefonierend über den Innenhof.

„Du hast es gehört, du musst dich jetzt um mich kümmern. Ich bin schließlich dein Gast." Ich grinste sie an und Anni strahlte zurück. Sie berührte meine Hand unter dem Tisch und strahlte so von innen heraus, dass mein Herz sofort höher schlug. „Scheint so. Auftrag von ganz oben." Nur am Rande registrierte ich ein Motorengeräusch in meinem Rücken, doch Annis Gesichtsausdruck veränderte sich und sie zog ihre Hand zurück. Auf einmal wirkte sie ernst und ihr Blick war starr auf den weißen Lieferwagen geheftet, der ein paar Meter neben uns anhielt. Annies Bruder und ein blonder Mann stiegen aus. Jakob hob die Hand zur Begrüßung und kam auf uns zu. Der andere Mann folgte ihm und Annie murmelte leise, fast tonlos irgendwas vor sich hin.

Anni

Ich sah Simon wie in Zeitlupe auf mich zukommen und fluchte innerlich. Wie immer, wenn ich unverhofft auf ihn traf, begann mein Hirn hektisch sämtliche Fluchtszenarien durchzuspielen, obwohl ich genau wusste, wie sinnlos und dumm das war. Heute nervte es mich umso mehr, weil ich eigentlich mit Glückshormonen überschwemmt war, weil das Gras heute grüner, der Himmel blauer war und die Luft, obwohl wir steil auf den Dezember zusteuerten, nach Frühling roch. Gerade noch hatte ich mich so gut gefühlt. So als hätte Michi mir eine Art Upgrade verpasst, besser gesagt meinem Selbstvertrauen. Die Art wie er mich ansah, wie er mit mir redete, mir zuhörte, das alles gab mir ein unglaublich gutes Gefühl. Durch seine Augen, fühlte ich mich interessanter, attraktiver und wie eine bessere Version von mir selbst. Simons Anwesenheit dagegen machte genau das Gegenteil. Allein sein Anblick erinnerte mich sofort an all meine Makel, meine Unzulänglichkeiten, Schwächen und Fehler. Dieses bescheuerte Gefühl nicht gut genug, zu egoistisch und seine größte Enttäuschung zu sein, kroch in Sekundenbruchteilen sofort wieder in mir hoch. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich fand es unerträglich, dabei zusehen zu müssen wie Vergangenheit und Gegenwart derart abrupt und unsanft aufeinanderprallten. Ich atmete durch und versuchte ruhig und souverän zu bleiben. Ich würde mir sicher nicht die Blöße geben vor Simon zu flüchten oder dumm herumzustottern. „Na, ihr zwei wo kommt ihr den her?", flötete ich freundlich und zwang mich zu einem unverbindlichen Lächeln. „Wollt's auch ein Radler? Dann hol ich euch schnell eins." Mein Bruder ließ sich ächzend auf einen Stuhl fallen. „Ja bitte. Der Simon hat mich wieder an Haufen schweres Zeugs rumschleppen lassen. Morgen kann ich mich sicher kaum bewegen." „Jammer nicht so rum, du alter Mann. So schlimm war's jetzt auch wieder nicht.", grinste Simon und klopfte ihm kräftig auf die Schulter. „Servus, ich bin der Simon." Er streckte Michi die Hand hin. Ich wandte meinen Blick ab und holte schnell die Getränke. Es passte mir überhaupt nicht, dass er da war. Diese ganze Szene war falsch. Am liebsten hätte ich Simon ins Gesicht gesagt, dass er verschwinden und heimfahren sollte zu seiner Natalie. Und überhaupt war das hier nicht sogar verboten? Unser Landkreis hatte schon wieder irgendwelche Zahlen überschritten. Zu viele Haushalte, zu viele Menschen. Er sollte einfach wieder gehen. „ Ja Simmerl, da hab ich ja doch richtig gehört." Auftritt Mama. Ich konnte ein Augenverdrehen kaum noch unterdrücken. Sie tätschelte ihm die Wangen und umarmte ihn wie einen verlorenen Sohn und sowas in der Art war er auch für sie. Schon immer und erst Recht seit der Sache mit Sebi. Mir wurde schlecht und schlagartig war mir wieder bewusst warum ich so oft von hier verschwinden musste. Warum es manchmal einfach zu viel und kaum zu ertragen war. Ein Kribbeln wanderte über mein Knie. Es war Michis Hand. Eine kurze mitfühlende Berührung, die mich zwar ganz sicher alles andere als beruhigte, aber mich trotzdem dazu bracht mich besser zu fühlen. Dankbar legte ich meine Hand auf seine, um mich wenigstens für einen Augenblick an ihm festzuhalten. Er sah mich überrascht an. Meine Mundwinkel zuckten und ich war gerade unglaublich dankbar, dass er da war. Niemand achtete auf uns und selbst wenn, es war mir überraschend gleichgültig. Irgendwie grotesk, dass ich umgeben war von Menschen, die mir nahestanden, die ich ein Leben lang kannte und es sich trotzdem so anfühlte, als sei gerade er, heute mein Verbündeter. Als Mama endlich von Simon abließ, zog auch ich meine wieder Hand zurück. Ich wollte es nicht herausfordern und auch Michi nicht in eine unangenehme Situation bringen. Es war bestimmt eh schon eigenartig genug für ihn, zwischen den ganzen Wahnsinnigen zu sitzen. Ich hörte wie Mama versuchte Simon zu überreden zum Essen zu bleiben und hätte ihr am liebsten den Mund zugehalten. „Das ist sehr lieb Lene, aber ich esse zu Hause sonst krieg ich noch Ärger." In meinem Kopf sah ich sofort Natalie mit einem Kochlöffel bewaffnet am Herd stehen und eifrig im Topf herumrühren. Selbstverständlich in einer nagelneuen, perfekt ausgestatteten und riesigen Küche, die Simon nach ihren Wünschen, eigenhändig gebaut hatte. Na wenn man schon einen Schreiner im Haus hat, würde sie jedes Mal sagen, ihren Bauch streicheln und dämlich grinsen, wenn sie ihren Sonntagsbesuch im neuen Domizil herumführte. Ich musste mich zusammenreißen um mich nicht angewidert zu schütteln. Das einzige was Simon je für mich gebaut hatte, war die provisorische Inneneinrichtung für den Bus mit dem wir einen Sommer lang durch Europa gereist waren. Ist gut Anni entspann dich. Du hast es ja gehört. Er will ja gar nicht bleiben, versuchte ich mich zu beruhigenIch wollt nur Jakob schnell heimbringen und ..." hörte ich ihn sagen. Nach dem er mich die ganze Zeit kaum angesehen hatte, richtete er seinen Blick plötzlich ohne Vorwarnung auf mich. „..Anni hast du vielleicht mal eine Minute für mich?" Nicht nur mich erwischte seine Bitte kalt. Alle waren überrascht. Niemand sagte mehr ein Wort. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Irgendwann registrierte ich dankbar, dass Jakob schnell ein Gespräch mit Michi anfing und meine Mutter sich daraufhin umdrehte und wieder in die Küche marschierte. „Was gibt's denn?", fragte ich zögernd. „Können wir vielleicht kurz irgendwo alleine sprechen." Ich nickte, stand auf und nahm meine Flasche. „Wir können uns runter an den Pool setzen, wenn du willst. Er stimmte zu und ging schweigend neben mir her. „Verrückt diese Temperaturen um diese Zeit, oder?", sagte er irgendwann „Ja Klimaerwärmung at its best oder keine Ahnung, wo das gerade herkommt. Aber du wolltest jetzt sicher nicht mit mir über das Wetter reden, nehme ich an?"

„Nein ich..."Er setzte sich neben mich auf einen der riesigen Lounge-Sessel. „Ihr könntet den Pool ruhig aufmachen, bei dem Wetter." Er lächelte schief, aber ich hatte gerade überhaupt keinen Nerv für solche Witzchen. „Simon, was willst du?"

„Wissen wie es dir geht. Mit dir reden. Du bist letztens so überstürzt gegangen und ich hab längst nicht alles gesagt, was ich dir sagen wollte. Ich will einfach nicht, dass du das falsch verstehst oder dass es dir schlecht geht deshalb, weil..." Er drehte die Flasche in seiner Hand.

„Ich keine Babys haben kann? Das ist ja nun nix Neues. Mir geht's blendend Simon. Ich weiß nur nicht was du von mir hören willst? Es ist doch alles gut wie es ist, aber erwarte bitte nicht dass ich einen Freudentanz aufführe, so selbstlos bin ich dann auch wieder nicht."

„Bitte nicht, ich weiß was für eine miserable Tänzerin du bist." Ich streckte ihm die Zunge raus und musste tatsächlich kurz grinsen.

„Ich ahne was du darüber denkst, aber oft sind die Dinge nicht so wie sie auf den ersten Blick scheinen. Du willst sicher keine Details, aber es ist nicht so, dass wir so ein absolutes Bilderbuchleben führen würden und dieses Kind jetzt die Erfüllung all meiner Wünsche und Träume wäre, Anni. Ich hab mich am Anfang sogar eher schwer damit getan. Es kam so überraschend. "

„Aber es ist doch genau das, was du immer wolltest. Eine Familie, ein Baby, du müsstest doch eigentlich vor Glück ausrasten."

Er zuppelte und kratzte am Etikett seiner Flasche herum „Das ist der Punkt den du einfach nie verstehen wolltest. Ich wollte damals nicht einfach ein Baby, oder eine Familie, ich wollte das alles mit dir und wegen dir."

Mein Magen krampfte, zog sich schmerzhaft zusammen. „Wie du weißt war das aber nun mal nicht möglich und ich glaube das ist auch ganz gut so. Du kennst mich. Es wäre nicht das Richtige für mich gewesen. Es bringt eh nichts immer wieder in der Vergangenheit rumzuwühlen, das macht es nicht besser."

Er schnaubte durch die Nase „ Immer wieder? Ist das dein Ernst? Wir haben noch kein einziges Mal darüber gesprochen, seit du damals gegangen bist, Anni. Nie. Du versuchst das noch immer zu vermeiden, du rennst immer noch vor mir weg. Du hast dich damals nicht mal richtig verabschiedet und warst dann weg, einfach nicht mehr für mich erreichbar. Ich bin wirklich durch die Hölle gegangen. Dieses erste Jahr war mit Abstand das Schlimmste in meinem Leben. Erst  das mit Sebi und dann du. Ich meine..."

„Ich bin aber nicht gestorben Simon. Ich bin einfach nur gereist um Abstand zu kriegen, um irgendwie klarzukommen und um heraus zu finden was ich wirklich will. Mir ging es einfach beschissen. Es war alles zu viel."

„Ich glaube du hast keine Ahnung wie schlimm es ist, immer auf irgendwas zu warten, ohne zu wissen worauf? Ich wusste ja nicht mal ob du überhaupt wieder kommst. Ich war in so einem tiefen Loch und ich dachte ich komm da nie wieder raus. Nach und nach haben alle ihre Versuche aufgegeben, mich da rauszuholen, alle bis auf Nati. Ich wüsste nicht was ich damals ohne sie gemacht hätte und ich war anfangs noch nicht mal besonders nett zu ihr. Du hattest ja die ganze Zeit Ablenkung und neuen Input, Abenteuer und was weiß ich, was du alles getrieben hast, aber ich war alleine hier, wo an jeder Ecke irgendeine Erinnerung klebt. Das Schlimmste aber war, dass du nicht mal zu mir gekommen bist, als du nach einem Jahr wieder hier warst. Dass ich dir nicht mal ein Hallo Simon. Ich bin wieder da, lass uns drüber reden -wert war. Irgendwann wusste ich gar nicht mehr was Schlimmer war, wenn du wieder weg warst oder wenn du da warst und so getan hast, als ob es mich gar nicht geben würde. Das hat sich so bei mir eingebrannt, dass ich bis heute...Selbst wenn ich dich gar nicht sehe, ist es anders wenn du da bist. "

Ich weiß, dass ich dir Unrecht getan und mich nicht korrekt verhalten habe, Simon und ich entschuldige mich dafür, ok?" Ich starrte stur auf die Wiese und versuchte mich nicht von seiner Emotionalität anstecken zu lassen.
Er fuhr sich durch die Haare. Diese Ansage, das ganze Gespräch war sehr untypisch für ihn. Simon war eigentlich nicht der Typ für Gefühlsausbrüche und er stand überhaupt nicht auf Konflikte oder Konfrontationen. Aber er hatte Recht, ich war dem Thema und einer Aussprache mit ihm immer ausgewichen. Ich hatte mir eingeredet, dass das auch für ihn leichter war. Mir war nie bewusst gewesen, wie sehr ihn meine Vermeidungsstrategie, die wirklich ziemlich feige und egoistisch  war, noch immer belastete.

„Ich wollte dich nicht anklagen, Anni. Echt nicht, ich kann im Nachhinein vieles verstehen und ich weiß, dass ich auch Fehler gemacht habe, aber dass du mich von heute auf morgen, damit so allein gelassen und ins Leere laufen hast lassen, das hab ich nicht vergessen."

Ich nahm einen Schluck aus meiner Flasche. „Du hast vermutlich keine Vorstellung davon, wie oft ich an irgendeinem Strand gehockt bin und nicht mehr gewusst habe, warum ich mir das antue. Wie oft ich mir gewünscht habe, du wärst da. Es hat manchmal körperlich wehgetan. Wenn ich mit anderen Leuten darüber gesprochen habe, habe ich das immer mit einem Art Drogenentzug verglichen. Und jeder Süchtige weiß, dass man sich von der Droge fernhalten muss. Ich hätte es anders einfach nicht hingekriegt, aber wir hätten eben auch nicht mehr so weitermachen können. Ich war einfach nicht gemacht für so ein Leben, wie du es haben wolltest, wie du es brauchst."

Er nickte. „Ich hätte nur gerne selber entschieden, was ich brauche und was ich will."

„Das verstehe ich. Würde mir auch so gehen. Ich verstehe alles was du sagst, Simon." Er sagte nichts. Ich hatte ihm damit wohl den Wind aus den Segeln genommen.

„Vroni sagt du verteidigst mich, wenn über mich geredet wird?"

„Ich mag es nicht, wenn sie sich Dinge zusammenreimen, die hinten und vorne nicht stimmen. Diese ewige Story, dass du mich einfach so und völlig grundlos verlassen hast und meistens dichten sie noch irgendeinen Typen dazu mit dem du durchgebrannt sein sollst."

Ich lachte kurz auf. „Wundert dich das ehrlich? Also mich nicht. Es passt so schön ins Bild. Die böse, wilde, Anni mit den Flausen im Kopf und der gute, nette und bodenständige Simon. Ist doch ok. So war es doch schon immer. Du musst dich mit niemanden streiten deshalb. Ist mir lieber als wenn sie wüssten, was wirklich dahintersteckt. Das gäb noch mehr Getratsche. Weiß Nathalie eigentlich davon? Ich meine, ich könnte es absolut verstehen, wenn du ihr erzählt hättest, was los war. Was unser Thema war. Gerade jetzt wo..."

„Nein. Sie weiß es nicht. Ich kann doch sowas nicht ohne dein Wissen einfach ausplaudern. Würde ich nie tun. Ich hab ihr nur gesagt, dass unsere Vorstellung von der Zukunft sehr unterschiedlich waren und wir die Sache mit Sebi nicht gut verkraftet haben."

„Das ist ja auch ein Teil der Wahrheit." Er starrte den Pool an und ich fragte mich, ob er sich noch an diesen einen Abend erinnerte, der sich so in meinen Kopf eingebrannt hatte. „Er ist leer. Ausgelassen." Er schaute mich verwirrt an.

„Der Pool. Wir haben ja auf absehbare Zeit keine Gäste."

„Ach so. Ja klar. Schade, aber macht Sinn. Verrückt das Ganze. Ich hoffe deine Eltern kommen klar. Das muss echt hart sein, auch finanziell. Wir haben Glück in der Schreinerei, wir können ganz normal weiterarbeiten, allerdings haben wir viele Lieferengpässe ...aber ich will dich damit nicht langweilen. Danke für deine Zeit, Anni."

Er stand auf und ging zu seinem Wagen. Ich hörte wie er sich von den anderen verabschiedete und wartete bis er weggefahren war.

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