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Als wir den Wagen erreichten, schaltete Rick seine gute Laune Playlist an und startete den Motor. Es war bereits dunkel und ich lehnte mich in dem weichen Ledersitz zurück. Ich war froh, wenn er fuhr, denn ich hasste es, wie die anderen Verkehrsteileinehmer sich verhielten. Man fragte sich oft, warum sie überhaupt einen Führerschein bekommen hatten. Kaum waren wir ein paar Meilen gefahren hing uns auch schon jemand im Kofferraum. Wie ich solche unverantwortlichen Menschen hasste. Was hatte er nur davon? Kaum hatte Rick ihm Platz gemacht, setzte der Typ auch schon zum Überholen an. Immer diese übertriebene Eile.

»Pass auf!«, rief ich und dann passierte es, der Fahrer von eben, war nun vor uns und rammte seitlich einen Motorradfahrer. Dieser verlor die Kontrolle und schlitterte mit dem Bike in den Seitenstreifen. Ich hatte mich fest am Haltegriff festgehalten, als Rick auf die Bremse trat, um den Motorradfahrer nicht auch noch zu erwischen. Ricks schnelle Reaktion hatte ihm sicher das Leben gerettet. Nicht auszumalen was vielleicht noch alles hätte passieren können.

»Verdammt«, schimpfte Rick und drückte sofort den Warnblinker, wir hatten wirklich Glück, das uns niemand auffuhr. Ich sah, wie der andere Wagen einfach weiterfuhr.

»Scheiße, was ein Arschloch, ruf den Notruf an...«, schrie ich schockiert und erschrocken darüber, dass der andere einfach Fahrerflucht begann. Wie konnte man nur so ein Bastard sein? Gefährdete andere und haute dann einfach ab.

Wenige Sekunden später war ich aus dem gesprungen und eilte zu dem Motorradfahrer, der am Seitenrand lag, neben seinem Bike. Zu meinem Glück nicht unter seinem Bike. Ich wusste, wie gefährlich es war, sich auf den Bock zu setzten und was ein Unfall damit bedeuten konnte.

»Geht's Ihnen gut?« rief ich, gegen den Lärm der anderen Fahrzeuge an, sah wie er sich den Helm abzog. Ich atmete einen kleinen Moment tief durch. Er schien zumindest bei Bewusstsein zu sein.

»Verdammt«, hörte ich ihn leise fluchen. Doch er schien nicht aufzustehen zu können, also beschleunigte ich meine Schritte.

»Wir haben den Rettungsdienst gerufen, bleiben Sie liegen.«

»Jenna?«

Ich blieb erschrocken stehen. Ich glaubte mich zu verhören. Das konnte nicht sein! Das war nicht möglich. Mein Blick glitt zu dem Bike, dann zu dem Mann am Boden, dessen Lederkluft ich kannte. Ich hatte mir das nicht eingebildet. So viel Fantasie hatte keiner. Sein schmerzverzerrter Blick holte mich in diesen unwirklichen Moment zurück.

Wahrscheinlich glaubte er, er habe eine schwere Kopfverletzung, oder er wäre gestorben und ich der böse Racheengel, der ihn in der Hölle begrüßen würde.

»Ich weiß, ich bin die letzte, die du hier sehen willst...«, seufzte ich und kniete mich neben ihn. »Tut dir was weh?«

»Kann ich dir nicht sagen...« er klang schwach, atmete schwer, ob es von den Schmerzen oder dem Schock kam, konnte ich nicht sagen. Panik kroch mir langsam den Rücken hinauf. Egal wie wir zueinander standen, ihn hier vor mir liegen zu sehen und nicht zu wissen, wie ich ihm helfen sollte, war kaum zu ertragen. Seine Augenlieder flatterten und er schien abzudriften. So stark ich im ersten Moment war, als ich ihm zur Hilfe eilte, umso verunsicherter war ich nun, was ich tun sollte.

»Hey, wach bleiben!«

Er versuchte an seiner Jacke zu ziehen und schnell half ich ihm die Jacke zu öffnen in der Hoffnung, es würde ihm etwas mehr Luft verschaffen. Auf das schlimmste gefasst, zog ich an dem Reisverschluss. Blut zu sehen, war keine Stärke und es würde ihm sicher nicht helfen, wenn ich gleich neben ihm umkippen würde. Doch zu seinem und meinem Glück war das Shirt blütenweiß, was nichts zu bedeuten hatte.

by your sideWhere stories live. Discover now