»Was hast du davon, wenn ich komme?« Es war nur ein Versuch etwas aus ihm herauszubekommen. Denn diese eine Sache wollte mir einfach nicht in den Kopf. Warum sollte ich unbedingt dabei sein? Wieso war es ihm so wichtig?

»Wir sind Freunde und die unterstützen sich doch bei allem, oder?« Er zog die linke Augenbraue nach oben und blickte mich verwegen an. Warum um alles in der Welt musste dieser Kerl nur so ein Charmebolzen sein? Und dann war er auch noch in der Lage mich damit problemlos um den Finger zu wickeln. Manch mal fragte ich mich, ob er nicht schon lange wusste, welche Wirkung er auf mich hatte.

»Aber zuzusehen, wie du dich kaputt machst, ich glaube nicht, dass das wirklich dazu gehört. Ich sollte dich eigentlich davon abhalten, wenn ich nicht wüsste, wie sehr du diesen Sport liebst.«

»Na dann eben nicht, Martens. Ich hätte mich echt gefreut und ich bin mir sicher, du würdest sogar wirklich spaß haben.« Er zuckte die Schultern und blickte nach vorne. Traf ihn mein wiederholtes Nein so sehr? Auch den restlichen Abend wirkte er in sich gekehrter, als würde dieses Nein zwischen uns stehen.

Der Freitag stand so plötzlich vor der Tür. Die letzten Tage war Christian sehr mit seinem Training beschäftigt und er fragte mich auch nicht mehr, ob ich zu dem Spiel kommen würde. Mir war wichtig, dass er Fit war, damit er jedem ärger auf dem Feld aus dem Weg gehen konnte.

Die Musik war laut, das Hämmern der Bässe spürte ich auf dem Betonboden unter meinen Füßen, wie die Fans, die sich der Lautstärke anpassten. Was hatte ich mir nur gedacht? Das hier würde mein Verderben werden.

Ich holte noch einmal tief Luft, ehe ich die letzten Stufen hinauflief und dann von den ganzen Fans umgeben war. Ein Meer aus Rot und Weiß.

Ein Teil des Teams stand an der Seitenlinie während andere sich noch warm machten. Ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich auf mich aufmerksam machen sollte. Oder mich einfach zu meinen Freunden setzen, die mir bereits gewunken hatten. Rick war der Mann der Stunde. Er bekam die Aufgabe mir ebenfalls eine Karte zu besorgen, es aber für sich zu behalten, damit ich in letzter Minute entscheiden konnte, ob ich hierfür bereit war. Tja, und nun stand ich genau hier, um Christian anzufeuern.

»Jenna Martens, ich traue meinen Augen nicht!«, hörte ich kurz darauf Ben Parker vom Feld rufen und drehte mich zu ihm um. Ich lächelte verlegen, als dieser dem Spieler mit der Nummer 5 auf den Rücken klopfte. Während er sich umdrehte und dabei den Helm abnahm, war mir bereits klar, dass es sich um keinen anderen als Christian handeln konnte. Ich lehnte mich gegen die Brüstung und musste bei seinem ungläubigen Blick fast schon lachen. Meine Überraschung war auf jeden Fall gelungen.

»Du bist also doch gekommen?« Er machte ein paar Schritte auf mich zu, damit er nicht ganz so schreien musste. Vielleicht auch um zu prüfen, ob ich keine Einbildung war und hier vor ihm an diesem Geländer stand und zu ihm blickte.

»Beste Freunde unterstützen einander doch, oder?« Ich zuckte mit den Schultern. Seine Worte waren mir seit dem Abend am Hafen nicht mehr aus dem Kopf gegangen.

»Ich hoffe ihr habt nachher einen Platz mehr reserviert, denn ich halte mich auch an meinen Teil des Deals.« Er zwinkerte mir frech zu.

»Wir waren am überlegen, ob wir mit euch nach dem Spiel in der Halle feiern. Vorausgesetzt ihr gewinnt.«

»Glaub mir Babe, du willst das nicht sehen, was da abgeht.« Er schüttelte lachend den Kopf, wurde dann allerdings von einem anderen Spieler zu sich gerufen. Ich deutete ihm an, meinen Platz zu suchen und wendete mich ab. Nicht ohne mich noch mal zu ihm umzudrehen. Er hob kurz die Hand, was ich ihm gleichtat.

»Da ist sie ja.« Rick sprang auf und nahm mich fest in den Arm. »Andrew, darf ich vorstellen, Jenna. Jenna, Andrew.«

Ich reichte diesem die Hand und musste zugeben, Rick hätte es sich nicht besser aussuchen können. Wenn wir nur auf das Optische gingen, dann war Andrew wirklich eine Augenweide. Sein blondes lockiges Haar unterstrich die blauen Augen, die einen gewissen Schalk hatten. Er wirkte nicht so arrogant oder abgehoben, wie die meisten anderen Harvard Studenten im Noir. Wäre er an diesem Abend dagewesen, er wäre mir aufgefallen und nun konnte ich verstehen, warum Rick mich dorthin gebracht hatte. Ich begrüßte kurz noch Fiona und Laura, ehe ich mich neben Andrew setzte.

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