(5) Begegnungen

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Hermine

Eine dunkle Stimme ertönt hinter Ron. Ich beginne mich aus meiner Schockstarre zu lösen und nehme das Gesicht von Malfoy wahr.

Ron löst seine Lippen von mir und betrachtet meine Augen mit seinen. "Das geht dich nichts an Malfoy." Seine Stimme ist im Vergleich zu sonst unheimlich ernst und kalt.

Mein Puls beschleunigt und mein Gehirn setzt aus. Ich bewege mich nicht, kann nicht denken.

"Und du hast nicht das Recht Granger zu küssen wenn sie das nicht will." Seine Stimme ist hart.

Rons Augen schauen in meine. Sein Ausdruck verändert sich, als würde er wieder er selbst werden. Seine Händen halten weiterhin mein Gesicht.

Plötzlich reißen Malfoys Arme Ron ein Stück weg von mir. Ich kann wieder atmen. Meine Lunge füllt sich mit Luft und es schmerzt. Ich werde wütend. Was zur Hölle ist in Ron gefahren? Meine Finger kribbeln.

Ehe ich mich versehe, gebe ich ihm eine Ohrfeige. Ich schüttle den Kopf. Das, was ich ihm angetan habe, ist schlimm. Doch was er getan hat, ist etwas ganz anderes.

"Hermine, das wollte ich nicht!" Erst jetzt scheint er zu realisieren, was er gerade getan hat. Ich schüttle meinen Kopf wieder, keine Worte können das zum Ausdruck bringen.

Er schaut mir noch einmal in die Augen. Dann ergreift er die Flucht.

"Ist alles okay?" Malfoys Stimme brennt sich in meinen Kopf. Fast hätte ich vergessen, dass er auch noch da ist.

Ich nicke heftig mit dem Kopf, schaue ihn aber nicht an. "Ja." Ich atme tief ein. "Danke." Dann verschwinde auch ich und laufe in die entgegengesetzte Richtung des Ganges.

-

Ich kann noch immer nicht fassen, was passiert ist.

Ich kenne Ron schon so lange, wieso hat er das nur getan? Normalerweise wäre er zwar verletzt gewesen, aber er würde es akzeptieren und nicht einfach sowas tun! Er hat komplett verändert gewirkt.

Ich will mir gar nicht vorstellen, wie schlimm es für Personen sein muss, deren Gegenüber sie nicht so gut kennen. Oder noch schlimmer, sie kennen sie sehr gut sogar und werden dadurch erst recht verletzt.

Zum Glück ist es „nur" ein Kuss gewesen. Wäre dem anders, würde es mir sicherlich auch um einiges schlechter gehen.

Draco
Was zur Hölle war das denn bitte vorhin? Ich wusste ja schon immer, dass das Wiesel komisch ist, aber sowas hätte ich ihm nun wirklich nicht zugetraut.

Eigentlich sollte es mir ja egal sein, was Granger und Weasley tun und lassen, aber wenn das Wiesel Granger so bedrängt kann ich doch nicht einfach die Klappe halten. Das wäre aber generell bei fast jedem Mädchen so.

Spaß ist wichtig, ja, aber nur solange beide sich damit wohlfühlen.

Schlagartig kommen mir wieder die Bilder der Todesser entgegen. In letzter Zeit denke ich wieder öfter über sie, träume von ihnen. Besonders seit meinem Besuch zuhause hat sich dies verschlimmert.

Die Todesser haben gelebt um Todesser zu sein, ich war Todesser, um zu überleben. Die Zeit mit ihnen war eine einzige Qual.

Das vielleicht einzig Gute aus allem ist, dass ich gelernt habe mich zu verteidigen, dass ich gelernt habe für das Gute einzustehen.

Schwer atme ich ein und aus und entscheide mich schließlich raus an die frische Luft zu gehen. Ich kann nicht wieder in einem tiefen Loch versinken wie vor ein paar Monaten noch.

Die Luft ist eisern und der Steg am Schwarzen See wird von einer hauchdünnen Frostschicht bedeckt.

Ich laufe ein Stück um den See, um mich schließlich auf einen gräulichen mittelgroßen Stein zu setzten.

KalopsiaWhere stories live. Discover now