Der seltsame Tourist im Petshop

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Geh mal wieder unter die Leute, sagten sie. Das wird dir gut tun, sagten sie.
Ich seufzte. Noch merkte ich davon nichts. Vielleicht sah ich auch alles im Moment einfach nur schwarz.
Aber konnte man es mir verübeln? Innerhalb von einem Tag hatte ich meinen Job, meine Wohnung und meinen Freund verloren. Das sollte mir mal jemand nachmachen. Oder besser nicht.
Aber wenigstens hatte ich noch Mononoke. Katzen waren in dieser Hinsicht einfach unkompliziert und man konnte prima mit ihnen kuscheln.

Um mich bei Moni mal wieder richtig einzuschleimen, wollte ich ihre Lieblingsnacks besorgen. Wenn ich schon genötigt werde, einkaufen zu gehen, kann ich ihr auch gleich etwas gutes tun. Deswegen steuerte ich in der Einkaufsstraße zuerst den Petshop an. Heute war trotz des Tourismus ungewohnt wenig los. Im Frühling kamen sonst immer unglaubliche viele Menschen nach New York City, um sich selbst von the Big Apple überzeugen zu lassen. >> Wenn du es hier schaffst, schaffst du es überall<<. Schon klar.

Aber zurück zum Wesentlichen.

Im Laden ging ich geradewegs meinen Weg zum gewohnten Regal für Katzenartikel. Außer mir war in dieser Abteilung noch eine weitere Person. Er hatte sein Cap tief in die Stirn gezogen und trug einen Mundschutz.
Bestimmt einer dieser verrückten Touristen aus Asien. Typisch für diese Spezies waren Selfiestick und ein Mundschutz.
Kurzer Hand griff ich direkt an ihm vorbei zu Monis Lieblingsnacks. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass er ungefähr so alt wie ich war. Soweit ich es zumindest erkennen konnte. Mit dem Mundschutz war das immer so eine Sache.
Der junge Mann hielt zwei verschiedene Tüten an Katzenfutter in der Hand. Scheinbar konnte er sich nicht entscheiden. Eine Weile studierte er das Cover der Verpackung. Vielleicht konnte er auch einfach kein Englisch.

"Welche von beiden sind besser?", fragte mich eine männliche Stimme. "Ich kann mich nicht aussuchen." Man konnte deutlich den Akzent heraus hören. Dazu war sein Englisch etwas gebrochen und verbesserungsbedürftig.

Der Tourist hatte sich zu mir gewandt und sah mich fragend an. "Oh Uhm... Ich würde die Linken nehmen. Die schmecken meiner Katze zumindest am besten", gab ich etwas überrumpelt von mir. Ich zuckte mit den Schultern. "Bei den Rechten ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie zu hart für deine Katze sind." Der junge Mann sah mich kurz etwas verwirrt an.

"Kannst du das langsamer wiederholen? Mein Englisch ist nicht so gut." Ich seufzte. Natürlich könnte ich ihn verstehen. Eine andere Sprache zu lernen war oft sehr schwer. In Deutsch bin ich damals zum Beispiel auch durchgefallen. Wer sollte bitte diese Kommasetzung und das Zeug verstehen?! Da taten mir die Deutschen schon irgendwie leid.

"Die Rechten sind in der Konsistenz-", ich unterbrach mich selbst. Wahrscheinlich war meine Wortwahl doch gerade zu schwer. "Nimm die Linken. Damit habe ich nur gute Erfahrungen gemacht", versuchte ich es in Koreanisch, da man deutlich seinen Akzent zuordnen konnte.

Selbst unter dem Cap des Touristen sah ich seinen überraschten Blick. "Du sprichst koreanisch?"

"Naja. Es ist nicht perfekt aber ich komme zurecht."

Der Junge Mann nickte und sah wieder auf die Tüten. "Gamsahamnida", sagte er schließlich und lächelte mich an. Glaube Ich zumindest. Unter dem Mundschutz kann man das immer schwer erkennen.

"Ich bin übrigens Lee Minho."

"Das freut mich", erwiderte ich und ging an seiner ausgestreckten Hand vorbei. Ich hatte ihm doch nur bei der Entscheidung vom Katzenfutter geholfen. Und schon wollte er eine Freundschaft? "Und du bist?", versuchte er es ein zweites Mal. "Sehr hungrig. Also bitte entschuldigen mich, ich muss jetzt wirklich los." Unser Gespräch verlief jetzt nur noch auf Koreanisch.
Der junge Mann lachte darauf nur.
"Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann mal wieder, damit ich dir etwas zu essen ausgeben kann. Dann können wir uns vielleicht etwas länger unterhalten, Peaches." Mein Kopf schoss zu ihm herum. "Peaches?"

"Ja. Da du mir deinen Namen nicht sagst, muss ich also kreativ werde. Und weil du nach Pfirsich riechst, war das für mich naheliegend", erklärte er mir mit einem Zwinkern. "Also, danke noch mal." Leicht deutete er mit dem Kopf eine Verbeugung an.

Minho hielt das ausgesuchte Katzenfutter in die Luft, dann drehte er sich wieder dem Regal zu und sah sich einen der Katzenbälle genauer an.
Ohne ein weiteres Wort drehte ich ihm den Rücken zu und ging zur Kasse.

Seltsamer Tourist. Aber irgendwie auch niedlich...

 Aber irgendwie auch niedlich

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The destiny of love / Lee Know FFOnde histórias criam vida. Descubra agora