Pied Piper Girl [BTS FF]

By VivienSmeraldo

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"If you can spare me some time, I can tell you a story about how dreams come true." "I'd like to hear that s... More

01~Feenstein~01
02~Melodie~02
03~R-R-R-Riiight?~03
04~4 O'Clock~04
05~New York, Hawaii und Korea~05
06~Bitch??~06
07~Troublemaker~07
08~What's all this?~08
09~Siehst du?~09
10~A.R.M.Y. ist Familie~10
11~Even If I Die, It's You.~11
12~Rückzugsort~12
13~Cinderellas huckelige Straße~13
14~Rind, Schwein und Kulturschock~14
15~Naengmyeon~15
16~An Idol~16
17~Saint Or Sinner?~17
18~You Never Walk Alone~18
19~Bibimbap~19
20~SMS~20
21~Need You On The Other Side~21
22~Golden Days~22
23~Grey Eyes~23
24~Practice Room~24
25~Wanna Leave My Own Life Behind~25
26~Hobi's Day~26
27~Yoongi's Day~27
28~ChimChim's Day~28
29~Kookie's Day~29
30~TaeTae's Day/Nostalgie Im Herzen~30
31~Namjoonie's Day/Welcome to Ttukseom Island~31
32~Seokjinie's Day~32
33~Photograph~33
34~Manolo~34
35~Bowling. Bowling. Still Bangtan~35
36~Best Of Me~36
37~Try Hard~37
38~Krieg und Frieden~38
39~Aching Souls~39
40~I've Got You, Brother~40
H A L L O W E E N ~ SPECIAL ~ TEST
Testergebnis ~A~T R I C K~A~ Testergebnis
Testergebnis ~B~TREAT~B~ Testergebnis
41~Better Days~41
42~Tokyo~42
43~Pied Piper Girl~43
44~Anywhere Out This Place~44
45~Left My Soul Back There~45
46~Real Me~46
47~Mundane~47
48~Burn The Stage~48
49~Yesterday's Mistake~49
50~Pied Piper~50
51~Untold Truth~51
52~Find Your Way~52
53~Feels Like Summer~53
54~See You Again~54
500 K Special (2/4): Ghost From The Past
500 K Special (3/4): Superbloom
500 K Special (4/4): Let Me Fly To My Home

500 K Special (1/4): Ask Me In A Few Years

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By VivienSmeraldo

Seokjins eisige Finger pressten sich an den kalten Thermobecher, in welchem sich etwas Ginseng-Tee befand. Der Breitschultrige lehnte an der kühlen Glastür seines neuen Zimmers und blickte, an den dunklen, kahlen Ästen vorbei, hinauf in den bewölkten Winterhimmel. Von der Sonne keine Spur. Die unendliche, graue Wolkendecke schien ganz Seoul einzunehmen.

Abermals führte er den Thermobecher an seine aufgesprungenen Lippen. Er hatte heute schon über zehnmal Lippenbalsam aufgetragen, aber es war einfach vergeblich. Sollten sie eben trocken bleiben! Der warme Tee beruhigte ihn etwas. Er hatte milde Kopfschmerzen und schnappte nun kurz etwas frische Luft, in der Hoffnung diese loszuwerden.

Es war schön wieder Zuhause zu sein. Die Love-Yourself-World-Tournee war nun seit einer Woche vorbei. Nun war es Dezember und das Jahr 2019 war schon wieder fast vorbei. Oh, wie die Zeit verflog. Aber Seokjin war froh zwischen den Shows des Jahresendes etwas Zeit im Dorm verbringen zu können.

Er atmete die kalte, frische Luft tief ein und wieder aus, während er seinen Hinterkopf gegen die Schiebetür seines Zimmers lehnte und ein Bein vor das andere stellte. Er trug die braune Jogginghose aus besonders weichem Stoff. Er hatte sich so gefreut als diese eingetroffen war. Diese trug er fast durchgängig, seit sie wieder hier im Dorm waren.

Er war noch immer fasziniert von der Größe des Hauses im Vergleich zu ihrem vorherigen Dorm. Es fühlte sich erst wie gestern an, als sie sich noch Zimmer geteilt hatten, über die vielen Schuhe am Eingang gestolpert waren und um die Fächer im Kühlschrank gestritten hatten. Ein Lächeln legte sich auf Seokjins Gesicht. Oh, wie weit sie gekommen waren.

Und nun lebten sie im teuersten Apartment-Komplex Südkoreas. Hier wohnten neben etlichen CEOs und wichtigen Politikern auch Entertainment-Legenden wie G-Dragon, Jun Ji Hyun, Lee Jong Suk und Han Hyo Joo. Aber das war nicht das Beeindruckendste an Hannam The Hill. Es war ziemlich nah am Han River und war zentral vernetzt.

Zudem gab es dort ein Fitnessstudio welches die Jungs oft besuchten, einen Swimmingpool, sowie einen kleinen Golfplatz. Ein Arzt stand ebenfalls rund um die Uhr für die Einwohner zur Verfügung, was eine große Erleichterung war. Hier hatten sie es wirklich gut.

Seokjins Hosentasche vibrierte leicht, woraufhin dieser ein kleines, klobiges Handy aus dieser hervorzog. Er tippte auf den Tasten dessen herum und öffnete eine SMS. Sie war von Samira.

I handed in my first project!!! I am so proud. Pray for me to get a good grade. ;-;

Seokjin schmunzelte. Gut für sie. Er wünschte ihr alles Gute. Auch nach all dieser Zeit. Auch wenn sie sich manchmal schon etwas wie eine Fremde anfühlte. Er hatte sie einfach zu lange nicht mehr gesehen.

Er freute sich ab und an mit ihr zu schreiben. Es erinnerte ihn an eine der wundersamsten Sachen, welche ihm neben dem Idol-Dasein geschehen waren und wieviel Überzeugung es damals gebraucht hatte sich mit ihr abzufinden, nur damit letztendlich alles im absoluten Chaos endete. Er schüttelte amüsiert den Kopf.

Ja, die Jungs wechselten sich noch immer mit dem sogenannten Mirafon ab. Dieses hatte inzwischen ein paar ordentliche Gebrauchsspuren. Zum Beispiel davon, als Taehyung sich dazu entschieden hatte, das Handy vom Balkon fallen zu lassen, oder als Yoongi dieses quer über den Asphalt gekickt hatte, nachdem es ihm durch ein Loch in seiner Hosentasche entwischt war.

Dennoch war es noch in Takt. Es gehörte noch immer dazu und es beschrieb ihre Freundschaft ziemlich gut. Sie hatte ihre Macken, aber dennoch funktionierte es. Auch wenn sie sich nach all dieser Zeit etwas fremd anfühlte. Der Vorfall mit der magischen Kette, welcher sich inzwischen wie eine neblige Erinnerung anfühlte, würde sie immer verbinden.

Wie ein weit entfernter Traum, von dem man sich nicht ganz sicher war, ob er wirklich geschehen war, lungerten all diese Erinnerungen in Seokjins Bewusstsein. Der Sänger streckte sich nun ausgiebig, sodass seine Knochen knackten und gab quiekende Laute von sich.

Oben von dem Balkon der ersten Etage lehnte sich Hoseok herunter und zischte: „Yah, ich versuche hier zu telefonieren. Quiek bitte woanders rum." Seokjin verschloss irritiert seinen Thermobecher und zog eine genervte Fratze, bevor er Hoseok nachäffte und sich wieder in sein Zimmer verzog. Wieso waren alle immer so gereizt nach einer Tour? Typisch!

Hoseok verdrehte seine Augen und fuhr sich durch seine dunkelbraunen Haare. Breit lächelnd sprach er in sein Smartphone: „Ja, Ja, Eomma, uns geht es gut. Wir ruhen uns aus. Wir leben uns gut ein. Ja. Ja. Oh, hat er das? Gut für ihn. Ich besuche euch zu Weihnachten, ja? Sorge dafür, dass Dawon auch da ist, auch wenn sie zu tun hat." Hoseok hob tadelnd seinen Zeigefinger und lachte, während seine Mutter bereits eine Ausrede für seine Schwester parat hatte.

Er brummte: „Sie muss einfach Zeit für mich finden. Was? Immerhin bin ich ihr Bruder! Du weißt ich liebe Weihnachten. Ich habe euch allen Souvenirs mitgebracht. Na klar!"

Hoseok ließ ein amüsiertes Lachen ertönen, während er seine Arme verschränkte. Hoseok vermisste seine Familie sehr. Er wollte sie unbedingt bald besuchen. Er tigerte über den dunklen Holzboden des Balkons und starrte vor sich hin, während seine Mutter über Dawons Geschäft erzählte und wie gut ihre Karriere lief. Es freute ihn das zu hören.

„Den Jungs? Wir sind gerade alle ziemlich eigenbrötlerisch unterwegs. Wahrscheinlich weil wir während der Tour soviel aufeinander gehockt haben. Wir brauchen auch mal eine Pause. Gott sei Dank, sind wir jetzt in Hannam-dong. Hier hat man endlich etwas Abstand, wenn man ihn wirklich braucht. Ich und Jimin teilen uns ja trotzdem noch ein Zimmer, aber dafür ist es wirklich groß. Ja, hahahaha ...", lachte der Tänzer und starrte hinunter auf seine schwarzen Adiletten, welche er mit dicken, weißen Socken trug.

Nachdem Hoseok das Telefonat mit seiner Mutter beendet hatte, lächelte er zufrieden. Dieses Jahr war super gelaufen. Besonders stolz war er auf sein amerikanisches Debüt gemeinsam mit Becky G. Es hatte total Spaß gemacht den Song von DJ Webstar und Young B zu covern. Das war wirklich eines der besten Erlebnisse von 2019. Er hatte langsam das Gefühl wirklich Fuß auf dem amerikanischen Markt zu fassen. Immerhin hatten sie sogar mit Halsey kollaboriert. Sie hatten sich wahrlich gut angestellt dieses Jahr.

Hoseok lächelte verträumt, als es ihn auf einmal unglaublich fröstelte. Er rieb sich seine Oberarme und hauchte: „Aigoo, aigoo, es ist viel zu kalt. Ich habe so lange telefoniert, dass ich nicht gemerkt habe, wie ich zum Schneemann geworden bin." Ihm lief ein Schauer über den Rücken.

„Hoseok!", rief plötzlich Seokjin, welcher erneut auf seinen kleinen Balkon getreten war, woraufhin der Tänzer erschrocken zusammen zuckte. Hoseok fasste sich an seine Brust und klagte: „Aish, mein armes Herz. Was erschreckst du mich schon wieder so, Jin!"

Seokjin fragte: „Ich gucke gerade einen Film. Kannst du Namjoon das Mirafon geben? Hier fang!" Hoseok streckte schnell seine durchgefrorenen Hände aus und fing das klobige Handy auf, welches Seokjin gekonnt zu ihm hinauf warf. Da war der Ältere auch schon wieder in sein Zimmer verschwunden.

Hoseok hob verdutzt die Augenbrauen und wetterte säuerlich vor sich hin: „Klar, Bitte. Mache ich gerne. Wieso werfen alle dieses Handy herum, als wäre es ein verdammter Baseball? Kein Wunder, dass es schon so verbeult ist." Hoseok trommelte mit dem Handy auf seiner Handinnenfläche herum, während er sich zurück ins Innere des Dorms begab.

Wie es Samira wohl erging? Er schloss die Balkontür hinter sich. Zugegeben dachte er nicht allzu oft an sie. Ab und an schrieb er mal mit ihr. Allerdings fühlte es sich nicht mehr so vertraut an wie damals, sondern eher wie eine weit entfernte Freundin, welche man aus Höflichkeit nicht aufgeben wollte. Wie eine Pflicht. Am meisten Kontakt hatten Taehyung und Yoongi mit Samira. Zugegeben standen sie ihr wohl etwas näher, als er es tat. Aber das war nichts neues.

Der Rapper hatte das Gefühl, dass er mit Leuten im echten Leben besser klar kam, als online. So war es schon immer gewesen. Er ging kurz in die Küche, wo er sich etwas Kaffee in eine Tasse füllte. Er war noch warm. Etwas Milch und Zucker dazu. Perfekt. Er presste seine kalten Hände an die Tasse und genoss die Wärme.

Nun stakste Taehyung gähnend die glänzenden Treppenstufen herunter. An seinen nackten Füßen befanden sich seine Hausschuhe auf welchem sich das markante Emblem der Serie Attack on Titan befand. Hoseok grinste: „Ich sehe du hast deine geliebten Haussocken aufgegeben? Frieren deine Füße nicht?"

Taehyung, welcher etwas zerknautscht aussah, weil er mal wieder mitten in einem Serien-Marathon mit Jimin fest steckte, nickte gähnend bevor er maulte: „Doch, tun sie. Ich kriege kalte Füße in diesen Slippern, aber immerhin falle ich nicht die Treppen herunter." Taehyung machte eine ausschweifende Armbewegung zur Treppe, während er genervt die Unterlippe hervor schob und mit den Augen rollte.

Hoseok verkniff sich ein Lachen. Vor kurzem war Taehyung nämlich ziemlich übel auf den Treppen des Dorms ausgerutscht, da seine kuscheligen Haussocken keine Stopper an der Unterseite hatten. Das war zugegeben nicht so lustig gewesen. Er hatte sich ziemlich weh getan.

Hoseok nickte: „Ja, wir müssen dringend Stufenmatten anbringen. Wieso haben wir am Anfang nicht daran gedacht? Ich hab auch schon so oft einen Herzinfarkt bekommen, weil ich mit meinen Socken zur Seite gerutscht bin. Ich liebe dieses Dorm, aber dieser auf Hochglanz polierte, moderne Look für Böden ist gleichzeitig ein Fluch. Ich bin noch nie so oft ausgerutscht, wie in diesem Haus."

Taehyung öffnete den Kühlschrank und gönnte sich eine Cola, welche er mit einem lauten Zischen öffnete. Er nahm einen Schluck und fügte hinzu: „Ich fasse es nicht, dass wir 7 Millionen Won ausgegeben haben, um uns von einem Haus vermöbeln zu lassen. Ich dachte wenn man älter ist, trifft man bessere Entscheidungen."

Hoseok kicherte: „Schon lächerlich was? Ah, gehst du wieder hoch?" Taehyung nickte, während seine großen Augen Hoseok fixierten. Was wollte er? Hoseok strich sich über seinen roten Supreme-Hoodie und zog das Mirafon aus dessen Bauchtasche.

„Gibst du das Namjoon?", bat der Tänzer ihn. Taehyung nickte, bevor er wieder die Treppe hinauf stolzierte. Auf halbem Wege drehte er sich wieder um und fluchte: „Fuck, die Chips!" Er eilte hinunter und kramte eine große Schüssel hervor, in welche er den Inhalt einer Chips-Tüte kippte.

Hoseok folgte ihm mit seinen Blick. Es war schön die Jungs entspannt zu sehen. Einfach mal so richtig gammeln. Das hatten sie sich nach diesem Jahr wirklich verdient.

Oben angekommen, klopfte Taehyung nun an Namjoons Zimmer. Als keine Antwort kam, öffnete er einfach die Tür. Es war niemand da. Er musste wohl ausgegangen sein. Taehyung platzierte das klobige Handy auf dessen Schreibtisch, direkt neben einem abgefransten, grauen Notizbuch. Jeder von ihnen kannte dieses Büchlein, in welchem der Leader seine neuesten Ideen für Songs festhielt.

Taehyung blickte verstohlen über seine Schulter. Niemand war auf dem Flur zu sehen. Ein kleiner Einblick konnte ja nicht schaden. Seine große Hand glitt neugierig zu dem Notizbuch des Rappers. Hatte er schon wieder neue Wunderwerke verfasst? Sie hatten gerade erst Persona rausgebracht. Er war neugierig.

Taehyungs Hände glitten über das abgegriffene Buch. Auf den ersten Seiten befanden sich alte Rohentwürfe für ihre letzten drei Alben. Und ganz am Ende des Buches befanden sich noch zehn leere Seiten. Und die neuesten Notizen befanden sich vor den zehn leeren Seiten. Das was Taehyung dort las verunsicherte ihn allerdings. So ging es dem Leader wirklich? Immerzu motivierte und leitete er sie als Gruppe und nun las er so etwas.

Trying to escape with no avail.
No tune affects me anymore.
I am weeping a silent cry.
An ocean that daylight never reaches.
My lost feet are stuck in the mundane.
Every noise, every sound is filled with pain.
Slowly, I open my eyes. I'm in my workroom. it's my studio.
The darkness brings agony wave by wave.
But I'll never give up.
Inside all of this, I saw myself.

And in the end nothing can defeat me. I'll shout it with ferocity.

Eine Tür schlug zu und Taehyung zuckte zusammen. Schnell legte er das Buch zurück an seinen Platz und nahm die Schale voller Chips von Namjoons Schreibtisch. War ja klar, dass das eine dumme Idee gewesen war. Jimin rief nun: „Taehyung? Kommst du? Ich will weiter gucken."

Der Sänger kam nun aus Namjoons Zimmer heraus, was Jimin stutzig machte. Jimins pfirsichfarbenes Haar lag platt an seinem Kopf. Er trug eine dünne, graue Jogginghose und einen pastellfarbenen Oversize-Pullover. „Was machst du in Namjoons Zimmer? Er ist vorhin ins Entertainment gefahren.", erklärte Jimin neugierig.

Taehyung sprach überzeugend: „Ich habe das Mirafon in sein Zimmer gelegt." Taehyung ließ sich absolut nichts anmerken. Jimin nickte. An seinen Füßen befanden sich riesige weiße, Kuschelsocken. Zudem sah es beinahe so aus, als würde der Oversize-Pullover Jimin verschlingen.

Jimin führte seine Hand an sein Kinn und ließ seine Gedanken zu Samira driften. Wie es ihr wohl erging? An Tagen wie diesen hätten sie sie eigentlich ins Dorm eingeladen, aber das lag lange in der Vergangenheit. Nun sprach man nur noch über seine Erfahrungen und tauschte sich über sein Leben aus. Es war gut, aber noch schöner war es gemeinsam Erinnerungen zu schaffen. Da fühlte man sich anderen am nähesten.

Auch wenn die Zeit verging, würde Jimin die Erinnerungen wertschätzen. Vielleicht wenn sie irgendwann keine Idole mehr waren, vielleicht würden sie sich dann wieder sehen, wenn sie alle schon verheiratet waren und tiefe Falten hatten. Aber bis dahin war es erst einmal ein Ding der Unmöglichkeit. Ob sie bis dahin immer noch Kontakt halten würden?

Es fühlte sich so an, als ob sie langsam den Draht zueinander verloren. Zudem musste Jimin wirklich an seinem Englisch arbeiten. Aber so wie die Dinge schienen, war es wohl vergeblich. Das Mirafon war Alltag, aber Mira fühlte sich nicht mehr wie Teil ihres Alltags an. Sie war jemand der nun der Vergangenheit angehörte und ab und an hier herum spukte.

Zudem fragte Jimin sich, wie es Namjoon erging. Sie hatten vor langer Zeit ein paar mal über seine damaligen Gefühle für Samira gesprochen, aber auch das hatte sich dann im Sande verlaufen. Jimin wollte aber auch nichts unnötig aufwühlen, also beließ er es dabei.

Der Sänger streckte sich nun und verkündete: „Ich gehe eben kurz auf Toilette, ja?" Er ließ seine Arme lustlos fallen und nutzte den Schwung zum gehen, wobei er auf dem aalglatten Boden des Luxus-Dorms weg rutschte. Sie waren gefährlich nah an der Treppe dran.

Taehyung ließ die Chips fallen und schaffte es seinen Kumpel gerade so zu stützen. Hoseok vernahm das laute Geräusch der Plastikschüssel und blickte von seinem Smartphone auf, welches auf der Küchenzeile lag. Er beobachtete wie ein paar Chips aus dem Obergeschoss zu Boden fielen. Er rief: „Ist bei euch alles okay?"

Jimin winselte: „Ja, alles okay! Aigoo, hab ich mich erschreckt. Danke, Tae." Er begann laut zu lachen. Taehyung seufzte kopfschüttelnd: „Zieh dir Gummi-Slipper an. Ich trage meine nicht zum Spaß. Ich hasse diese dummen Böden in diesem Dorm. Ich räume den Saustall hier auf. Geh du auf Toilette. Dann können wir schneller weiter gucken."

~~

Zu später Stunde wurde Namjoon von Manager Sejin zurück zum Dorm in Hannam The Hill gebracht. Er weiste sich vor den Sicherheitsleuten aus, woraufhin diese die rot-weiße Schranke öffneten. Es war absolut dunkel draußen und nur die Laternen leuchteten Manager Sejin und Namjoon den Weg.

Der Manager räusperte sich leise und sprach: „Nun gut, ich hoffe du kannst dich etwas ausruhen. Die nächsten Tage steht absolut nichts an. Erholt euch gut von der Tour und iss etwas gutes, ja?" Namjoons Grübchen stachen hervor und er nickte: „Machen sie sich keine Sorgen. Das werden wir machen. Danke für's Absetzen. Grüß deine Familie ganz lieb von mir, ja?"

Der Manager nickte, während Namjoon ausstieg. Beide winkten sich zu, bevor Manager Sejin den Wagen dann umdrehte. Namjoon sah ihm noch eine Weile hinterher und winkte weiter, bevor er seinen Arm und seine Mundwinkel sinken ließ. Er war ja so müde.

Er schritt die Stufen zur Tür seines Dorms hoch und gab den Sicherheitscode ein. Ein Surren ertönte und die dicke Tür ließ sich öffnen. Ihm kam sofort Wärme entgegen, woraufhin er sich die kalten Hände rieb. Endlich war er Zuhause. Nun war auch für ihn die letzte Arbeit erst einmal erledigt. Er ließ seine Schuhe am Eingang stehen und betrat das Dorm.

In der Küche brannte noch Licht, da Yoongi sich dazu entschlossen hatte, noch eine Portion Instant Ramen zu essen. Die beiden Rapper grüßten sich wortkarg, bevor Namjoon die Treppen des Dorms hinauf eilte. Er war völlig erledigt und wollte eigentlich nur noch ins Bett. Allerdings war er müde und hungrig.

Gerade grübelte er, ob er zu müde zum essen war, oder zu hungrig um schon schlafen zu gehen. Eine Frage die ihn oft beschäftige. Er betrat sein Zimmer und betätigte den breiten, weißen Lichtschalter. Er zog Schal und Jacke aus und verstaute diese in dem simplen, weißen Schrank.

Der Leader platzierte sein Smartphone auf seinem Schreibtisch und erblickte das etwas mitgenommene Mirafon. Es starrte ihn schon beinahe spottend an. Als würde es flüstern: Ja, ich bin immer noch hier, nach all dieser Zeit. Er ignorierte es und beschloss sich ebenfalls etwas Instant Ramen zu machen.

Er verließ sein Zimmer. Ab und an dachte er an sie. Zum Beispiel wenn ihm jemand mal wieder das Mirafon überreichte. Er hatte genug Zeit gehabt all seine Gefühle zu sortieren. Es war okay, dass er sie nicht wieder sehen würde. So war es auch einfacher. Er musste sie nun niemals mit seinem Gefühlschaos konfrontieren. Es war erträglicher, wenn sie weit weg war, als hier bei ihnen. Die jetzige Situation hatte es ihm einfach gemacht. Fast schon witzig, wie das Schicksal spielte.

Auch wenn sie es aus der Entfernung ab und an immer noch schaffte ihn an seine Einsamkeit zu erinnern und das einzig und allein durch ihre bloße Existenz. Es gab so viele Dinge, die er noch gerne gesagt hätte, als er sie das letzte Mal gesehen hatte, doch stattdessen hatte er sich wie ein wütendes, törichtes Kind aufgeführt. Einfach bloß kindisch, weil er mit seinen Gefühlen nicht klar gekommen war.

Das nahm er sich bis heute übel. An Tagen wie diesen setzte sich eine Silhouette aus all den Erinnerungen an Samira vor seinem inneren Auge zusammen, welche ihn anlächelte. Kurz erfüllte es ihn mit Wärme, bevor er sich schüttelte und den Geist der Vergangenheit vertrieb. Das hatte hier nichts mehr zu suchen.

Er hatte all seine Gefühle in die letzten Alben gesteckt. Tear, Answer und Persona. Sein Tiefpunkt war wohl Tear. Und nun begann er sich langsam zu erholen. Stück für Stück ließ er die Fragerei nach seinem wahren selbst hinter sich. Er akzeptierte, dass er es niemals genau so erfassen können würde, wie er wollte. Ja, er konnte eine Karte über die Vielseitigkeit seiner Seele erstellen und irgendwo zwischen all den verschiedenen Versionen seines Ichs lag die Wahrheit. Das konnte er akzeptieren. Das war eine Antwort mit der er leben konnte.

Die Map-Of-The-Soul-Ära sollte ihm und allen anderen, die sich verloren in sich selbst fühlten, damit helfen Bedeutungen in etwas Trivialem zu finden. Denn das war oft genau das, was das Leben lebenswert machte. Das machte Persona aus.

Namjoon, welcher inzwischen in der Küche angekommen war, goss das von Yoongi vorgekochte, heiße Wasser in sein Instant Ramen und atmete nachdenklich aus. Warum musste er sich immerzu bloß den Kopf zerbrechen? Er starrte hinüber in das dunkle Wohnzimmer. Er konnte es einfach nicht abschalten, diese rasenden Gedanken, welche immer wieder um dieselben Themen kreisten. Es ermüdete seine Seele so sehr.

Es war an der Zeit nach vorne zu blicken und nicht in die Vergangenheit. Auch wenn es Samira enttäuschte, musste er sich von ihr distanzieren. Er wollte das Mirafon nicht benutzen. Denn wann immer er es tat, war es als würde er vor ihr eine Maske aufsetzen und nicht ehrlich sein. Und je öfter er dies tat, desto mehr verabscheute er sich selbst.

Schließlich musste auch sie langsam realisieren, dass sie sich alle auseinander gelebt hatten, nicht wahr? Und so war es.

Auch Samira hatte es über die letzten Jahre verspürt, wie die Begeisterung nachgelassen hatte. Sie war noch immer ein Fan und wartete jedes Comeback gespannt ab, aber spätestens bei Boy With Luv war sie etwas raus.

Sie hatte sich wahnsinnig für die Jungs gefreut und ihnen dabei zugehört, wie sie für Halsey geschwärmt hatten. Wie spannend es doch gewesen war mit ihr gemeinsam zu trainieren und zu performen. Und dass sie wirklich gut mit den Jungs klar gekommen war.

Allerdings war es trotz ihrer noch immer bestehenden Freundschaft schmerzhaft, dass Samira niemals wieder bei ihnen sein können würde, wie zuvor. Dieser wunderbare Traum, der der Sommer 2017 war, hatte ihre Ansprüche viel zu hoch gesetzt. Sie würde diese Zeit immer aus tiefstem Herzen vermissen. Oh, ja.

Natürlich hatte sie es akzeptiert. Das musste sie auch. Videochats mit den Jungs waren noch immer besser als nichts, aber sie war verwöhnt. Und so entfernte sie sich langsam von ihnen. Sie genoss ihre aktuelle Musik ein klein bisschen weniger als zuvor. Mit der Love-Yourself-Ära hatte sie sich noch identifizieren können, aber Persona hatte sie einfach nicht vollkommen mitgerissen. Home war der einzige Song, welchen sie wirklich mochte.

Und das alles machte ihr Angst. Sie wollte nicht aus BTS herauswachsen. Sie bedeuteten ihr soviel. Es durfte niemals enden. Es reichte schon, dass sie physisch weit von ihnen entfernt war, da konnte sie nicht auch noch die Musik verlieren. Sie wollte wirklich mit ihrer neuen Musik mitfühlen, aber tat dies nicht so wie zuvor.

Es mochte vielleicht übertrieben klingen, aber es war hart für sie. Immerhin bedeuteten diese Jungs ihr trotzdem noch immer die Welt und sie vermisste es mit ihnen Dinge zu unternehmen, mehr als alles andere. Auch nach all dieser Zeit, würde sie niemals loslassen. Oder?

Natürlich zeigte sie all dies nicht nach außen hin, aber an Tagen wie diesen spürte sie ein klaffendes Loch in ihrer Brust und Gefühle, welche sie zu erdrücken schienen. Sie hatte Heimweh, weil sie ein Zuhause in diesen Personen gefunden hatte. Sie wusste wie lächerlich es war, weil sie bestimmt niemand von den Jungs so vermisste. Bestimmt hatte sie als einzige erst nach zwei Jahren realisiert wie hoffnungslos diese Situation war.

Nach all dieser Zeit saß sie noch immer in ihrem Zimmer und vergoss klammheimlich Tränen, wenn sie ältere Lieder von ihnen hörte. An Tagen wie diesen, wollte Samira am liebsten eine Decke aus ihren schönen Erinnerungen anfertigen und sich mit diesen zudecken, auf dass diese sie immer warm halten würden.

Sie hoffte, dass die Wärme des Sommers 2017 für all die kommenden Jahre reichen würde. Aber langsam wurde es von Jahr zu Jahr kälter, egal was sie tat. „Ich vermisse euch.", hauchte sie und schloss die Augen, woraufhin eine Träne ihre Wange herunter kullerte und auf ihre Kuscheldecke fiel, dessen Lila durch die Zeit verblasst war.

~~

"After all these years, I am still here, fingers outstretched, hoping for this eternal winter to end."

_______________________________________
3993

(Das hier war Part 1 von dem vierteiligen Special. Also bleibt gespannt.)

Willkommen zu meinem 500k Special! Funny enough 3 years have passed since I wrote Pied Piper Girl.

Teil 1 dieses Special ist tatsächlich eine Hommage daran, wie man sich als Fan fühlt, wenn viel Zeit vergeht, oder man das Gefühl hat aus einem Fandom herauszuwachsen.

Gleichzeitig will ich aber auch versuchen etwas mehr closure für diese Geschichte zu schaffen. Mal sehen ob mir dies gelingt.

Ich hoffe ihr habt Spaß an diesem 4-teiligen Special. Gebt anderen Leuten, die diese Geschichte ebenfalls gelesen haben, Bescheid, dass es etwas Neues gibt.

Danke für alle die wieder dabei sind. Pied Piper Girl ist das Werk zu dem ich immer wieder zurück komme, wenn es mir nicht gut geht, oder ich einen Ort brauche an dem mich wohl fühle.

Es ist schön diese Welt ein letztes Mal zu erweitern. Ich danke euch, idle teens. ❤️.

Oh and I changed my name to something more fitting. More dreamy.

Vivien Smeraldo

P.S. Wie empfindet ihr dieses Chapter? Seht ihr Parallelen zu euch selbst?

Und wer Lust auf eine weitere FF von mir hat kann bei meiner neuesten BTS FF Book Of Ptah vorbeischauen. Denn es stellt sich heraus, dass ägyptische Mythologie und BTS eine verdammt gute Kombi ergeben. 😉

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