My Babe

By laura-emily

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Avery Brown lebt ein unscheinbares Leben. Mit 21 Jahren hat sie zwar einen guten Job, eine tolle Wohnung mit... More

Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
39. Kapitel
40. Kapitel
41. Kapitel
42. Kapitel
43. Kapitel
44. Kapitel
45. Kapitel
46. Kapitel
47. Kapitel
48. Kapitel
49. Kapitel
50. Kapitel
Epilog

36. Kapitel

3.4K 84 4
By laura-emily

Die erste Nacht verlief ruhig. Zwar konnte ich kaum schlafen, doch irgendwie war es dann doch wie immer. Am nächsten Morgen wurde ich mit einem zögerlichen Klopfen an meiner Tür geweckt. Ich brauchte ein paar Sekunden, um im Zimmer mental anzukommen. Aus Gewohnheit wollte ich schon Cat komm rein erwidern, doch dann wurde mir wirklich bewusst, wo ich mich befand. 

Obwohl ich nichts erwidert hatte, öffnete sich die Tür vorsichtig einen Spalt. Der Kopf meiner Mutter erschien im Türrahmen. "Ave mein Liebes", begrüßte sie mich sanft, als sie sah, dass ich bereits die Augen geöffnet hatte. "Morgen Mama", murmelte ich und streckte mich ausgiebig, wobei mir auffiel, dass meine Füße ans Bettende stießen. 

Meine Mutter kam nun in mein Zimmer und balancierte ein altes Holztablett auf ihrer linken Hand. Ich lächelte und richtete mich auf. Sie stellte es auf meinem Nachtkästchen ab und setzte sich zu mir an den Bettrand. Vorsichtig strich sie mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht - wie sie es immer getan hatte als ich klein war. 

Ich spähte auf das Tablett. Mein Magen meldete sich mit einem lauten Knurren und erst jetzt realisierte ich, dass ich gestern gar nichts mehr gegessen hatte. Zu groß war die Aufregung gewesen. Ich sah, dass ein frisches Croissant auf einem Teller lag, daneben Butter und Marmelade, sowie eine große Tasse Kaffee. "Danke Mama", sagte ich. "Ich sterbe vor Hunger." 

Sie lachte und nickte. "Das hab ich mir fast gedacht. Wie hast du geschlafen? Die erste Nacht wieder hier." Ich setzte mich nun ganz auf und hievte das Tablett vorsichtig auf meinen Schoß. "Ach ganz okay eigentlich. Besser als ich dachte", sagte ich, nahm das Messer und schnitt vorsichtig ins Croissant. Meine Mutter beobachtet mich kurz dabei und stand dann mit einem Schwung auf. "Ich muss runter. Richard hat heute Früh einen Arzttermin", erzählte sie kurz. 

"W-warte", sagte ich mit vollem Mund, ehe sie wieder an der Tür war. Sie drehte sich um und sah mich abwartend an. Ich schluckte runter und fragte: "Brauchst du meine Hilfe?" Sie schüttelte den Kopf. "Nein Liebes, alles gut. Komm erstmal richtig an." Mit diesen Worten verschwand sie und schloss meine Zimmertür hinter sich. Mit einem anerkennenden Nicken bemerkte ich, dass ich sie gar nicht darum beten musste, sie hinter sich zu schließen. Menschen ändern sich doch, stellte ich zufrieden fest. 

Ich hatte gerade fertig gegessen, als meine Tasche einen dumpfen Ton von sich gab. Ich stellte das Tablett weg, stand auf und ging vor meinen Sachen in die Hocke, um mein Handy hervor zu holen. Arbeit stand auf der Wecker-Erinnerung. 8 Uhr. Normalerweise würde ich jetzt aufstehen, unter die Dusche springen und kurz vor knapp wieder bei Parker Relations aufkreuzen. 

Wieder kreuzte Ethan meine Gedanken und ich fragte mich, was er wohl gerade tat. Vermutlich war der Streber schon im Geschäft, dachte ich und musste unwillkürlich grinsen. Ich öffnete mein Postfach. Neben den üblichen geschäftlichen Mails sah ich Mandy's E-Mail. Ich klickte sie an. 

Betreff: Hey du blau machende Bitch

Danke für nichts Barbie, antwortete ich gedanklich. 

Ave, was treibst du zwei Wochen in deiner langweiligen Heimat? Komm sofort zurück, ich habe Neuigkeiten! Außerdem war Mike in deiner Abwesenheit hier in der Firma und hat darum gebeten, mit dir reden zu dürfen. Ich hab ihm gesagt, er soll dich in Ruhe lassen, sonst landet der Absatz meiner High-Heels in seinem A*** (und die haben mehr Zentimeter als sein Stück!!) Wie dem auch sei Mäuschen, lass von dir hören. Ich hoffe, dir geht es gut  xxx - Mandy

Ich schüttelte amüsiert den Kopf und bemerkte, dass ich ihre lockere Art vermisste. Ich schrieb ihr zurück, dass alles gut sei und ich so schnell wie möglich wieder zurück kommen würde. Ich hoffte das selbst, trotzdem schien es mir wie eine platte Lüge. 

Ich entschloss mich dazu, unter die Dusche zu springen und mich fertig zu machen, bevor meine Mutter wieder mit meinem Vater heimkommen würde. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir Samstag hatten. Welcher Arzt hat denn am Samstag Zeit? Ich notierte mir im Geiste, dass ich sie später noch fragen würde. 

Während das warme Wasser meinen Körper angenehm umhüllte, dachte ich an den Kuss mit Ethan. Ich konnte kaum glauben, dass das erst drei Tage her war. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Mein Herz versetzte mir einen Stich bei dem Gedanken daran, dass wir nie zusammen kommen sollten. Ethan hatte eine wunderschöne, wenn auch offensichtlich temperamentvolle Verlobte. Verlobte !! Der Gedanke ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Bei unserem letzten Gespräch meinte er, er würde sich trennen. Aber wie soll das so leicht gehen, wenn so viel an deren Beziehung hängt? Es ist ja nicht nur eine persönliche, sondern auch einen geschäftliche Sache. Es kam mir so vor, als wäre ich einem schlechten Roman aus dem 18. Jahrhundert gefangen, in dem man in seinen Stand einheiraten musste. Irgendwie hatte ich Sorge, dass das gewaltig schief gehen könnte. Letztendlich kannte ich Ethan ja nicht mal wirklich gut. Was, wenn er alles hin schmeißt und wir nach kurzer Zeit merken, dass es einfach nicht klappt? Der Gedanke beunruhigte mich noch mehr und ich schob ihn sogleich beiseite. Letztendlich saß ich sowieso erstmal hier fest. Eine Traurigkeit erfüllte mich, die ich nicht einmal richtig zuordnen konnte. 

Ich duschte fertig und konzentrierte mich auf die Zeit, die mir nun bevorstand: Meiner Mutter helfen, meinen dementen Vater zu pflegen, den ich nicht einmal ansatzweise mehr lieben konnte. Zu viel hatte er in mir kaputt gemacht. Ich trocknete mich ab, zog meine Jeans und ein weißes Shirt an und föhnte meine Haare. Als ich mich zurecht gemacht hatte, beschloss ich das das Tablett mit dem Frühstück in die Küche zu bringen. Ich balancierte es auf meinen Händen die Treppen hinunter. Dabei fiel mir auf, dass die Tür zum Büro meines Vaters offen stand. Ich verräumte das Tablett und näherte mich dem Raum. 

Die Tür war noch nie offen gewesen. Zumindest hatte ich sie noch nie offen gesehen. Das war das Erste, was ich gelernt hatte. Betrete niemals das Büro deines Vaters, hatte meine Mutter mir zugeflüstert als ich noch nicht einmal das Wort Büro richtig zuordnen konnte. 

Ich starrte auf den goldenen Knauf der Tür. Er glänze und spiegelte seine Umgebung in verzerrten Formen wieder. Er sah aus als hätte man ihn erst vor Kurzem frisch poliert. Vermutlich die alte Macht der Gewohnheit meiner Mutter, dachte ich mir und verdrehte unwillkürlich meine Augen. Sie ließ sich viel zu sehr von ihm bestimmen - anscheinend immer noch. 

Aus dem Büro kam ein stickiger Geruch. Als hätte jemand seit Langem nicht mehr gelüftet. Die Luft roch abgestanden, nach alten Möbeln und Papier. Ich spürte wie mein Herz klopfte. Es ist nur ein gewöhnlicher Raum, sagte ich mir selbst, doch trotzdem konnte ich das Gefühl von Angst nicht ganz abstreifen.

Die Kindheit prägt dich, ob du es willst oder nicht. Sie ist kein Gewand, das du ablegen kannst. Vielmehr verwächst sie sich in dir. Wie die Wurzeln eines Baumes in die Erde oder ein Tattoo, das unter die Haut gestochen wird. Selbst wenn du es irgendwann einmal schmerzhaft entfernen lässt, bleiben Narben. Es ist unwiderruflich. Nicht zu trennen. Nicht mehr. Natürlich kannst du unterscheiden zwischen Gegenwart und Vergangenheit, aber Beides wird sich niemals von einander lösen. Es ist verwoben, wie tausende Fäden in einem alten Teppich. 

Ich nahm einen tiefen Atemzug, gab mir selbst einen Ruck und stieß die alte Tür mit dem Fuß weiter auf. Sie öffnete sich mit einem protestierendem Knarren. Auf einmal schoss eine Erinnerung in mir hoch. Als kleines Kind hatte ich es immer gehört. Nachts, wenn ich dachte, dass wir alle schliefen. Ich hatte unheimliche Angst vor diesem Geräusch, denn ich dachte immer, es wäre die Treppe gewesen. Es war mein Vater gewesen, der Nachts in sein Büro ging, erkannte ich verwundert. 

Ich betrat den einzigen Raum des Hauses, den ich niemals von innen gesehen hatte. Mein Körper fühlte sich auf einmal viel schwerer an als sonst. Als müsste ich alle Kraft aufbringen, um einen Fuß vor den anderen setzen zu können. Ich sah mich um und war schon fast enttäuscht. Ein Schreibtisch mit einem alten Bürostuhl stand am einzigen Fenster, das mit Gardinen verhangen war. Auf ihm ein alter Computer mit einem dicken Bildschirm. Darauf tausende Akten, gestapelt. Ein roter Sessel stand im Eck, dahinter eine große Stehlampe. Das Einzige, was faszinierend wirkte, waren die Regale, die den Raum fast einschlossen. An jeder Wand stand ein Regal, das sich komplett über ihre ganze Fläche streckte. Der Raum sah aus wie ein Viereck aus Büchern.

Ich drehte mich nach links und scannte mit schnellem Blick über die Buchrückseiten. Alles alt-bekannte Titel. Klassiker. "Romeo und Julia", "Stolz und Vorurteil", "Der Steppenwolf", "Der Fänger im Roggen"...

Ich konnte gar nicht alle in Gedanken aufzählen. Es waren unendlich viele. Ich lief zum nächsten Regal. Dieses war wesentlich langweiliger. Unzählige Bände vom Brockhaus, Lexika und andere Sachliteratur. Das ähnelte meinem Vater schon mehr - Zumindest der Seite von ihm, die ich kannte. Ich lief weiter und blieb verwundert stehen. Das kleinste Regal hob sich von allen anderen ab. Die Buchrücken waren per Hand geschrieben. Ich kniff meine Augen leicht zusammen als könnte ich dadurch besser lesen. Die Schrift war schön, geschwungen und fein säuberlich. Es standen unzählige Jahreszahlen auf jedem einzelnen Buch. 

Unter der ersten Reihe mit den Jahren, folgte eine Weitere mit Beschriftungen wie: "Urlaub Texas" oder "Hochzeit". Langsam dämmerte es mir, dass es sich um Fotoalben oder Tagebücher handeln müsste. Aber wer schrieb denn so abartig viel, dass er ein ganzes Regal damit befüllen konnte? 

Ein Titel sprang mir besonders ins Auge. "My Babe" stand in kursiven Buchstaben darauf. Ich verzog das Gesicht. Wie kitschig das klingt, dachte ich mir. Babe, eigentlich verabscheute ich das Wort, aber ich griff trotzdem zu dem Buch. Vorsichtig schlug ich die erste Seite darin auf. Das Papier war fein und dünn. Darauf stand mit schwarzer Tinte geschrieben: 

Für mein Babe,

Die einzige Liebe, die ich jemals spüren durfte. 

Ich drehte mich noch einmal im Raum herum, um mich zu vergewissern, dass das wirklich das Büro meines Vaters und nicht das eines verstorbenen, hoffnungslos verliebten Dichters war, der Softpornos in Form von Liebesschriften verfasst hatte. 

Ich sah wieder auf das Buch und blätterte um. In dem Moment hörte ich die Schlüssel im Schloss der Haustüre. Ich zuckte zusammen, klappte das Buch mit einem dumpfen Ton zu und steckte es so schnell ich konnte zurück in die Lücke, die es im Regal hinterlassen hatte. 

Mit großen, möglichst leisen Schritten hechtete ich zur Tür und zog sie hinter mir zu. 

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