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Galing kay xasterismxs

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❝Du bist überall❞, antwortete sie schließlich. ❝Du bist in meinem Kopf, in meinem Herz, in meiner Seele. Und... Higit pa

v o r w o r t
p l a y l i s t
0 0 | d i e w a h l h a b e n
0 1 | s c h w e i g e n d e r ä u m e
0 2 | n i c h t i n n e h a l t e n
0 3 | s c h u t t u n d a s c h e
0 4 | e i n e m v o n u n s
0 5 | n o c h s o v i e l
0 6 | g u t f ü r m i c h
0 7 | g u t e s e e l e
0 8 | z a h n f e e
0 9 | z e r b r e c h e n
1 0 | k o n s t a n t e
1 1 | w a s e s k o s t e t
1 2 | l i c h t j a h r e
1 3 | d o p p e l t e g r ö ß e
1 4 | z u f ü h l e n
1 5 | v e r g e b u n g
1 6 | n e u g i e r
1 7 | o h n e r ü c k s i c h t
1 8 | a r m e s h e r z
1 9 | f l i e h k r a f t
2 0 | e i n e w e i l e i c h s e i n
2 1 | i c h b i n h i e r
2 2 | w a s w e n n
2 3 | h ä t t e s e i n k ö n n e n
2 4 | b e i d i r
2 5 | w e r t a n l a g e
2 6 | p a r a d o x
2 7 | b e s s e r w e r d e n
2 8 | g e n e
2 9 | u m z u g s k a r t o n s
3 0 | m i t b e w o h n e r
3 1 | g e w i c h t s t e m m e n
3 3 | d e r w a h r e p r e i s
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Galing kay xasterismxs

r o b i n

MEIN PULS RASTE, der Kies unter meinen Schuhsohlen knirschte und der Maihimmel schien plötzlich zugezogen, obwohl noch strahlender Sonnenschein geherrscht hatte, als wir in den Wagen gestiegen waren. Sophie hatte sich in meiner Armbeuge eingehakt, den Blick auf die verschiedenen Steinplatten gerichtet, die wir auf unserem Weg passierten.

Niemand von uns hatte ein Wort gesprochen, seitdem wir aus dem Auto gestiegen waren. Ich, weil ich zu nervös war, um auch nur einen Satz hervorzubringen, Sophie, weil sie aussah, als würde sie bereits jetzt mit den Tränen kämpfen. Ein Wort und der Damm, den sie so sorgsam aufrecht zu erhalten versuchte, würde vermutlich brechen.

Sie führte mich auf eine abgelegene Grünfläche, weg von den anderen Grabmälern, die aus dem Gras hervorragten. Ich war bisher nicht oft auf Friedhöfen gewesen. Meine Großeltern lebten noch. Ich konnte mich nur an die Beerdigung meines Großonkels erinnern, den ich nur zweimal kennengelernt hatte. Ich war vielleicht fünf gewesen, von meiner Mutter in schwarze Kleidung gesteckt worden und hatte die Beisetzung stumm verfolgt, nicht wirklich bewusst, was vor meinen Augen gerade geschah. Aber ich erinnerte mich an das Schluchzen der Frau meines verstorbenen Familienmitglieds, das mich unwohl auf der Kirchenbank hatte herumrutschen lassen. Seitdem hatte ich nicht mehr sehr viele andere Erfahrungen mit Friedhöfen gemacht und wenn ich ehrlich war, war mir das recht gewesen.

Aber jetzt standen wir hier, vor einer Denkmaltafel, die größer war als die normalen Grabsteine. Statt einem Namen war ein Satz eingraviert, der mich meine Schritte verlangsamen ließ.

Hier ruhen die Kinder, die das Licht nie sahen. Die Kleinsten der Kleinen.

Mein Blick fiel auf die Grabkerzen, die bemalten Gedenksteine und Schnuller, die sich zu Fuße des Steines sammelten. Mit einem Mal wurde mir klar, wie viel Trauer sich vor mir sammelte. Wie viele verlorene Zukünfte, Träume, Hoffnungen unter diesem Stein begraben lagen. Dass ein Teil von mir und Sophie unter dieser Erde ruhte, sich unter der Tafel verbarg, direkt zu unseren Füßen.

Verzweiflung packte mich in einer stählernen Faust, zu wissen, dass es nur eins von vielen war, die dort vergraben lagen. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie viele schon vor ihr beigesetzt worden waren. Wie viele noch folgen würden. Wie viele Eltern, die doch keine geworden waren, genau dort standen, wo Sophie und ich gerade waren. Fußstapfen, die niemand füllen wollte und die es schließlich doch wurden.

„Warst du schon hier?", fragte ich an Sophie gewandt, deren Blick ebenfalls auf der Ansammlung an Erinnerungsstücken haftete.

Ihre dunklen Augen wanderten für einen Sekundenbruchteil zu mir. Ich erkannte die Trauer, die sich in ihnen sammelten nur zu gut. „Einmal", gestand sie und vergrub ihre Hände tiefer in ihren Jackentaschen. „Ich habe eine Kerze mitgebracht und angezündet."

Ich wollte mir nicht vorstellen, wie sie allein und trauernd hierhergefahren war, an einen Ort, der sowieso schon hoffnungslos genug war. Dass sie hilflos über dem Grabstein gestanden und daran gedacht hatte, dass ich nicht hier war. Dass sie auch diese Sache allein auf ihren Schultern getragen hatte.

Meine Finger wanderten in meine Jackentasche, schlossen sich um das kleine Stofftier, das sich dort befand und zogen es schließlich hervor. Mein Griff verfestigte sich etwas, als ich einen weiteren Schritt auf die Gedenktafel zumachte, in die Hocke ging und den Bären neben einer Kerze und einem der bemalten Steine ablegte. Ich fuhr mit den Fingerspitzen über das weiche Fell, dachte daran, dass unser Kind nicht einmal so groß geworden war wie ein verdammtes Kuscheltier in Schlüsselanhänger-Größe und kniff die Augen zusammen.

„Es tut mir leid", murmelte ich an niemand bestimmten gewandt. „Ich hätte dich mit allem geliebt, was ich habe, Lani. Das musst du mir glauben. Auch wenn ich dich nie kennengelernt habe – ich hätte dich so sehr geliebt."

Ich spürte Sophies Finger, die sich auf meine Schulter legten. Ich richtete mich auf, schlang einen Arm um ihren Nacken und zog sie an mich. Ihr Kopf ruhte auf meiner Schulter, während wir beide auf die neuste Ergänzung der Erinnerungsstücke hinabsahen.

Eine Weile herrschte zwischen uns Stille. Wir beide hingen unseren eigenen Gedanken nach, schienen in unseren eigenen Spiralen verloren zu gehen, bis Sophie doch noch etwas sagte.

„Ich habe ihr von dir erzählt", wisperte sie schließlich. „Die ganze Zeit über. Sie wusste, wer du bist, Robin. Sie weiß es."

Die Träne, die schon die ganze Zeit über in meinem Augenwinkel festgesessen hatte, befreite sich, glitt an meinem Kinn hinab und verfing sich in Sophies kupferroten Haarsträhnen. Mein Griff um ihre Schulter wurde fester.

Nach einer Weile lösten wir uns von der Gedenktafel und verließen den Friedhof, meine Glieder schwer, doch mein Herz ein kleines Stück leichter. Es fühlte sich an wie ein Abschied, auch wenn es keiner gewesen war. Mein Blick wanderte gen Himmel. Die ersten blauen Streifen schienen hinter den Wolken hervor. Lani, dachte ich und verschränkte meine Finger mit Sophies.

SOPHIE WAR IHRER Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Das war das erste, das mir auffiel, als sie uns in ihrem Garten begrüßte, Tee und Kaffee bereits auf dem ausgeblichenen Holztisch aufbereitet, der zwischen zwei Apfelbäumen stand. Ich wusste nicht, warum es mich jedes Mal aufs Neue überraschte, wenn ich Johanna sah, doch die Ähnlichkeiten waren zu prägnant, als dass ich sie hätte übersehen können.

Johanna stand von ihrem Gartenstuhl auf, gekleidet in eine weite Bluse und Leinenhosen. Ich wusste nicht, ob ich Sophies Mutter jemals in etwas anderem gesehen hatte als flatternden Oberteilen und Leinenstoffen. Es war beinahe beruhigend, dass sich das nicht geändert hatte. Es gab mir einen Sinn von Vertrautheit, etwas an dem ich mich festhalten konnte. Das Lächeln auf ihren Lippen war ebenfalls noch so offen und freundlich, wie ich es in Erinnerung hatte.

„Da seid ihr ja!", rief sie erfreut aus und schlang Sophie in eine feste Umarmung, die sich an diese Berührung klammerte, als würde sie die Teile wieder geraderücken, die aus den Fugen geraten waren. Nach unserem Besuch der Grabstätte konnte ich es ihr nicht verübeln. „Hallo, Schatz."

Ihre kupferroten Haare verfingen sich ineinander, derselbe Haarton durch und durch. Nur Johannas Augen, die sich in diesem Moment auf mich richteten, waren von einem hellen blau, die so gar nicht Sophies honigbraunen Iriden ähnelten.

„Robin", begrüßte sie mich und öffnete auch für mich ihre Arme. „Ich habe ganz vergessen, wie groß du bist."

Ich musste mich ein Stück zu ihr herunterbeugen, als ich sie in eine Umarmung zog. Anders als bei einer flüchtigen Begrüßung, verharrte ich einen Moment länger in ihren Armen. Johannas Hand drückte verständnisvoll meine Schulter. Als ich mich von ihr löste, sah ich nicht die Vorwürfe in ihrem Blick, die ich insgeheim befürchtet hatte. Stattdessen schwamm in ihren Augen Sympathie, die meinen Hals ein Stück enger werden ließ.

„Setzt euch", forderte sie uns auf und deutete auf die Stühle, die kein bisschen zusammenpassten und sich doch perfekt in ihren Garten einreihten. „Ich habe extra für euch gebacken."

Während wir uns von dem veganen Pfirsichkuchen nahmen und uns Kaffee und Tee eingossen, erzählte Sophie ihr von ihrer nun leerstehenden Wohnung. Wir würden heute Abend noch ihre letzten Sachen nach München befördern. Danach würden ihre Mutter, Dana und Levi die einzigen Gründe sein, warum wir noch zurückkehren würden. Es fühlte sich gut an, stellte ich fest. Zu wissen, dass Sophie und ich von nun an nur noch in dieselbe Richtung gehen würden.

Johanna fragte uns, wie die Wohnungssuche lief. Weder Sophie noch ich hatten es ausgesprochen eilig, aus meiner und Forsters Wohnung auszuziehen, besonders momentan, da die wichtigsten Spiele der Saison anstanden, doch ich hatte fest vor, in der kurzen Sommerpause bereits unsere Sachen gepackt zu haben.

Als Sophie im Haus verschwand, um eine weitere Kanne Tee aufzusetzen, fiel Johannas Blick auf mich. „Es freut mich, dich hier zu haben, Robin."

Meine Kehle fühlte sich eng an. „Obwohl ich deiner Tochter so viel Unglück beschert habe?"

Es fühlte sich an bisschen so an, als würde ich den Platz an ihrem Tisch nicht verdienen. Als müsste ich ihn mir zurückgewinnen, nach allem, was ich getan hatte.

„Nichts von dem, was passiert ist, lag in deiner Macht, es zu ändern", erwiderte sie beschwichtigend. „Manchmal machen Menschen Fehler und sie lösen eine Verkettung unglücklicher Umstände aus. Du bist ein Mensch wie jeder andere, der in diesen Momenten nur hilflos zusehen kann. Und du machst sie glücklich, Robin. Ich bin mir sicher, dass das auch für etwas zählt, findest du nicht?"

Eine Brise wehte durch den Garten und trug den Geruch der Wildrosen heran, die schwere Blüten trugen.

„Ich hoffe, dass das reicht", erwiderte ich und fing ihren Blick ein. „Manchmal habe ich Angst, dass es das nicht wird."

Johannas Augen wurden noch sanfter als zuvor. „Du bist nicht allein für das Glück von anderen Menschen verantwortlich. Diese Herkulesaufgabe wollte ich dir nicht auferlegen." Sie legte ihre Gabel beiseite und lehnte sich über den Tisch näher zu mir. „Ich kann dir nicht viele Ratschläge bezüglich erfolgreicher Beziehungen geben. Aber ich hatte so einige, die gescheitert sind – und ich kann dir vermutlich auch sagen, warum."

Seit Sophies Vater war Johanna in keiner festen Beziehung mehr gewesen. Ich war mit Eltern aufgewachsen, die nach über fünfundzwanzig Jahren Ehe noch immer abends gemeinsam auf der Couch saßen. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie es sein mochte, so lange auf sich gestellt zu sein. Niemanden zu haben, mit dem man diese vielen kleinen Momente teilen konnte, die mich jedes Mal an Sophie denken ließen. Sie war die erste Person, die ich anrufen wollte, wenn ich gute Neuigkeiten hatte. Die erste Person, zu der meine Gedanken wanderten, wenn ich etwas besonders Lustiges sah. Mit der ich sprechen wollte, wenn etwas auf mir lastete.

Ein Dreivierteljahr hatte ich versucht ohne sie zu leben. Und trotzdem war sie für mich diese Person geblieben.

„Es ist wichtig, sich auf Augenhöhe zu begegnen", fuhr Johanna fort. „Euch genug Freiraum zu geben, ohne den anderen aus den Augen zu verlieren. Dieses gewisse Etwas zu haben, das all die schweren Zeiten wett macht und die schönen noch besser." Ihr Lächeln war wissend. „Aber dieses Etwas hat euch noch nie gefehlt, hm?"

Ich dachte daran, wie mein ganzer Körper unter Strom stand, sobald Sophie nur in Sichtweite war. Wie mein Herz einen Takt schneller schlug, wenn unsere Blicke sich trafen. Etwas, das ich mit Inès nie gehabt hatte.

„Nein", entgegnete ich. „Das war schon immer da."

Die Lachfältchen um Johannas Augen verstärkten sich, als ihre Mundwinkel in die Höhe wanderten. „Sei vorsichtig mit ihrem Herzen", bat sie mich und griff über den Tisch hinweg nach meiner Hand. „Es hat im letzten Jahr so viel aushalten müssen – es könnte eine Pause vertragen."

Ich drückte ihre schlanken Finger. Dieselben Finger, die auch Sophie besaß, lang und schmal, als wäre es bereits in ihrer DNA veranlagt, dass sie sie auch für etwas nutzten, das Dinge erschuf.

„Werde ich sein", versprach ich ihr. „Versprochen."

Als Sophie zurück an den Tisch kam, sah sie zwischen mir und ihrer Mutter hin und her, doch sie sagte nichts. Meine Hand fuhr über die Stelle zwischen ihren Schultern, als sie sich neben mir niederließ.

Was hatte ich zu ihr gesagt, an dem Abend in Berlin, als ich nach ihrer Ausstellung auf sie gewartet hatte? Ich versuche, besser darin zu werden. Versprechen zu halten. Es war die Wahrheit gewesen.

Noch nie hatte ich ein Versprechen so einhalten wollen, wie das, Sophies Herz zu beschützen, so gut, wie ich nur konnte. Es war mir wichtiger als mein eigenes.

Ipagpatuloy ang Pagbabasa

Magugustuhan mo rin

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