Bonuskapitel-Buch

By diilara3101

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In diesem Buch werden alle von euch gewünschten Bonuskapitel der ,,...ins Herz'' Reihe kommen. Ihr könnt euc... More

Bonuskapitel
Bonuskapitel 1
Bonuskapitel 2
Bonuskapitel 3
Bonuskapitel 4
Bonuskapitel 5
Bonuskapitel 6
Bonuskapitel 7
Bonuskapitel 8
Bonuskapitel 9
Bonuskapitel 10
Special-Bonuskapitel
Bonuskapitel 11.1
Bonuskapitel 11.2
Bonuskapitel 12
Kapitel 13.1
Kapitel 13.2
Bonuskapitel 14.1
Bonuskapitel 14.2
Bonuskapitel 14.3
Bonuskapitel 15.1
Bonuskapitel 15.2
Bonuskapitel 15.3
Bonuskapitel 16
Bonuskapitel 17
Bonuskapitel 18
Bonuskapitel 19.1
Bonuskapitel 19.2
Bonuskapitel 19.3
Bonuskapitel 19.4
Bonuskapitel 19.5
Bonuskapitel 20
Bonuskapitel 21
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Bonuskapitel 27
Bonuskapitel 28
Bonuskapitel 30
Special-Bonuskapitel
Special-Bonuskapitel
Bonuskapitel 31
Bonuskapitel 32

Bonuskapitel 29

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By diilara3101

Aayanas Sicht


Schmunzelnd beobachtete ich Max und Vincent dabei wie sie sich mal wieder über eine Kleinigkeit stritten und dabei so laut redeten, dass sie unwillkürlich die Aufmerksamkeit des halben Schulhofs auf sich zogen. 

Es waren genau auf den Tag jetzt drei Wochen, die ich schon mit Vincent zusammen war und in dieser Zeit hatte ich mich nicht nur an ihn, sondern auch an seine zwei besten Freunde gewöhnt. 

„Ich meine es ernst Vincent" 

„Und wir wissen beide, dass ich trotzdem Recht habe" während ich mit meinem Kopf an Vincent lehnte und seine Hand hielt saßen die beiden Diskutierenden sich gegenüber und Josh saß deutlich amüsiert neben Max. 

„Worüber streiten sie diesmal?" Valentins Stimme ließ mich kurz den Kopf anheben und dann mit den Schultern zucken, denn im Gegensatz zu Josh hatte ich den Anfang der Diskussion verpasst und war selbst erst vor kurzem zu den dreien dazugestoßen. 

„Max behauptet, er könnte länger den Ball hoch halten als ich" 

Ernsthaft jetzt, darum ging es hier die ganze Zeit? 

„Niemals Max. Vincent übt das schon seitdem er klein ist. Die Intention dahinter war eigentlich später mal Mädchen damit beeindrucken zu können, doch hat er damit bei Aayana ja definitiv keine Chancen" 

Ob Valentin wohl je aufhören würde mich damit aufzuziehen, dass ich kein Fußball Fan war? 

„Ich bin auf Maxs Seite. Irgendwer muss ja auf seiner Seite sein" Josh schlang unterstützend seinen Arm um Maxs Schulter und ließ diesen direkt einen herausfordernden Blick zu Vincent werfen. 

„Unentschieden also. Bleibt uns nur noch eine Wahl" 

Und ehe ich flüchten konnte fielen plötzlich alle Blicke auf mich. Das war jetzt nicht ihr ernst? 

„Ey Aayana ist keine faire Wahl. Sie entscheidet sich doch so oder so für ihren Freund" Max fing sofort an zu schmollen und ließ Vincent mir nur provozierend einen Kuss auf die Wange drücken. 

„Könnt ihr es nicht einfach ausprobieren?" warf ich schließlich ein und ließ die vier sofort einen Blick austauschen. Gerade als Josh schon dabei war einen Ball zu holen fing Vincents Handy anzuklingeln und ließ uns alle sofort zu ihm blicken. 

„Mama?" mit diesen Worten nahm er den Anruf an und ließ mich kurz zu Valentin blicken. 

Seit wann rief Maria denn während wir in der Schule waren an? 

„Wieso genau willst du mit meiner Freundin reden?" Diese Worte ließen mich direkt aufhorchen und wieder zu Vincent sehen. 

„Und woher nimmst du bitte an, dass Aayana gerade bei mir ist?" während Vincent auf die Antwort seiner Mutter wartete fing Valentin an zu lachen und lehnte sich zu Max und Josh rüber. 

„Als ob es eine Pause gäbe, in der er nicht die Chance nutzt seine Freundin zu sehen" Max und Josh fingen daraufhin an zu grinsen und während Vincent sich zu Valentin rüber beugte um ihm eine über zu ziehen nahm ich Vincent das Handy ab. 

„Maria?" erwiderte ich schließlich und hörte im nächsten Moment auch schon ihre aufgeweckte Stimme. 

„Aayana Schätzchen, schön das mein Sohn dir auch endlich mal sein Handy gegeben hat." ihre Worte ließen mich nur grinsen und dann nachfragen wieso sie denn anrief.

„Ich hab gesehen, dass du jetzt zwei Freistunden hast und ich dachte mir bevor du sie alleine verbringen musst, unternehmen wir beide mal etwas zusammen. Ich steh tatsächlich auch schon auf dem Parkplatz, wir sehen uns also dann gleich" 

Bevor ich noch etwas erwidern konnte legte Maria wieder auf und ließ mich verdattert Vincent sein Handy wieder geben. 

„Was wollte meine Mutter?" fragte er im nächsten Moment auch schon nach und ließ auch die anderen neugierig zu mir blicken. 

„Sie hat gesehen, dass ich nach der Pause jetzt zwei Freistunden habe und will etwas mit mir unternehmen, bevor ich sie alleine verbringen muss" während ich sprach stand ich schon mal auf und sah dann wieder zu den vier Jungs. 

„Meine Mutter will was?" etwas fassungslos sah Vincent mich an und ließ Valentin nur los lachen. 

„Brüderchen, langsam würde ich mir Sorgen machen. Erst Vito, jetzt noch Mama. Wenn es so weiter geht wirst du deine Freundin schon bald nicht mehr viel sehen können" 

Ach Valentin. 

Vincent verdrehte auf die Worte seines Bruders nur die Augen und sah dann wieder zu mir. 

„Wenn sie dir zu viel wird, dann hau einfach ab ok?" Schmunzelnd beugte ich mich nur zu ihm nach unten um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken und meine Tasche vom Boden aufzuheben. 

Den anderen drei winkte ich noch schnell zu ehe ich mich auf den Weg zu Maria machte. Diese empfing mich auch schon grinsend und zog mich kurz in ihre Arme. 

„Ich dachte schon, du kommst nicht mehr" 

Als würde ich sie einfach versetzen. 

„Tut mir leid, ich musste den Jungs noch schnell erklären wo ich hingehe" Maria winkte daraufhin nur ab und kurze Zeit später saßen wir auch schon im Auto. 

„Was genau machen wir denn?" traute ich mich irgendwann neugierig nachzufragen und ließ Maria kurz zu mir blicken. 

„Also ich dachte mir wir gehen zusammen shoppen" nickend nahm ich ihre Antwort in Kenntnis und keine fünf Minuten später hielten wir auch schon an, doch zu meiner Überraschung nicht vorm Einkaufszentrum. 

„Wir müssten vorher nur noch einen Zwischenstopp einlegen" erklärte Maria im nächsten Moment auch schon und ließ mich etwas misstrauisch sie ansehen. 

Wieso genau mussten wir bei einem Arzt einen Stopp machen? 

Etwas zögerlich folgte ich Maria schließlich und ließ sie vor der Tür nochmal anhalten. 

„Bitte hass mich nicht Aayana, aber ich kann mir das echt nicht mehr mit ansehen" 

Wie von alleine bewirkten ihre Worte, dass mein Herz panisch anfing zu rasen und mein Puls in die Höhe stieg. 

Was war hier los? 

„Ich beobachte das jetzt schon seitdem du das erste Mal bei uns warst und ich kann das echt nicht mehr mit angucken" 

Was denn bitte? Wieso genau schleppte sie mich zu einem Arzt? 

„Dein Gewicht und dein Essverhalten machen mir echt Sorgen, Aayana" 

Ihre Worte ließen mit einem Mal mein Herz aufhören zu schlagen und einen Schmerz in meiner Brust auftauchen, der mir die Luft zum atmen nahm. 

Es würde nie aufhören. 

Was hatte ich denn bitte auch erwartet. Das man mich von heute auf morgen einfach so hinnehmen würde wie ich war? 

Nur weil es jetzt einen Jungen gab, der in mich verliebt war. 

Wie naiv war ich bitte gewesen? 

Dabei hatte ich doch so darauf geachtet nicht zu viel zu essen, um einerseits niemanden etwas weg zu essen aber vor allem um bloß nicht wieder zu viel Gewicht zuzunehmen, doch anscheinend war es nicht gut gewesen. 

Meine Mutter hatte wohl recht. 

Ich würde nie genug sein. 

Und an ihren Worten schien wohl etwas dran zu sein, wenn mich jetzt schon die Mutter meines Freundes zum Arzt schleppte. 


Ohne etwas zu sagen betrat ich die Arztpraxis und versuchte die Tränen zu unterdrücken. 

Bring es einfach hinter dich, Aayana. Es wird nicht das erste mal, dass du dir etwas zu deinem Gewicht anhören darfst. Du wirst es wie jedes andere mal verkraften und etwas unternehmen, um bloß nie wieder in eine solche Situation zu geraten. Du wirst es schaffen, um bloß nicht die letzten Menschen, die dir etwas bedeuten und die dir ein Gefühl von Liebe geben, zu vergraulen. 

Und wenn du dafür wieder mit schmerzendem und knurrendem Magen einschlafen musst. Und wenn du dafür lernen musst zu hungern. 

„Guten Tag, was kann ich für sie tun?" freundlich lächelte die Frau hinter dem Tresen uns an und ließ Maria sofort los reden. 

„Wir haben einen Termin mit Frau Dr. Mitchell. Aayana Lambert" die Frau nickte sofort, tippte kurz etwas auf ihrer Tastatur rum ehe sie zu mir sah. 

„Ich bräuchte dann einmal deine Versichertenkarte" schweigend kramte ich meinen Geldbeutel aus meiner Tasche und übergab der Frau meine Karte. 

Kurze Zeit später wurden wir auch schon in einen Behandlungsraum geschickt und während Maria auf dem einen Stuhl Platz nahm blieb ich stehen und sah mit ehrfürchtigen Augen zu der Waage, die Erinnerungen hoch rief, die ich so sehr versucht hatte die letzten Wochen zu verdrängen, doch ohne es kontrollieren zu können waren sie mit einem Schlag wieder präsent und ich konnte nichts dagegen tun. 


„Du bist zu dick Aayana. Sieh dir diese Zahl an und sei dir eines bewusst: das wird die Zahl sein, die die Leute immer davon abhalten wird etwas in dir zu sehen. Das wird die Zahl sein, wieso dich nie jemand lieben kann. Willst du das Aayana? Willst du wirklich alleine enden?" bildlich vor Augen sah ich wie mein dreizehn Jähriges Ich mit zittrigen Beinen auf der Waage stand, hilflos ihre Arme um sich geschlungen hatte und den Tränen nah war während sie den Kopf schüttelte. „Dann tu endlich etwas gegen diese Zahl, Aayana" 

Und ich hatte es so sehr versucht. Ich weiß noch genau wie ich mich die folgenden Wochen in den Schlaf weinte, weil einerseits mein Magen so sehr schmerzte und andererseits ich mich in dieser Einsamkeit verlor, denn egal wie viel ich gegen mein Gewicht tat meine Mutter erwiderte trotz allem nicht die Umarmung. 

Jedes mal, wenn sie wieder nach Hause kam und ich ihr stolz meine Veränderungen präsentieren wollte endete es so wie schon immer. 

Sie ließ mich alleine im Eingang stehen und ließ mich verbittert die Arme um mich selbst schlingen, um zu erahnen wie es wohl war, wenn dich jemand zurück umarmt. 


„Guten Tag" die Stimme einer Frau riss mich aus der Erinnerung und stumm beobachtete ich wie Maria die Ärztin begrüßte, die sich danach direkt an mich wendete. 

„Und du musst Aayana sein. Ist es ok, wenn ich dich dutze?" während ich die Hand der Frau schüttelte nickte ich leicht und senkte dann wieder den Blick. 

Das letzte was ich wollte war ihr in die Augen zu blicken, wenn sie mich mit ihren nächsten Worten wieder den Abgrund herunter schubsen würde. 

Wie oft ich wohl noch aufkommen musste bis ich mich an diesen zerfressenden Schmerz gewöhnen würde? 

„Du kannst dich ruhig setzen, Aayana" stumm folgte ich ihrem Befehl und versteckte dann meine zitternden Hände in meinem Schoß. 

„Was kann ich denn für dich tun?" mein Blick richtete sich sofort auf Maria in der Hoffnung sie würde der Ärztin ihr Anlegen erklären. 

„Aayana ist die Freundin von meinem Sohn und wohnt sagen wir mal seit ein paar Wochen bei uns und nicht nur mir ist ihr Essverhalten aufgefallen. Wir machen uns wirklich Sorgen und ich glaube, sie wird am ehesten einer Ärztin glauben und auf sie hören" 

Sie hätte auch einfach sagen können, dass ich zu dick war. Sie musste dafür keine Ärztin aufsuchen. Ich hätte ihr so oder so geglaubt. 

„Mir ist dein Gewicht tatsächlich auch direkt ins Auge gefallen, Aayana. Hast du irgendwelche Vorerkrankungen in die Richtung wie Schilddrüsenüberfunktion?" 

Ihre Worte ließen mich direkt die Augenbrauen zusammen ziehen. 

Meinte sie nicht Unterfunktion? 

Ihre Frage beantwortete ich mit einem Kopfschütteln und ließ sie direkt etwas notieren. 

Wäre auch zu schön, wenn ich meiner Schilddrüse die Schuld für mein Gewicht geben könnte. Vielleicht hätte aber eine solche Unterfunktion bewirkt, dass meine Mutter mich trotz meines Gewichtes geliebt und mich so hingenommen hätte wie ich war. 

„Wäre es ok, wenn wir dich mal wiegen, damit ich mir ein genaueres Bild machen kann?" 

Und ohne es verhindern zu können warf sie mich mit diesen Worten in die nächste Erinnerung. 


„Jetzt stell dich endlich auf die Waage Aayana" streng sah meine Mutter mein 11 jähriges Ich an, welches verzweifelt den Kopf schüttelte. „Ich mag nicht schon wieder Mama. Kann ich nicht mit Papa im Garten spielen gehen?" meine Mutter schüttelte nur den Kopf und zog mein wehrloses Ich auf die Waage. Ich wusste noch genau, wie Angst ich jedes mal vor diesem Moment hatte. Ich spürte genau wie die Panik mich jedes mal überrollte, wenn meine Mutter ins Zimmer kam und mich kurz darauf ins Badezimmer zog, denn meinem 11 jährigen Ich war damals schon klar, was es bedeuten würde. „Du hast schon wieder zu genommen, Aayana. Bist du eigentlich komplett unfähig? Kannst du nicht etwas mehr wie deine Cousine sein?" stumm weinend stand ich jedes mal nur auf der Waage und versuchte ihr Geschrei auszublenden. Diese Wut, die ich jedes mal in ihr auslöste. Diesen Hass, den sie mich spüren ließ. „Was hab ich nur getan, dass ich so eine Tochter verdient habe?" Was habe ich nur getan, um so sehr gehasst zu werden?


„Aayana?" Die Stimme der Ärztin holte mich wieder ins Hier und Jetzt und schweigend stand ich nur auf und lief auf die Waage zu. 

Du schaffst das, Aayana. Mach es einfach wie früher. Blende ihre Worte aus, lass sie nicht zu nah an dich heran, sie werden dir nur weh tun und eines weißt du. Du bist nicht stark genug, um diesen Schmerz zu ertragen. 

„Ok du kannst dich wieder setzen" Und anscheinend musste ich mir ihre Predigt nicht anhören während ich noch auf der Waage stand. 

„Also wie ich schon befürchtet habe scheint meine Vermutung zu stimmen und Frau Collister hat dich berechtigt hier her gebracht. Du bist wirklich untergewichtig Aayana" 

Untergewichtig? 

Mein Kopf hob sich nach ihren Worten sofort und fassungslos sah ich sie an. Von was zum Teufel redet sie da bitte? 

„Und du musst wirklich etwas dagegen tun, wenn du nicht ernsthaft krank werden willst" 

Konnte es sein, dass die Waage irgendwie kaputt war, denn ich verstand hier wirklich gar nichts. 

„Ich denke es wird etwas bringen, wenn ich dir einen Essensplan erstelle. Mit diesem wirst du denk ich schnell an Gewicht zu nehmen und bitte versuch es Aayana. Das letzte was ich will ist dich einweisen zu müssen, weil du magersüchtig bist" 

Was war hier los? In welchem falschen Film befand ich mich hier? 

„Ich müsste aber auf jeden Fall deine Mutter kontaktieren, es muss jemand die Verantwortung übernehmen und darauf achten, dass du ein gesundes Gewicht erreichst." 

Ihre Worte ließen mich sofort hektisch den Kopf schütteln. 

Bloß nicht meine Mutter. Sie konnte jeden anrufen, aber bitte nicht meine Mutter. 

„Mir bleibt nichts anderes übrig, du bist noch nicht volljährig" mitleidig sah die Ärztin mich an und ließ mich nur verzweifelt meine Haare raufen. 

Sie würde mich umbringen, sie würde mich nur noch mehr hassen als sie sowieso schon tat. 

„Würde es auch gehen, wenn ich die Verantwortung übernehme? Aayana wohnt wie gesagt bei uns, ich hab sie also Rund um die Uhr im Auge und kann genau darauf achten, dass der Plan eingehalten wird" Marias Worte ließen mich sofort hoffen und beten und einen Moment lang sah die Ärztin zwischen Maria und mir hin und her ehe sie nickte. 

„Ich muss mich nur wirklich darauf verlassen können" Maria nickte bestätigend und während die Ärztin sich daran machte mir meinen Essensplan auszudrucken stand ich wieder auf und versuchte meinen weichen Knien stand zu halten. 

„Du wirst die nächsten Wochen zu Kontrollterminen kommen müssen, damit ich gucken kann, dass du auch wirklich Fortschritte machst" Nickend nahm ich ihre Worte in Kenntnis und nahm dann den Zettel entgegen. 

„Wir sehen uns dann in zwei Wochen am besten wieder. Und nicht aufgeben, ok Aayana? Du bist stärker als das was dich dazu bringt so zu leben" 

Mit Maria verließ ich nachdem wir noch schnell einen Termin ausgemacht hatten wieder die Praxis und nahm schweigend in ihrem Auto Platz. 

„Hast du noch wichtige Schulstunden? Weil sonst würde ich sagen, wir fahren nach Hause und du legst dich auf den Schock erst mal etwas hin während ich was leckeres koche" ihren Vorschlag nahm ich direkt an, denn das letzte was ich wollte war jetzt noch möglicherweise auf meine Cousine zu treffen. 

„Es tut mir wirklich leid, dass ich dich damit so überfallen habe, aber ich mache mir wirklich Sorgen um dich Aayana. Ich hab das jetzt drei Wochen lang jeden Tag beobachtet und konnte einfach nicht mehr tatenlos daneben sitzen" 

Ich war ihr auch echt nicht böse. Ich meine klar hatte mich diese ganze Sache etwas überrumpelt, doch mittlerweile war ich mehr verwirrt als das ich kurz vorm Abgrund stand. 

Seit wann war ich bitte untergewichtig? Seit wann musste ich mehr essen statt weniger? 

„Ich... ich bin dir nicht böse, Maria. Ich bin einfach nur verwirrt und überfordert" 

Es ergab doch gar keinen Sinn. Wieso sollte meine Mutter mir Jahre lang eingeredet haben, dass ich zu viel wog, wenn ich anscheinend zu wenig wog? Was wollte sie damit bezwecken? 

„Aber dir muss doch klar gewesen sein, dass mit deinem Gewicht etwas nicht stimmt" 

Tja nur leider hab ich gedacht, dass ich zu viel wiege. 

Kurz überlegte ich einfach zu schweigen ehe ich mich aber dagegen entschied. 

Ich schuldete ihr immerhin eine Erklärung. 

„Ich hab gedacht, dass du mich zum Arzt schleppst, um mir klar zu machen, dass ich zu viel wiege" Meine Worte bewirkten direkt das Maria die Augen aufriss und kurz fassungslos zu mir sah. 

„Spinnst du Aayana? Du tust alles aber nicht zu viel wiegen" 

„Ich hab nur einfach mein Leben lang nichts anderes gehört" die Worte brachen schneller heraus als mir lieb war und ließen Maria sofort die Augenbrauen zusammen ziehen.

„Was meinst du damit, Aayana?" 

„Meine Mutter... sie also sie hat mir eigentlich nie etwas anderes vermittelt. Ich hab mir schon als Kind anhören dürfen, dass ich eigentlich zu viel wiege und mir doch ein Beispiel an meiner Cousine nehmen soll. Ich stand so oft auf der Waage und durfte mir anhören, dass ich etwas an mir ändern muss sonst wird mich nie jemand lieben können. Es gab für mich also immer nur die Ansicht, dass ich zu viel wiege. Ich dachte also, dass du mich jetzt auch zum Arzt schleppst um mir klar zu machen, dass ich etwas ändern muss, sonst würde ich euch genauso verlieren" 

Ich wusste nicht woher diese Worte kamen und wieso ich mich nicht selbst unterbrach. Ich redete doch sonst auch kaum darüber was in meiner Familie alles abgelaufen war. 

„Aayana, deine Mutter ist krank, das ist dir doch hoffentlich klar oder? Ich meine, man stellt sein Kind nicht auf die Waage und macht es dafür runter, dass es zu viel wiegt. Und davon mal unabhängig denke ich sowieso nicht, dass du überhaupt mal zu viel gewogen hast. Ich denke einfach, dass deine Mutter durch ihren Job ein komplett falsches Bild hat und es an dir zu unrecht ausgelassen hat" 

Doch wieso zum Teufel. Ich meine, war es wirklich so grauenhaft, dass ich kein Model sein wollte? Sie hatte doch Lucy, sie brauchte mich doch gar nicht als Nachfolgerin. 

Wieso also war sie so von meinem Gewicht besessen, dass sie anscheinend ohne schlechtes Gewissen dabei zu gesehen hätte, wie ich mich zu Tode hunger, nur um ihre Liebe zu kriegen? 

„Und selbst, wenn du mehr wiegen würdest, Aayana. Das hätte nichts daran geändert, dass Vito dir von der ersten Sekunde an verfallen wäre. Das ich in dir seit dem ersten Treffen die ideale Schwiegertochter gesehen hätte und mein Mann die Tochter, die er nie hatte. Das Valentin sofort den Anspruch als dein bester Freund erhoben hätte und Viktor dir vertraut hätte. Und vor allem hätte es nichts an Vincents Gefühlen geändert und daran, dass wir deine Familie sind" 

Und während Maria sprach entwich eine einzelne Träne aus meinem Auge und ließ mein Herz für einen Moment aufblühen. 


Die nächsten Minuten schwiegen wir und etwa 10 Minuten später hielt Maria das Auto an doch nicht wie erwartet vor ihrem Haus sondern vor einem mir unbekanntem Gebäude. 

Was wollte sie hier? 

Fragend sah ich direkt zu Maria und bemerkte wie sie geistesabwesend auf das große Gebäude starrte. 

,,Maria?" fragte ich schließlich nach und ließ sie kurz aufzucken ehe sie wieder zu mir sah. 

,,Ich weiß, ich kann wahrscheinlich nicht ansatzweise nachvollziehen was du dein gesamtes Leben bisher durchmachen musstest, aber vielleicht hilft es dir ja zu wissen, dass ich im Gegensatz zu meinem Mann auch keine Traumkindheit hatte" überrascht sah ich sie jetzt an und beobachtete wie sie kurz tief ein und ausatmete ehe sie auf das Gebäude deutete. 

,,Meine Eltern sagen wir mal waren nicht gerade Verantwortungsbewusst. Ich meine, was erwartet man auch von einem Kleinkriminellem und einer Drogenabhängigen 19-Jährigen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob die beiden damals kein Geld hatten oder schlichtweg einfach nichts von Verhütung hielten. Auf jeden Fall führte das eine eben zum anderen und sie bekamen zuerst meine Schwester und dann zwei Jahre später auch noch das zweite Balg, was sie eigentlich nicht wollten. Im Grunde weiß ich über meine Eltern auch kaum etwas, weil das Jugendamt damals ziemlich schnell gemerkt hat, dass wir unter Umständen leben, über die sie nicht hinweg gucken können. So passierte es eben nach ein paar Jahren, dass meine Schwester und ich im Heim landeten." 

Zum Schluss deutete sie auf das Gebäude und ließ mich kurz ausatmen. 

,,Ich weiß nicht, ob es an den Drogen lag, die meine Mutter damals während meiner Schwangerschaft eingeworfen hat oder ob es einfach mein Schicksal war ein hyperaktives und aufgedrehtes Kind zu sein. Im Endeffekt führte es eben aber auch nur dazu, dass ich mich oft in Schwierigkeiten brachte, nicht gerade beliebt war und meine Schwester unwillkürlich darunter litt. Ich kann mich noch an jeden einzelnen Besuchstag erinnern, an dem wir die Hoffnung hatten, dass wir vielleicht adoptiert werden, doch schnell war eben auch klar, dass so ein Kind wie ich es war niemand haben wollte. Egal wie sehr ich mich angestrengt habe und versucht habe wie jedes andere Kind zu sein, es brachte nichts. Immer wollten sie nur meine Schwester haben. Ich weiß gar nicht wie oft ich die Lüge gehört habe, dass sie einfach nur ein Kind haben wollten und deswegen wenn nur meine Schwester adoptieren würden, doch ich war nicht dumm. Mir war klar, dass einfach nur Ich das Problem war. Und so passierte es eben auch, dass meine Schwester und ich nie adoptiert wurden. Manchmal hab ich gar nicht verstanden, wieso meine Schwester mich nicht einfach alleine zurück gelassen hat, ich hab ihr schließlich so immer die Chance auf eine glückliche Familie verdorben und ich wusste genau wie sehr sie sich eine wünschte. Im Gegensatz zu mir. Ich hatte nie ein Problem damit im Heim zu leben, ich brauchte im Grunde nur sie um glücklich zu sein. Auf jeden Fall hab ich mich in den Jahren in denen wir älter wurden versucht an diesen Gedanken zu gewöhnen, dass es nichts bringen würde mich zu verändern, denn es würde immer Menschen geben, die nicht mit dir zufrieden sind. Ob es nun Heimleiter, Lehrer oder auch nur fremde Menschen auf der Straße waren, die mich verwirrt angeguckt haben, weil ich mit meiner überglücklichen Laune durch die Stadt gelaufen bin oder aber auch deutlich aggressiv, wenn mich mal wieder irgendetwas auf 180 gebracht hatte. Keine Ahnung, woher ich genau dieses Selbstbewusst sein hatte über all die schlechten Worte, die Leute über mich sagten hinweg zu sehen und ihnen schlichtweg einfach nur meinen wunderschönen Mittelfinger zu zeigen, doch ich denke mal, dass es was mit meiner Einstellung zu tun haben musste, dass nur ich selbst mit mir zufrieden sein musste um glücklich zu sein. Und das kann ich dir nur ans Herz legen, Aayana. Ich weiß, dass es alles andere als  leicht ist, so zu denken, aber es wird dir auf Dauer so viel Glück bringen. Ich meine, guck mich an. Ich wurde prinzipiell von jedem in der Schule dumm angeguckt, von jedem für verrückt gehalten und hab es trotzdem geschafft das Herz von dem Jungen überhaupt zu erobern. Also nicht, dass es mich damals irgendwie interessiert hat, wer oder welchen Ruf Peter hatte. Mal unter uns, bei unserer ersten Begegnung hab ich ihn nicht mal erkannt und ihn für einen Stalker gehalten, weil er mich kannte" 

Ihre Worte brachten mich trotz den leichten Tränen in den Augen zum lachen und ließen auch sie kurz schmunzeln. 

,,Genauso war es Peter egal, was ich für einen Ruf hatte. Im Endeffekt hat meine verrückte Art schließlich auch eher seine Aufmerksamkeit gewonnen als das es ihn irgendwie abschreckt. Aber mal unter uns, ich war zwar manchmal echt schlimm und anstrengend, aber glaub mir, sein einer Bruder war viel schlimmer, ich war wahrscheinlich eine Erholung von dem was er Zuhause durchmachen musste" 

Ach Maria. Ihre "Feindschaft" mit dem jüngeren Bruder von Peter kannte ich mittlerweile, denn an Peters Geburtstag letzte Woche war ich selbst Zeuge davon geworden.  

,,Zusammengefasst kann ich dir also wirklich nur mit auf den Weg geben, dass du lernen musst für dich selbst einzustehen und manchmal Menschen einfach nur den Mittelfinger zu zeigen, wenn sie meinen dich ändern zu müssen. Und glaub mir, das wirst du mit Vincent an deiner Seite auf jeden Fall lernen, denn wenn mein Sohn eines von seinem Vater gelernt hat dann seine ruhige Seele und die Gabe, dir alleine mit seiner bloßen Anwesenheit ein Gefühl von Liebe zu geben. Ich hab damals mit Peter an meiner Seite so schnell gelernt was es wirklich heißt zu lieben und geliebt zu werden und ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass du das mit meinem Sohn auch lernen wirst. Und darüber hinaus hast du auch noch den Rest von seiner Familie. Du bist nicht mehr alleine, Aayana und das wirst du solange du ein Teil der Collister bist auch nicht mehr sein"

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Soo und hier endlich das Kapitel zu Maria und Aayana:)

Wie hat es euch gefallen?

Was sagt ihr zu Marias Geschichte?

Hättet ihr mit sowas gerechnet?

Seid ihr jetzt erst recht gespannt auf das Buch von Maria und Peter?

Ich selbst freue mich schon so sehr darauf, dass Buch zu den beiden zu schreiben:)

Hättet ihr Lust trotzdem schon mal vorher ein Bonuskapitel zu den beiden zu lesen?

Habt ihr noch weitere Wünsche?

Lasst es mich gerne immer wissen, wenn ihr euch was wünscht. Ich werde versuchen jeden Wunsch umzusetzen:)

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und ihr freut euch aufs nächste:)

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