| 42. Kapitel |

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Es war ein recht lauer Vorweihnachtsabend im Südwesten von England. Ein lauer Wind zog sich über die weiten Landesteile, die der Golfstrom mit sich zog. Wir hatten uns alle etwas festlicher angezogen, da wir noch heute zum Fuchsbau reisen würden. Dort würden wir Weihnachten verbringen und gemeinsam eine wundervolle Zeit haben. Remus und Tonks wollten ebenfalls vorbeikommen, was mich umso mehr freute. Per Flohnetzwerk reisten wir an und wurden sofort vom köstlichen Duft von Mollys Gerichten empfangen. Alle Familienmitglieder der Weasleys waren gekommen, außer Charlie, der leider Arbeiten musste, und Percy, der laut Angaben der Zwillinge dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr im Ministerium schlief, jetzt, da er Juniorassistent des Ministers war. Bill und Fleur jedoch genossen die Zeit im Fuchsbau.

Ich nieste laut, als ich im Kamin im Fuchsbau angekommen war. Keine Sekunde später landete Fred neben und George hinter mir. Ich stieß einen kurzen Wehlaut aus, als Fred auf meinem Fuß landete und kletterte so schnell wie möglich aus der Öffnung hinaus. Ich stolperte und wurde sofort in eine feste Umarmung von Molly gepresst. Mit einem kleinen Grinsen ging ich auf Arthur zu und bedankte mich für die Einladung. „Es freut mich, dass wenigstens ihr die Zeit gefunden habt, mit uns zu feiern", meinte er und rieb mir über die Schulter. „Was hätten wir sonst tun sollen? Ich tische den Jungs garantiert kein Festessen auf", sagte ich und brachte ihn nur zum Lachen. „Hey ihr", begrüßte ich auch Harry, Ron und Ginny, die am Tisch saßen und unsere Ankunft beobachtet hatten. Harry jedoch wandte sofort seinen Kopf ab und stierte über den Tisch hinweg Ron an. Schweigsam standen sie auf und gingen die Treppen hoch in ihre Zimmer. „Was ist denn mit denen los?", fragte ich Ginny, die sich ebenfalls erhob und ertappt rot wurde. „Ich ... Sie glauben, etwas gesehen zu haben", murmelte sie entschuldigend und ging den beiden Jungs hinterher. Verwirrt blickte ich der jüngsten Weasley hinterher, die sich an den Zwillingen vorbeidrückte. „Was ist hier denn los?", fragte Molly verwirrt, stellte sich dann aber wieder hinter den Kochtopf und schnippte mit ihrem Zauberstab. Ich zuckte nur mit den Schultern, ehe wir von einer bekannten Stimme unterbrochen wurden. „Man riecht das hier gut", sagte Remus und mit einem breiten Grinsen ging ich auf ihn zu und umarmte ihn. „Hallo Kate. Lange nicht gesehen." – „Das gleiche kann ich zu dir sagen. Ich hoffe, es geht dir gut." „Selbstverständlich. Nun ja, außer der Tatsache, dass der Vollmond immer näher rückt", für einen Moment sah mein ehemaliger Lehrer betreten auf den Boden, ehe er wieder aufsah und mich anlächelte. „Setzen wir uns. Wie war dein Geburtstag?"

Als das Essen fertig aufgetischt war, unterhielten Remus und ich uns noch immer. Molly rief den anderen, dass das Essen nun soweit sei, ehe sich alle setzten. Ich blieb neben Remus sitzen, und wir unterhielten uns angeregt über den Wolfsbanntrank. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie Harry sich hinter mich stellte und wortlos stehen blieb. Verwirrt sah ich auf und sah ihn fragend an. „Das ist mein Platz", sagte er gefährlich ruhig. Ich zog nur meine Augenbraun hoch und blickte belustigt zu Remus. Eine angespannte Stille war über dem Tisch ausgebrochen. „Gut, okay", sagte ich verwirrt, stand auf und setzte mich anschließend neben Tonks freien Stuhl.

Die angespannte Stimmung, die von Harry und Ron aus ging, breitete sich über dem gesamten Tisch aus. Ron und Harry warfen mir immer wieder abschätzige Blicke zu. Ich schüttelte darüber nur meinen Kopf. Man konnte sich auch kindisch benehmen. Die Stimmung konnte nur von Molly und Tonks gerettet werden, die mit ihren Zauberstäben das Essen auf den Tisch schweben ließen und auf den Tisch fallen ließen. Dieser erschütterte und ächzte unter der schweren Last. Das Abendessen war im Allgemeinen eher entspannt. Die feindseligen Blicke von Harry blieben jedoch. Ron hatte sich irgendwann auf das Essen konzentriert und mich ignoriert. Ich fragte mich, was ich ihm getan hatte, beschloss jedoch, dass es wohl ein Hirngespinst von ihm sein musste. Das Essen ging schnell vorbei, und während es mich noch immer beeindruckte, dass Ron zwei gefüllte Hähnchen verschlungen hatte, verlagerte sich das Beisammensein ins Wohnzimmer. Tonks riss zusammen mit den Zwillingen Witze, was uns schon fast Bauchweh bescherte.

Irgendwann huschte ich in das Zimmer der Zwillinge hoch, um mir eine Strickjacke zu holen. Ich war zwar die ganze Zeit über neben dem Feuer gesessen, jedoch war ich von Natur aus eine sehr verfrorene Person. Ich warf mir die weinrote Jacke über, und als ich mir im Treppenhaus einen Knoten band, erkannte ich Harry und Ginny, die sich im Moment ziemlich nah standen. Ich schätzte die Situation ab und ging mit einem hochgezogenen Mundwinkel wieder hinunter. Ich erkannte, dass Remus und Tonks zusammen mit Molly und Arthur an der Haustür standen und sich auf ein Abschiedswort mit ihnen unterhielten. Ich gesellte mich zu ihnen und umarmte zum Abschied meinen Patenonkel. „Pass auf dich auf Kate", raunte er mir in mein Ohr und ich nickte. „Ja, du aber auch auf dich. Eine gute Verwandlung wünsch ich dir", antwortete ich ihm. Tonks unterhielt sich noch mit Molly, als Remus sich zum Schilfmeer umdrehte, das sich um das Haus erstreckte und dieses musterte. „Was ist los?", fragte ich und blickte ebenfalls hinaus, erkannte jedoch nichts. Remus bewegte sich keinen Zentimeter. Sofort waren alle im Türrahmen angespannt. Jeder sah auf das Feld hinaus. Wie aus dem nichts tauchte ein Feuerball vor uns auf. Dieser bildete einen perfekten Kreis um das Haus.

Ein schwarzer Faden zog sich durch die Lüfte, und sofort hatten alle ihre Zauberstäbe gezückt. Spätestens jetzt war mir klar, dass es sich um Todesser handeln musste. Ich trat einen Schritt vor. Bellatrix Lestrange stand laut gackernd vor uns, neben ihr Greyback. Ich riss meine Augen auf. Das durfte doch nicht wahr sein. Ich merkte, wie mich etwas an meiner Schulter anrempelte. Kurz darauf die Schreie von Remus und Molly. Harry rannte vor mir auf Lestrange zu, die jedoch vor ihm weglief. Danach nochmals ein Rempler. Ginny. Ohne darüber nachzudenken, setzte ich den beiden hinterher und konnte gerade noch so durch die Flammen springen. Remus, Tonks und Familie Weasley war im Kreis eingekesselt.

Meine Atmung ging schwer. Meine Hände zitterten und mein Zauberstab wurde rutschig. Ein Brennen breitete sich in meiner Lunge aus. Die Schilfschwaden zogen sich an mir vorbei, während ich Bellatrix lauschte, die sich damit krönte, dass sie Sirius getötet hatte. Ich blieb stehen, als ich nichts mehr von ihr hörte. Neben mir plötzlich eine Handbewegung. Ich setzte dieser nach und erkannte, dass es sich um Ginny handelte. Sie blieb stehen, und sofort umarmte ich sie von hinten. „Sei leise", knurrte ich in ihr Ohr und drückte ihr meine Hand auf den Mund. Entgeistert sah sie zu mir auf. Ein Rascheln hinter uns ließ uns umfahren. Ich hob meinen Zauberstab bereit einen Spruch zu sagen, und Greyback anzugreifen. „Langsam", sagte ich und ging Schritt für Schritt zurück. Ich stellte mich vor Ginny. Sollte Greyback angreifen, würde er erst an mir vorbeikommen müssen. Gefährlich baute sich der Werwolf vor uns auf. Unsere Füße standen plötzlich in Wasser und nur schwer konnte ich das Gleichgewicht auf dem rutschigen Untergrund halten. „Bleib stehen Greyback", knurrte ich bedrohlich und blieb stehen. Dieser setzte jedoch nur ein hämisches Grinsen auf. Ginny drückte ich weiterhin zurück. Eine kleine Erhebung war hinter uns. Dort könnte man sicher stehen, jedoch war man von allen Seiten her angreifbar.

Kurz darauf ein Ruck von rechts und Potter warf einen Entwaffnungszauber auf Greyback, ohne zu wissen, dass dieser gar keinen Zauberstab bei sich trug. Daraufhin verzog er seine hässliche Grimasse nur zu einem dämlichen Grinsen und erhob sich in schwarzem Rauch. Schweres Atmen. Links. Rechts. Überall um uns herum. Wir drehten uns im Kreis. Panik kroch mir in die Knochen, während irgendwo das Rufen nach Harry und Ginny ertönte. Dann brachen Flüche über uns herein. „Portrego Maxima", rief ich und sofort baute sich eine Schutzmauer um uns herum auf. Plötzlich standen Tonks, Remus und Arthur neben uns und die Flüche brachen hab. Ich musterte das Schilf und erkannte die amüsiert funkelnden Augen von Bellatrix. Ich kniff meine Augen zusammen, sprang durch das Wasser auf sie zu und verfolgte sie. Diese lachte jedoch nur auf, und bevor ich sie ergreifen konnte, erhob sie sich in die Lüfte und kurz darauf folgten ihr weitere Rauchschwaden. Ich fiel zu Boden und landete im Matsch. Augenblicklich jedoch rappelte ich mich auf und setzte ihnen hinterher. Plötzlich, das Zerschmettern von Glas und Explosionen. Sofort wurden meine Beine schneller und trugen mich zurück zum Fuchsbau. Das helle Licht, das dieser ausstrahlte, ließ mich schnell die Schlüsse ziehen. Ich konnte mir gut vorstellen, was gerade geschehen war.

Atemlos blieb ich neben Molly und Fred stehen. Angsterfüllt sahen sie zu ihrem Zuhause auf. Ich schluckte schwer. Da war nichts mehr zu tun. Bellatrix und Greyback hatten ganze Arbeit geleistet. Molly war den Tränen nahe, als die anderen schwer atmend neben uns stehen blieben. Ich kniff meine Augen wütend zusammen und sah auf den Boden. Meine Gefühle kochten über. Der Dezember war doch bis jetzt so gut gewesen. Und ausgerechnet an Weihnachten, ausgerechnet an Weihnachten, musste alles so schief gehen.

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt