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Cloe Prentiss

Ich liebte es, in Paris aufzuwachen. Wenn die Vögel draußen bereits fröhlich zwitscherten und dabei beinahe den Verkehr übertönten, die Sonne durch die großen Fenster strahlte und das gesamte Hotelzimmer nach Zayn roch. Apropos Zayn - der einzige Nachteil war, dass mein gnädiger Freund jeden Tag früh aufstehen musste, um zum Praktikum zu kommen. Wenigstens ließ er mich trotzdem ausschlafen und verschwand still und heimlich, wobei er jedoch bis jetzt jeden Morgen die Decke noch einmal etwas fester um mich gewickelt hatte.

Bereits seit vier Tagen befanden wir uns in der französischen Hauptstadt, doch den meisten Teil der Zeit hatte ich mit mir selbst verbringen müssen. Meiner Mutter ging ich nach allem immer noch stetig aus dem Weg und Zayn hatte viel zu tun, jediglich gestern Abend hatte sein Abteilungsleiter, der Vater von Mathieu Blanc, ihn etwas eher gehen lassen. "Du etwas Zeit mit ta copine haben sollst, Monsieur Zayn." Wir waren ins Louvre gegangen, obwohl ich eigentlich langsam die Nase voll hatte von Museen, da ich in den letzten Tagen jeden Tag mehrere Ausstellung besichtigt hatte, doch ich wusste, dass Zayn diese Attraktion auf keinen Fall verpassen wollen würde, also hatte ich eingewilligt. Und letztendlich war es wirklich schön gewesen, auch wenn wir die Mona Lisa nicht zu sehen bekommen hatten - ich war mir sowieso sicher, dass Zayn mich um einiges mehr faszinierte als ein weltberühmtes Gemälde.

Mein Blick glitt verschlafen über die weißen Bettbezüge bis hin zu dem seidigen, schwarzen Kleid, das an unserem Kleiderschrank hing. Ich hatte es gestern Morgen in einer niedlichen, kleinen Boutique neben einem Museum moderner Kunst gekauft, nachdem mir meine Mutter am Tag zuvor mitgeteilt hatte, dass sie mich und Zayn auf die Eröffnung einer neuen Ausstellung im Musee Marmottan einlud. Dieses Event sollte bereits heute Abend stattfinden, doch ich hatte wirklich keine Motivation, dort zu erscheinen. Viel lieber würde ich etwas mehr Zeit mit Zayn verbringen, der heute ausnahmsweise schon um 16 Uhr frei haben würde, doch meine Mutter würde zu sauer auf mich sein, weshalb ich praktisch keine andere Wahl hatte und so oder so dort erscheinen müsste.

Ein Blick auf den kleinen Radiowecker neben dem Bett verriet mir, dass es bereits ein Uhr Mittags war, woraufhin ich leicht schmunzelnd den Kopf schüttelte. Was war nur mit mir passiert, dass ich auf einmal ausschlafen konnte?

Zayn war passiert, das war mir klar, doch was das mit meinen Schlafgewohnheiten, wusste ich noch nicht genau. Einzig und allein war ich mir bewusst, dass meine Albträume, seitdem ich Zayn kannte, immer weniger geworden waren, bis sie schließlich komplett verschwunden waren. Es machte den Anschein auf mich, Zayn hätte sie mit seinem warmen Lächeln von mir abgenommen.

Sobald ich aufgestanden war, hatte ich mir gemütliche Kleidung übergezogen, die dennoch nicht allzu auffällig war, und hatte mich gewaschen, ehe ich mit dem Fahrstuhl auf die Etage des Frühstückssaals gefahren war und kurz etwas gegessen hatte. Anschließend hatte ich zurück im Hotelzimmer ein wenig eine eigenartige Fernsehsendung geschaut - die einzige, die hier auf Englisch übertragen wurde - bis ich schließlich beschloss, dass es Zeit war, mich fertig zu machen.

Frisch geduscht machte ich mir die Haare, indem ich sie hoch steckte, schlüpfte in mein neues Kleid und begann mich zu schminken. Für einen kurzen Moment überlegte ich, erneut roten Lippenstift aufzutragen, da dieser mit Sicherheit einen hübschen Kontrast zu dem schwarzen Kleid und meinen hellen Haaren bilden würde und da ich wusste, dass er Zayn gefiel, doch letztendlich entschied ich mich doch für eine schlichtere Variante. Ich wusste, dass Zayn seinen Anzug mit zur Arbeit genommen hatte und sich, sobald er fertig war, dort ferti machen würde, weshalb ich zur passenden Zeit alleine mit einem Taxi zum Museum fuhr. Dort engekommen schickte mich eine Mitarbeiterin sofort in den Pausenroom für die Angestellte, während sie mich daraufhinwies, dass Zayn gerade noch im Badezimmer war.

Selbst im Pausenraum roch ich den Rauch jedoch eindeutig, weshalb ich schließlich beschloss, einfach das Badezimmer zu betreten um nach Zayn zu schauen.

Noch vor ein paar Wochen hättest du das nicht einmal mehr in Erwägung gezogen, Chloe. Oh, was hat Zayn nur mit dir gemacht?

Das Badezimme war relativ groß, mit noch einmal zwei Extrakabinen mit Toiletten, und einem kleinem Fenster über einem Heizkörper. Genau dieses Fenster war geöffnet und auf dem Heizkörper darunter sitzend erblickte ich Zayn und Mathieu, beide rauchend.

"Uhm, hi", grüßte ich verlegen, da mir wieder einfiel, dass Frauen hier eigentlich nicht willkommen waren, doch den beiden Männern schien das ziemlich egal zu sein.

"Oh, hey, Chloe. Würdest du vielleicht die Tür wieder zu machen? Ich möchte wirklich nicht gerne beim Rauchen auf der Arbeit erwischt werden.", war das einzige, was Mathieu sagte, und ich gehorchte ich schnell, obwohl man die beiden so oder so durch den gesamten Angestelltentrakt riechen konnte.

"Hi, Babe"

Babebabebabe

Zayn drückte seine Zigarette ohne Hintergedanken auf dem staubigen, hässlichen Fensterbrett ab und schnippte sie anschließend durch das kleine Fenster nach draußen, ehe er seine Arme nach mir ausstreckte. Meine Lippen verzogen sich trotz seines Benehmens nach oben und ich trat näher zu ihm, bis ich schließlich zwischen seinen angewinkelten Beinen stand. Zayn sprang gar nicht erst von der Heizung hinunter, sondern beugte sich jediglich etwas nach unten, sodass er schließlich seine Lippen für einen kurzen Kuss auf meine legen konnte. Überrumpelt - ich hatte gedacht, er würde mich umarmen wollen - hatte ich meine Hände auf seiner Brust ablegen wollen, doch aufgrund der Tatsache, dass er über mir ragte, hatte ich mich etwas verschätzt und aus Versehen zwischen seine Beine gegriffen, woraufhin Mathieu laut anfing zu lachen.

Auch Zayns Lippen verzogen sich zu einem breiten Schmunzeln, ehe er meine Hände schnell aus seinem Schritt rettete und in seine legte. Sein Blick fing meinen auf und er zog eine Augenbraue in die Höhe, ehe er sich erneut kurz vorlehnte und einen Kuss auf meiner Stirn platzierte.

"Ganz ruhig, Chloe"

"Ich habe ich vermisst", flüsterte ich in sein Ohr, leise genug, damit Mathieu mich nicht ebenfalls verstehen würde, und Zayn nickte leicht, als würde er den Satz somit erwidern wollen.

"Soll ich euch beiden noch ein bisschen alleine lassen oder gehen wir?", unterbrach Mathieu uns, wobei ich ihm beim besten Willen nicht in die Augen sehen konnte.

"Ich denke wir können gehen, oder?"

Ich nickte Zayn zustimmend zu und trat einen Schritt zur Seite, sodass die beiden Männer von dem Heizkörper springen konnten. Erst jetzt bat sich mir die Möglichkeit, Zayn in seinem schicken und komplett schwarzen Anzug zu betrachten, der sich eng an seinen schmalen Körper schmiegte. Seine Haare hatte er nach oben gestylt und um seinen Hals war eine gemusterte Fliege gebunden. Er war der schönste Mann, den ich mir vorstellen konnte, und mit diesem Wissen wuchs der Zweifel in mir, dass ich schick genug für ihn aussah.

"Pass auf deine Hände auf, mein Fräulein, jedenfalls während andere Leute in der Nähe sind. Heute Abend können wir aber..."

"ZAYN, CHLOE, KOMMT IHR ENDLICH MAL?" Dank sei Mathieu dafür, dass er meinen Freund unterbrach, dachte ich und griff schnell nach Zayns Hand, um dem gut gelaunten Franzosen zu folgen, während meine Wangen immer röter wurden.

Ich war mir bereits jetzt sicher, dass der Abend unmöglich noch unangenehmer werden konnte.

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Eigentlich hatte ich dieses Kapitel schon gestern direkt nach der Schule schreiben wollen, aber der viele plötzliche Schnee hat mich ein wenig abgelenkt... hoffentlich gefällt euch das Kapitel, auch wenn es nur eine Art Übergang ist :)

Es tut weh das zu sagen, aber bald ist diese Geschichte zu Ende :(

Habt ihr schon irgendwelche Vorstellungen, was diesen Abend passieren wird? :)

- H. x

The Girl On The CanvasTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang