METROPOLA - Band 1 - Der Jahr...

Galing kay The_Crowstorm

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Auf dem Wüstenplaneten Carth erbauen die Reste der Menschheit die Millionenstadt Metropola. Knapp vierhundert... Higit pa

METROPOLA - Band 1 - Der Jahrhundertsturm
Prolog: Schatten im Untergrund
Kapitel 1: Waffengeschäfte
Kapitel 2: Sektoren
Kapitel 3: Panic at the Disco
Kapitel 4: Vanilleschnaps
Kapitel 5: Prinzipien
Kapitel 6: Die Tischtennisplatte
Kapitel 7: Der Soldat
Kapitel 8: Unsere Familie
Kapitel 9: Dave
Kapitel 10: Die Hackerin
Kapitel 11: Um dir zu helfen
Kapitel 12: Ende des Theaters
Kapitel 13: Die Einbrecherin
Kapitel 14: Gute-Nacht-Geschichten
Kapitel 15: Der Sensenmann
Kapitel 16: Elaine
Kapitel 17: Undercover
Kapitel 18: Sicherheitsrat
Kapitel 19: Monster
Kapitel 20: Gesetze
Kapitel 21: Der Deal
Kapitel 22: Kalpa
Kapitel 23: Carths Wut
Kapitel 24: Der Coup
Kapitel 25: Wäschetrockner
Kapitel 26: Die schlimmste Droge
Kapitel 27: Impulse
Kapitel 28: Haftstrafe
Kapitel 29: Sektkorken
Kapitel 31: Krisen
Epilog: Rock Lobster
Schlussworte & Danksagungen

Kapitel 30: Bruderliebe

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Galing kay The_Crowstorm

Nass von oben bis unten kämpfte sich die kleine Familie durch den Sturm Kalpa. Curtis war nach wie vor fassungslos. Mein Bruder ... hat meine Kinder gefangengehalten. Wollte er sie wirklich nur beschützen? Ich weiß nicht, was ich noch denken soll. Als eine der starken Böen einen Postkasten, gefolgt von einem Stahlzaun, über die Straße schickte, brachte Curtis seine beiden Kinder in eine der verstopften Nebengassen. „Geht es den Kleinen gut?", fragte eine alte obdachlose Frau mit kaum einem Zahn mehr im Mund und einer ausgebleichten Mütze auf dem Kopf.

Curtis ignorierte die Worte der Obdachlosen und presste Vivien und den kleinen Tommy so fest an seine Brust, wie er nur konnte. Die provisorischen Decken, die seine beiden Sprösslinge über den Schultern trugen, waren glücklicherweise trocken gewesen, als sie sie in einem der halb geöffneten Müllcontainer gefunden hatten. Nun waren sie vollkommen durchnässt. Als sich weitere Straßenmenschen, die sich allesamt in die schmale Gasse gezwängt hatten, nach dem Wohl der Kinder erkundigten, verscheuchte Curtis sie mit hochrotem Kopf und mit der Hilfe seiner Pistole. „Wir müssen einen ruhigen Moment im Sturm abwarten, um das Haus dort drüben zu erreichen." Er deutete auf ein beleuchtetes Haus, dessen Eingang überdacht war und wo sich keine Penner versammelt hatten.

„Ich will nicht mehr weitergehen", quengelte Tommy angsterfüllt.

„Wir müssen."

„Aber diese Leute sind doch auch hier."

„Ein Grund mehr, hier wegzukommen." Verdammte Junkies. Ich werde den Teufel tun, meine Kinder diesen scheußlichen Tieren auszusetzen. Lieber soll uns der Sturm mit in den Tod reißen.

„Du bist ein Idiot", rief ihm seine Tochter Vivien zu.

„Vorhin hast du mich noch für meine Idee mit deiner Freundin gelobt", antwortete Curtis, der einen vorsichtigen Blick aus der Gasse riskierte.

„Wieso hast du so einen Hass auf diese Menschen? Haben sie dir je etwas getan?"

„Das haben sie." Curtis zog den Kopf ein und bückte sich anschließend zu seinen Kindern hinunter, den Blick weiter gen Straße gerichtet. „Vivi, können wir das später besprechen? Ich bringe euch jetzt erstmal in Sicherheit." Er tastete nach ihrer Hand, und als er sie nach mehreren Versuchen nicht erwischte, wirbelte er verdutzt um. „Vivi?"

Mit verschränkten Armen und einem wütenden Blick stand sie vor ihm. „Ich gehe keinen Schritt weiter, wenn du mir nicht sagst, wieso du diese Menschen hasst."

Curtis bemerkte die Blicke der Obdachlosen, die hinter seiner Tochter aufragten und vermutlich ihrem Gespräch lauschten. Das darf doch alles nicht wahr sein. „Wir reden später darüber, habe ich gesagt. Und jetzt komm verdammt nochmal mit."

„Papa, hör bitte auf zu schreien", jammerte Curtis' kranker Sprössling, der sich fest in sein Hosenbein krallte.

„Ich schreie nicht", knurrte Curtis mit unterdrückter Wut. „Vivi, wir müssen jetzt zusammenhalten. Ich bringe euch in Sicherheit."

„Sicherheit? Wo bitte soll es für uns noch sicher sein? Was haben Onkel Sharif und du getan, damit du uns aus unserem eigenen Haus herausschleusen musstest?" Sie verzog angewidert das Gesicht. „Ich habe die Nase voll davon, mich um dich zu sorgen. Erst haust du ständig des Nachts ab, dann lässt du Mama sterben, und jetzt diese ..."

„NEIN!", brüllte er dem Sturm entgegen. Regenwasser tropfte ihm aus dem Bart. Tommy zuckte merklich zusammen, bevor er sich in die Arme seine Schwester flüchtete. Die durchnässten Menschen in der Gasse machten allesamt einen Schritt nach hinten. „Wage es ja nicht, mir die Schuld am Tod eurer Mutter zu geben! Ich habe sie gewarnt und ihr gesagt, sie solle sich aus Sharifs Geschäften heraushalten!" Er bemerkte, wie sehr er zitterte. Noch nie war er seinen Kindern gegenüber so zornig geworden. Ich erkenne mich selbst kaum wieder. „Es ... es tut mir leid. Ich wollte nicht ..."

„Was ist passiert?", fragte Vivien erneut und drückte Tommy fest an sich. „Solange wir nicht wissen, was wirklich geschehen ist, gehen wir keinen Schritt weiter."

„Wir müssen aber", sagte er ihr eindringlich.

„Dann sprich."

„Du bist meine Tochter. Du wirst gefälligst tun, was ich dir sage!"

„Sonst was? Willst du uns dann auch mit deiner Waffe bedrohen?"

„Weißt du überhaupt, was du da gerade sagst?" Ein Gefühl der Verzweiflung machte sich in seinem Inneren breit.

„Nein, du etwa?"

Er blickte gen Himmel. Dicke kalte Regentropfen prasselten ihm ins Gesicht. „Bitte, können wir das später klären? Das ist nicht der richtige Zeitpunkt."

Vivien nahm Tommy bei der Hand und gemeinsam gesellten sie sich zu den Obdachlosen, von denen mittlerweile alle die Auseinandersetzung beobachteten.

Er verlor alle Kraft, sich gegen die Wünsche seiner Kinder zu stellen. „Okay", sagte Curtis und seufzte.

„Okay bedeutet ...?" Vivien wirkte entschlossen.

Ihm blieb keine andere Wahl. Ich bin es ihnen schuldig. „Ich werd's dir sagen. Aber Tommy ... Vivien, du verstehst, was ich damit sagen möchte?"

Seine Tochter nickte. „Könntet ihr einen kurzen Moment auf meinen Bruder aufpassen?"

„Nein." Curtis stampfte auf sie zu und zerrte seinen Sohn zu sich. „Das habe ich nicht gemeint. Hör zu, mein Junge. Erinnerst du dich daran, wie wir Verstecken gespielt haben? Das letzte Mal, glaube ich, war vor ein paar Wochen."

Zögerlich antwortete der kleine Tommy: „J-ja."

„Gut. Nur dieses Mal hältst du dir nicht die Augen, sondern die Ohren zu. Es wird gleich sehr laut werden."

Mit zitternden Armen legte er seine Hände an die Ohren. „So?"

„Perfekt." Er nickte ihm zu. Das Unwetter wird den Rest unhörbar machen. Er richtete das Wort an seine Tochter. „Mein Bruder ... er ist verantwortlich dafür, dass eure Mutter tot ist."

„O-onkel Sharif?" Vivi wirkte fassungslos.

„Der Tod eurer Mutter war ein Versehen. Eigentlich hätte ich an dem Tag sterben sollen."

„Du?" Sie begann zu zittern. „Warum?"

„Weil ich raus wollte ... raus aus diesem blutigen Geschäft. Vivi, du bist nicht auf den Kopf gefallen. Deine Mutter und ich haben dir und schon gar nicht Tommy je erzählt, was genau wir machen, um unser Geld zu verdienen. Ich bin mir sicher, dass du immer schon wusstest, dass wir keine Anwälte sind." Er zwang sich zu einem traurigen Lächeln.

„Ihr seid Gangster, ich weiß."

„Und genau das will ich nicht mehr sein. Eurem Onkel passte das aber ganz und gar nicht. Er sieht mich jetzt als Gefahr ... vielleicht. Ich bin mir bei alle dem auch nicht sicher. Wir müssen jedenfalls sehr vorsichtig sein."

„Wenn ... wenn das wirklich stimmt, dann wollte er uns als Geiseln benutzen, damit du einlenkst?"

Er hätte euch benutzt, um mich zu sich zu locken, damit er mich ausschalten kann. Doch das würde er unter keinen Umständen seiner Tochter je preisgeben ... vermutlich auch wegen der geringen Hoffnung, dass dies alles nur ein Trick von Don Valentin war. Mein Bruder ... du würdest mich wirklich umbringen? „Wir werden sehen", sagte er und legte ihr die Hand auf die nasse Schulter.

Es dauerte einen Moment, bis Vivien die bitteren Pillen geschluckt hatte. Als sie wieder zumindest ein wenig Fassung wiedergewonnen hatte, fragte sie ihren Vater: „Und wohin sollen wir jetzt gehen? Wir können nicht nach Hause und auch nicht ins Casino."

„Wir können auch nicht zu unseren Freunden", antwortete Curtis zähneknirschend. „Oder zu unseren Verwandten. Die Familie kennt unsere Verbindungen zu gut." Es gibt keinen schlimmeren Feind als die eigene Familie. „Ich habe mit jemandem gesprochen, der uns seinen Schutz anbieten kann. Ich weiß nur nicht, in wie weit ich ihm trauen kann."

„Wenn du dir bereits diese Frage stellen musst, solltest du ihm besser nicht vertrauen."

Jetzt huschte ein ehrliches Lächeln über Curtis' Lippen. Du bist wirklich die Tochter deiner Mutter. Er beugte sich hinunter und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. „Vor nicht allzu langer Zeit, musste ich mich noch wesentlich tiefer bücken als jetzt, wenn ich dir einen Kuss geben wollte."

„Es ist ja auch schon eine ganze Weile her, dass du das getan hast." Sie schniefte.

Erst zog er Tommys Handy von den Ohren weg, dann schließlich, küsste er auch ihn auf die Stirn. „Ich weiß, ich war ein furchtbarer Vater. Ich war zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Darf ich euch um Verzeihung bitten, dafür, dass ich nicht bei euch war, als ihr mich gebraucht habt?"

Nun war es Vivien, die ihm einen Kuss auf die Wange drückte. „Aber du warst da, als wir dich am meisten gebraucht haben."

Mit Tränen in den Augen, von denen er hoffte, dass sie niemand sehen würde, nahm er seine beiden Kinder in die Arme. „Es tut mir so furchtbar leid", schluchzte er. „Ich kann euch eure Mutter nicht zurückbringen. Und ich kann euch nicht euer altes Leben wieder geben. Aber ich verspreche euch eins; wir werden das gemeinsam durchstehen."

„Das werden wir", erwiderte Vivien und wischte sich Rotz und Regenwasser mit dem Handrücken weg.

„Der Mann, von dem ich sprach, er wird uns in Sicherheit bringen." Ich hoffe es zumindest, aber sie brauchen jetzt die Hoffnung und meine Zuversicht. „Aber dafür muss ich noch etwas besorgen."

„Was heißt das? Du lässt uns doch nicht etwa wieder allein, oder?"

„Nur für kurze Zeit, versprochen."

„Nein." So fest er konnte, umklammerte Tommy das rechte Bein seines Vaters. „Bitte, geh nicht wieder weg."

„Ich werde nicht länger als ein oder höchstens zwei Stunden weg sein", schwor Curtis ihnen beiden.

„Und wo sollen wir währenddessen bleiben?" Vivien warf einen Blick über ihre Schulter.

„Das kannst du gleich wieder vergessen", meinte Curtis und zog die beiden näher an sich. „Diese Leute sind kein Umgang für euch."

„Was ist es, dass du so an ihnen hasst? Ich will es endlich wissen."

„Ich hasse sie nicht, ich vertraue ihnen nur nicht. Und das solltet ihr auch."

„Aber es sind doch nur arme Leute."

„Arme Leute mit Drogen im Blut." Wieder einmal streckte Curtis den Kopf aus der Gasse. „Keine Verwandten und keine Freunde können uns jetzt helfen, Hotels und Restaurants werden uns nicht aufnehmen. Immerhin sehen wir im Moment selbst wie Obdachlose aus. Nein, das Risiko in der Öffentlichkeit entdeckt zu werden, ist zu groß."

„Und das bedeutet für uns?"

„Es bedeutet, dass ich euch zu einem Menschen bringe, der auf euch aufpassen wird."

„Und wenn Sharif uns dort findet?"

Er schüttelte den Kopf. „Wird er nicht. Er hatte mit dieser Person nichts zu tun." Ich hoffe, ich kann dir vertrauen. Hoffentlich steht deine Ehre über deinem Geschäftssinn, so, wie du es mir gesagt hast. Zweifel kamen hoch, doch befanden sie sich in einer verzwickten Situation. Außerdem ist ihr Versteck ganz hier in der Nähe. Wenn wir noch länger hier draußen umherstreifen, bringt uns der Sturm um, noch bevor uns mein Bruder erwischen kann.

Immer wieder hellte die Nacht auf, wann immer ein Blitz am Himmel zuckte. Sie folgten den menschenleeren Straßen, wichen umherfliegendem Müll aus und schützten sich mit schweren Decken vor dem Regen, so gut es eben ging. Schließlich erreichten sie die alte Schuhfabrik, die Curtis und Vincent als Treffpunkt für ihren Deal ausgehandelt hatten. Ich hoffe nur, dass er auch wirklich da ist. Die miese Wohngegend, in der sie sich befanden, war eines jener Orte, um die Curtis, besonders mit seinen Kindern, stets einen großen Bogen machte. Der Iron Park, so der Name des einstigen Industriezentrums des Trans-Atlantik-Sektors, war ohne Zweifel eine Brutstätte für Kriminelle jeglicher Art. Curtis erinnerte sich daran, hier einst eines der alten Lagerhäuser als Lager für ihre Waffen erworben zu haben. Der Verkäufer war ein zwielichtiger Geselle ohne Ohren und mit nur einem Auge. Und hier her will ich meine Kinder in Sicherheit bringen? Er bezweifelte allmählich seine Entscheidung, Vivi und Tommy in die Obhut eines Fremden geben, wenn auch nur für wenige Stunden. Was mache ich hier eigentlich? Bin ich denn verrückt geworden? Dann spürte er den festen Klammergriff seines Jüngsten und blickte für einen Moment in ihre beiden ängstlichen Gesichter. Mir bleibt nichts anderes übrig. Also gingen sie weiter.

Beinahe schon gespenstisch mutete die einstige Schuhfabrik an, die zwischen anderen halbverfallenen Häusern und Hallen stand. Der Putz blätterte fröhlich von der Wand, große und kleine Risse zogen sich durchs Mauerwerk und das Dach war ein einziges Sieb aus Kunstholz. Trümmer lagen vor den Stufen, die zu den großen Eingangstüren führten. Ob diese bereits vor dem Sturm dort lagen, darüber konnte Curtis nur spekulieren, doch in dieser Gegend war es nicht unüblich, dass bessergestellte Menschen ihren Müll hier entsorgten, um die immensen Entsorgungsgebühren zu umgehen.

Gemeinsam mit Vivi und dem kleinen Tommy huschte er über die Straße und wich dabei einer umherfliegenden Plane aus. Beinahe stolperte er über die Trümmer aus Beton und kämpfte sich, zusammen mit seinen Kindern, die Treppenstufen hinauf. Angekommen an den einst mächtigen Türen, die Nässe und Sturm von Trockenheit und vermeintlicher Sicherheit trennte, war Curtis drauf und dran zu klopfen, als er erneut seine Gedanken sortierte. Und wenn ich sie dadurch erst recht in Gefahr bringe? Vielleicht steht Sharif ja doch mit diesen Leuten in Verbindung. Möglicherweise hat er Roy kontaktiert und herausgefunden, wo wir uns treffen würden. Ich setze mein Vertrauen in einen Kidnapper und anschließend in meinen größten Konkurrenten. Seine Wahl würde über den Verbleib seiner Familie entscheiden.

Doch bevor Curtis sich hätte umentscheiden können und bevor er überhaupt anklopfte, öffnete sich eine der beiden Türen erst einen Spalt, dann gänzlich. „M-mr. Perser?"

Er ist hier. Aus unerfindlichen Gründen fehlten ihm die Worte. Seine Kehle schnürte sich zu, noch während er seine Kinder ins Haus führte, nachdem Vincent für sie Platz gemacht hatte. Curtis blickte in eine Runde unterschiedlicher Gesichter. Das sind also seine Leute.

Als Vincent die Türen hinter ihnen schloss, fragte der Kidnapper: „Was tun Sie hier? Warum gehen Sie mit ... sind das Ihre Kinder?"

„Das ist meine Tochter Vivien, und das mein Sohn Tom." Curtis nahm seinen beiden Sprösslingen die durchnässten Decken ab und warf sie auf den staubigen Boden.

„Sie haben sich, zusammen mit Ihren Kindern, durch diesen Sturm gekämpft?"

„Es ließ sich nicht vermeiden", meinte Curtis, der sowohl Vivien als auch Tommy fest an sich drückte. „Ich brauche eure Hilfe. Ich hatte gehofft, du würdest einem Freund deines Freundes Roy in der Not helfen."

„Ein Freund von Roy?", hörte Curtis eine junge Frau mit Pferdeschwanz sagen. „Ist er unser Auftraggeber?"

„Mr. Perser hat uns angeheuert", sagte Vincent mit verwirrter Miene. „Aber wieso sind Sie hier? Das müssen Sie uns erklären, Mr. Perser."

Zögernd versuchte Curtis genau das. „Wenn ihr euer Geld wollt, helft uns. Das soll keine Drohung sein. Mein Bruder ... er ist der Anführer unserer Organisation und der eigentliche Auftraggeber. Aber ich kann euch versichern, ihr werdet kein Geld von ihm sehen. Ihr bekommt es von mir, sofern ihr uns helft."

„Wir haben die Kleine hier", sagte der große Mann mit den auffälligen Haaren und dem finsteren Blick. Er durchschritt den Flur und packte das Mädchen am Kragen, das so gar nicht ins Gesamtbild der Truppe passte.

„Ist das ...?"

„Abby Malone, die Tochter des Verfassungsrichters Nolan Malone. Nehmen Sie sie gleich mit, aber zuvor wollen wir unser Geld."

„Kash!" Vincent stieß den großen Kerl zur Seite.

„Er hat aber recht", sagte die bleiche Frau mit den vielen Piercings im Gesicht. „Er meinte doch, von unserem eigentlichen Auftraggeber werden wir kein Geld sehen."

„Papa, was haben diese Leute für dich gemacht?", fragte Vivien entsetzt und fassungslos zugleich.

Die braunhaarige Frau mit den grünen Augen trat auf Curtis und die Kinder zu. „Sie haben uns noch gar nicht offenbart, welche Art Hilfe Sie von uns brauchen, noch wieso Ihr Vorgesetzter uns nicht bezahlen kann oder will."

„Er ist nicht mein Vorgesetzter", meinte Curtis schnell.

„Sarika", rief ein weiterer Typ ihr zu. Auch er war groß, wenn auch nicht so schlank wie der, den sie Kash nannten. „Würdest du bitte einen Moment zu mir kommen?"

„STOP!" Curtis' Ruf wurde von einem gewaltigen Donnerschlag untermauert. „Ich werde euch euer Geld besorgen, wie ich es versprochen habe. Dafür muss ich Vivien und Tommy für kurze Zeit in Sicherheit wissen. Vincent?" Der junge Mann spitzte die Ohren. „Als wir in Roys Container den Deal ausgehandelt haben, hast du gesagt, bei deinen Aktionen würde niemand zu Schaden kommen, und dass du dich an deine Prinzipien hältst, egal was kommt."

„Ich ..." Er zögerte.

Wieso zögert er?

„Nein, an meinen Prinzipien hat sich nichts geändert. Abby wird lebend und unversehrt zu ihrem Vater zurückkehren."

„Kannst du das gleiche auch für diese beiden versprechen?" Er blickte sie abwechselnd an.

„Deine beiden Kinder?"

„Du ... willst uns bei diesen Leuten lassen?", wollte Vivien von ihm wissen, der der Schrecken ins Gesicht geschrieben stand.

Curtis beugte sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich brauche jetzt deine Unterstützung, Vivi. Bitte, spiel mit, ansonsten wird dein Bruder mich niemals von hier fortlassen. Ich weiß nicht, ob ich den Anblick ertragen könnte, wie sie ihn festhalten, während ich durch diese Tür dort gehe."

„Papa", hauchte seine Tochter schniefend. „Bitte geh nicht."

„Ich bin bald zurück. Ich verspreche es euch. Hilfst du mir?"

„Ja", meinte sie und warf sich ihm ein letztes Mal in die Arme. „Tommy", sagte sie und nahm ihren Bruder bei der Hand. „Papa ist gleich wieder zurück."

„Nein", schrie er und warf sich seinem Vater gegen die Brust.

Zitternd fing Curtis ihn auf. Er wollte die Arme nicht von ihm lösen, doch blieb ihm nichts anderes übrig. Ohne den Schutz von Don Valentin sind wir meinem Bruder schutzlos ausgeliefert. Selbst wenn ich diesen Leuten hier trauen könnte, hätten sie keine Chance gegen die Macht der Davut-Familie.

Curtis nahm Vincent das Versprechen ab, auf die beiden aufzupassen, bis er wieder zurück sei. Die flehenden Rufe seines Sohns trieben ihm die Tränen in die Augen, und als er draußen vor den Trümmern des Hauses stand, dachte er an die Trümmer seiner Familie, für die er selbst verantwortlich war. Elaine ist tot, Sharif will mich tot sehen, und meine Kinder befinden sich in den Händen von Fremden, die für Geld Menschen entführen. Er dachte kurz daran, umzukehren und seine Kinder aus den Klauen dieser Entführer zu reißen, mit ihnen ein neues Leben in einem anderen Sektor zu beginnen und in Sicherheit zu leben. Doch schnell waren sie da, die verdammten Zweifel. Sie hatten nicht genug Geld zur Verfügung, und sie müssten in ständiger Angst leben, dass sein Bruder ihnen auf die Schliche käme. So viele Menschen auch in Metropola lebten, die Stadt war klein und es gab nicht viele Ausweichmöglichkeiten. Eine andere Stadt, ein anderes Land ... es gab keine andere Option, seine verbliebene Familie zu beschützen, als ...

Schließlich machte er sich auf den Weg.

Der Sturm erreichte seinen Höhepunkt, als Curtis das Alligators Casino erreichte. Die Straßen waren wie leergefegt, und auch auf den Gehwegen und am Eingang vor der Spielhalle standen weder Gäste, die ihr Geld seinem Bruder in den Rachen werfen wollten, noch die Leute von der Security. Curtis wusste sehr wohl, wo die Überwachungskameras installiert waren und welche Bereiche sie abdeckten. Dementsprechend sorgsam ging er vor, als er um das Gebäude schlich. Ich muss nur den Zugangscode besorgen und dann ...

Bereits im Vorfeld, noch bevor er überhaupt zur Rettung von Vivi und Tommy geeilt war, hatte er sich bei einem seiner Zwischenhändler, die lautlose Mincap 2 mit aufschraubbarem Schalldämpfer besorgt. Seine weise Voraussicht sollte sich bald bezahlt machen. An einem der ihm bekannten drei Hintereingänge schaltete er einen Wachmann aus, der zwar übervorsichtig die Tür öffnete, nachdem Curtis angeklopft hatte, jedoch so von den Blitzen und dem Wind, der ihm entgegenblies, in seiner Sicht beschränkt war, dass es für den geübten Schützen ein leichtes war, ihn auszuschalten. Curtis wollte keine Zeit verlieren, doch als er über die Leiche des fleischigen Mannes stieg, erkannte er das Gesicht wieder. Max? Matthias? Egal. Ich darf keine Zeit verlieren. Der nächste Wachmann war ihm nicht nur besser im Gedächtnis geblieben, sondern er lieferte sich auch ein härteres Gefecht mit der einstigen Nummer Zwei der Davut-Familie. Nachdem er schließlich auch Pedro erledigen konnte, ließ er die Tiefgarage hinter sich und betrat das kleine Lager im ersten Untergeschoss. Dieses diente lediglich als Stauraum für Nahrungsmittel, Hygieneartikel und eine Menge Menge Alkohol. Sollten einmal die Behörden einen Anlass dazu finden, die Räumlichkeiten des Casinos zu durchsuchen, würden sie lediglich auf dieses Lager treffen.

Die illegalen Waffen befanden sich ein Stockwerk tiefer. Nur unter größter Anstrengung schaffte es Curtis, dem scharfen Blick der Überwachungskameras zu entgehen, indem er sich im Schatten und zwischen den Kisten, gefüllt mit Waffen, bewegte. Die Kisten waren voll von groß- und kleinkalibrigen Schusswaffen aller Art, dazugehörige Munition, Explosionsgranaten, Blendgranaten, Rauchgranaten und Brandgranaten, Messer, sogar Schwerter aus den alten Zeiten der Erde und einige hochexplosive Sprengstoffe und Bomben. Curtis konnte das Eisen in der Luft schmecken, vielleicht bildete er es sich aber auch nur ein. Die Luft wird sich tatsächlich mit Eisen füllen, dachte er sich, als er den nächsten Wachmann erblickte.

Die schiere Größe des Mannes ließ ihn direkt vermuten, dass es sich um niemand geringeren als Francis handelte. Der Rausschmeißer mit dem kahlen Schädel und dem schwarzen Vollbart stand mit dem Rücken zu ihm neben einem Regal, das er im Lichte seiner Taschenlampe beäugte. Er steckte in einer hässlichen grau-braunen ärmellosen Weste und einer löchrigen Jogginghose. Der hat doch die Kontrolle über sein Leben vollkommen zum Fenster rausgeworfen.

Mucksmäuschenstill schlich sich Curtis von Regal zu Regal, um weiterhin im Toten Winkel der Kameras zu bleiben. An einer Sache führte jedoch kein Weg vorbei. Er musste sich Francis entledigen, wenn er zum dritten und letzten Untergeschoss vordringen wollte. Curtis musste viel näher heran, als ihm lieb war. Wie üblich trug der gewalttätige Wachmann eine schusssichere Weste, da war sich Curtis sicher. Der erste Schuss musste also sitzen. Als er sich hinter einer Kiste in Sicherheit wähnte, zielte er auf den haarlosen Schädel des Rausschmeißers. Und genau in jenem Moment, dröhnte eine Alarmsirene durch die Halle. Öööööööööööööööhn. Öööööööööööööööhn. Öööööööööööööööhn. Francis wirbelte um und zog sofort seine Waffe. Im selben Moment duckte sich Curtis hinter seine Kiste ... doch dann fiel der erste Schuss.

„Ich hab dich gesehen, Verräter-Arschloch", brüllte der Gorilla ihm zu, nachdem die Kugel nur knapp Curtis' Kopf verfehlte und die Kiste nun durch ein kleines Loch erweiterte. Verräter hat er mich genannt. Nun waren auch die letzten Zweifel ausgeräumt. Mein Bruder ... Rotes Licht flackerte und wurde von den nackten Stahlträgern der riesigen Regale reflektiert.

Curtis nahm die Pistole in beide Hände, bevor er aus der Deckung zur Nächsten huschte und Francis dabei einige Schüsse entgegenfeuerte. Der Fleischgorilla feuerte zurück, und beide erwischten sich nur knapp. Mir läuft die Zeit davon. Bald schon würde es hier unten nur so von den Leuten seines Bruders wimmeln. Er musste sich etwas einfallen lassen. Ein erneuter Schusswechsel ging weniger glimpflich für die einstige Nummer Zwei der Davut-Familie aus. Curtis schrie auf, als ihn die Kugel in die Brust traf. Er konnte das warme Blut fühlen, wie es T-Shirt und Unterhemd durchtränkte. Das darf nicht wahr sein. Innerlich schalt er sich dafür, zu weit aus der Deckung gegangen zu sein. Mühsam und unter großen Schmerzen schleppte er sich hinter eine der großen Kisten, die ihm zwar genügend Deckung gab, nun aber seinen Rücken komplett freiließ. Wenn sie jetzt von oben hier runter stürmen, bin ich geliefert. Curtis biss die Zähne zusammen und riskierte einen vorsichtigen Blick. Fuck, wo ist er hin? Die Erkenntnis traf ihn in Form einer schmierigen Metallstange, die ihm über den Schädel gezogen wurde. Der Schmerz war so unerträglich, dass Curtis gezwungen war, zu schreien wie ein Schwein, das gerade abgestochen wurde. Ich sehe bald aus wie Schweizer Käse. Einen Moment lang trauerte er dem ersten Glied seines rechten Mittelfingers nach, doch dann erinnerte er sich, wieso er hierhergekommen war. Allzu viel Zeit sich dem Schmerz hinzugeben, der ihn vom rechten Ohr bis zur Schläfe durchzog, hatte er nicht. Denn gleich darauf drückte die selbe Stange ihm die Luftröhre zu. Verzweifelt rang er nach Luft, die ihm ohnehin durch einen Lungenflügel entwich. „I-ich gebe auf", krächzte er und griff nach der Eisenstange, die ihm nach wie vor die Luft abschnürte. Dabei fiel ihm die Pistole aus der Hand.

Überraschenderweise ließ man ab von ihm, woraufhin Curtis auf den Knien landete und einen ordentlichen Schwall Blut auf den Boden hustete. „Krieche im Schlamm, Mr. Perser", verhöhnte ihn der Fleischberg, der die Metallstange über den nackten Boden schleifen ließ. Mit dem Fuß zog er die fallengelassene Pistole zu sich. „Wie viele meiner Männer musstest du kaltblütig ermorden, damit du bis hier her vordringen konntest?" Seine Worte vermischten sich mit dem Öööööööööööööööhn des Alarms.

„Es sind nicht deine Leute", keuchte Curtis hustend.

„Meinst du?" Der Muskelberg lachte. „So schnell wie sich die Strukturen in der Familie ändern, könnte es schon bald sein, dass ich derjenige bin, der zum Capo aufsteigt."

„Sharif will mich tot sehen und bringt dabei versehentlich den liebsten Menschen den ich kenne um und nimmt dann auch noch seine beiden Geschwisterkinder gefangen, nur um mich zu sich zu locken. Doch selbst er würde so ein verblödetes Stück Scheiße wie dich nicht zum Capo befördern." Mit dem Eisengeschmack im Mund zeigte Curtis ihm die Zähne. Das nächste was nach Eisen schmeckte, war die blutverschmierte Metallstange, die ihm zwei Zähne ausschlug.

Danach geschah alles in Zeitlupe. Es kamen noch mehr Gangster ins Lager gestürmt, die ihn durch den langen Flur ins Büro des Bosses zerrten. Curtis hatte Hohn und Spott von ihnen erwartet, tatsächlich jedoch schwiegen sie die meiste Zeit über, und einige warfen ihm sogar Blicke des Mitleids zu. Ich habe sie nie schlecht behandelt, und das wissen sie auch. Auch wenn er die meisten Mitglieder der Davut-Familie nicht ausstehen konnte, so war er ihnen stets mit Respekt begegnet. Könnte ihm das nun den Hintern retten? Würde er so seinen Kopf aus der Schlinge seines Bruders ziehen können? Als die Tür zu Sharifs Büro aufging und ihn die Augen seines Bruders anstarrten, wie die Blicke des Sensenmannes höchstpersönlich, verwarf er sämtliche Hoffnungen auf ein glückliches Ende. Ich hatte ohnehin abgeschlossen.

Der Boss der Davut-Familie trug einen pechschwarzen Anzug und ein dunkler Ledermantel hing über seinen Schultern. Ungewöhnlich war der schwarze Hut auf seinem Kopf, den er im Büro für gewöhnlich nie trug. In seinem Mund steckte wie üblich eine qualmende Zigarre, deren Rauch das Zimmer vernebelte.

„Hier ist er", berichtete Francis stolz. „Er hat leider ..."

„Halt den Mund", hauchte Sharif scharf und ließ dabei nicht eine Sekunde seinen Blick von seinem Bruder.

Francis zog wie eine Schildkröte (der er ohnehin bereits ähnelte) den Kopf ein. Curtis wusste, wie wütend und verzweifelt sein Bruder gerade sein musste. Er kannte ihn so gut, wie es sonst niemand tat. „Sharif", keuchte Curtis und Blut tropfte aus seinem Mund auf den teuren Teppich. „Du musst das nicht tun."

„Ich muss." Sharifs Worte waren wenig überraschend. Dennoch trafen sie Curtis härter, als er vermutet hatte. „Dein Dickschädel hat uns eine Menge Ärger eingebracht."

„Du wolltest mich umbringen und hast stattdessen Elaine auf dem Gewissen, nicht zu vergessen Shawn."

„O nein, den Ärger hast du uns bereits lange zuvor beschert. Die Nummer Zwei unserer Familie hat gewackelt, das ist den restlichen Vieren der Big Five nicht entgangen. Durch deine Halbherzigkeit, die du hier an den Tag gelegt hast, hast du uns ins Verderben gestürzt."

Curtis konnte sich das knappe Lachen nicht verkneifen. „Ist das dein Ernst? Jetzt machst du mich für den Untergang der Familie verantwortlich?"

„Wo sind Vivien und Tom?"

Curtis zuckte zusammen. „Was willst du von ihnen?"

„Sie beschützen. So ganz ohne ihre Eltern werden sie keinen Tag in dieser Stadt überleben. Sie gehören zur Familie."

Nicht zu deiner. Curtis hatte die Hoffnung bereits aufgegeben. Dennoch holte er Luft, um etwas zu sagen. Schließlich gehörte es zu seinem Plan. Ein Plan, der wegen eines kleines Fehlers aufgehen würde. Vollidiot. „Sippenmord ... willst du das wirklich durchziehen?"

Sharif antwortete mit fest zusammengepressten Zähnen: „Das will ich nicht. Mir bleibt nur keine andere Wahl."

„Wann ... wann hast du das beschlossen? Du bist doch mein Bruder."

„Halt den Mund!", rief Sharif ihm entgegen, wobei ihm die Spucke am Kinn haften blieb, so wütend war er. „Du ahnst nicht, wie schwer mir diese Entscheidung gefallen ist."

„Noch kannst du dich umentscheiden, Bruder."

„Du solltest deine verdammte Fresse halten!" Sharif schlug mit der Faust heftig gegen die Wand.

Er kämpft innerlich mit sich. Das ist gut. „Gib mir noch eine Chance", flehte er und ein Hustenanfall überkam ihm. Wenn er mich nicht killt, verblute ich ohnehin.

„Ich kann nicht ..."

„Ich ... verstehe. Dann ... dann möchte ich mich wenigstens von meinen Kindern verabschieden. Das wirst du mir doch nicht verwehren, oder?"

Sharif dachte einen Moment darüber nach. Dann spitzte er die Lippen. „Nein, natürlich nicht." Er nickte Francis zu, der Curtis hinter den Schreibtisch führte.

Eine bessere Gelegenheit als diese wird sich mir nicht bieten. Vielleicht denkt er auch, dass er so an sie rankommt. Ich muss es riskieren. Blitzschnell zog Curtis das Messer, das er seit vielen Jahren, neben seiner Pistole, als einen ständigen Begleiter mit sich führte. Mit einem gezielten Tritt in Francis' Schritt, konnte er sich von ihm befreien. Selbst blutend und unter starken Schmerzen in der Brust war es ein Leichtes, seinen Bruder zu überwältigen. Sharif unterschied sich körperlich kaum von seinem Neffen Tom. Ich hoffe, dass ist das Einzige, was die beiden gemeinsam haben. Curtis nahm ihn in den Schwitzkasten. Der Hut des Mafiabosses fiel ihm dabei vom Kopf.

„Ich bedauere zutiefst, dass ich so ein nutzloses Stück Scheiße in meiner Organisation dulde, Francis", knurrte Sharif mit der Klinge am Hals. „Er ist bewaffnet!"

Curtis setzte ein blutverschmiertes Grinsen auf. „Wird wohl nichts mit der Beförderung, was?" Er beobachtete, wie sich Francis zurück auf die Beine kämpfte, während er sich schmerzlich den Schritt hielt. „Ich hätte sogar eine Bombe hereinschmuggeln können, du Dummkopf." Ich wusste, ich kann mich auf die Blödheit dieses Mannes verlassen.

„Tut mir leid, Boss", grunzte der Mann mit dem wütenden Schweinegesicht.

„Man sollte stets mit allem rechnen", zischte Curtis seinem Bruder ins Ohr. „Das hat unser Großvater, den du doch so sehr verehrst, auch immer gesagt."

„Wie, glaubst du, wird die Sache hier enden, hm?" Sharif klang ruhiger als erwartet ... zu ruhig.

Curtis antwortete nicht, sondern zog den Griff um den Hals seines Bruders an. Anschließend öffnete er die Schublade, von der er wusste, dass sein Bruder dort die wichtigsten Sachen fürs Geschäft bunkerte. Die Keykarte. Daneben lag der Lieblingsrevolver des Gangsterbosses.

Sharif bemerkte das von Curtis erbeutete Stück Plastik. „Du wirst diese Karte nie hier herausschaffen können. Das sollte dir bewusst sein."

„Und wenn ich dich einfach mit zum nächsten Postkasten schleife?"

„Selbst jetzt verhöhnst du mich noch. Ist dir der Ernst der Lage noch immer nicht bewusst?"

Galgenhumor. Curtis zückte sein Handy, legte die Keykarte auf den Tisch und schoss ein Foto von ihr. Anschließend drehte er sie und schoss auch von der Rückseite ein sauberes Bild. Auf der weißen Karte waren mehrere Barcodes und einige Ziffern zu sehen. Ein Profi kann, nur anhand dieser Fotos, eine Kopie von dem Ding herstellen. Hoffentlich ist Sharif nicht auf die gleiche Idee gekommen. Unter den größten Schmerzen und der nachlassenden Kraft, die er noch immer benötigte, um Sharif als Schutzschild aufrecht zu halten, schickte er die beiden Fotos an Vivis Handynummer. Dazu schrieb er: Bringt diese Fotos zu dem Mann, von dem wir vorhin noch gesprochen haben. Er wird Don Valentin genannt. Sprecht nur mit Leuten darüber, denen ihr vertrauen könnt. Vivien, Tommy, passt auf euch auf. Ich liebe euch, meine Kinder. Ich liebe euch von ganzem Herzen. Nachdem Curtis auf Senden drückte, nahm er den Revolver aus der Schublade. Zuerst zerstörte er die Keykarte mit einem gezielten Schuss. Der Knall war ohrenbetäubend laut in dem kleinen Zimmer. Francis und die anderen Handlanger standen wie verängstigte Kinder im Türrahmen und in dem Flur dahinter. Als Curtis sich vergewissern konnte, dass seine Nachricht angekommen war, huschte ein müdes Lächeln über sein Gesicht. Jetzt seid ihr auf euch allein gestellt. Es tut mir leid Vivi, Tommy, Elaine ... Er ließ das Handy aus seiner Hand fallen, und mit einem präzisen Schuss darauf, zerstörte er auch dieses.

Curtis' Blutverlust und das Loch in seiner Brust, sogen ihm förmlich die Kraft und Wärme aus dem Körper. Sharif nutzte dies und zappelte wie ein Fisch, sodass er sich schließlich befreien konnte. Sofort warf sich der Mann, der sich Sir Davut nannte, auf den Boden und krabbelte in Sicherheit, während seine Handlanger in den Raum stürmten.

„Ich sollte dich hassen", hörte sich Curtis noch sagen, während ihm der Revolver aus den Händen glitt. „Aber du bist mein Bruder ... ich liebe dich ..." Doch zu meiner Familie gehörst du schon lange nicht mehr. Vivien, Tommy, Elaine ... Ein wahrer Kugelhagel durchbohrte den halbtoten Mann. Er spürte die Wärme, die aus seinem Körper entwich. Kälte kroch ihm in die Knochen. Schließlich verließen ihn seine Kräfte.

Das letzte Bild vor Augen war das sommersprossige Gesicht von Elaine.

Ipagpatuloy ang Pagbabasa

Magugustuhan mo rin

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