Sanft legte er mich auf den Boden, und als ich einen Blick nach rechts warf, erblickte ich die rostroten Haare von Fred. Der Hauch eines Lächelns war auf seinen Lippen zu erkennen, während seine Augen friedlich geschlossen waren. Er sah noch immer so atemberaubend aus, wie ich ihn in Erinnerung gehabt hatte. Auch wenn kein Herz mehr in ihm schlug, keine Lungen mehr arbeiteten. Ich sah zu George, der sich nun neben mich gekniet hatte und meine Hand hielt. „Fred und ich haben eine Tochter. Ich habe sie Winky gegeben. Du musst sie einfach rufen, und sie wird mit der Kleinen kommen. Sie hat noch keinen Namen. Ich wollte, dass Fred ihr einen gibt. Du solltest ihr Pate sein. Versprich mir, dass du auf sie aufpasst. Sie soll ein besseres Leben haben, wie wir", ich hustete ein weiteres Mal. George hatte Tränen in den Augen, nickte jedoch sofort, als ich ihm von der Erbse erzählte. „Felina. Er wollte schon immer eine Tochter haben, die Felina heißt", sagte George und zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen. „Felina ist ein schöner Name. Sie wird uns sicherlich stolz machen. Ich habe Winky eine Tasche mitgegeben. Dort sind meine Erinnerungen und Briefe an sie. Gebt sie ihr wenn sie Hogwarts abgeschlossen hat", ich hustete ein weiteres Mal.

George strich mir beruhigend über den Kopf. „Das werden wir", bestätigte er und lächelte tapfer. Ich sagte einen Moment nichts, erblickte jedoch zu den Füßen eine Menge Personen. Da standen zum einen Bill, Fleur und Charlie, die sich alle an den Händen hielten und weinten. Dann waren da auch noch Molly, Arthur, Percy und Ginny, Harry Potter und Hermine Granger. Ich lächelte. „Versprich mir, dass du dein Lächeln nicht verlierst, ja? Versprich mir, dass du glücklich wirst", forderte ich George auf. Er nickte, zog seine Nase hoch und wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus den Augen. „Danke", murmelte ich und drehte meinen Kopf wieder nach rechts.

George ließ meine Hand los und ich sammelte all meine Kraft, hob sie an und legte sie auf die kalte Wange von Fred. „Er sieht so friedlich aus", hauchte sich, ehe ich meine Augen schloss und ein letztes Mal ausatmete.

Alle Sorgen fielen von mir ab. Alle Zweifel, und es fühlte sich so an, als würde ich in einen bunten Strudel gezogen werden, ehe ich sanft auf Gras gelegt wurde und all die Geräusche aus der großen Halle verstummten. Ich blieb einen Moment auf dem so nach Frühling duftenden Gras liegen, ehe ich mich aufrappelte, nur um festzustellen, dass ich nackt war. Ich fuhr mir meine Haare aus dem Gesicht und erblickte, keine zwei Meter von mir entfernt, einige Kleidungsstücke. Ich ging darauf zu und zog sie mir an.

„Moms Pullover waren schon immer deine Liebsten", ertönte plötzlich eine freche Stimme hinter mir. Erschrocken zuckte ich zusammen und drehte mich um. Und dann stand da Fred mit seinem strahlenden Lächeln und seinen rostroten Haaren, die ihm in alle Richtungen abstanden. Er klang so fremd und doch so vertraut. Ich sah an mir herunter und erkannte, dass es jener Pullover war, den er mir damals am Weihnachtsball gegeben hatte, als es mir zu kalt geworden war. Ich lächelte. Ich sah wieder auf. „Fred?", fragte ich vorsichtshalber nach, was ihm nur dazu brachte, seinen Kopf zu schütteln: „Eigentlich solltest du uns jetzt schon langsam mal auseinanderhalten können. Jetzt, da George sowieso ein Ohr fehlt." Ich grinste. Ich hatte seine dummen Kommentare vermisst. „Wo sind wir?", fragte ich und drehte mich einmal im Kreis. Es sah alles so vertraut aus. Der Wald, der sich hinter mir erstreckte, und auch die Blumenwiese, auf der wir uns befanden. Wir standen auf einem Hügel, doch ich konnte nicht erkennen, was hinter Fred war. „Komm mit. Ich werde es dir zeigen. Tonks und Lupin sollten auch schon da sein, außerdem erwartet dich schon jemand sehnsüchtig", sagte er und streckte mir seine Hand entgegen.

Ich sah unsicher auf seine Hand. Wer sollte auf mich warten, und warum sollten Tonks und Lupin gleich hier sein? Ich trat einen Schritt zurück. „Fred, wo sind wir?", fragte ich nachdrücklich und sah ängstlich auf seine noch immer ausgestreckte Hand. „Wir sind Tod Kate. Wir sind gestorben. Glaub mir, ich habe mir das hier auch alles komplett anders vorgestellt, doch jetzt ist es viel besser. Vertraust du mir denn nicht?", sagte Fred und eine Spur von Verunsicherung war auf seinem Gesicht zu sehen. „Doch natürlich vertraue ich dir. Doch im Moment vertraue ich meinem Verstand nicht." – „Du musst ihm nicht vertrauen. Komm einfach her und alles wird sich von selbst erklären." „Fred, wie kann das alles möglich sein? Das ist doch alles nicht real!", rief ich verzweifelt. „Kate, du stehst auf der Schwelle. Willst du etwa so wie Sir Cadogan enden? Komm zu mir. Vertrau mir. Kate-", er wurde leiser und alles um mich herum verschwamm. Ich konnte hören, wie er mit mir sprach, doch es war alles nur noch gedämpft.

„Nein! Fred! Fred, bitte bleib bei mir! Fred bitte", ich stolperte auf die Stille, an der Fred gestanden war, doch da war niemand mehr. Alles wurde weiß, und zitternd sank ich zu Boden. „Geh nicht", murmelte ich, presste meine Arme um meinen Oberkörper und schloss meine Augen. Tränen brannten mir in den Augen. „Dann komm doch her", plötzlich die Stimme von Fred so nah an meinem Ohr, dass ich erschrocken aufsprang. „Es tut mir so unendlich leid. Ich habe dir alles vorbehalten. Alles, wirklich alles, es tut mir so unendlich leid", er schnitt mir das Wort ab. „Alles gut. Ich verzeihe dir. Ich verstehe warum du das gemacht hast. Sieh es so, immerhin haben wir jetzt noch sehr, sehr lange Zeit, uns zu unterhalten. Komm mit mir." Seine Stimme war so warm, so ruhig wie eh und je. Er hielt mir seine Hand entgegen, und zögerlich nahm ich sie an.

Er grinste breit, als sich unsere Handflächen berührten und er meine Hand schließlich umschloss. Eine selten gefühlte Wärme breitete sich in meinem Körper aus. „Ich wusste schon immer, dass ich dich rumbekommen würde", meinte er mit einem feixenden Grinsen. Ich lachte, fragte dann jedoch sicherheitshalber nach: „Also bin ich jetzt wirklich tot?" Fred nickte: „Ja, und jetzt kann uns auch nichts mehr trennen. Sieh her, alles ist so wie immer. Man kann sogar zaubern! Komm mit. Ich muss dir unbedingt etwas zeigen!" Er zog mich an der Hand den Hügel hinunter, und kaum hatte ich freien Blick auf das, was dahinter lag, riss ich meine Augen auf. „Der Fuchsbau?", murmelte ich verwirrt, und Fred nickte, stolperte mit mir zusammen den Hügel hinunter und führte mich am Garten vorbei, hinein in das Haus. „Es hat sich nichts verändert", sagte ich gedankenverloren und Fred nickte: „Nein, warum denn auch?"

Er führte mich ins Wohnzimmer und als ich hinter seinem Rücken hervortrat, blieb mir die Spucke weg. „Dad!", rief ich aus und umarmte ihn. „Hallo Kleine", flüsterte er und strich mir über den Rücken.

Ich löste mich von ihm und blickte zu den ganzen anderen Menschen im Raum. „Kate, darf ich dir meine Onkel Fabian und Gideon Prewett vorstellen? Sie sind ebenfalls von Antonin Dolohow ermordet worden", zwei junge Männer hoben die Hand. Sie hatten dieselben Haare wie Fred. Als ich mich umdrehte, erkannte ich auch Sirius, der neben meinem Vater auf dem Sofa saß und mich breit anlächelte. Ich drehte mich zu Fred um.

„Wir haben eine Tochter. Sie ist wunderschön, sie sieht genau aus wie du", sagte ich und mein Kinn zitterte, als ich es Fred einfach so in das Gesicht sagte. Er lächelte. „Ich weiß. Felina ist wunderschön, und George wird sich sicherlich gut um sie kümmern. Und selbst wenn George mit ihr an seine Grenzen stößt, Mom wird beiden wohl die Löffel lang ziehen."

Königsblau | Fred WeasleyWhere stories live. Discover now