»Du sollst sie loslassen.« Ich blieb ruhig und fixierte weiter seine Augen.

»Du vögelst mein Mädchen und meinst dann noch, hier eine dicke Lippe riskieren zu können?« Mit diesen Worten zog er Jenna hinter sich, als müsse er sie vor mir schützen. Erschrocken blickte sie mich an.

Er glaubte also wirklich, dass Jenna und ich zusammen waren? War das sein ganzes Problem? Das es jemand anderen geben konnte als ihn?

»Lass es gut ein Matt. Bitte.« Jegliche Stärke, die zuvor noch in ihrer Stimme mitschwang war der puren Angst gewichen. War es die Sorge, dass er eine Dummheit begehen würde, oder ich? Ich war noch nicht dahintergekommen, welchen Stellenwert dieses Arschloch bei ihr hatte aber ich hoffte, ich würde es schnell herausfinden. Mein Blick schweifte für einen kurzen Augenblick zu ihr. Wollte sie mir ernsthaft andeuten, dass ich mich verziehen sollte? Ich sollte sie mit diesem Typen allein lassen? Das konnte nicht ihr Ernst sein. Ich wusste nicht, was er ihr alles angetan hatte. Nichts, wirklich nichts auf dieser Welt rechtfertigte es eine Frau derartig schlecht zu behandeln. Zu lange hatte ich zugesehen, wie mein Vater meine Mutter zerstörte. Niemals würde ich zulassen, dass Jenna sich in eine solche Abhängigkeit begeben würde. Nicht, solange ich es verhindern konnte.

»Sie hat jemanden verdient, der sie wie eine Prinzessin behandelt und nicht wie sein Eigentum.« Es war mir nicht klar, ob mein Zorn auf meinen Vater oder meine Wut auf ihn aus mir sprach. Aber egal was es war, diese Worte entsprachen der Wahrheit.

»Du hast keine Ahnung, was sie verdient, Hemdchen. Also halt deine Klappe und verschwinde. Ich sage es dir ein letztes Mal.« Er machte einen leichten Schritt auf mich zu, seine linke Hand zur Faust geballt, denn seine Rechte war immer noch fest um Jennas Handgelenk geschlossen. Links war nicht seine starke Hand, ich wusste noch zu gut, wie mich seine Rechte traf. Ich war also eindeutig im Vorteil.

Doch kaum hatte ich diesen Gedanken verfolgt, sah ich aus den Augenwinkeln, wie Jenna ins Taumeln geriet. Matts Hand hatte sich gelöst und es war wie in Zeitlupe, als sie Rückwärts auf die Treppe zufiel. Egal wie, ich wäre nicht rechtzeitig da, um den Sturz abzufangen, denn er stand genau vor mir, blickte immer noch mich an, ehe er meinem Blick folgte. Ihr Kopf schlug gegen das Geländer und ein fürchterlicher Gong erschien, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Kopfverletzungen waren niemals harmlos. Wir hatten auf dem Feld schon so einige gesehen.

»Was hast du getan!«, brüllte ich, und wäre ihm beinahe an den Kragen gesprungen, hätten mich nicht zwei starke Arme gepackt.

»Nicht jetzt, Chris« raunte Ben.

»Verpiss dich Matt, ich meine es ernst, ich nehme dich auseinander.« Ich versuchte mich aus dem Griff meines Kumpels zu lösen. Versuchte Jennas Blick zu erhaschen, doch sie wurde von Matt verdeckt, der sich zu ihr herunterbeugte und ein »Klar, Hemd« brummte, ehe er sich ihr zuwendete. Dann erhob er sich, ließ sie auf der Treppe sitzen, wendete sich mir zu und grinste mich siegessicher an, ehe er mir den Mittelfinger zeigte. Ich zerrte erneut, doch Ben wollte mich einfach nicht gehen lassen. Verdammt. Ich würde den Kerl umbringen, egal was alle anderen hier nun dachten.

»Kümmere dich um Jenna.« Ben lenkte mit seinen Worten meine Aufmerksamkeit auf sie zurück. Sie hatte ihre Hand vor dem Gesicht, auf der Blut zu sehen war. Augenblicklich sackte mein eigenes in meine Beine. Dann übergab sie sich.

»Jen, alles gut?« Ben hatte mich losgelassen und ich eilte zu ihr, gefolgt von einigen anderen, die die Situation aus sicherer Entfernung zuvor beobachteten.

»Ich hatte alles im Griff«, knurrte sie mich an und ihre Augen funkelten böse. Ich liebte es, wenn sie mich so ansah. Was darauf folgte liebte ich allerdings nicht. Sie übergab sich ein weiteres Mal, direkt auf meine Schuhe.

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